Provinz Hannover

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Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Preußen > Provinz Hannover

Disambiguation notice Hannover ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Hannover (Begriffsklärung).


Einleitung

  • 1866–1946 Bestand der Provinz Hannover

Allgemein, Geographie, Klima

Stand 1895: Hannover Provinz in Deutschland, Königreich Preussen, seit 20.09.1866 mit dem Königreich Preussen verbunden (vorher Königreich Hannover), seit 23.03.1873 durch das Jade-Gebiet erweitert

  • Gesamtumfang: 38.473,93 qkm
  • Einwohner: 2.278.361 (1875: 2.017.393 Ew.), darunter 1.970.091 Ev., 287.476 Kath., 15.112 Juden.

Die Provinz liegt im Südwesten der Elbe u. wird im Nordosten von Holstein, dem Bundesstaat Hamburg u. Mecklenburg-Schwerin, im Osten von Brandenburg u. Braunschweig, im Süden von Braunschweig, Provinz Sachsen, Hessen, Lippe u. Provinz Westfalen, im Westen von Niederlande, im Norden von der Nordsee begrenzt. Der Hauptteil im Norden umschließt Oldenburg u. Bremen, sowie eine Enklave von Braunschweig; die kleineren abgesonderten Parzellen gehören dem Gebiet vom Harz an, dazu kommen endlich die Inseln der Nordsee u. der Elbe u. das Jade-Gebiet. Das Land gehört der norddeutschen Tiefebene an u. dacht sich von dem Randgebirge des Harz u. den damit verzweigten Höhenzügen (Osterwald, Solling, Deister, Wesergebirge etc.) nach Nordwesten ab; doch tritt das Gebiet der Lüneburger Heide zw. Weser u. Elbe hervor. Der Königsberg (999 m), Bruchberg (918 m) u. Rehberg (881 m) sind die höchsten Erhebungen. Das Gebirge ist wohl bewaldet, die Ebene gut bewässert. Das Gebirgsland im Süden ist am stärksten, die Lüneburger Heide u. das Moor-Gebiet von Ostfriesland u. Arenberg-Meppen am schwächsten bevölkert. Wichtig für den Schutz des Küstenlandes sind die ausgedehnten Deichbauten.

  • Klima: Mittlere Temp. 7,44° C, mittlere Regenmenge 550-700 mm, an der Küste bis 850 mm; Klima gesund u. dem Pflanzenwuchs zuträglich.

Seen, Flüsse, Kanäle

Stand 1895: Hauptfluß ist die Elbe mit ihren Nebenflüssen: Jeetze, Ilmenau, Suve, Este, Schwinge u. Oste; sodann die Weser, deren Stromgebiet zum größten Teil der Provinz angehört, mit ihren Nebenflüssen, sowie die Ems.

  • Meerbusen: Dollart.
  • Unter den wenig zahlreichen Seen sind das Steinhuder Meer, der Dümmer See u. der Seeburger See die bedeutendsten.
  • Von Kanälen sind der Treckfahrtskanal, der Bremische Kanal zw. Hamme u. Schwinge u. der noch im Bau begriffene Dortmund-Ems-Kanal die wichtigsten; dazu kommt ein großes Netz von Kanälen (Tiefe) in den Moordistrikten.

Kultur, Religion, Bildung

Stand 1895: Unter den wissenschaftlichen Anstalten steht die Universität Göttingen obenan, ferner 1 Polytechnikum u. 1 Kriegsschule zu Hannover, 1 Akademie (Forstwesen), 1 Akademie (Bergbau) u. Bergschule zu Klausthal, 2 Seminare (Prediger), 1 Tierarznei-Schule; endlich 24 Gymnasien u. Progymnasien, 26 Realgymnasien, Realprogymnasien, Ober-Realschulen, Realschulen u. höhere Bürgerschulen, 1 Schule (Landwirtsch.), 16 Seminare (Schullehrer), 1 Bildungsanstalt f. jüdische Lehrer, 30 höhere Schulen für Mädchen (Töchterschule), 5 Schulen (Navigation).

