Schlabesymmem
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Hierarchie
Regional > Litauen > Schlabesymmem
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Schlabesymmem
Einleitung
Schlabesymmem, Groß Götzhöfen, 1540 Schlabesymmem, 1647 Schlabßemb, 1657 Friedrich von Götzen, 1888 Adlig Götzhöfen, Kreis Memel, Ostpreußen.
- Mit "Adlig" wird ein adliger Gutsbesitzer mit den entsprechenden adligen Vorrechten bezeichnet: hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Jagd- und Fischereirecht, Patronat, Brauerei-, Brennerei-, Verlagsgerechtigkeiten, Herrschaftsrecht gegenüber dem Personal. Selbst der König konnte in diese Rechte nicht eingreifen. Ab 1800 wurden die adligen Güter Rittergüter genannt.
Name
Der alte Name bedeutet "nasse Erde". Der Alternativname Götzhöfen bezieht sich auf die aus der Mark Brandenburg stammende Adelsfamilie von Götzen.
- prußisch "slapis" = nass
- nehrung-kurisch "slapš" = nass
- preußisch-litauisch „šlapias“ = nass, feucht
- preußisch-litauisch "šlapa" = das Regenwetter
- "šlapuma" die nasse Stelle
- litauisch "šlapias" = nass
+ prußisch "semme, zeme"/ nehrungs-kurisch "zems"/ lettisch "zeme"/ litauisch "žeme" = Erde
Politische Einteilung
1874 besteht die Landgemeinde Götzhöfen und der Gutsbezirk Götzhöfen, Rittergut. 1888 besteht die Landgemeinde Götzhöfen, Adlig und der Gutsbezirk Götzhöfen. Das zu Adlig Götzhöfen gehörige Vorwerk Marienhof (Kr.Memel) wurde 1858 mit Schmelz (Kr.Memel) zu einem Gemeindebezirk vereinigt.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Schlabesymmem gehörte 1912 zum Kirchspiel Memel Land.
Katholische Kirche
Schlabesymmem gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Standesamt
Schlabesymmem gehörte 1907 zum Standesamt Szarde.
Geschichte
Wie viele ostpreußische Ortschaften verdankt die Gemeinde ihren Namen einem der ersten Grundbesitzer. Dies waren ursprünglich verdienstvolle Söldner des deutschen Ordens, der sie für ihre Treue mit Landbesitz belehnte. Wir haben jedoch eine erste namentliche Kunde aus dem Anfang des 16. Jh. über einen Besitzer namens Hans Gibbisch, dessen Grundstück Gibbischen-Höfchen dort lag, wo dann später das Gut Götzhöfen entstehen sollte. Der Besitz vergrößerte sich durch den Anschluß von Gedmin-Herde. Übrigens entstand aus diesem alten Gemarkungsnamen die litauische Gedminai für das spätere Gut Götzhöfen. Unter dem folgenden Besitzer Wirgauder vergrößerte sich der Grundbesitz beachtlich, so daß seine Grenze im Norden bereits an die Krugländereien des Kruges Auf der Schmelze stieß. Im Jahre 1657 verkauften die beiden Erben von Wirgauder, Anna Raschke und ihr Bruder Martin von Dehmen, das Land an den Amtshauptmann Friedrich von Götzen, durch den schließlich der deutsche Name Götzen-Höfen entstand. Mit über 500 ha gehörte es neben den Gütern von Prökuls und Baugskorallen zu den drei größten Gütern des Kreises Memel und sollte es als solches auch bis in das 19. Jahrhundert bleiben. Dem Besitzer Friedrich von Götzen gehörten letztendlich sogar auch Tauerlauken, Kollaten, das Fischerdorf Schmelz und das Vorwerk Memel. Diesen großen Besitz erbte der Leutnant Friedrich Ehrentreich von Götzen, der es 1635 an den Kaufmann Michael Eichert verpachtete. 1657 erhielt das Gut vom Kurfürst das adlig-kölmische Recht und 1707 vom preußischen König auch alle adligen Rechte eines adligen Rittergutes zuerkannt. Diese Rechte erwirkte sich der neue Besitzer, der Generalmajor Graf Boguslav Friedrich Reinhard von Dönhoff. Er war ein Verwandter von M. Eichert und hatte die Gutsländereien von F. von Götzen gekauft. 1721 verkaufte er es weiter und zwar dem Generalmajor und Kommandanten von Memel Baron Carl de Brion zusammen mit Wohn- und Brauhaus, 15 Bauern und dem Smelte-Krug. Doch noch im gleichen Jahr trat C. de Brion das Gut an den Baron Heinrich von Löwen ab, der die Witwe seines verstorbenen Bruders Jakob de Brion geheiratet hatte und mit ihr auch die von diesem angekaufte Besitzung Rumpischken erhielt. Wegen der Kriege mit Schweden und Rußland und wahrscheinlich auch wegen mehrerer Mißernten litt die Landwirtschaft sehr. Die Barone von Löwen gerieten in Schulden und verloren den Gutsbesitz. 