Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/146

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Eine Frau, beweinend ihren Sohn.
„Ach, die Angst hat mich hierher getrieben;“
Sprach sie, „da mein Sohn darauf besteht,“
„Daß er sich dem Teufel hätt' verschrieben;“
„Was mir eiskalt durch die Seele geht!“
„Kommen Sie doch zu dem Fieberkranken;“
„Reden Sie demselben kräftig zu,“
„Daß er diesen schrecklichen Gedanken“
„Fahren läßt und findet wieder Ruh!“
„Morgen“ — sprach darauf ich zu der Alten —
„Komme ich nach Blasbach frühe schon,“
„Und sobald ich dort die Kirch' gehalten,“
„Will ich gleich besuchen Euren Sohn!“
Dieser Bursch stand in der vollsten Blüthe,
Und sein Bett dem Ofen viel zu nah,
Dessen Platte bis zur Hälfte glühte,
Als ich ihn am nächsten Morgen sah.
„Nein, es unterlieget keinem Zweifel,“
„Wenn Ihr solche Höllenhitze macht,“
Sprach ich zu dem Vater, „daß der Teufel“
„Im Gehirne Eures Sohns erwacht!“
„Macht das Feuer in dem Ofen kleiner;“
„Laßt zum Fenster frische Luft herein;“
„Denn in diesem Dunst kann auch nicht Einer“
„Athmen ohne Angst und Herzenspein!“
Erst als er gethan, wie ich befohlen,
Und die Atmosphäre reiner war,
Daß man freier Athem konnte holen,
Ward der Fieberheiße mich gewahr.
Als ich fragte, wie er sich befinde,
Sah er mich mit wirren Blicken an:
„Ach, Herr Pfarrer, welche große Sünde“ —
Sprach er seufzend — „habe ich gethan!“
„Wär' ich immer doch so brav geblieben,“
„Als ich war bis noch vor kurzer Zeit!“
„Doch seit ich dem Teufel mich verschrieben,“
„Bin ich nun verdammt in Ewigkeit!“
„Und wie könnet Ihr Euch unterstehen,“
Sprach ich, „so zu reden, da Ihr wißt,“
„Daß ein so abscheuliches Vergehen“
„Einem Menschen ganz unmöglich ist!“
„Was ich eben habe ausgesaget,“
„Habe ich in Wahrheit auch gethan;“
„Denn mein eigenes Gewissen klaget“ —
Sprach er — „mich doch nicht vergeblich an!“
„Wißt Ihr,“ frug ich, „denn auch ohne Zweifel,“
„Wann und wo und wie die That geschehn?“
„Und wie damals der leibhaft'ge Teufel,“
„Als er bei Euch war, hat ausgesehn?“
„Sagt mir auch, was Euch dazu getrieben,“
„Und was Euch gegeben hat den Muth,“
„Daß Ihr Euch dem Teufel habt verschrieben,“
„Und ob es geschah mit Eurem Blut?“
„Und womit der Satan Euch bestochen,“
„Als Ihr botet Eure Seele feil?“
„Was hat er Euch denn dafür versprochen?“
„Und ist es geworden Euch zu Theil?“
Als er über diese meine Fragen
Erst gestaunt, und weiter nachgedacht,
Fing's auf einmal bei ihm an zu tagen,
Und er war aus seinem Wahn erwacht.
„Ach, wie soll ich Ihnen dafür danken,“
„Daß Sie mich befreit aus meiner Noth“
„Und von einem schrecklichen Gedanken,“
„Der noch ärger war, als wie der Tod!“
Also sprach er, als ich von ihm schiede,
Und er war so froh von Herzensgrund,
Und so ganz getröstet im Gemüthe,
Daß er bald auch leiblich ward gesund. —
Zwei von unsern Hermannsteiner Kranken
Kamen später zu verschied'ner Zeit
Auch auf den verzweifelten Gedanken,
Daß verscherzt sei ihre Seligkeit.
Wenn sie wollten an dieselbe glauben,
Lasse es der Teufel doch nicht zu,
Sondern suche ihnen stets zu rauben
Alle Hoffnung sammt der Seelenruh'.
's war ein Mann und eine Frau, und beide
Hatten sie ein redliches Gemüth,
Und sie kamen nur zu diesem Leide
Durch ihr melancholisches Geblüt.
Beide hatten sich auch vorgenommen,
Daß sie hungern wollten sich zu Tod',
Weil sie dadurch hofften eh'r zu kommen
Aus der großen Angst und Seelennoth.
„Seit Ihr „Scrivers Seelenschatz“ gelesen,“
„Zweifelt Ihr an Eurer Seligkeit;“
„Darum, wenn Ihr wieder wollt genesen,“
„Gebt das Buch mir mit auf kurze Zeit!“
„Ich will Euch den Witschel dafür leihen;“
„Wenn Ihr diesen eine Zeit lang lest,“
„Will ich Euch im Voraus prophezeien,“