Bad Laasphe
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Kreis Siegen-Wittgenstein > Bad Laasphe
Name
Lassafa (780-807), Lasphe (1219-1634), Lasfa (1275), Laspe (1299), mundartlich “Lose“.
Landschaftslage
Rund 330 m hoch in einem 9strahligen engen Talknoten an der Mündung der Laasphe in die Lahn, inmitten des durchwegs waldbedeckten Wittgensteiner Berglands (Teil des Rechtsrheinischen Schiefergebirges), überragt vom Schloß auf einem 470 m hohem Bergsporn zwischen Lahn und Laasphebach.
Ortsursprung
Alte Wallburg oberhalb von Schloß Wittgenstein. villa Laasphe 780-807. Schloß Wittgenstein zuerst erwähnt 1174.
Stadtgründung
Laasphe erhielt Stadtrechte in der 2. Hälfte 13. Jhdts., das Privileg ist nicht erhalten. 1277 „civitas“, 1295 „oppidum“. 1438 großes gräflich Wittgensteinsches Stadtprivileg.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Planmäßig entwickelt mit länglichem Grundriß, einer breiten längsgerichteten, wenig gekrümmten Hauptstraße (Westnordwest nach Ost) und gitterförmigem Straßennetz. Von der Stadtmauer rings um Laasphe waren 1954 nur Reste erhalten; 2 Tore (im Westen und Osten), 5 Türme nach Merian 1650. Auf dem „Steinchen" im Osten der Stadt im Mittelalter ein Wartturm, um 1954 Ehrenmal. Die Stadt war in 4 Quartieren organisiert.
Gebäude
Ein Pfarrer wird 1219 erwähnt, ev. Kirche St. Anna, Übergangsstil, Turm 1237, Bau 1303. Schloß Wittgenstein 1 km westl., Wittikindistein 1194, Umbau durch Graf Ludwig d. Ä. 1570, Graf Gustav 1670, Graf Johann Ludwig 1780, Schlo߬kapelle St. Katharina 1325, Hofkirche seit 1632, für öffentliche Gottesdienste 1740. - Rathaus.
Brände in der Stadt
Große Brände kurz vor 1438, 1506.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1620: 84 Häuser, 1662: 76 Häuser, 1682: 95 Häuser, 652 Einwohner
Seuchen
Pest 1623 (etwa 25% Bevölkerungsverlust).
Bevölkerungsverzeichnisse
Kirchenbücher: ref. seit 1583.
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- Bad Laasphe (ev., Stadt) Geburten, Heiraten, Tote 1808 – 1874
- Bad Laasphe (ev., Land) Geburten, Heiraten, Tote 1819 – 1874
- Bad Laasphe (Juden, Bürgermeisterei) Geburten, Heiraten, Tote 1822 – 1837
- Bad Laasphe (Gerichtsbuch) Geburten, Heiraten, Tote 1847 – 1874
- Bad Laasphe (Dissidenden, Gerichtsbuch) Geburten, Heiraten, Tote 1853 – 1873
Berühmte Personen
- oh. Bonemilch, 15. Jh. in L., Weihbischof von Erfurt, Prof und Rektor in Erfurt, + 1509.
- Graf Ludwig der Ältere von Wittgenstein, Ober¬hofmarschall des Kurfürsten von der Pfalz, be¬teiligt an den niederländischen Freiheitskriegen, 1522-1605.
- Graf Johann von Wittgenstein, 1601 bis 1657, Gesandter des Großen Kurfürsten in Münster, 1608 brandenburgischer Statthalter in Minden, + Berlin.
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 1.445 Einwohner (E.), 1840: 1.815 E., 1854: 2.147 E., 1867: 2.111 E., 1871: 2.032 E., 1885: 2.223 E., 1895: 2.192 E., 1905: 2342 E., 1.933: 3.133 E., 1939: 3.021 E., 1946: 5.071 E., 1950: 5.227 Einwohner.
