Wehlau

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Wappen der Kreisstadt Wehlau

W e h l a u

ehem. Kreisstadt am Pregel und an der Alle
Regierungsbezirk Gumbinnen, O s t p r e u ß e n
________________________________________________________

Ortsmitte von Wehlau, ehemalige Kreisstadt in Ostpreußen


Hierarchie


Steintor in Wehlau
Ev. Stadtkirche in Wehlau

Einleitung

Lange Brücke in Wehlau
Wehlau (russ. Snamensk / Знаменск, lit. Vėluva, poln. Iława nad Pregiem)
liegt an der Mündung der Alle (Lawa) in den Pregel, etwa zehn Kilometer südöstlich von Tapiau.

Allgemeine Informationen

  • Einwohner: 8.536 (1939)

N a m e

  • 1258 Velowe
  • 1326 Wilaw
  • 1405 Wilouwe/ Welouwe

Der Name ist prußisch abzuleiten und beschreibt eine heidnische Kultstätte.

  • prußisch "wele" = Seele, Geister der Verstorbenen
  • "welauks, welawa" = Seelenacker, Totenacker, Friedhof

Politische Einteilung

Wappen Wehlau
Kreishaus in Wehlau

W a p p e n
Das Wappen zeigt in Grün einen silbernen Hirschkopf im Visier; zwischen dem goldenen Geweih schwebt ein goldener Stern.

Kreis Wehlau
Seit 1818 war die Stadt Verwaltungssitz des Landkreises Wehlau,
zu dem auch die Stadt Tapiau gehörte. Das Kreishaus, neben der Volksschule in der Neustadt zwischen 1896 und 1901 entstanden, war Sitz der Kreisverwaltung.

Im Januar 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt. Die Altstadt mit ihrem rechteckigen Grundriss und den vielen Giebelhäusern wurde fast völlig zerstört.

1947 wurde Wehlau in Snamensk (übersetzt in etwa Bannerstadt) umbenannt.
Dabei verlor der Ort seine Stadtrechte und wurde als Arbeitersiedlung charakterisiert.
Bei der Einrichtung der Landgemeinde Snamenskoje im Jahr 2005 verlor Snamensk
auch noch diesen Status und ist seitdem nur noch als einfache Siedlung eingestuft.

Im Jahr 2014 wurde der Ort in den neu gebildeten Stadtkreis Gwardeisk (Tapiau) eingegliedert.

Evangelische Kirche

Ev.-luth. Pfarrkirche St. Jacobi auf der Schanze in Wehlau

Die Pfarrkirche St. Jacobi in Wehlau galt als bedeutendster Kirchenbau des Kreises und war die einzige dreischiffige Kirche in der Region. Sie entstand in den Jahren 1260 bis 1280 und musste nach Zerstörungen durch die Litauer im Jahr 1347 nach 1351 wieder aufgebaut werden. Der Chor und die Sakristei wurden 1360 bis 1380 errichtet, Langhaus und Turm folgten etwa 1370 bis 1400 und der Ostgiebel zum Ende des 15. Jahrhunderts.

Es handelte sich um eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein mit rechteckigem Chor und einem in das Schiff eingezogenen Westturm. Dieser wurde 1537 vom Blitz getroffen und danach niedriger wieder aufgebaut. 1820 erhielt er eine welsche Haube und eine Laterne. Der Ostgiebel war reich gegliedert.

Der Innenraum war ursprünglich flach gedeckt. Er erhielt im 15. Jahrhundert nachträglich ein Sterngewölbe, das auf achteckigen Pfeilern ruhte. Von mittelalterlichen Wandmalereien waren noch Reste zu erkennen. Das Altaraufsatz war in seiner Zwischenstellung zwischen Spätrenaissance und Barock von hohem kunsthistorischem Wert. Die geschnitzte Altarschranke stammte aus dem Jahre 1688, die Kanzel von 1715. [1]

  • Durch Beteiligung der Kreisgemeinschaft Wehlau ist das Gebäude gesichert und teilweise restauriert worden. Die Schuttberge im Kirchenschiff wurden beseitigt, und 1995 wurde mit Hilfe eines Hubschraubers auf den noch vorhandenen Turmstumpf eine Stahlkonstruktion aufgesetzt und mit einem Helm versehen.

Katholische Kirche

Die katholische Gemeinde von Wehlau erhielt 1929 beim Alten Friedhof an der Straße „Neustadt“ im Süden der Stadt ein neues Gotteshaus, das bis heute erhalten geblieben ist. Aus ideologischen Gründen hat man sich in der sowjetischen Zeit wenig um das stilvolle Gebäude gekümmert. Die Bausubstanz wurde notdürftig gesichert, und einige Fenster wurden zugemauert.

Nach zähen Verhandlungen wurde die Kirche der katholischen Gemeinde zurückgegeben. Mit umfangreichen Renovierungsarbeiten wurde 2010 begonnen. Im Jahre 2012 konnte das wiedererstellte Gotteshaus seine Weihe empfangen.

Jüdische Glaubensgemeinschaft

1811 wurde die Gewerbefreiheit erklärt. Damit entfiel die wirtschaftliche Bedeutung der Zünfte und die Juden durften Bürger werden und jetzt allgemein einem Gewerbe nachgehen. Bis 1816 kamen durch diese neue Entwicklung 20 Juden in die Stadt, um hier Handel mit dem Hinterland und mit den Nachbarstädten zu treiben. 1846 gab es unter den 3.584 Einwohnern von Wehlau 30 Katholiken, aber 53 Juden.

Geschichte

Wehlau 1684

Prußische Wehranlagen

Wehlau auf der Schroetterkarte, 1802

Es gab etliche prußische Wehranlagen im Gebiet Wehlau und Tapiau:

  • Wehranlage am rechten Pregelufer bei Gut Langendorf, vom Orden ausgebaut
  • Schlossberg 300 m östlich vom Gut Gauleden an der Nordspitze des Mühlenteichs
  • Schlossberg, 400 m östlich von Groß Keylau, 500 m westlich der Deime
  • Schlossberg, 900 m südöstlich von Lischkau am linken Deimeufer
  • Schanze, 300 m nördlich von Vorwerk Große Schleuse an der Deime, 900 m nordöstlich von Moterau
  • Wehranlage, 700 m südöstlich von Gut Hubenhof am ausgetrockneten Teich, westlich von Tapiau
  • Wehranlage, 600 m südwestlich von Vorwerk Pelohnen, 300 m vom Pregel
  • Wehranlagen im Garten der Provinz-Heilanstalt Allenburg, 1 km östlich von Paterswalde
  • Schlossberg, 800 m nordöstlich von Vorwerk Redden an der Alle
  • Wehranlage Hohenall, 800 m südwestlich von Potawern an der Alle
  • Wehranlage in Dettmitten an der Alle, Erbbegräbnis
  • Feste zwischen Trimmau und Schallen an der Alle
  • Silberberg an der Alle, westlich von Klein Nuhr
  • Wallburg Glumsberg bei Wehlau am Pregel
  • Schlossberg, 800 m nördlich von Tablacken
  • Schlossberg, 600 m östlich von Kuglacken

Ordenszeit
Die Burg der Nadrauer wurde vom Deutschen Orden übernommen, jedoch 1281 von Sudauern zerstört.

1336 entstand die Stadt Wehlau: ein Gottfried Hundertmark erhielt den Gründungsbrief vom Ordenskomtur Heinrich Dusmer, mit Erlaubnis des Hochmeisters Dietrich von Altenburg.

Nachdem die Stadt 1347 von Litauern unter Kynstut/ Kestutis dem Boden gleich gemacht worden war, ließ Winrich von Kniprode eine neue befestigte errichten. Aus dieser Zeit stammt auch die Kirche, eine der ältesten und schönsten der Provinz.

Preußenzeit

Marktplatz von Wehlau

1454 trat Wehlau dem Preußischen Städtbund bei und wurde vom Orden belagert. Die neu aufgeworfenen Schanzen nützten nicht viel, denn die Stadt wurde ausgehungert.

1657 wurde Preußen im Wehlauer Vertrag der Alleinherrschaft des Großen Kurfürsten übergeben. Herzog Albrecht soll Wehlau als seine "liebe Rose" bezeichnet und sich mit dem Gedanken getragen haben, hier statt in Königsberg die Universität zu errichten.

1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.

1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.

1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Wehlau wird wieder preußisch.

Wehlau wurde wegen seiner niedrigen Lage bis zum Bau einer Pregelbrücke 1880 oft von Überschwemmungen heimgesucht.

Weithin berühmt war Wehlau wegen seines sommerlichen Pferdemarkts.

Pferdemarkt

Redensarten

  • Wer nicht wagt, kommt nicht nach Wehlau.

(Die alte Wehlauer Brücke galt als äußerst gefährlich, besonders an Tagen des Wehlauer Sommermarktes)

  • Wer zuviel wagt, kommt nach Tapiau.

(Wegen der dortigen Besserungsanstalt)


Kirchenbücher

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Wehlau

Sonstige Quellen

Dr. Werner Slevogt: Alte Bauerngeschlechter in Natangen (Kreise Bartenstein, Preußisch Eylau, Heiligenbeil, Samland, Wehlau). In: Archiv für Sippenforschung, 44. Jg., Heft 69, Febr. 1978, Seite 338-344.

Bibliografie

Historische Bibliografie

  • Surkau, Hans-Christoph: die Generalkirchenvisitationen von 1668 und 1734 im Kirchspiel Wehlau nach den Abschriften der Rezesse in der "Kirchlichen Chronik von Wehlau 1844-1944. In: Landesgeschichte und Familienforschung in Altpreußen, Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V. Nr. 108, Hamburg 2007, Seiten 57-87.


Persönlichkeiten

Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).

Fischer, Christoph, zum Akzisebesucher in Wehlau 22.5./2.6.1761.

Fromm, zum Akzisevisitator in Wehlau 17./28.2.1761.

Mattern, Wilhelm Friedrich,Lazarettkommissar, zum Akzisekontrolleur in Wehlau 30.12.1759/10.1.1760.

Preuß, Michael Friedrich, Forstaufwärter in Königsberg, zum Glöckner in Wehlau 13./24.9.1759.

Senck, Gottlieb, Kammerausreiter, zum Torschreiber in Wehlau 17./28.5.1761.

Tobias, Johann Gottlieb, Glöckner in Wehlau, zum Forstaufwärter in Königsberg 13./24.9.1759, zum Stromknecht und Aufwärter bei der Holzkämmerei daselbst 10./21.7.1760.

Wintzlaff, Jakob,zum Akzisevisitator in Wehlau, 4./15.10.1760.

Karten

Ostpreußenkarte 1936
Prußische Stammesgebiete

Weblinks

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>WEHLA2KO04OO</gov>

Quellen, Einzelnachweise

  1. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens