Nattkischken

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Nattkischken 2006 (Bild: Ute Rossky)

Hierarchie

Regional > Litauen > Nattkischken

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Nattkischken

Gruss aus Nattkischken mit Gasthof und Geschäftshaus Louis Klein, Pfarrhaus und Jubiläumskirche
Gruss aus Nattkischken mit Gasthaus und Postagentur Heinrich Steppath, Bäckerei Albert Boss, Schule, Szillat und Lorenscheit



Einleitung

Gruß aus Nattkischken (u. a. Geschäft Louis Klein, Inhaber O. Neumann)

Nattkischken, bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit


Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Der Name weist auf Bewuchs mit Brennnesseln und auf die Lage an einer Flussbiegung.

  • prußisch "natis" = Nessel

+ "kiska" = Flusswindung, auch Kniekehle


Allgemeine Information

  • Kirchdorf, 17,5 km nordöstlich von Tilsit, 1939: 418 Einwohner[5]
  • 1785: 17 Feuerstellen[6]


Politische Einteilung

Gasthof-Geschäftshaus von ehem. Louis Klein 2006

1785 Melirtes Dorf, Landrätlicher Kreis Insterburg, Justizkreis Memel, Amtsbezirk Baubeln[7]
1.5.1939: Name der neuen Gemeinde: Nattkischken: Die neue Gemeinde ist gebildet worden aus der bisherigen Landgemeinde : Nattkischken[8]
1.10.1939: Nattkischken kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit [9]


Standesamt

Standesamtsregister

Die Standesamtsregister von Nattkischken sind verschollen.


Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Kirche und Pfarrhaus

Evangelische Kirche

Nattkischken gehörte zum Kirchspiel Piktupönen.
Ab 1895 war Nattkischken selbst Kirchspielort, vorher gehörten seine Ortschaften teils zum Kirchspiel Piktupönen, teils zum Kirchspiel Coadjuthen.

Zugehörige Ortschaften

Zum Kirchspiel Nattkischken gehörten 1912 folgende Ortschaften: Cullmen Wiedutaten, Endrikaten, Eistrawischken, Gallus Wilpien, Jögsden, Joseph Grutscheit, Kiupeln, Kutturen, Mischpettern, Nattkischken, Robkojen, Schleppen, Schudienen, Skrodeln, Thomascheiten, Timstern.

Kirchenbücher

Die Kirchenbücher von Nattkischken sind verschollen.
siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Pogegen

Kirchengeschichte

Von Richard Taudien:

Die Gemeinde liegt 20 km nördlich der Stadt Tilsit und 3 km von der unmittelbaren russisch-litauischen Grenze entfernt. In der Zeit des großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm I (1640-1688) waren schon alle Dörfer vorhanden. Damals nahmen noch der große "Bohmwald" und die "churfürstliche Wildnis" einen nicht unbedeutenden Raum ein. Zunächst hatten die Dörfer nur einen Besitzer und hatten auch dessen Namen. Erst nach Auflösung der Leibeigenschaft wurden sie besiedelt. Nach der Volkszählung von 1905 wohnten im Kirchspiel auf 50,52 qkm 3633 Seelen, davon 3026 Evangelische, 600 Katholiken und 7 Juden, also 66 Menschen auf einen qkm.
Kirchlich gehörte das Kirchspiel je zur Hälfte nach Piktupönen und Coadjuthen. Den weitesten Weg hatten die Mischpettern zu ihrer Kirche nach Piktupönen und die Schudiener nach Coadjuthen. Um allen diese weiten Kirchwege zu kürzen, wurde am 1. April 1892 in Nattischken ein Seelsorgebereich eingerichtet. Ein weiterer Grund war die 1858 entstandene katholische Kirche in Robkojen.

Die Erhebung zur selbständigen Kirchengemeinde erfolgte 1895. Ihre Gottesdienste fanden zunächst in der Schule statt.
Der Entwurf für Kirche und Pfarrhaus wurde 1901 aufgestellt und wies Kosten in Höhe von 78 500 Mark auf. Als dann der Jubiläumsfond die fehlenden Kosten von 11 000 Mark übernahm, konnte mit dem Bau begonnen werden. Anfang August 1903 ging Maurermeister August Heidenreich, Tilsit, eifrig ans Werk. Am 4. September fand die Grundsteinlegung statt. Der Bauplatz lag an der östlichen Seite des 56 m hohen Nattkischker Berges, nahe der Straßenkreuzung Tilsit - Thomuscheiten und Robkojen - Timstern.

Die Kirche ist ein einfaches Langhaus im Backsteinbau, 15,20 m breit und 22,80 m lang, mit einem vorgesetzten Turm. Die lichte Höhe des Kirchenschiffes beträgt 9,80 m. Die Decke besteht aus einem in Bretterverschalung ausgeführten Tonnengewölbe, seine Grundfarbe ist ockergelb und durch graue Streifen in vier Felder geteilt. In der überwölbten Nische ist der Altar gemauert und mit einer Holzplatte abgedeckt. Auf ihm steht ein geschnitztes Holzkreuz, davor das Kruzefix und die Bibel. In einem seitlichen Anbau ist die Sakristei. Die Kanzel, von der Sakristei zugänglich, hat einen graugrünen Anstrich.

Angeeigneten Stellen ist das Holzwerk ohne Farbe gelasssen, wodurch eine goldene Tönung erzielt ist. Umrandung der Kanzel und die Altarwölbung haben eine farbliche Teppichmalerei. Der Taufstein steht unter der Kanzel. Das Kirchenschiff ist in zwei Teile geteilt und hat 410 Sitze. Vom Haupteingang an der Nordostecke führt die Treppe zur Orgelempore, mit 90 Sitzplätzen. Die Orgel wurde von Nowack aus Königsberg erbaut.

Im Turm hingen drei Bronzeglocken, 495, 253, und 146 kg schwer, mit Inschriften. Über dem Haupteingang ist die "Jubiläumstafel" angebracht. Am 29. November 1904 wurde sie von dem Generalsuperintendenten D. Braun, Königsberg, eingeweiht.
Nach dem Verzeichnis von 1926 war die Kirche patronatslos, hatte 3026 Seelen und ein Gemeindehaus. Eine Gemeindeschwester war eingestellt. Die Bahnstation Gudden war 7 km weit, das Pfarrland 2,06 ha groß.

Zum Kirchspiel gehörten: Nattkiscchken, Endrikaten, Eistrawischken, Gallus Wilpien, Jögsden, Joseph Grutscheit, Kiupeln, Kulmen Wiedutaten, Kutturen, Mischpettern, Robkojen, Schleppen, Schudienen, Skrodeln, Thomuscheiten und Timstern. [10]

Konfirmation

Konfirmation 1942


Friedhof

Der Friedhof liegt südlich von Nattischken langgestreckt direkt an einem Weg.

Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand September 2011


Schule

Schule Nattkischken 1930 oder 1931, Lehrer Rohde und Abromeit.
  • 1. Reihe:

Heinz Lukoschus, Erich Rims, Walter Bischoff, Heinz Willuweit, Adolf Tareilus

  • 2. Reihe:

Helene Rosenat, Edith Spingies, Walter Lubert, Erich Gaber

  • 3. Reihe:

Walter Willuhn (?), (?) Bintakis, Fritz Urbschat, Walter Oginschus, Walter Jettkandt, Walter Abrutat (?), Kurt Kühn

  • 4. Reihe:

Helene Bintakis, Frieda Lubert, Käthe Kalitzki, Erna Kalitzki, Käthe Abrutat, Maria Abrutat, Irmgard Enseleit

  • 5. Reihe:

Hilde Rudat, Ella Swars, Edith Jettkandt, Ella Dilbakowski, Edith Florian, Hilde Lubert

  • 6. Reihe:

Irmgard Tareilus, Erna Brinkmann, Erika Rohde (Tochter d. Lehrers), Gertrud Kiupel, Anni Willuweit, Lotte Hoyer

Schule Nattkischken 1934 , Lehrer Buntins und Bliesze.
  • 1. Reihe von oben:

1. von rechts: Arno Wischnewski, 3. von links: Harry Spingies

  • 2. Reihe von oben:

1. von links: Bruno Tochenhagen

  • 4. Reihe von oben:

6. von rechts: Edith Spingies

  • 3. Reihe von unten:

1. von rechts: Gerlinde Kühn (mit dem blonden kinnlangen Haar)

Schule Nattkischken 1930 Jahre, Pfarrer Ogilvie.
  • 1. Reihe von oben:

2. von links Alfred Spingies

  • 2. Reihe von unten:

3. von rechts Edith Spingies

Geschichte

1743 ist in Nattkischken ein Haus Forkel angesessen. 1779, als die Kriegs- und Domänenkammer Weideländereien ausgibt, erhalten auch Ludwig Jurklies und Endriks Laukatis zu ihren Etablissments 2 Hufen. 1785 werden mehrere Bau- und Gartenstellen ausgegeben. (G. A.)[11]


Verschiedenes

Erinnerungen an Nattkischken

Überliefert von Jörg Schiller

Meine Großmutter Emma SCHILLER, geb. Neumann hat in einer Doppelhaushälfte gewohnt.

