Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/147

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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„Daß von Eurem Trübsinn Ihr genest!“
Also sprach nach manchen andern Worten
Zu dem Manne ich als einem Freund,
Und er ist von Schwermuth frei geworden
Schneller, als wir beide es gemeint.
Zwar mit seinem Leben ging's zu Ende,
Aber dankbar gab er mir die Hand,
Weil er nun mit froher Hoffnung könnte
Ziehen in das bessre Vaterland. —
Und die Frau war steif und fest entschlossen,
Selber sich dem Hungertod zu weihn,
Deßhalb ließ sie von den Hausgenossen
Niemand mehr in ihre Stube ein.
Da ihr Mann mir dieses traurig klagte,
Ging ich mit und pochte an die Thür',
Und sobald ich, wer ich wäre, sagte,
Oeffnete sie augenblicklich mir.
„Aber sagt mir doch, aus welchen Gründen“
„Ihr Euch selber geben wollt den Tod!“
„Und wie heißt denn die von Euren Sünden,“
„Die Euch nicht vergäb' der liebe Gott?“
„Alle Sünden, welche wir bereuen,“
„Wären sie an sich auch noch so schwer,“
„Will er ja aus Gnade uns verzeihen,“
„Wie Ihr wißt aus seines Sohnes Lehr'!“
„Wenn Ihr aber nähmet Euch das Leben,“
„Wäret Ihr verdammt in Ewigkeit;“
„Denn sobald Ihr Euch den Tod gegeben,“
„Hättet Ihr zur Reue nicht mehr Zeit!“
Als ich so begann ihr zuzureden,
Sprach sie weinend wie ein kleines Kind:
„Nein, ich will mich auch nicht selber tödten;“
„Denn es wär' die allergrößte Sünd'!“
„Wenn ich Sie nur öfters hören könnte,“
„Faßte ich auch wieder neuen Muth;“
„Denn die Angst, in der ich mich befände,“
„Sagen Alle, käme nur vom Blut!“
„Nun, so handelt auch mit Ueberlegung,“
Sprach ich, „und verdünnet Euer Blut!“
„Trinket Wasser, macht Euch oft Bewegung“
„In der Luft, so wird es wieder gut!“
Später kam sie, um sich zu bedanken,
Und ich habe herzlich mich gefreut,
Daß von ihren finsteren Gedanken
Sie für immer völlig war befreit. —
Einiges aus meiner Mutter Leben,
Das ich halte für erzählenswerth,
Will ich auch zum Besten jetzo geben,
Wie ich's habe von ihr selbst gehört.
Als ihr Vater einmal Würste kochte,
Und sie zusah als ein Mägdelein,
Das noch nicht zwei Jahre zählen mochte,
Fiel sie in den Kessel ganz hinein.
Da ihr Vater dieses sah mit Grauen,
Steckte er alsbald sein armes Kind
Durch ein Schöpfloch, das in's Eis gehauen,
In den Bach, der nah' vorüber rinnt.
Und die Cur ist ihm so wohl gerathen,
Die er in Verzweiflung angewandt,
Daß sein Kind genommen keinen Schaden,
Denn das Wasser löschte gleich den Brand.
Zwischen einigen nur von den Zehen,
Wo das Wasser keinen Zugang fand,
Konnten Bläschen hier und da entstehen,
Die verursacht waren durch den Brand.
Meint man nicht, es hätte sterben müssen
Dieses Kind, das nur im Hemdchen war?
Doch die Aeltern haben Gott gepriesen,
Der es rettete so wunderbar.
Als das Mädchen nachher hat gezählet
Ungefähr der Lebensjahre acht,
Hatt' ein Bäschen, eh' es sich vermählet,
Gegen seinen Bräutigam Verdacht.
Dieses kam nach Schotten, um zu hören,
Ob auch sein Verdacht gegründet sei,
Mit dem unabweislichen Begehren,
Daß die Kurzin schlage ihm ein Ei.
Diese Frau war durch ihr Eierschlagen
Damals weit umher berühmt im Land,
Denn sie konnte auch ihr Schicksal sagen
Denen, die sie nie zuvor gekannt.
Als des Eies seltsame Figuren
Stiegen in dem klaren Wasser auf,
Sah sie ganz genau nach ihren Spuren
Und nach ihrem weiteren Verlauf.
Da die Braut dabei begann zu fragen,
Was sie denn in ihrem Glase säh',
Sprach die Frau: „Ich muß die Wahrheit sagen,“
„Thue ich auch Ihrem Herzen weh!“
„Der, dem Sie Ihr Händchen wollen reichen,“
„Hat ein andres Mädchen schon geküßt,“
„Und es wird sich in der Kürze zeigen,“