Greven
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Steinfurt > Greven
Früherwähnung
Name
„Greuaon in pago Dregini" 9. Jhdt.; „uilla Greuen" 1137; .,Greven" 1172; „Graven" 12. Jhdt.; „Greven" 1280.
Grundeigentum
- Kloster Werden hatte hier im 9. J. Besitz.
- 1137 schenkt der Münstersche Bischof Werner dem Altare „b. Marie Magdalene" in der bischöflichen Kapelle zu Münster 5 Schilling aus dem Dorf Greven.
- Kloster Überwasser in Münster hatte hier im 12. Jhdt. Besitz.
Freigrafschaft Greven
1282 verkauft Dietrich von Schonebeck die Freigrafschaft über das Ksp. Greven an den Münsterschen Bischof Everhard.
Kirche
- 1172 wird der Priester Wescelinus erwähnt
- 1181 Kirchspiel Greven
- plebanus Giselbert 1246.
Landschaftslage
Gre¬ven liegt 40-60 m hoch an der Mündung der Aa in die Ems auf Talsandterrassen beiderseits der Ems (der alte Ortskern auf dem rechten Ufer) im nördlichen Münsterland inmitten einer zum Teil waldreichen, sandigen Ebene, umgeben von zwei gleichnamigen weit ausgedehnten Streusiedlungsgemeinden : „Greven links der Ems" im Südosten und „Greven rechts der Ems" im Norswesten.
Ursprung der Ortschaft
Um 890 zuerst genant. Fränkische Neusiedlung, die wohl aus zwei altsächsischen Nachbarschaften entstand.
Stadtgeündung
Anfang 13. Jhdts. Markt, aber Stadtgründung mißlang, ebenso 1803 bzw. 1821; Er¬hebung zur Stadt am 22.11.1949 durch den Innenminister von Nordrhein-Westfalen.
Stadt als Siedlung
Bauliche Entwicklung
Ausgehend von der Kirche als Mittelpunkt wuchs der Ort nach Norden entlang der Marktstraße, nach Süden entlang der Münsterstraße und nach Nordwesten entlang der Emsstraße. Am Nordrand des Dorfes zog sich in Fortsetzung der Bakenlandwehr ein Wall mit Graben und Hecke hin („Die Hecke"). Langsame Ausdehnung in die nordwestliche Emsniederung, wo Nierodde (heute: Niederort) ent¬stand (16. Jhdt.), und nach Süden, wo „Der Hoek" in der Lindersheide entstand (17. Jhdt.). Im 19./20. Jhdt. planloser Ausbau nach Norden, 0sten und Süden. 1954 bebaute Fläche : etwa 416 ha.
Gebäude
Die kath. St.-Martinus-Pfarrkirche, die durch ihre erhöhte und zentrale Lage das Ortsbild beherrscht, ist fränkischen Ursprungs, Pfarre 1181 genannt, Turm Ende 12. Jh., Schiff um 1500, erweitert unter Abbruch des Chors 1892-94. Südlich Grevens, am Endpunkt der Schiffbarkeit der Ems lag die Zollburg Schöneflieth, Mitte 13. Jhdts. erbaut, zerstört 1276, Neubau um 1360 durch das Domkapitel von Münster, dem sie seit 15. Jhdt. als Landsitz diente, fast ganz abgebrochen 1810-12, Burgkapelle (St. Paulus).
Brände
Brände, die das Ortsbild nicht grundlegend änderten: 1453, 1573, 1622, 1655, 1674, 1679 und 1683.
Zerstörung 2. Weltkrieg
Schäden durch den 2. Weltkrieg und anschließende Beschlagnahme des nördlichen Ortsteils zugunsten der DP's vom April bis Mai 1945: 19 Wohnhäuser völlig zerstört, 1.061 beschädigt; Gebäudeschäden bei zwei größeren Textilfirmen, Pfarrkirche durch Flakbeschuß 15-20 % be¬schädigt. Völlig zerstört wurden 12.900 qm (3% der bebauten Fläche).
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1498/99: 38 Haushaltungen, 1589: 61 Haushaltungen, 1664: 86 Haushaltungen, 1749: 860 Einwohner.
Seuchen
Pest: 1350, 1581, 1599, 1633, 1636. Eng¬lische Seuche : 1529. Rote Ruhr: 1676.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Schatzungslisten ab 1498/99.
- Kirchenbücher: Taufbuch 1645, Traubuch 1663, Totenbuch 1764 mit groß. Lücken.
- Status animarum 1749.
