Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/071

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Meine liebe, gute Tochter!
Wie das Bächlein über Kiesel rinnet
Sanft und munter, ungetrübt und klar,
Fließe Dir das Leben, das beginnet
Mit dem heute angetretnen Jahr!
Wie das Fischlein im gewohnten Bache
Sich der Frische und Gesundheit freut,
Fühle Du Dich unter Deinem Dache
Recht behaglich wohl zu jeder Zeit!
Wie das Vöglein unter grünen Zweigen
Seinem Schöpfer Dankeslieder singt,
Mag Dein Mund durch Freudentöne zeigen,
Daß Dein Herz dieselben Opfer bringt!
Wie das Kindlein seiner Mutter trauet,
Und zu ihr sich flüchtet in der Noth,
Traue Dem, der liebend auf Dich schauet,
Und Dich führet über Welt und Tod!
Wie das Bienlein nicht des Dankes wegen
Fleißig ist für seinen ganzen Schwarm,
Bist Du's für Dein ganzes Haus; dagegen
Sei sein Dank dafür doch immer warm!
Wie das Bienlein, Süßigkeit zu saugen,
Gerne auf bekannten Blumen weilt,
Labe ich mich gern an treuen Augen,
Welche Freud und Leid mit mir getheilt!
Wenn ich nur in Deine Augen blicke,
Und Du schauest mir in's Angesicht,
Sehen beide wir zu unserm Glücke:
Uns're alte Liebe rostet nicht!
Ist denn uns're Liebe alt zu nennen?
O gewiß, sie könnt' nicht älter sein!
Denn im Nu, als wir uns lernten kennen,
Zog sie schon in uns're Herzen ein!
Heute vor elf Jahren hatten beide
Wir sie auch schon schriftlich uns erklärt,
Und sie ward seitdem von keiner Seite
Auch nur einen Augenblick gestört!
Nein, sie wuchs seit ihrer ersten Stunde,
Da sie täglich neue Nahrung fand,
Auf der vollen Achtung warmem Grunde,
Wo sie vor Erkältung sicher stand!