Vor dem Haus - Meine Großmutter Emma und meine Mutter Erna
Bild: Jörg Schiller

Sie sagte, es war ein Inst-Haus. Die andere Hälfte hat die Schneiderin Anna Spingies mit ihren Kindern bewohnt. Meine Großmutter hat sich dort öfter Kleider nähen lassen. Es gehörte der Familie Kuipel. Es lag an der Strasse nach Robkojen, siehe Ortsplan. Dort ist auch der kleine Stichweg zum Haus meiner Großmutter eingezeichnet.
Mein Großvater Hermann SCHILLER

Großvater Hermann Schiller, vermisst Anfang 1943 in Russland
Bild: Jörg Schiller

hat am Marktplatz bei der Mühle und Elektrostation gearbeitet.

Im Laden von Kopp am Marktplatz hat meine Mutter im Alter von 3 Jahren eine Puppe von der Frau des Ladenbesitzers geschenkt bekommen. Die Karte ist nicht ganz genau, denn Kaufmann Rieß gehört schon zu Thomuscheiten. Meine Großmutter sagte mal: Brauchst Du Kleinigkeiten, geh zu Rieß nach Thomuscheiten. Der Bruder meiner Großmutter hat Rieß in Tilsit getroffen, nach seiner Verhaftung, Rieß musste dort die Straße fegen. Der Bruder war geschockt und sprach ihn an, Rieß traute sich nichts zu sagen, sagte nur 2x : alles fürs Vaterland ! was aus Rieß geworden ist, ist mir nicht bekannt. Im Tanzsaal von Neumann am Marktplatz hat meine Großmutter ihren Mann kennen gelernt.

Das Wohnhaus meiner Großeltern in Nattkischken existiert nicht mehr.

Emil Neumann
Bild: Jörg Schiller


Emil Neumann, großer Bruder meiner Großmutter, vermisst in Kroatien. Wenn ich die Erzählungen meiner Großmutter korrekt in Erinnerung habe, hat er mit Meta Rudat zusammen gelebt.


Memeler Dampfboot

  • 5.Dezember 1933: Der Landwirtschaftliche Verein hielt am Sonnabend bei Kaufmann Neumann eine Vollversammlung ab, die von mehr als 200 Mitgliedern besucht war. Nach Eröffnung der Versammlung gedachte der Vorsitzende, Gutsbesitzer KrawolitzkiTimstern, des verstorbenen Vereinsmitgliedes Besitzer Johann Rudat, dessen Andenken wie üblich geehrt wurde, und sprach dann über die Lage der Landwirtschaft. Er betonte, daß die Ernteerträge im allgemeinen als befriedigend gelten könnten, trotzdem sei die Lage der Landwirte sehr schwierig, denn abgesehen von den niedrigen Preisen stocke auch der Absatz von landwirtschaftlichen Produkten immer mehr. Was die Wahl des Herrn RademacherWinge zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer anbetreffe, so sei zu sagen, daß die Landwirte zu dem neuen Präsidenten volles Vertrauen haben. Hierauf hielt Diplomlandwirt Brokoph von der Landwirtschaftspartei einen Vortrag über die Zukunftsgestaltung der Landwirtschaft und gab in recht interessanter und lehrreicher Weise wichtige Winke und Fingerzeige, wie auch heute in der Landwirtschaft gespart werden könne.


Karten

Siehe oben rechts auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160 000
Nattkischken auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Natkischken und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 47, 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Natkischken im Preußischen Urmesstischblatt Nr. 47, 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Nattkischken im Messtischblatt 0797 Nattkischken, (1915) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Handzeichnung Karte von Edith Spingies
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Nattkischken aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv
Skizze aus der Gemeindeseelenliste von Thomuscheiten aus den 50er Jahren, (c) Bundesarchiv


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>NATKENKO05XF</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Kirchbuch Plaschken - Heiraten 1816-1870
  3. Urmesstischblatt von 1860
  4. GOV: http://gov.genealogy.net/
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  6. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
  7. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918,
  8. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  9. Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
  10. Richard Taudien: Eine Kirche für 78 500 Mark, Fortsetzung eines Berichts über die Jubiläumskirchen im Memelgebiet in Memeler Dampfboot Nr. 6-Juni 1989
  11. Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918