Feilenhof

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Hierarchie

Regional > Litauen > Feilenhof

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Feilenhof

Gedenktafel am Friedhof Feilenhof:
Sammler von Folklore und Wortschatz
Klein Litauens
Ernstas Vilhelmas Berbomas
1786.3.11-1865.2.20 (Foto 2011)



Einleitung

Feilenhof, Kreis Heydekrug, Ostpreußen


Name

Andere Namen und Schreibweisen


Namensdeutung

Der Name beschreibt ein Landgut: ursprünglich kurisch-lettisch "Muižė".

  • lettisch "muiža" = Gut, Edelhof, Landgut, Gehöft, von Wirtschaftgebäuden umschlossenes Gut, Amt, Domäne, Dienerschaft eines Fürsten
  • prußisch "komateris, kumas, kumuttis, kumetis" = Gevatter, Pate, Taufzeuge, Kamerad (später höriger Bauer)
  • preußisch-litauisch "kelias" = Weg, Straße, Bahn


Allgemeine Information

Angrenzende Orte

An das cöllm. Guth Feilenhof angrenzende Orte
Im Osten: Sturmen
Im Süden: Windenburg
Im Westen: mit dem Haffe Uszkrant
Im Norden: Bartel Jutjahr

Quelle:[5]


Politische Einteilung

1785 Kölm. Gut mit Ziegelei, 1919 Gutsbezirk, 1785 zum Amt Ruß.[6]

  • Bemerkungen: mit Neu Rugeln, ist nicht Teil des fiskalischen Gutsbezirks des ehemaligen Domänenamtes Ruß 1602 parzelliert[7]

1939 ist Feilenhof eine Gemeinde mit dem Gut Feilenhof und den Dörfern Blaszen und Stankischken.[8]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Feilenhof gehörte 1912[9] zum Kirchspiel Kinten (Kr.Heydekrug).

Friedhof

Der alte Friedhof von Feilenhof liegt an der Landstraße von Kinten nach Windenburg auf der linken Seite.

Die Lage des Friedhofs auf dem Messtischblatt (1910-1940)
Blick auf den Friedhof (2011)

Grabsteine Gedenktafeln

Diese Fotos sind von Gerhard Kern im September 2012 aufgenommen.

Diese Fotos sind von Anneliese Grosse 2011 aufgenommen und zur Verfügung gestellt.

Obige litauischen Texte in deutscher Übersetzung:

  • zu (1): Ernst Wilhelm Beerbohm (1786-1865), Gutsbesitzer von Feilenhof, Aufseher der Fischerei auf dem Kurischen Haff, Sammler von Folklore Klein Litauens, ist im Jahr 1865 auf dem Friedhof Muize (=Feilenhof) beerdigt. Er ist im Jahr 1821 auf das Gut (Feilenhof) gezogen, danach war er einige Jahre Fischerei-Inspektor, und im Jahr 1843 wurde er zum obersten Fischerei-Aufseher vom Kurischen Haff und aller seiner Nebenflüsse ernannt. E. W. Beerbohm hat für alle Dörfer die Schiffs-Erkennungszeichen, nämlich die Wimpel, eingeführt. Im 19. Jahrhundert ist Feilenhof zum bedeutungsvollen Zentrum, zur einzigartigen Fischerei-"Haupstadt" geworden. An dem Anlegeplatz des Gutes hielten Schiffe und Boote an, hier kamen Beamte an und Gäste zu Besuch, das Gut und der Ort entwickelten sich. Nach dem 2. Weltkrieg wurden das Gut Feilenhof und der Friedhof verwüstet. Der Platz, wo E. W. Beerbohm begraben war, ist nicht bekannt. Die Mitarbeiter des Museums, Schüler und die früheren Bewohner des Landes haben den Friedhof wieder eingerichtet und pflegen ihn. Im Jahr der Wiedererrichtung wurde für E. W. Beerbohm eine hölzerne Gerdenktafel aufgestellt.
  • zu (2): Schmerzhafte Winde, Blitze, Donner, Schnee und Regen begleiteten mich viele Male auf meinen Wegen. Aber nur Neid, Unglaube, Rache und Hass schmerzten mir das Herz und wurden zur Last. (freie und sinngemäße Übersetzung)


Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Grabsteine

Bewohner

  • 1719: Gärtner: Mattchaitis Urban , George Neumann. Quelle:[10]
  • 1857: Gutsgärtner: Jons Konrad


Geschichte

Die Geschichte von Feilenhof ist folgende:
Nickel Jagenteuffel, Fischermeister zu Krakerort erhielt von Markgraf Georg Friedrich für seine treuen Dienste und als Entschädigung für erlittenen großen Brandschaden zwei Bauerngüter zwischen Schwenzeln und Windenburg, darauf Mathes Sturm und Thomas Schwilpe (schon 1540 Jakob Storm und Janell Schwylep) gewohnt, zusammen 8 Hu. 7 Mo zu kulmischen Rechten, außerdem freie Fischerei am Haff, gegen 13 Mk 34 Schillinge Zins und die lebenslange Verpflichtung, einen deutschen Mann auf seine Unkosten zur Beaufsichtigung der Einkehle, der Krakerorter Wiek und der Ströme zu halten (7.7.1585).

Im Jahre 1598 verkauft Jagenteufel das Landgut auf Windenburg bei dem Dörfchen Stankischken dem Memeler Burggrafen Erasmus von Minkwitz für 1184 Mk., aber Nickel Groß als Verwandter that Einsprunch, zahlte dem Burggrafen 1200 Mk., ersetzte ihm alle gehabten Unkosten und übernahm selber das Gut (14.4.1599).

Die Erben des Nickel Groß einigten sich (16.4.1612) dahin, daß der Sohn Hans Groß den Hof "Zum Sturm" für 1000 Mk. behält.

1614 hat die 8 Hu. 7 Mo. Jacob Füllhase
1656 Johann Gotthard Falkenhagen
1676 und 1684 hat Frau Generalmajor Berg 12 Hu. 22 1/2 Mo.
Daneben wird 1680 dort (wohl als Verwalter) Nicolaus Pfeil zu Windenburg erwähnt, nach welchem das Gut "Pfeils Hoff" genannt wird. Vielleicht war Pfeil auch ein kurländischer Edelmann (der dortige Adel ließ damals die Adelspartikel "von" häufig fort).
Nachhher besaß das Gut der Kurländer Ernst Heinrich Berg v. Carmel, wohl ein Sohn der Generalmajorin, kgl. poln. Kapitän, Pfandhalter auf Frickshoff in Kurland, der es dort seiner Tochter Gertrud zur Mitgift gab (23.2.1705) als sie Thomas Friedrich von Stempel heiratete.
Das junge Paar verkaufte das Gut aber sogleich an Gielgud.
Feilenhof erwarb 1705 der Pole Andreas Gielgud Großschreiber des Großherzogtums Litauen für 1250 Thlr. von einem kurischen Edelmann und Kasimir Michael von Kulesza (Namiestnik, d. i. Statthalter von Gordom).
Andreas Gielgud hatte in Raukutten eine Berahmung von 1 1/2 Hu., die er nebst Gebäuden dem Christoph Falck für 85 Flor. poln. verkaufte (16.4.1700).
Wahrscheinlich hat auch das Dorf Kollesziszken oder Kolletzischken von diesem von Kulesza seinen Namen. Es scheint, als wenn Polen und Kurländer, damals in der Zeit der schwedich-polnischen Kriegswirren, wo bald das sächsische Militär des Königs August II von Polen, bald die Schweden unter Karl XII, bald die im trüben fischenden Russen in Kurland und Litauen hausten, den Erwerb von Grundbesitz im benachbarten, sich des Friedens erfreuenden Preußens als sichere Kapitalsanlage und Schaffung eines Zufluchtsortes für den Notfall betrachteten.

1719: Das cöllmische Guth Feilenhof hat 12 Huben, 22 Mo., 150 Ruthen; laut Ambtsrechnung sind nur 8 Hu. 7 Mo. dem littauischen Feldtherren Sapieha gehörig. Quelle:[11]

Im Jahre 1720 ist wohl die Polin Frau Anna Dowmantowa Siesicka (Anm.: es heißt wohl Sapieha) Besitzerin von Feilenhof.
Nachher ist der polnische Obristenlieutnant Adam von Grothusen oder Grotthus Besitzer von Feilenhof
Quelle:[12]


David Kywert, Bruder des Amtmann Kywert, gehörte 1743 der einsame "Kreuzkrug" zwischen Kinten und Feilenhof, der besonders während des Winters gut besucht war, weil viele Fremde von hier aus per Schlitten über das gefrorene Haff zur Nehrung fuhren. Seine ebenfalls ledige Schwester Antonie Kywert führte ihm den Haushalt. Quelle:[13]


Am 26.09.1820 erwarb Wilhelm Beerbohm den Feilenhof für 12825 Thaler. Quelle:[14]

Das Fischerei-Polizeiwesen wurde 1844 neu geordnet, und so wurde die örtliche Fischereipolizei dem Fischmeister von Minge unterstellt.


Verschiedenes

Memeler Dampfboot vom 10.05.1933

Feilenhof, 9.Mai. [ Von der Fischerei] Infolge der in den letzten Tagen herrschenden milden Witterung konnte auch die Aalschnurfischerei beginnen. Die Fänge waren verschiedentlich recht gut. Manche Fischer haben in einer Nacht 20 bis 30 Pfund Aale gefangen, darunter solche bis zu drei Pfund im Gewicht.


Karten

Siehe Feylenhoff auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000
Feylenhoff auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Feilenhof im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Feilenhof und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Blaszen im Messtischblatt 0693 Minge (1911) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Feilenhof aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>FEIHOFKO05OI</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
  3. GOV: http://gov.genealogy.net/
  4. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  5. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  6. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  7. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  8. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  9. Die evangelischen Kirchengemeinden in Ostpreußen und Westpreußen in Pfarr-Almanachen von 1912 und 1913, Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Nr. 59.
  10. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Special Protocoll 1719, Buch Nr. 2, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  11. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  12. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  13. Charlotte Keyser: "Und immer neue Tage"
  14. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920