Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)/18
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gemacht worden, indem Devrient die sechs älteren Generationen der Ernestinischen Fürsten des sächsischen Hauses in Bezug auf Familiencharakter, Eigenschaften und Eigenthümlichkeiten genau untersucht hat.[1]
Dabei glaubt Devrient gefunden zu haben, „daß in dieser Familie wirklich von einer im Ganzen gleichmäßigen politischen Sinnesart und einem gewissen regelmäßigen Einfluß dieser auf die Politik geredet werden darf".
Fragt man nun, auf Grund welcher Ursachen das Vorhandensein eines solchen Familiencharakters, das Vererben derartiger Eigenschaften überhaupt möglich sein kann, so steht man wieder vor einer Reihe von ungelösten Fragen. Eine viel größere Rolle, als Viele anzunehmen geneigt sind, spielt hier offenbar die Erziehung, die Einwirkung der Eltern und, unter Umständen der Großeltern auf das Kind. Blaue Augen und blonde Haare lassen sich nicht anerziehen, bei Eigenschaften des Geistes, des Charakters, des Gemüthes wird man dagegen in erster Linie an die Einwirkung durch die Erziehung denken müssen, und in der Regel wird man doch die Einwirkung durch die Erziehung seitens der Eltern als die maßgebendste ansehen müssen, um so mehr, da auf die Eltern in der weitaus größten Mehrzahl der Fälle die Auswahl der etwaigen fremden Erzieher zurückzuführen sein wird. Können aber Eigenschaften des Geistes, des Gemüthes, des Charakters der Kinder ihnen von ihren Eltern auf dem Wege der Erziehung überkommen sein, so kann das Gleiche bei den Eltern von Seiten ihrer Eltern, also des Kindes Großeltern, bei den Großeltern von des Kindes Urgroßeltern stattgefunden haben. So kann man annehmen, daß sich ein Familiencharakter ohne Vererbung blos durch Erziehungseinflüsse ausbildet, wobei noch besonders zu bedenken ist, daß, da der Vater als Familienoberhaupt schließlich im Großen und Ganzen doch für die Erziehung der Söhne der maßgebende Theil ist, ein sich gleich
- ↑ Vierteljahresschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. 1897. Heft 1.