- Adreßbuch o. J. (1910).
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1813-1814 (Zivil) Aufgebote, Heiraten
- 1808-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1827-1832 (rk.) Sterbelisten
- 1823-1823 (Juden, Bürgermeisterei) Geburten, Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Kaufmann Johann Christoph Biederlack, * 1773, + 1854.
- Mundartdichter Ludwig Terfloth, * 07.01.1796, + 15.05.1887.
- Mundartdichter Anton Rieke, * 10.09.1826, + 01.07.1895.
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 3.537 Einwohner (E.), 1843: 4.223 E., 1858: 4.566 E., 1871: 4.845 E., 1885: 5.556 E., 1895: 3.649 E., 1905: 4.724 E., 1910: 5.417 E., 1919: 5.468 E., 1925: 6.245 E., 1933: 7.726 E., 1939: 8.708 E., 1946: 8.460 E., 1950: 10.822 E.
Sprache
Die niederdeutsche Mundart als Umgangssprache in Greven liegt in dem Raum Münster des Westfälischen (Kennzeichen: ju 'euch', sin `[ich] bin', bauen `bauen'). Die Grevener spotten über den Nachbarort Altenberge: „Vö usse Döör in dat Spöör leip en Göör . . ." wo sie Düör, Spüör, füör sagen (Göör = 'Maulwurf').
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Greven war seit dem 13. Jhdt. wegen seines bedeutenden Vieh-, Pferde- und Krammarktes Montag nach Bartholomäus (Ende August) bekannt, seit 1765: 2 Kram- bzw. Viehmärkte, seit 1847 : drei. Frühzeitig Fernhandel mit Spezereien, Holz- und Massengütern emsabwärts nach Ostfriesland, Holland und England. Wichtigstes Gewerbe die Weberei. Seit dem frühen 18. Jhdt. Textilhandel, dem die Textilindustrie folgte; Gründungen: 1855, 1859-84, 1874, 1887, 1888, 1896, 1900, 1919. Daneben Holz- und Lederverarbeitung (1896), Holzhäuser (1863). Holzverarbeitung, mechan. Schreinerei (1924), Drahtstifte, Mühlenbetrieb, Zwieback- und Zuckerwaren (1839), Limonaden und Likör (1893), Lederwaren (1945). Handelshäuser des 18. Jhdts.: Cordes (Cordes-Linnen), Biederlack (seit Ende 17. Jh.), Haverkamp, Schründer (1776).
Verkehr
Greven hatte früh eine beträchtliche Verkehrsbedeutung durch seine Lage an der bis hierhin für kleine Fahrzeuge schiffbaren Ems und an der hochmittelalterlichen Handelsstraße Münster -Greven- Rheine -Lingen nach Holland und Emden (via regia). Im 14. Jhdt. Schönefliethbrücke als Fußbrücke über die Ems, erste Fahrbrücke 1777, Eisenbetonbrücke 1936-37. 1954: Bundesstraße Münster-Ibbenbüren. Schnellzughaltestelle der Hauptstrecke Hamm -Münster- Rheine –Emden- Norddeich. Der Dortmund-Ems-Kanal (1899) läuft 6 km seitlich Grevens und brachte die früher für Greven so wichtige Emsschiffahrt fast ganz zum Erliegen.
Umgebungsbedeutung
1954: Da Münster und Rheine leicht zu erreichen sind, hat Greven nur für den engsten Umkreis Bedeutung.
Verwaltung
Rat
Seit 1561: 2 Vorsteher bzw. Gildemeister des Dorfes nachweisbar. Seit etwa 1704: Rat aus 4 Rottmeistern und 1 Bürgermeister. Schon im 17. Jhdt. ist das Bauerntum daraus verdrängt und er ergänzt sich immer aus Handwerkern und Kaufleuten. 1809: Munizipalitätsrat aus Bürgermeister, 2 Beigeordneten und 16 (seit 1812: 20) Räten für Dorf und Ksp. Greven; 1816: Gemeinderat aus Vorsteher und 7 Räten als Teil des Gesamtgemeinderates des Amtes Greven; 1894: Trennung des Dorfes vom Ksp., seitdem Vorsteher bzw. Bürgermeister und 12 Gemeinderäte für das Dorf. Seit 1950: Stadtrat mit Stadtbürgermeister (in Personalunion mit Amtsbürgermeister) mit 11 Räten. Wiedervereinigung mit dem Kirchspiel (Greven rechts und links der Ems) 1952. Verwaltungsgemeinschaft mit Gimbte 1954.
