Szeszuppe (Fluss)

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Szeszuppe Schrift.jpg
Die Szeszuppe bei Ackmenischken, Sommer 1993
Die Szeszuppe bei Juckstein, 26.08.1993
Weg zur Szeszuppe-Quelle
Der Lehrpfad "Szeszuppe-Quelle"




Einleitung

Die Szeszuppe (auch Scheschuppe) ist der größte linke Nebenfluß der Memel. Sie entspringt in Nordostpolen, durchquert den südwestlichen Teil der Republik Litauen und erreicht bei Schirwindt Ostpreußen. Von da bildet sie 51 Kilometer lang die Grenze zwischen Ostpreußen und Litauen. Bei Schillenöhlen tritt die Szeszuppe in den ostpreußischen Kreis Pillkallen ein, durchfließt den nördlichen Teil des Kreises Tilsit-Ragnit und mündet bei Raudszen (Rautengrund) in die Memel.

Der Lauf der Szeszuppe erfolgt in vielen Bögen und Windungen. An seinen mal flachen und mal höheren, vielfach von Weiden eingefaßten Ufern liegen idyllische Dörfer und Städte mit reicher Geschichte. Auch große Wälder säumen die Ufer des Ostflusses, wie die Szeszuppe im Reichsgebiet ab 1938 genannt wurde.

Als Verkehrsmittel von der einen Flußseite zur anderen diente meistens der Handkahn. In Lasdehnen, Galbrasten (Dreifurt) und Lenken spannen sich Brücken über den Fluß, in Hirschflur (Giewerlauken), Juckstein und Rauduzen (Rautengrund vermittelten früher Wagenfähren den Übersetzverkehr. Arbeit fanden die Anwohner vor dem Krieg in den Sägewerken und Ziegeleien, sowie auf den Gütern und auf gut bewirtschafteten Bauerngehöften, sowie im Trappöner und Neuluböner Forst. Gern wird auch noch heute in der Szeszuppe geangelt und gebadet. [1]

Name

  • Szeszuppe (1938 - 1945 Ostfluß)

Der Name bedeutet sinngemäß "dunkler Fluss".
Die Ableitung von "šeši": sechs (Sechs-Fluss) ist eine Fehlinterpretation.

vgl. litauisch
  • „šeže“ = Schwarzdrossel, Amsel
  • „šešuolė“ = Schatten

Allgemeine Informationen

  • Die Flußlänge beträgt 298 km,
  • davon 27 km in Polen,
  • 158 km in Litauen,
  • 51 km Grenze Litauen / Rußland,
  • und 62 km in Rußland (Königsberger Gebiet).
  • Mündung bei Raudszen in die Memel.

Quelle

Die Szeszuppe entspringt im Suwalki-Nationalpark (Suwalski Park Krajobrazowy). Die Quelle befindet sich in der Nähe der Turtul-Mühle, wo auch die Nationalpark-Verwaltung ihren Sitz hat. Nur 500 m vom Bett des Czarna Hańcza-Flusses entfernt sprudelt das Wasser der Szeszupka (polnisch: kleine Szeszuppe) aus dem Hang eines morastigen Tals und fließt weiter nach Norden. Es gibt einen 6 km langen Naturlehrpfad „Szeszuppe-Quelle“. Der beginnt in Malezowizna bei der Quelle und endet beim evangelischen Friedhof von Łopuchowo. [2]

Der evangelische Friedhof von Łopuchowo

Der ev. Friedhof von Szeszupka
Die Kirche der Altorthodoxen in Wodziłki

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen nach der dritten polnischen Teilung ( 1795 - 1807) protestantische Siedler in denSuwałki-Distrikt. Die meisten waren deutscher Herkunft. 1944 sind die Siedler mit der zurückweichenden Wehrmacht geflüchtet. Von ihrer früheren Anwesenheit zeugen nur noch Friedhöfe, die unter Büschen und Bäumen versteckt meist vergessen sind. Üblicherweise waren es kleine Friedhöfe, die die Siedler oft auf einem Hügel in der Nähe ihrer Ortschaften errichtet hatten. Sie waren von Bäumen umgeben und mit einer Trockenmauer aus Feldsteinen eingefaßt. Im 19. Jahrhundert wurden die alten hölzernen Tafeln durch gußeiserne Kreuze ersetzt. Auf dem evangelischen Friedhof in Szeszupka kann man sehen, daß für die Friedhofsmauern später ein Zement-Mörtel entwickelt worden ist, der sehr witterungsbeständig ist. [2]

