Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/099
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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
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Familienpensionat der Frau Regierungsrat Brüggemann in Hannover. Seit ihrer Rückkunft von dort weilt Lina im Elternhause;
als 9. Kind: ein Söhnchen; es wurde geboren am 14. Februar 1873 in Wetzlar, starb schon am 16. und ward am 19. desselben Monats zu Grabe getragen.
Am 23. Februar 1895 mußte der Vater Julius Kellner, dessen Gesundheit schon seit längeren Jahren durch ein organisches, seine Ernährung erschwerendes Halsleiden gelitten hatte, einem Schlaganfalle erliegen. In seinen gesünderen Jahren von frischem Geiste und gern vergnügten Sinnes, legte ihm späterhin sein Leiden und die Abnahme seiner Kräfte große Entsagung an allen geselligen Freuden auf. Sein liebenswürdiges Wesen erhielt er sich aber auch in dieser für ihn schweren Zeit und hat dieses wiederum auch ihm viele Liebe erworben. — Minchen, die das Andenken an ihren geliebten Gatten in treuem Herzen bewahrt, hat in ihrer Tochter Lina eine gute und getreue Hausgenossin behalten.
Das 6. Kind von J. H. G. Christian Spamer in Hermannstein, und zwar das 3. Kind 3. Ehe, ist: Ludwig Ernst Spamer, Oberamtmann auf Kinzigheimer Hof bei Hanau und später in Darmstadt, geboren am 6. April und getauft am 17. April 1843 in Hermannstein. Seine Paten waren: Kreisrichter Louis Emmelius in Bendorf (Oheim) und Fräulein Luise Sturm in Wetzlar. Ludwig kam Herbst 1855 in die Quarta des Gymnasiums zu Gießen, wurde am 1. Juni 1857 in der dortigen Stadtkirche durch Pfarrer Landmann konfirmiert und verließ Herbst 1859, nach noch halbjährigem Besuche der Sekunda, das Gymnasium, um sich praktisch und theoretisch für die Landwirtschaft auszubilden. Einer zweijährigen Lehrzeit auf dem Hofgute Appenborn bei Londorf folgte 1861/62 der Besuch der landwirtschaftlichen Schule in Friedberg und von 1863 bis 1866 praktische Tätigkeit als Verwalter auf thüringischen Gütern zu Guthmannshausen, Roßleben und Ostramondra. Hiernach besuchte Ludwig drei Semester 1866/67 die mit der Universität Halle verbundene landwirtschaftliche Akademie. Nach fernerer Tätigkeit auf Gütern und informatorischen Reisen pachtete er Ende Januar 1872 das Domänenvorwerk Kinzigheimer Hof bei Hanau. Erst am 1. Januar 1882 verlobte er sich, und zwar mit Fräulein Marie Klingspor in Wetzlar, geboren am 8. September 1859 als Tochter des Pfarrers Heinrich Klingspor und dessen Ehefrau Lina, geborene Groos, zu Koppelweide bei Gummersbach. Am 20. Mai 1882 wurden die Verlobten in Wetzlar von Pfarrer Schöler getraut. Dem Hochzeitsfeste, welches zugleich mit demjenigen von Anna Kellner und Dr. Hans Wiesinger gefeiert wurde, ließen sie eine Reise in die Schweiz und nach Oberitalien folgen. Am 1. August 1874 wurde Ludwig durch den damaligen Oberpräsidenten von Bodelschwing zum Standesbeamten von Bruchköbel und drei naheliegenden Orten, im Mai 1886 durch die Regierung in Kassel zum Gutsvorsteher ernannt, wonach er auf seinen Antrag, von dem zeitigen Landrat in Hanau, Grafen Wilhelm von Bismarck, vom Standesamtsdienst enthoben ward. Am 27. März 1889 erhielt Ludwig das Patent als Königlicher Oberamtmann durch den damaligen Preußischen Minister für Landwirtschaft, Freiherrn Lucius, einen Charakter, welcher bei befriedigendem Verlaufe des Pachtverhältnisses nach einer 18jährigen Pachtzeit verliehen werden kann, die Treue zum Königlichen Hause und Förderung des Staatswohls verlangt und Schutz der damit verbundenen Rechte zusagt. — Nach 26 Jahren mehr und weniger schweren Kampfes mit widrigen Verhältnissen, welche er auf die Dauer nicht zu überwinden vermochte, gab Ludwig Ende 1898 seine Pachtung ab und zog am 23. Januar 1899 mit seiner Familie nach Darmstadt. Dort verlor er leider schon am 31. Juli desselben Jahres seine fleißige, treu waltende Gattin, welche gar manche Sorge und Mühe mit ihm getragen und, bei ihrer nicht starken Konstitution, den Überzug aus der Landwirtschaft zur Stadt wohltuend empfunden hatte. Sie mußte einem schon länger bestandenen Frauenleiden erliegen, welches sie standhaft ertrug, und welches die ärztliche Kunst nicht