Ziele und Aufgaben der wissenschaftlichen Genealogie (Kekule von Stradonitz)/31
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das familienacfchichtlichc Material zu sammeln, zu ordnen, kritisch zu verarbeiten und zur Stammtafel lind Ahnentafel, wenn möglich zur Familiengeschichte auszugestalten. Jeder Edelmann müßte sich dessen bewußt scin, daß er durch Auf¬klären und Zusammenstellen seiner ssamiliengeschichtc einen Baustein liefert für die Erforschung der höchsten Probleme der Wissenschaft. Jeder Mensch mußtc sich dessen bewußt sein, aber dcr Mcl ist cbm m der glücklichen Lage, cin reicheres und leichter zugängliches Material zur Verfügung M haben. Klagend nnch aber auch dem Adel dcr Genealoge ent¬gegen rufen: es fehlt au genealogischem Interesse! Selbst für die Geschichte des eigencu Geschlechtes fehlt wunderbarer-weise das Interesse m sehr uiclcn Fällen. Das ist um so bedauerlicher wegen des unbestreitbaren ethischen Werthes dcr Familiengeschichtsforschung. Ich habe mich darüber schon cin-nml ausgesprochen") und wcib nichts besseres zu thuil, als meine damaligen Ausfuhr«ngen zn wiederholen. Ich führte damals aus: „Familicngefchichtsforschmig und Familiensinn stehen in Wechselbeziehung: wer Familiensinn in höherem Maße besitzt, wird geneigt sein, sich mit der Geschichte des eigenen Geschlechtes zu befassen; wird Familien¬geschichte in einem Geschlechte betrieben, eine solche vielleicht sogar verfaßt und gedruckt, so wird ohne Zweifel der Familiensinn, das Gefühl der Zusammen¬gehörigkeit bei den Mitgliedern dieses Geschlechtes ge¬weckt und gefördert. Ist es ferner nicht unzweifelhaft, daß die lobeuswerthen Thaten dcr Vorjahren dem Enkel ein Ansporn sein werden, ihnm nachzuahmen, sich ihrcs Namens würdig zu erweisen, daß die Fehler, die von ihum begangen wurden — und in welchem Geschlechte ist Derartiges nicht vorgekommen? — ihm ein warnendes Veiwiel sein werden, wenn er es nur
- 1 Der Deutsche Herold, Jahrgang 1894, S. 143.