Sprache
Die Mundart von Laasphe ist mitteldeutsch und gehört in den hessischen Raum des Rheinfränkischen. Kenn¬zeichen : wos 'was', Eis 'Eis' Brurer 'Bruder', Flääsch 'Fleisch', verkafe 'verkaufen'.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Alte Wollfabrikation : Wollweberzunft 1446, Verdoppelung des Wollzolles zugunsten der Stadt 1597, Tuchfabriken um 1845. - 1740: 7 Zünfte. Eisenhämmer in Laasphe und Laaspherhütte um 1600, Laaspher Hammer 1738, dann 2 Hämmer im 18. Jh. Friedrichshütte 1830, Amalienhütte in Niederlaasphe 1848. Um 1954: Herstellung von Maschinen und Blechwaren (1905, 1920), elektrischen Instrumenten, Holzwaren, Bett¬federn; Ziegelei, Sägewerk, Waldwirtschaft.
Verkehrseinrichtungen
Im Jahre 1954: Gute Lage im Fernstraßenverkehr: Bundesstraßen Siegen-Laasphe-Biedenkopf sowie Frankenberg-Laasphe-Dillenburg. Straßen nach Altenhundem (-Dortmund-Hagen) und nach Berleburg-Winterberg. Nebenbahn Marburg-Wallau -Laasphe-Erndtebrück-Kreuztal.
Umgebungsbedeutung 1954
Einflußbereich hauptsächlich aufwärts an Lahn und Laasphe für die engere Umgebung.
Verwaltung
Rat
1277 Schöffen. 1357 Bürgermeister und Schöffen zu Laasphe. Später 2 Bürgermeister, Ratsherren und Schöffen aus den ratsverwandten Familien. Die Bürgermeister wechselten jährlich. über jedem Stadtviertel stand ein Gemeinsmann. Durch gräfliches Privileg von 1744 ein Stadtrat von 8 Ratsverwandten eingeführt, unter denen 2 Gerichtsschöffen ohne gerichtliche Funktionen waren. Der Graf ernennt aus 2 vom Rat vorgeschlagenen Mitgliedern den jährlichen Bürgermeister; ähnlich die Ergänzung des Rates. 1770 Einsetzung einer Polizeidirektion mit gräflichen und städtischen Mitgliedern.
Gericht
Eigenes Gericht Laasphe 1237. Die Rechte des Grafen vertrat später der Schultheiß. Das Gericht in Laasphe war seit 1569 zugleich Landgericht; bis dahin hatte die Stadt Laasphe einen eigenen Gerichtsbezirk im Amt Wittgenstein gebildet.
Landesherrschaft
Landesherren
Landesherrliche Stadt der Grafen von Wittgenstein (seit 1174) bzw. Siegfrieds I. (1238 bis 1277), der Laasphe dem Grafen Wilhelm von Jülich aufträgt und es von ihm zu Lehen empfängt 1277. 1295 waren oppidum Laasphe und Schloß Witt¬genstein Kölner Lehen der Grafen von Wittgenstein, später mehrfach bestätigt. Um 1359 kam Laasphe an Salentin von Sayn; 1403 wurden Stadt und Schloß als nassauische Pfandschaft an Johann von Katzenelnbogen verkauft; 1424 an Köln versetzt. 1506 vorübergehende, 1605 dauernde Landesteilung durch Graf Ludwig, dessen jüngster Sohn Ludwig die Linie Sayn-Wittgenstein-Wittgenstein begründete (seit 1651 Sayn-Wittgenstein-Hohenstein). Hierzu gehörte seitdem auch Laasphe, bis es 1806 mit dem Fürstentum an das Großherzogtum Hessen fiel. 1816 an Preußen, Bildung des Kreises Berleburg, später Kreis Wittgenstein (in Berleburg) Land Nordrhein-Westfalen 1946.
