Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/028
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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
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mit seiner späteren Frau, der Tochter eines Gießener Steuerbeamten, bereits so weit eingelassen hatte, daß er sein Verhältnis zu ihr nicht lösen mochte, so brach er mit dem Jahre 1821 seine Studien unvollendet ab und ging nach Crainfeld zu seinen Eltern zurück. — Hier mußte er, nebst seiner inzwischen gegründeten Familie, mit der nur gering dotierten (fl. 241) Stelle des Lehrers und Organisten vorlieb nehmen, und ward ihm auch diese erst im Jahre 1834, am 2. November, durch Dekret definitiv übertragen. Wenn er nun auch, bei dem starken Anwachsen seiner Familie, im Vaterhause treue Hilfe und Stütze fand, so hatte er doch leider durch unzufriedenes und zänkisches Wesen seiner Frau vielen Kummer zu bestehen. Dieses häusliche Mißbehagen in Verbindung mit einer warmblütigen Natur, trieb den, übrigens verständigen Mann, oft und mehr, als es seiner Gesundheit zuträglich war, auf die Jagd und zum Glase. — Hierdurch stellte sich ein böses, dauernde Halsleiden bei ihm ein, welches seine Kraft erschöpfte und den früher so starken Mann am 28. Januar 1837, im Alter von nicht ganz 39 Jahren, auf die Totenbahre streckte.
Rührend ist der Brief, in welchem er, drei Monate vor seinem Tode, die Fürsorge für seine Kinder dem Hermannsteiner Bruder übertrug, und wert, hier wiedergegeben zu werden. Er lautet:
„Theuerster Bruder! Meine schwache Hand mag mir jetzt eine unsichtbare Hand führen, daß ich Dir einige meiner letzten Wünsche — ja Bitten an Dich recht nachdrücklich und ernst machen kann. Es ist der letzte Brief, den ich an Dich schreiben kann; wegen meiner Schwäche wird es wahrscheinlich das letzte Schreiben in dieser Welt sein. Dich setze ich, nächst meinem lieben Vater, zum Verwalter und Vormund über mein Vermögen und über meine Kinder — und sollte unser Vater mir auch bald nachkommen, dann, theuerstcr Christian! — wird die Last allein auf Dich fallen. Aber keineswegs sollst Du nach den gewöhnlichen Formen Vormund werden, sondern ohne Landgericht, ohne einen Eid der Treue, ja ohne ein Handgelöbniß sollst Du der sein, wozu ich Dich hierdurch eingesetzt habe — der Eid unserer Treue steht von Jugend auf in unseren Herzen, und heißt: E c h t e B r u d e r l i e b e. -- Du wirst denken — das ist ein unangenehmes und schweres Geschäft. — Aber sage mir, wem außer D i r kann ich diese Sache übergeben? Sage mir — wer außer Dir wird meinen Kinderchen ein treuer Vater und Rather sein, wenn ich nicht mehr bin?? Ach Herzensbruder! es ist die letzte Bitte Deines treuen Bruders Theodor — schlage sie nicht ab, Du würdest sonst die wenigen Tage, die ich noch da bin, mit großem Kummer füllen. Ach Bruder! ich kann schon jetzt mit Recht sagen mit David: — Meine Leiden gehen über mein Haupt ic. — Meine Kraft hat mich verlassen. — Ach Du Herr, wie so lange! — Du aber lebe noch viele, viele Jahre gesund, glücklich und zufrieden mit den Deinigen — bis Du auch zu Deinen Vätern versammelt wirst. — O! wie herzlich wird dann unser Wiedersehen sein; dann wird uns nichts mehr trennen. Ein schwerer Abschied muß kurz sein — daher sage ich Dir und den lieben Deinigen hiermit Adieu! Lebet wohl! nimm Dich meiner Kinder an — behalte mich in gutem Andenken!
- Dein auch jenseits treuer Bruder
- Crainfeld auf Simon Judä 1836. Th. Spamer."
Diesen Zeilen Theodors an seinen Bruder in Hermannstein fügte der Vater Christian Spamer eine Nachschrift an, welche mit folgendem Satze begann:
„Lieber Sohn! Du wirst den Wunsch Theodors nicht wohl ablehnen können; schreibe ihm also b a l d m ö g l i c h st, daß Du seine Bitte erfüllen wollest, damit er wenigstens in dieser wichtigen Sache, ganz beruhigt, aus der Zeit in die Ewigkeit gehen kann."
Auch die Antwort des Hermannsteiner Bruders möge hier noch folgen: