Tilsit Zeitungsmeldungen

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Version vom 21. Mai 2020, 14:43 Uhr von GerdFGN (Diskussion • Beiträge) (→‎Königsberger Hartungschen Zeitung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
.Straßenverzeichnis. .Geschichte. .Museum für Stadtgeschichte. ..Heutige Situation. .Tilsit - Preußen. .Tilsit - Übermemel. .Ragnit..
Wappen der Stadt Tilsit

T i l s i t

Kreisstadt am Memelstrom
O s t p r e u ß e n
___________________________________________

Die Luisenbrücke in Tilsit


Hierarchie



Zeitungsmeldungen

Königsberger Hartungschen Zeitung

Datum Schlagwort Meldung
03.10.1912 Nachspiel zum Zusammenbruch des Landungsstegs Der Kapitän Friedrich R. von hier bei der Dampfer-Aktiengesellschaft Wischwill ist beschuldigt, am 21. Juni d. J. durch Fahrlässigkeit die Körperverletzung mehrerer Schülerinnen der Seminar-Uebungsschule gelegentlich des beabsichtigten Ausfluges nach Obereisseln dadurch herbeigeführt zu haben, daß er als Landungsbrücke für diese 180 Kinder mit ihren Angehörigen eine sogenannte Notbrücke, die von der Strompolizei nicht genehmigt war, benutzte.

Da die Brücke bereits morsch war und das Gewicht der Kinder nicht tragen konnte, brach sie zusammen. Ernstlich verletzt durch Bruch eines Armes wurde ein Kind, während die anderen Abgestürzten mit kleinen Verletzungen und dem Schreck davonkamen. Das Gericht sprach laut „T. A. Z.“ den Angeklagten der fahrlässigen Körperverletzung frei, bestrafte ihn jedoch wegen Uebertretung mit 30 Mark oder sechs Tagen Haft. Der Amtsanwalt hatte 100 Mark Geldstrafe oder 20 Tage Gefängnis beantragt. [1]

04.10.1912 Starke Abwanderung Im Monat September haben 94 Familien (326 Köpfe) und 439 Einzelpersonen unsere Stadt verlassen. Zugezogen sind 35 Familien (109 Köpfe) und 474 Einzelpersonen. Während im ganzen 662 Seelen inkl. 79 Geburten zugekommen sind, beträgt der Abgang inkl. 49 Todesfällen 824 Personen. Man kann die Abnahme der Bevölkerungsziffer, die seit einigen Monaten 40 000 überschritten hatte und jetzt nur noch 39 988 Köpfe stark ist, wohl darauf zurückzuführen, daß die fortgezogene Bevölkerung wohl abgemeldet, die zugezogene aber zum Größten Teil noch nicht angemeldet ist.[2]
04.10.1912 Einbruch In letzter Zeit sind hier verschiedene Bodenkammereinbrüche verübt worden, bei denen der Eindringling nichts entwendete, sondern lediglich solche Behälter durchsuchte, in denen Wäsche, Kleider und Betten aufbewahrt waren. Er durchschnitt sämtliche Sachen von oben bis unten in Stücke. Man nimmt an, daß es sich um ein sexuell krankhaft veranlagtes Individuum handelt.[3]
04.10.1912 Tot in ihrer Wohnung aufgefunden Wurde die Rendantenwitwe Auguste Kl. Von hier, Mittelstraße wohnhaft. Als ihre Aufwärterin Nachmittags die alte Dame zur Erledigung einiger Gänge aufsuchte, fand sie die Türe verschlossen. Als sie nach einigen stunden wiederkam und wieder vergeblich Einlaß in die Wohnung begehrte, machte sie der Polizeibehörde hiervon Mitteilung, da sie vermutete, daß ihre alte Herrin, die in der letzte n Zeit an einer Herzkrankheit litt, verstorben wäre. Als man die Wohnung öffnete, fand man die alte Dame tot in ihrem Schlafzimmer vor. Der sofort hinzugerufene Arzt konnte nur noch den Tod durch Herzkrampf feststellen.[4]
05.10.1912 Die Staatsmedaille in Silber Ist, wie der „Reichsanzeiger“ meldet, der Firma W. Schulz, Möbelfabrik, für gewerbliche Leistungen verliehen worden.[5]
05.10.1912 Tilsit im Schnee Während schon am Donnerstag Nachmittag hier und da ein schüchternes Schneegestöber sich eingestellt hatte, brachte die Nacht zum Freitag den leibhaftigen Winter, und Dächer, Felder und Gärten zeigten eine zentimeterdicke Schneedecke. Man hat noch selten den Winter mitten in die so viel gerühmte ostpreußische Herbstlandschaft einziehen sehen; noch hängen die Aepfel und Birnen an den Bäumen, noch stehen die Gärten im bunten Blumenschmuck und schon hat sich ein Winterkleid über all das noch längst nicht sterbende Leben gelegt.[6]
08.10.1912 Der Stadtausschuß für Jugendpflege in Tilsit veranstaltete am Sonntag Nachmittag auf dem Rennplatz ein großes Turn- und Spielfest, an dem sich der Männerturnverein, der katholische, der reformierte und der evangelische Jünglingsverein, der Sportbund Lituania, das königl. Realgymnasium, das Lehrlingsheim und die Damenabteilung des Turnvereins beteiligten. Als Vertreter des Regierungspräsidenten war Regierungs- und Schulrat Pastenaci erschienen, außerdem war Bürgermeister Rhode, Gymnasialdirektor Schülke, Oberst von Kraewell und Major Callmeyer anwesend. Das Spielfest war vom besten Herbstwetter begünstigt.[7]
10.10.1912 Der Magistrat und die Fleischteuerung Der erste Posten des vom Magistrat aus Rußland eingeführten Pökelfleisches wird nach der „T. A. Z.“ voraussichtlich am Sonnabend, den 12. d. M., von 12 bis 8 Uhr zum Verkauf gelangen.[8]
10.10.1912 Regelung des Ausverkaufswesens Die schon früher erwähnte und jetzt in Kraft getretene Verordnung des Regierungspräsidenten zur Regelung des Ausverkaufswesens gestattet den Kaufleuten jährlich zwei Saisonausverkäufe oder einen Inventarausverkauf und einen Saisonausverkauf. Ausverkäufe aus anderen Gründen, deren die Verordnung 20 anführt, dürfen erst 14 Tage, nachdem sie dem Vorsteheramt der Kaufmannschaft angezeigt worden sind, angekündigt werden. Mit dieser Anzeige zugleich ist ein Verzeichnis über Art und Zahl und Menge der zum Ausverkauf bestimmten Waren einzureichen.[9]
11.10.1912 Zusammenschluß der litauischen Vereine Am vergangenen Sonntag fand hier in Tilsit eine Tagung der delegierten litauischer Vereine statt. Es nahmen daran 13 Vereine aus ganz Litauen mit 21 Abgeordneten teil. Die von einer bereits früher gewählten Kommission entworfenen Satzungen wurden nach zum Teil lebhafter Debatte mit geringfügigen Abänderungen paragraphenweise angenommen. Der Zweck dieses Zusammenschlusses ist der „T. A. Z.“ zufolge der, eine ständige Fühlung der Vereine untereinander ins Leben zu rufen, damit sie in vollem Einverständnis bleiben und den Vereinen, die der Hilfe bedürfen, diese zuteil werde. Um dieses zu erreichen, wird ein Vereinsausschuss gebildet, dem die einzelnen Vereine u.a. ihre Arbeitspläne für die nächsten drei Monate zusenden, damit jeder Verein zeitig erfahre, was der andere zu tun beabsichtigt, um entweder daran teilzunehmen oder es sich zum Vorbild zu machen. Außerdem soll aus den Vereinsplänen ausgemerzt werden, was dem Tun des anderen hinderlich sein könnte. Der Ausschuß erteilt zugleich auf Verlangen Rat und Hilfe. Zur Leitung dieser Arbeit wurde eine Kommission von fünf Herren und außerdem ein Herr als Schriftführer und Kassierer gewählt[10]
12.10.1912 Ende des Streiks in den Tilsiter Schneidemühlen Nach genau sechswöchiger Dauer ist gestern Nachmittag der Streik der in den Tilsiter Schneidemühlen beschäftigten Transportarbeiter beigelegt worden. Die Verhandlungen zwischen der Organisation der Arbeitgeber und den Führern der Organisationen der Transportarbeiter und der Holzarbeiter hatten, laut „Tils. Allg. Ztg.“, bereits am Mittwoch zu einer Einigung geführt. Am Donnerstag Vormittag wurde der in diesen Verhandlungen vereinbarte Tarif von einer Versammlung der ausständigen Arbeiter gebilligt, und am Donnerstag Nachmittag um 2 Uhr wurde dann in der Schlußsitzung der Tarifvertrag von den Vertretern der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen unterzeichnet. Am Sonnabend wird die Arbeit in sämtlichen Schneidemühlen Tilsits in vollem Umfange wieder aufgenommen. Die Lohnaufbesserungen für die Arbeiter in dem neuen Tarif sind im wesentlichen die gleichen, die in dem von den Transportarbeitern Ende September nicht genehmigten provisorischen Vertrag zwischen ihrer Organisationsleitung und dem Arbeitgeberverband stipuliert waren. Das Prinzip der Akkordlöhne ist in dem neuen Vertrag festgelegt. Jedoch ist den Arbeitern ein Minimalakkordsatz in der Höhe der Tagelohnsätze garantiert worden.[11]
13.10.1912 Neubauten Im verflossenen Sommer sind in unserer Stadt mehrere öffentliche Gebäude entstanden. Leider befindet sich das mit Sehnsucht erwartete Volksbad noch nicht darunter, obgleich die Entwürfe längst fertig sind und das Geld vorhanden ist. Dagegen ist das Krematorium auf dem Waldfriedhof in Splitter zu nennen. Es wird, wie sich schon jetzt erkennen läßt, ein schlicht-würdiger Bau werden, der inmitten gärtnerischer Anlagen einen schönen Anblick gewähren wird. Das gleich läßt sich leider nicht von dem, die aufblühende Villenkolonie Uebermteich beherrschenden Neubau für das Realgymnasium und die zu gründende Oberrealschule sagen. Er macht einen kalten, freudlosen Eindruck, den auch die aus zum Teil recht hübschen Villen gebildete Umgebung nicht mildern kann. Eine noch zweifelhaftere Zierde der Stadt ist der Erweiterungsbau des Gerichtsgebäudes, der das Landgericht und die Staatsanwaltschaft in sich aufnehmen wird, während das Amtsgericht im alten Hause verbleibt. Verschiedene ansprechende private Nau- und Umbauten lassen erkennen, daß die Baupolizei mit Geschick auf die Verschönerung des Stadtbildes bedacht ist und darin von tüchtigen Architekten und Baumeistern unterstützt wird.[12]
13.10.1912 Der Verkauf des russichen Pökelfleisches .... ... in den hiesigen städtischen Schlachthofhallen hat am Sonnabend begonnen. Der Andrang des kauflustigen Publikums war nach der "T. A. Z." ganz gewaltig und der Verkauf des Fleisches setzte so flott ein, daß das zum Verkauf stehende Quantum von 1062 Kilogramm innerhalb weniger Stunden verkauft war. Es wird gepökeltes Rind- und Schaffleisch verkauft, und zwar sind 926 Kilogramm Rindfleisch und 136 Kilogramm Schaffleisch aus Rußland eingeführt worden. Die Preise sind 70, 65 und 60 Pfennig pro Pfund. Sind auch diese Preise noch nicht sehr niedrig, so ist zwischen ihnen, und den Preisen für frisches Fleisch, das unsere Schlächter verkaufen, doch eine ganz erhebliche Differenz. Frisches Rindfleisch kostet hier 80 Pfennig bis 1 Mark, frisches Schaffleisch 80 bis 90 Pfennig. Die Einfuhr des russischen Pökelfleisches hat sich, wie die stürmische Nachfrage beweist, als vorzüglich bewährt, und zweifellos wird der Magistrat, falls ihm nicht jetzt schon die Genehmigung zur Einfuhr frischen Fleisches aus Rußland gestattet wird, sich veranlaßt sehen, bald weitere Sendungen russischen Pökelfleisches aus Rußland kommen zu lassen[13]
15.10.1912 Pferdelotterie Der Verkauf derjenigen Hauptgewinne der Tilsiter Pferdelotterie, deren Gewinner den Geldwert vorzogen, fand gestern auf der Rennbahn in Splitter statt. Zum Verkauf standen 13 Pferde. Sie brachten im ganzen 8435 Mark. Davon entfallen 3890 Mark allein auf die vier Pferde des ersten Hauptgewinnes. Für Wagen, Geschirre, u.s.w. wurden 2545 Mark gezahlt, davon 1540 für den Glaslandauer des ersten Gewinnes. Dessen Gewiiner, ein Bergmann aus der Provinz Sachsen, erhält im ganzen 6085 Mark. Der Gesamtertrag der Versteigerung beläuft sich auf 10 986 Mark.[14]
. zurück zum Artikel über Tilsit bitte hier klicken .

Anmerkungen

  1. Verfasser: * (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 03.10.1912, Ausgabe 464, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  2. Verfasser:sch. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 04.10.1912, Morgen-Ausgabe 1. Blatt 466, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  3. Verfasser:sch. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 04.10.1912, Morgen-Ausgabe 1. Blatt 466, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  4. Verfasser:sch. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 04.10.1912, Morgen-Ausgabe 1. Blatt 466, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  5. Verfasser:sch. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 05.10.1912, Morgen-Ausgabe 1. Blatt 468, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  6. Verfasser:sch. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 05.10.1912, Morgen-Ausgabe 1. Blatt 468, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  7. Verfasser:sch. (unbekannt), Quelle: Königsberger Hartungsche Zeitung, 08.10.1912, Abend-Ausgabe 473, S. 11, , bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  8. Verfasser: * (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 10.10.1912, Nr. 477, Abend-Ausgabe, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  9. Verfasser: ** (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 10.10.1912, Nr. 477, Abend-Ausgabe, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  10. Verfasser: * (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 11.10.1912, Nr. 478, Morgen-Ausgabe 2.Blatt, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  11. Verfasser: * (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 12.10.1912, Abend-Ausgabe, Nr. 481, S 9, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  12. Verfasser: Doppeltilde.(unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 13.10.1912, Ausgabe 482, Morgenausgabe 2. Blatt, S. 9, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  13. Verfasser: *(unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 15.10.1912, Ausgabe 484, Morgenausgabe 1. Blatt, S. 3, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  14. Verfasser: Doppeltilde, (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 15.10.1912, Nr. 485, Abend-Ausgabe, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz