Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/078

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[077]
Nächste Seite>>>
[079]
Datei:Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


Nicht Alle sind sie schon gestorben,
Die ich als Freunde mir erworben;
An Freundinnen auch fehlt mir's nicht,
Die noch bescheint das Sonnenlicht.
O, möchte diesen Guten allen
Mein heutig Loos doch auch noch fallen:
Daß heiter sie und mit Vergnügen
Das Achtundsiebzigste erstiegen! —
Sie zählen meist schon zu den Alten,
Drum möchte gern ich sie behalten.
Wir sind noch nach der alten Mode
Und bleiben's auch bis zu dem Tode.
Da Freud und Leid seit langen Jahren
Zusammen haben wir erfahren,
In sonnigen und trüben Stunden
Uns immer haben treu erfunden,
Ist unser Freundschaftsbund je länger
Geworden auch um so viel enger,
So daß wir eben als die Alten
Noch inniger zusammen halten.
Was liegt daran, wenn auf den alten
Gesichtern auch entstehen Falten?
Wenn jugendlicher Glanz den Wangen
Auch mit den Jahren ist vergangen?
Wenn uns're Haare auch beweisen,
Daß wir gehören zu den Greisen?
Wenn auch Gestalt und Gang und Wesen
Nicht so mehr sind, wie sie gewesen?
Es schlagen doch die alten Herzen
Noch treu in Freuden und in Schmerzen!
Es sprechen doch die alten Zungen
So freundlich noch, wie einst die jungen!
Es zeigt der Druck der welken Hände
Doch, daß man sich noch wohl verstände!
Es leuchtet aus den vielen Runzeln
Doch noch ein wohlgefällig Schmunzeln!
Es lassen's doch die alten Seelen
Nicht am Beweis der Liebe fehlen!
Es sagt doch noch der Augen Licht,
Daß Keins den Bund der Freundschaft bricht!
Das ist der Grund, warum wir Alten
So gern uns noch zusammen halten. —
Doch werden keineswegs die Jungen
Deswegen von mir übersprungen.
Wer hätte nicht die Jugend gern,
Ist selbst von ihr er noch so fern?
Ich Achtundsiebzigjähriger
Bin kein ihr Angehöriger;
Doch freue ich mich gern noch heute
Im Kreise froher, junger Leute;
Ja, sind sie brav sowohl, als heiter,
So bin noch gern ich ihr Begleiter.
Da hör' und seh' ich herzlich lachen,
Und Scherze stets und Witze machen;
Und sitzen wir bei Bier und Wein,
So steigt noch unser Fröhlichsein,
So wird bei Sang und Gläserklang
Auch Keinem mehr die Zeit zu lang.
Doch sitz' ich gern nur bei Bekannten,
Am liebsten bei den Anverwandten;
Und seh' ich gar im kalten Winter
Die Kinder und die Kindeskinder
Um mich versammelt so, wie heute,
Dann schwimmt mein Herz in lauter Freude.
Und kann es größ're Freude geben
Für mich noch in dem Erdenleben,
Als wenn, wie jetzt, in meiner Nähe
Ich meine Kinder um mich sehe,
Die immer treu mir sind geblieben,
Und heute mich noch herzlich lieben?? —
O, hörte diese Liebe auf,
So schlöß' ich gern den Pilgerlauf,
Und ginge lieber aus der Welt
Zu Jenen über'm Sternenzelt,
An deren Liebe, deren Treue
Ich ohne Ende mich erfreue! —
Ich danke meinem Gott und Herrn
Für Euch, Ihr lieben Kinder, gern!
Und habe auch die Zuversicht,
Daß uns're Liebe nimmer bricht! —
Für heute fehlt nur meinem Glücke,
Daß ich nicht Alle hier erblicke,
Die Kinder ich und Enkel nenne,
Und froh als solche anerkenne.
Da aber sie zu uns gehören,
So wollen wir sie nicht entbehren,
Und rufen drum zum Schlusse noch:
Sie sollen mit uns leben hoch!!!
Christian Spamer.“