Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/140

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Will ich mich und meinen Bruder nennen,
Seiner Feinde Zahl sogar noch wächst;
Denn in diesem Fall muß ich bekennen,
Daß wir waren gegen ihn zu Sechst.
„Wenn ich eher wär' hereingekommen,“
Sprach die Mutter, „steh ich Euch dafür,“
„Hätte nicht die Pfeife mitgenommen“
„Dieser Taugenichts von Officier!“
Darauf ließ mein Vater sich vernehmen:
„Liebe Frau, ich will Dir sagen jetzt,“
„Manchmal muß man seinen Zorn bezähmen,“
„Fühlt man sich auch noch so tief verletzt!“
„Gestern gab ich selber erst die Lehre:“
„Meine Freunde, schickt Euch in die Zeit,“
„Und gerathet mit dem Militaire,“
„Welches durchzieht, nur in keinen Streit!“
„Leidet lieber einen kleinen Schaden,“
„Wenn Ihr auch das Recht habt in der Hand,“
„Als daß Euch aus Rache die Soldaten“
„Stecken Euer ganzes Dorf in Brand!“
„Sollt' ich nun um einer Pfeife willen“
„Heute schlagen mich mit dem Husar?“
„Und nicht tragen den Verlust im Stillen,“
„Abzuwenden größere Gefahr?“ —
Da der Räuber sich noch ganz betrunken,
Eh' er weiter ritt aus unserm Ort,
War er bald vom Pferd herabgesunken,
Und die Pfeife auch schon wieder fort.
Hatte sie der Bote auch gefunden,
Den er aus dem Dorfe mit sich nahm,
Doch mein Vater auch von diesem Kunden
Sie in seinem Leben nicht bekam.
's war ein Meerschaumkopf, der vorn und hinten
Zwar mit Silber hübsch beschlagen war;
Doch war unten drin ein Loch zu finden,
Da er durchgebrannt war ganz und gar. —
Meteore, die sich selten machen,
Wenn man Jetzt vergleicht mit Früherhin,
Feuerkugeln, Irrwische und Drachen
Sah ich manches Mal vorüber ziehn.
Zwar die erste Kugel, die ich sahe,
War nur eines Menschenkopfes dick,
Und wiewohl sie fiel mir ziemlich nahe,
Sah ich doch sie nur mit einem Blick.
Doch die zweite glich dem vollen Monde,
Wenn derselbe eben gehet auf,
Und noch schwebet überm Horizonte,
Eh er höher steigt in seinem Lauf.
Deutlich sah ich aus den höchsten Lüften
Schräg sie fallen und nur mäßig schnell,
Und die Nacht mit ihren dunklen Triften
Wurden durch sie plötzlich mittaghell.
Da ich wollt' nach Wingertshausen reisen,
Dort zu predigen den andern Tag,
Mir ein Bote zwar, den Weg zu weisen,
Mit der größten Zuversicht versprach.
Doch als wir die Kugel nun gesehen,
Jeder staunend von derselben sprach.
Gerne ließ ich Jenen vor mir gehen,
Und ich ritt ihm ganz gemächlich nach.
Weil er aber stets philosophirte
Ueber jenes schöne Meteor,
Er sich von dem rechten Weg verirrte,
Den er endlich ganz und gar verlor.
Statt nach Wingertshausen bracht' der Bote
Mich nach einer guten Stunde Zeit
Nun von Burkhards bis nach Eschenrode,
Wo wir hatten wieder grad so weit.
Nun gings durch den Hohlweg rüstig weiter,
Welcher damals gliche einem Bach,
Während vor dem Pferde mein Begleiter
Immer erst das schwache Hohleis brach.
Da er sein Laternchen nicht versehen
Hatt' mit Oel für diese läng're Zeit,
Drohte unterwegs es auszugehen,
Und wir hatten doch noch ziemlich weit.
Jetzo sah ich einen Irrwisch kommen,
Der sich näherte uns immer mehr;
„Könnten wir nur Oel von dem bekommen,“
Sprach ich, „doch er gibt uns keines her!“
„O, das will ich ihn schon hurtig lehren;“
„Halten Sie nur hier ein wenig still;“
„Etwas muß er von dem Oel entbehren,“
„Mag er sein auch, wer er immer will!“
So sprach mein Gefährte, weil er meinte,
Daß der Irrwisch auch ein Wandrer sei,
Und wiewohl ich dieses ihm verneinte,
Suchte er ihm doch zu kommen bei.
Lachen mußt' ich, als er nach ihm rannte,
Bis er seinen Irrthum ward gewahr,
Und dann mit Beschämung selbst erkannte,
Daß er wirklich auszulachen war.