Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/077

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Verbleiben. Am liebsten hätte derselbe auf seiner Rückreise nach Ilseder Hütte den lieben Vater mit heim genommen. Er fand aber zur Zeit mit seiner Bitte noch kein Gehör, besonders weil für den Sommer von den Töchtern Hermine und Anna Besuche in Wetzlar geplant waren. Doch erfüllte der Vater etwa 4 Wochen später den Wunsch der Ilseder und verweilte bei ihnen bis zum 24. Juli. An diesem Tage fuhr er, von Hermine und seinen Enkelchen Anna und Karl Spamer begleitet, nach Düsseldorf ins Quartier Groos. Dieses hatte im laufenden Sommer auch manchen anderen Besuch zu empfangen aus Anlaß einer großen Industrie-Ausstellung, welche in der rheinischen Provinzialhauptstadt abgehalten wurde. So sah man auch den Großvater Spamer mit seinem Enkel Karl in den Ausstellungsräumen umher wandeln und bei einem Glase Bier der Ruhe pflegen. Nach etwa 14tägigem Verweilen unter den Fittichen der Familie Groos reiste Chr. Spamer nach Wetzlar zurück und empfing dort im Hause Kellner seine Reisegefährten von Ilsede wieder, welche eine Woche vor ihm Düsseldorf verlassen und inzwischen bei ihren lieben Verwandten in Elberfeld, Köln und Burbach Einkehr gehalten hatten. In Wetzlar gefiel es denselben noch fernerhin, bis am 14. August die Zeit ihrer Rückkehr zur Hütte gekommen war. Zwölf Tage später hatte der Vater dann die Freude, seine Tochter Anna mit ihren zwei ältesten Jungen ins Haus Kellner einziehen und eine Woche verbleiben zu sehen. — Später, im Oktober, erhielt er zweimal den Besuch Bruder Karls. — Doch auch betrübende Erlebnisse brachte das Jahr 1880 für ihn: seine von ihm sehr verehrten Schwägerinnen Henriette Steinberger und Sophie Emmelius starben am 23. Juli, bezw. am 8. September, und am 23. November schied Frau Friederike Schmidt, die liebenswerte Schwester Julius Kellners, mit welcher ihn herzliche Freundschaft verband, aus diesem Leben. Ein treuer Besucher und Gesellschafter blieb ihm sein Neffe Hermann Steinberger in Gießen, mit dem er gerne und öfter verkehrte, wie auch dieser ihm stets eine aufrichtige Anhänglichkeit bewies. — Die Zuschüsse, welche der Vater seinen Kindern zuwandte, erreichten im besprochenen Jahre, durch Rückzahlung einer seiner Rabenauer Obligationen erhöht, den Betrag von je achthundert Mark.

Am 2. Februar 1881 überreichte Chr. Spamer seinen Kindern, die sich gerne zur gewohnten Feier um ihn eingefunden hatten, nachfolgende schönen Verse, in denen er die, trotz mancher geschwundenen, ihm noch verbliebenen Freuden seines Alters schildert:

„Ihr lieben Kinder! Hier und dort
Geht Einer nach dem Andern fort
Von denen, die wir näher kannten,
Und die wir gute Freunde nannten,
Und Keinen führet eine Brücke
Aus jenem Lande mehr zurücke.
Wer einging in das Reich der Todten,
Dem ist der Rückweg streng verboten;
Die sich im Tode von uns trennen,
Wir nie mehr zu uns rufen können;
Es dringt nicht bis in's tiefe Grab
Zu ihnen unser Ruf hinab. —
Wenn aber zu gewissen Zeiten
Die Lieben schneller von uns scheiden,
Und ihre Lücken hier auf Erden
Um ebenso viel größer werden;
Dann kommt wohl Jedem in den Sinn;
So gehest du auch schnell dahin. —
So kommt es jetzt mir selber vor,
Da ich der Guten fünf verlor
Im letztvergangnen halben Jahr,
Mit welchen auch verwandt ich war; —
Fünf ehrenwerte brave Frauen,
Die ich geachtet mit Vertrauen;
Mit welchen ich gescherzt gelacht,
Und manche Stunde froh vollbracht;
Die nun ich noch in ihrem Grabe
In gutem Angedenken habe. —
„Ihr seid dahin! Es thut mir leid!“
„Wir theilten ja so manche Freud',“
„Und keine, die uns nach der Zeit“
„Nur im Geringsten hat gereut!“
„Ich danke Euch! Ihr ruht in Frieden!“
„Nur für die Zeit sind wir geschieden!“ —