1779 erwarb den Götzehöfen der polnische Kammerherr Gottlieb von Gregorski. 1801 erbte das Gut seine Tochter Charlotte. Zu Ehren dieser Tochter wurde das Tauerlauker Vorwerk: „ Charlottenhof“ genannt. Graf von Werschowitz war der Gatte von Charlotte. In dieser Zeit ist wahrscheinlich mit dem Bau des großen Gutshauses begonnen worden. Die Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern im Jahre 1842 war für den alten Grafen der wirtschaftliche Todesstoß. 1848 verstarb er 80jährig und wurde unter der Kapelle auf dem Gutsfriedhof neben seiner Gattin Charlotte beigesetzt. (Dieser Friedhof wurde ungefähr um 1960 vernichtet.) Die jetzt freien Bauern erwarben Teile der Gutsländereien. So entstand 1842 eine selbstständige Gemeinde Adl. Klein Götzhöfen. 1846 lebten auf dem Gut 33 und im Dorf 87 Menschen. 1851 erwarb das Gut der Kommerzienrat Karl Friedrich Gubba aus Memel, der englischer oder schottischer Herkunft war. Er brachte das Gut wieder in wirtschaftliche Höhe. Sein Sohn James Gubba hatte in England Landwirtschaft studiert. Er modernisierte das Gut, indem er das Herrenhaus fertig baute und die Wirtschaftsgebäude in Ordnung brachte. Auch schuf er ein Gestüt und einen erstklassigen Viehbestand. Von 1870 bis 1873 war er nationalliberaler Landtagsabgeordneter in Preußen. Nach seinem Tode 1886 bewirtschaftete seine Witwe Jennie Richter-Gubba das Gut weiter und übergab es 1894 ihrem Sohn James. Dieser James investierte in weitere Verbesserungen. Er brachte das Gut durch systematische Drainage, den Bau einer großen Dampfringofenziegelei und Verbesserung des Inventars weiter auf die Höhe landwirtschaftlicher Technik. Sein größtes Einkommen hatte er aus der Viehzucht. So züchtete er z. B. Trakehner, die er an das Heer verkaufte. Und er kaufte im Jahre 1917 die 45 ha des 1842 entstandenen Adl. Klein Götzhöfen an und fügte sie dem Gut Götzhöfen wieder hinzu. 1916 war das Gut Götzhöfen 430 ha und 1917 dann 476 ha groß. James Gubba wurde im ersten Weltkrieg allerdings auch zum Kriegsdienst eingezogen, kehrte aber zurück und führte sein Gut weiter, das etwas kleiner geworden war. Es besaß 1926 nur noch 355 ha Land. Es änderte sich auch nichts als das Memelland 1923 von Litauen besetzt wurde. Die Geschichte des privaten Gutes Götzhöfen endete 1939. In diesem Jahr verkaufte der letzte Besitzer das Gut dem deutschen Staat und das Ehepaar zog nach Königsberg. Das Dorf Klein Götzhöfen war in der Zwischenzeit ebenfalls gewachsen und hatte 1896 eine Volksschule erhalten. In den letzten Kampftagen um den Brückenkopf Memel im Dezember 1944 bis Ende Januar 1945 lag Götzhöfen direkt in der Hauptkampflinie und wurde dabei stark zerstört. Übrig geblieben ist das einstige Herrenhaus des Gutes, das allerdings während und nach dem Krieg stark gelitten hat. Als durch die Entwicklung der Stadt in den 70er Jahren auf dem einstigen Gutsgelände um das alte Gebäude bereits neue Bauten entstanden, wurde mit den ersten Restaurationsarbeiten an dem Gutshaus begonnen. Nach Abschluß der Arbeiten entstand ab 1983 in dem Gebäude das Eduardas-Balsys-Kunstgymnasium. Heute ist das Gebäude von Grünanlagen eingefaßt und eines der schönsten erhaltenen alten Gutshäuser des Kreises Memel. Aus Anlaß des 20jährigen Schuljubiläums erschien 2003 im Verlag „Libra Memelensis“ eine „Kurzgeschichte des Gutes Götzhöfen“.
Quellen: Deutsche Nachrichten für Litauen (Norbertas Stankevicius), H.A. Kurschat „Das Buch vom Memelland“, nach der Zusammenstellung von Viktor Kittel, Westerland auf Sylt.
Laut Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang Memelland, 4. Auflage, Leipzig 1922
- James Gubba, 465 ha
Zufallsfunde
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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