Siegel, Wappen, Fahne
Älteres Wappen: In Schwarz ein von 2 Türmen beseitetes silbernes Tor; zwisch. den Türmen schwebend ein gevierteter Schild, in dessen 1. und 4. rotem Feld je eine silberne 2türmige Burg, im 2. und 3. silbernen Feld 2 schwarze Pfähle stehen. Siegel 1352: Stadttor, beiderseits mit Türmen versehene Mauer, darüber schwebend der Schild der Herren von Wittgenstein, 2 (schwarze) Pfähle (in Silber). Dementsprechend zeigt das 1937 bestätigte neuere Stadtwappen in dem schwebenden Schild nur 2 schwarze Pfähle.
Finanzwesen
Münzwesen
Laaspher Währung genannt 1351.
Stadtgebiet
1885: 1.055 ha, 1937: 1.044 ha, 1949: 1.029 ha. Vom Gutsbezirk Sayn-Wittgenstein wur¬den bis 1929 eingemeindet die Wohnplätze Schloß Wittgenstein, Friedrichshammer, Amtshaus Laasphe und Reckhammer mit zusammen 61 Einwohnern. (1905).
Kirchenwesen
Bistümer seit Mittelalter
- Erzbistum Mainz seit 9. Jh., Archidiakonat St. Martin bis 2. Hälfte 11. Jh., später Erzstift St. Stephan, dessen Vertreter der Dekan in Arfeld war.
- Seit 1821 Paderborn, Dekanat Siegen. Laasphe ist als Kirchort sehr alt, aber nicht Urpfarrei, Pfarrer 1219, sedes vor 1307 in der Diözesan¬beschreibung. Patron der Kirche St. Anna immer der Landesherr, nachweislich seit 1326. Das Amt der Hofgeistlichen seit 1740 häufig von Laaspher Pfarrern ausgeübt. Kalandsbruderschaft 1484 bis 1540 erwähnt.
Reformation
Reformation 1552 völlig durchgedrungen, reformiert seit 1583.
Bekenntnisse
1839:7 Kath., 1871: 18 Kath., 1900: 90% Ev., 1925: 63 Kath., 1946: 874 Kath.
Juden
Im Mittelalter gräflich Wittgensteinsche Schutz¬juden in Laaspherhütte, mit Synagoge und Schule. 1682: 24, 1819: 80, 1855: 125, 1895: 145, 1925: 124 Juden in Laasphe.
Wohlfahrtspflege=
Wasserleitung 1889. Teilkanalisation für den geschlossenen Ortsteil seit etwa 1900.
Bildungswesen
Schulen
Lat. Schule mit theologischem Rektor seit Reformationszeit, eingegangen um 1800, dafür höhere Privatschule unter dem 2. Pfarrer. Deutsche Schule vom Organisten geleitet. Außerdem Mäd¬chenschule. -Übernahme des Schulwesens durch die Stadt 1830. Nach Eingehen der Privatschule zwei gehobene Klassen zugefügt, daraus Rektoratsschule (Selekta) entstanden, besteht 1954 nicht mehr. Präparandenanstalt nach 1870, bis 1923, dann Oberschule in Aufbauform, 1954 staatl. Gymna¬sium in Aufbauform. Landwirtschaftliche Win¬terschule Ende 19. Jh. bis etwa 1908.
Zeitungen/Druck
- Wittgensteiner Zeitung bis 1943
- Das schöne Wittgenstein (Heimatztg.) 1927 -43
Quelle
- Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
Bibliografie
- Weiershausen, A. A.: Dialektgeographie des Kreises Wittgen¬stein (Teildruck und Manuskript 1929 — behandelt die Mundart von Laasphe.).
- Rühm: Die Entwicklung des fürstlich Wittgensteinschen Waldes (o. J.).
- Klein: Studien zur Wirtschafts- und Sozial¬gesch. der Grafschaft Sayn-Wittgenstein vom 18. bis 19. Jh. (1935).
- Göbel, F.: Geschichte der Stadtschule zu L. (1879).
- Wrede, G.: Territorialgesch. der Grafschaft Wittgenstein (1927)
- Heinzerling, in: Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Wittgenstein (1903).
Archiv
- Arch. des fürstlichen Hauses Sayn-Witt¬genstein und Sammlungen auf Schloß Wittgen¬stein.
- Bad Laasphe/Archiv
Zufallsfunde
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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