Gericht
Das Gogericht tor Meest, auf der Grenze der Kirchspiele Altenberge und Greven, wurde nachweislich seit 1580 auch unter der Linde am Kirchplatz abgehalten. Der Gograf wurde vom Domkapitel in Münster bestellt. Daneben bestand schon 1172 das Freigericht unter der Linde an der Bakenstiege, dessen Richter von der Stadt Münster bestellt wurde. Diese hatte das Freigericht, zu dem der Stuhl in Greven gehörte, Ende des 13. Jhdts. gekauft.
Landesherrschaft
Greven gehörte zum Fürstbt. Münster und Amt Wolbeck. Die Hoheitsrechte wurden weitgehend vom Domkapitel wahrgenommen. Greven war ein der Stadt Münster zugewandter Ort der Hanse. Landfriedensschluß (Westfälischer Teillandfrieden) zu Greven 1316.
- Bis 1802 Fürstbistum Münster, Amt Wolbeck (historisch)
- 1802-06 preuß. Erbfürstentum Münster, Münsterscher Kreis 1802-1806
- 1802-06 (links der Ems) Fürstentum Rheina-Wolbeck
- 1806 Großherzogtum Berg, Emsdepartement, Arrondissement Münster
- 1810 Kaiserreich Frankreich, Oberemsdepartement, Arrondissement Osnabrück
- 1813-1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1815-1946 preußische Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Münster, bis 1816 Kreis Tecklenburg, 1816 Kreis Münster, Amt Greven
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, ab 1975 Kreis Steinfurt
Kriegswesen
Wehrhoheit
Die Wehrhoheit wurde vom domkapitularischen „Führer" ausgeübt.
Schützengilden
Wahrscheinlich gehen die Bürgerschützen als ursprünglich wehrhafte Institution, die seinerzeit in 4 Rotts nach Ortsteilen eingeteilt waren, auf das Jahr 1704 zurück. Daneben gab es seit 1703 die Schützen der Heilig-Geist-Brüderschaft. Das Vogelschießen, das noch 1954 den Kern der Schützenfeste bildete, ist nachweisbar seit dem 16. Jhdt.
Siegel, Wappen, Fahne
Beschreibung:
Mit der Stadtwerdung 1950 wurde die silberne Emspünte auf blauem Hintergrund zum neuen Stadtwappen. Schon Ende des 18. Jahrhunderts hat es Versuche gegeben, ein Grevener Wappen ohne Erlaubnis des Münsterschen Domkapitels einzuführen. Damals hatte man sich als Wahrzeichen Grevens ein Schiff ausgesucht, das - wie 1801 begründet wurde - sehr passend war, weil der Ort damals eine besondere Vorliebe für die Schifffahrt auf der Ems hatte. In der Tat war Greven lange Zeit der Endpunkt der Schifffahrt auf der Ems. Das Recht zum Tragen dieses Wappens ist der Stadt am 6. März 1950 vom Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen worden. Quelle: Stadt Greven www.greven.net Stadtfahne: blau-weiß-blau mit schmalen blauen Bahnen, im breiten weißen Feld das Stadtwappen. |
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirchen
Katholische Kirchen
Geschichte
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Evangelische Kirche Greven/Westfalen:
Taufregister 1867-1875, Batchnummer C96149-1
Heiratsregister 1869-1885, Batchnummer M96149-1
Katholische Kirche Greven/Westfalen:
Taufregister 1803-1836, Batchnummer C96150-3
Taufregister 1836-1875, Batchnummer C96150-4
Heiratsregister 1811-1814, Batchnummer M96150-1
Heiratsregister 1862-1876, Batchnummer M96150-5
Quelle: International Genealogical Index (Mormonen) |
Historische Quellen
- Sterbelisten 1827-1832
(Quelle: Staats- und Personenstandsarchiv Detmold)
Bibliografie
Genealogische Bibliografie
- Raphaela und Herbert Kirschnick: Familienbuch des Kirchspiels Greven - Die Grevener Bevölkerung vor 1820, Greven 2002, 2 Bde., 2121 Seiten, ISBN 3-929613-08-5
Periodika
- Grevener Geschichtsblätter 4 (2006/2007), 35 S., 17 Abb., 5 €. Hrsg. Stadtarchiv Greven. ISBN: 978-3-928372-16-9
Internetlinks
Adressbuch Greven 1912 [1]
Offizielle Internetseiten
Stadt Greven http://www.greven.net (29.09.2005)
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>GREVENJO32TC</gov>