Westlich der Straße von Szeszupka nach Wodziłki befindet sich eine zwei Kilometer lange Hügelkette, die aus einer eiszeitlichen Endmoräne entstanden ist. Durch Beweidung sind auf den Hügeln sogenannte Trockenrasen entstanden. Auf den farbenfrohen Magerwiesen gedeihen seltene Pflanzen, die die Hügellandschaft am Oberlauf der Szeszuppe zu einem Gebiet von außerordentlicher naturkundlicher Bedeutung machen. [2]

Ein Stück Rußland im Tal der Szeszupa

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen russische Flüchtlinge in den Suwałki-Distrikt,, die wegen der Repressalien des zaristischen Herrschaftssystems ihre Heimat verlassen mußten. Ein weiterer Grund für die Flucht war die Reform der orthodoxen Riten, die vom russischen Patriarchen Nikon im 17. Jahrhundert durchgesetzt worden war. Weil die Glaubensflüchtlinge an der herkömmlichen Liturgie und an den gewohnten Ritualen festhielten, wurden sie Altgläubige genannt. Auch die Bezeichnung Phillipponen (nach dem Mönch Phillip, der die Lehre der priesterlosen Glaubensgemeinschaft begründet hatte), war üblich. Ihr Ideal war ein Leben in fast mönchischer Bescheidenheit. Die größte Ansiedlung der Phillipponen in Ostpreußen war Eckertsdorf in Masuren.

1788 gründeten die Phillipponen am Oberlauf der Szeszuppe das Dorf Wodziłki und ein Jahr später Łopuchowo. In Wodziłki bauten sie eine orthodoxe Holzkirche mit einer glänzenden Kuppel und russischem Kreuz auf der Spitze. Die Sprache der Phillipponen, die in der Region noch vereinzelt gesprochen wird, ist ein russischer Dialekt. Einige eigentümliche Sitten und Gebräuche der Altgläubigen haben sich in den Dörfern Wodziłki und Łopuchowo bis heute erhallten. [2]

Landschaft im Quellgebiet

Der Linowek-See bei Szeszupka

Das Landschaftsbild im Quellgebiet der Szeszuppe wird von einer großen Anzahl Dolinen geprägt, die durch unter- und überirdische Flußläufe miteinander verbunden sind. Als Doline (von slawisch dolina, ‚Tal‘) oder Karsttrichter bezeichnet man eine schlot-, trichter- oder schüsselförmige Senke von meist rundem oder elliptischem Grundriss in Karstgebieten. Ihr Durchmesser schwankt meist zwischen zwei und 200 Metern, kann bei wannenartigen Suberosionssenken aber auch mehrere Kilometer betragen. Ihre Tiefe reicht von zwei bis zu mehr als 300 Metern. Die Dolinen als typische Karstformen kommen überall vor, wo genügend mächtige Kalkstein- oder Gipsgesteine den Untergrund bilden.
Im Suwalki-Nationalpark ist durch die große Anzahl von Einsturztrichtern im Endmoränenschutt aus der Eiszeit eine reizvolle Hügellandschaft entstanden, die immer mehr Besucher anzieht.

Der weitere Verlauf der Szeszuppe

  • Der kleine Linowek-See wird auch als Szeszuppe-Doline bezeichnet.
Auf ihrem Weg nach Nordosten durchquert die junge Szeszuppe weitere Seen.
Es ist manchmal nicht ganz leicht, den Verlauf der Szeszuppe genau zu verfolgen, weil die Verbindungsarme zwischen den Gewaessern sich mehrfach verästeln und die Kraterseen auch durch unterirdische Flussläufe miteinander verbunden sind.
  • Bei Sidory durchquert die Szeszuppe den Krejwelek See.
  • Nach dem Durchchfließen des Czarne-Sees verläßt die Szeszuppe den Suwalki-Nationalpark und erreicht dann die Ortschaften Pobondzie und Rutka-Tartak.
In diesem Bereich existiert bis heute eine litauische Minderheit.
  • In der Umgebung von Rutka-Tartak wird die Szeszuppe an mehreren Stellen aufgestaut, so daß eine herrliche Auenlandschaft entstanden ist. Erst vor der polnisch-litauischen Grenze wird die Szeszuppe wieder zu einem nicht besonders breiten Bachlauf.
  • Bei Poszeszupie-Folwarkverläßt die Szeszuppe den polnischen Bezirk Suwalki und tritt in den südlitauischen Bezirk Kalvarija ein. Auf der polnischen Grenzseite ist die Szeszuppe immer noch so schmal, daß man sie mit einem beherzten Sprung überwinden kann.


Weiterer Verlauf ab Schirwindt

Bei Schirwindt erreicht die Szeszuppe Ostpreußen, fließt durch den Kreis Pillkallen (Schloßberg), verläuft eine Strecke auf der Grenze der Kreise Pilkallen und Ragnit und bleibt ab dem Kirchdorf Wedereitischken (Sandkirchen) ganz im Kreis Ragnit. Ihre Windungen verleihen ihr ein malerisches Gepräge. Die Szeszuppe streift die Ortschaften Galbrasten (Dreifurt), Alt Krauleidszen (Hohenflur), Aszen (Aschen), Giewerlauken (Hirschflur), Weedern, Mikehnen (Micheln), Juckstein, Ackmenischken und Groß Lenkeningken (Groß Lenkenau). Der Fluss geht an Lenken vorbei, fließt durch Raudszen hindurch und mündet beim Blocksberg in die Memel.
Heimatkunde 1912:
"Die Szeszuppe. Sie entspringt bei Philippowo in der Nähe der Romintenquelle und tritt bei Schirwindt in Ostpreußen ein. Von hier bis zum Dorfe Schillenöhlen bildet sie die Grenze zwischen Rußland und dem Deutschen Reiche. Bei Schirwindt empfängt sie den Schirwindtfluß, der ebenfalls ein Grenzfluß ist und die westlich von Stallupönen herkommende Rauschwe aufnimmt. Dieses Flüßchen wird vom Packledimmer Moor gespeist. Nachdem die Szeszuppe die Grenzlinie verlassen hat, wendet sie sich in einem großen, nach Norden geöffneten Boden nach Westen und erhält den Zufluß der Alexnuppe, die durch den landschaftlich schönen Willuhner See geht. Am Südufer der Szeszuppe zieht sich auf eine weite Strecke der Schoreller Forst hin. Stellenweise hat sie steile und malerische Ufer. Ein schönes Landschaftsbild bietet sie beispielsweise dem Beschauer bei dem Kirchdorfe Lasdehnen. Eine kurze Strecke oberhalb der Juramündung ergießt sich die Szeszuppe in den Memelstrom." [3]

Geschichte

Die Szeszuppe war zu Ordenszeiten ein strategisch wichtiger Wasserweg, der oft in Ordensberichten erwähnt wurde.

Verschiedenes

Karten

Quellgebiet der Szeszuppe im Suwalki-Nationalpark
Die Szeszuppe von der Quelle bis Kalvarija
Die Szeszuppe bei Hischflur
(c) Bundesamt für Kartographie und Geodäsie
Verlauf der Szeszuppe im nördlichen Ostpreußen, 1925
Die Szeszuppe in der Schroetterkarte Blatt 29, (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Externe Links

Szeszuppe-Bilder


Einzelnachweise

  1. Text von Bernhard Waldmann (teilweise in Anlehnung an Ernst Hofer: “Am Memelstrom und Ostfluß”
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Text aus der Info-Broschüre „Szeszuppe-Quelle“ („u Żródeł Szeszupy“),hrsg. von der Verwaltung desSuwałki-Nationalparks, übersetzt von B. Waldmann
  3. Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S.144