Landwirtschaft

Stand 1895: Der unfruchtbarste Teil der Prov. ist die Lüneburger Heide, wasserarmer Sandboden, nur zur Tierzucht (Heidschnucken) u. Imkerei geeignet; die Moordistrikte dagegen sind durch ihren Reichtum an Torf u. die Moorkultur eine Quelle des Wohlstandes geworden. Das übrige Land eignet sich wohl zum Ackerbau u. Wiesenbau, u. auch die Täler des Gebirgslandes sind gut bebaut. Im ganzen fallen auf

  • Acker- u. Gartenland 12.504 qkm,
  • Wiesen 3.989 qkm,
  • Weiden 13.470 qkm,
  • Waldungen 6.050 qkm,
  • Öd- u. Unland 147 qkm

Anbau (bes. Roggen, Kartoffeln, Wiesenheu; Tabak nur wenig). Der Viehstand von 1892 bezifferte sich auf:

  • Pferde 222.582,
  • Rinder 985.279,
  • Schafe 1.177.017,
  • Schweine 1.040.990 u.
  • Ziegen 221.343
    • Bekannt ist Hannover durch seine gute Tierzucht (Pferde, auch Schweine stark).
  • Die Fischerei auf See u. der Handel (Fische) sind sehr umfangreich.

Industrie

Stand 1895: Bedeutend ist die Produktion im Bergbau u. der Hütten von Hannover, besonders im Harz. 1891 wurden produziert: 630.742 t Kohle, 438.889 t Eisen (Erz), 46.347 t Blei (Erz), 20.595 t Kupfererz, 135.734 t Roheisen, 45,326 t Silber, 8.208 t Blei, 98.173 t Kochsalz, 5.649 t Glaubersalz. Unter den Industriezweigen ist (außer dem Bergbau) besonders die Fabrikation (Leinen, Garn) hervorzuheben, die durch besondere Linnenleggen gefördert wird; andere Fabrikationen (Wollwaren, Baumwollwaren, Gummiwaren, Glas, Chemikalien, Farben); erwähnenswert ist auch der Schiffbau.

Der Handelsverkehr wird durch ein ziemlich entwickeltes Eisenbahnnetz gehoben. Das Post- u. Telegrafen-Wesen steht unter 6 Ober-Post-Direktionen. Dem Handel dient die Hannoversche-Bank (12 Mill. Mark Grundkapital), verschiedene Banken, die Reichsbank-Hauptstelle zu Hannover, die.Handelskammern zu Hannover, Lüneburg, Osnabrück, Hildesheim, Göttingen, Harburg, Emden, Geestemünde, Goslar, Verden

Regierungsform, Verwaltung

Stand 1895: In administrativer Hinsicht zerfällt die Provinz in die 6 Regierungsbezirke:

  1. Aurich
  2. Hannover
  3. Hildesheim
  4. Lüneburg
  5. Osnabrück
  6. Stade

mit zusammen 82 Kreisen, darin 114 Städte, 4.019 Landgemeinden u. 322 Gutsbezirke.

  • Das Justizwesen ist dem Oberlandgericht zu Celle unterstellt.
  • In militärischer Beziehung bildet die Provinz das 10. Armeekorps (19. u. 20 Div.). Kriegs-Hafen: Wilhelmshaven.
  • Zum Reichstag sendet die Provinz 19, zum preussischen Abgeordnetenhause 36, zum Herrenhause 13 Mitglieder. [1]

Fußnoten

  1. Quelle: Hic Leones


Wappen von Niedersachsen Ehemalige Regierungsbezirke < 1946 Provinz Hannover > 1946 in Niedersachsen (Bundesrepublik Deutschland)

Aurich | Hannover | Hildesheim | Lüneburg | Osnabrück | Stade |


Literatur

Bibliografie-Suche

Weitere Bibliografie

  • Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945 : Reihe A, Preußen / Hannover : bearbeitet von Iselin Gundermann und Walther Hubatsch, 1981
  • Kreisordnung für die Provinz Hannover (1885). In: Staatsbibliothek zu Berlin

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

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