Reisterbruch

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Reisterbruch Schrift.jpg


Bäuerliches Leben in Ostpreußen
Reisterbruch und Umgebung,
Ausschniit aus einem Meßtischblatt, Stand nach 1938

Hierarchie




Einleitung

Reisterbruch, umgrenzt von den Dörfern Unter Eisseln, Heidenanger, Rautengrund, dem Heidewald (Schilliswald) und Klein Lenkeningken, lag etwa gleich weit im Dreieck zwischen der Memel und der Szeszuppe.

Allgemeine Informationen

Reisterbruch war mit seiner Größe von 226 ha und 27 Gehöften sowie seinen 150 Einwohnern eines der kleineren Dörfer des Kirchspiels Groß Lenkeningken. Reisterbruch gehörte zum Amt und Standesamtsbezirk Rautengrund und - da es keine Schule besaß - zum Schulverband des Nachbardorfes Heidenanger. Die Postzustellung erfolgte von der Agentur Ober Eisseln aus.

Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Seit wann Reisterbruch besteht, ist nicht genau feststellbar. Nach Erzählungen von alten Leuten sollen erste Siedler auf dem teils sandigen, teils moorigen und sumpfigen Boden, damals bewachsen mit Gestrüpp, kleinen Kiefern, Birken und Wacholder, in den Freiheitskämpfen von 1813-15 invalide gewordene Soldaten gewesen sein, die der Staat hier ansiedelte. Diese ehemaligen Soldaten haben Bäume und Sträucher gerodet, Gräben ausgehoben, Hügel teils mit Karren abgefahren und Mulden ausgefüllt und sie und ihre Nachfahren haben bei dem wenig fruchtbaren Boden selbst bei größtem Fleiß, Genügsamkeit und äußerster Zähigkeit nur eine bescheidene Existenz erreichen können.

Als das Gutsvorwerk Georgenwalde unter den Hammer kam und aufgesiedelt wurde, kam ein Teil dieses Gutsvorwerks, und zwar der um das Gehöft von Pusch herum liegende Teil zu Reisterbruch und wurde ebenfalls besiedelt.

Ortsbeschreibung

Etwa 80 % der Dorfbewohner lebten als Landwirte und der Rest als Arbeiter oder Handwerker. Manche wurden auch Berufssoldaten oder zogen in die Städte oder in die Industriegebiete im Westen.

Bei dem wenig ertragreichen Boden bestand bei den Nationalsozialisten die Absicht, bei günstigem Kriegsausgang die Landwirte des Dorfes auf größere und ertragreichere Höfe im Osten anzusiedeln und Reisterbruch und auch das angrenzende wenig ertragreiche Gelände der Nachbargemeinden aufzuforsten.

Die Bevölkerung des Dorfes, deren Kinder die zweiklassige Volksschule in Heidenanger besuchten, insbesondere die erwachsene Jugend, war sehr aufgeschlossen, sang, musizierte und tanzte auch gern. In Ermangelung eines eigenen Lokals und eigener Vereine traf sie sich sowohl bei Nachbarn oder an der Brücke über den Berupgraben, wie auch z. B. Ostern bei der Schaukel im Walde oder man ging zusammen zur Szeszuppe nach Rautengrund, zum Kirchdorf Groß Lenkeningken]], zum Sportplatz Unter Eisseln oder Ober Eisseln.

Reisterbruch mit seinem großen Waldbestand, zum Teil angrenzend an die Unter Eisselner Heide war auf dem besten Wege, neben den beiden Dörfern Unter Eisseln und Ober Eisseln mit ihrem großen Fremden- und Ausflugsverkehr, auch Nutznießer des Fremdenverkehrs zu werden, doch der Zweite Weltkrieg zerstörte alle in dieser Richtung laufenden Pläne.

Am 16. Oktober 1944 hat der letzte Bürgermeister des Dorfes Reisterbruch, Otto Kreutzmann, zusammen mit seinen Gemeindeangehörigen sein Heimatdorf verlassen müssen. Die Russen hatten zu dieser Zeit schon das Nordufer der Memel erreicht und es war damit höchste Zeit gewesen, den Räumungsbefehl zu geben. Vor der Inbesitznahme durch die Russen im Januar 1945 hat dann noch einmal Erna Groß in der Zeit vom 14. bis 17. 12. 1944 ihren Heimatort besucht. In unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses fand sie zwei Bunker vor. Von Erna Gross stammen auch die Aufnahmen aus Reisterbruch, Heidenanger und Rautengrund für das Heimatbuch und die Übermittlung der Namen der im 2. Weltkrieg Gefallenen dieser drei Dörfer, soweit ihr dieselben bekannt sind. Den Leidensweg des Trecks sowie die Erlebnisse in den Jahren 1945 bis zur Ausweisung durch die Russen in Reisterbruch und Groß Lenkeningken]] berichtet ausführlich Helga Sahm, geb. Pusch.( Anm.: Unterseite) [1]


Bewohner

Verluste unter der Bevölkerung im WK2

a) als Angehörige der Wehrmacht
Name Bemerkungen
Breitenberg, Emil, Oberjäger am 02.05.1941 auf Kreta gefallen
Ballendat, Wilhelm gefallen
Gross, Otto, Oberfeldwebel am 25.08.1941 bei Reval gefallen
Girnus, Kurt, Obergefreiter 1943 in Rußland von Partisanen erschossen
Girnus, Paul in einem Lazarett in Schlesien verstorben
Guddat, Oskar gefallen
Guddat, Franz gefallen
Knopp, Will gefallen
Knopp, Walter seit 1944 vermißt
Kreutzmann, Leo in Rußland vermißt
Kreutzmann, Erich am 19.10.1944 gefallen
Meschkat, Adolf gefallen
Pintat, Paul gefallen
Pintat, Heinz im Lazarett in Tilsit verstorben
Perlebach, Otto seit 1944 an der litauischen Grenze vermißt
Szelies, Artur 1941 in der Kalmückensteppe in Rußland erschossen
Szelies, Waldemar vermißt
Singelmann, Fitz, Berufssoldat (Pilot) nach vielen Feindflügen über England in Tilsit abgestürzt
Sieg, Julius seit Stalingrad vermißt
Sieg, Albert, Berufssoldat vermißt
Scherreick, Artur gefallen
Willemeit, Eduard vermißt


b) unter der Zivilbevölkerung
Name Bemerkungen
Krause, Julius in Reisterbruch verstorben
Krause, Hermann in Reisterbruch verstorben
Kreutzmann, Klara, Wehrmachts-Angest. am 13.12. In Marienburg verstorben
Kurras, Hermann
Kurras, Franz
Otterburg
Pusch, Erwin auf der Flucht von den Russen verschleppt,
seitdem verschollen
Singelmann, Edith auf der Flucht in Sankt Albrecht bei Danzig verstorben
Scherreick, Kurt

Leider sind mit den aufgeführten Namen noch nicht alle Schicksale aufgeklärt, so dass mit Sicherheit mehr als 25 % der zu Kriegsbeginn in Reisterbruch wohnhaft gewesenen Dorfbevölkerung im Zweiten Weltkrieg oder auf der Flucht umgekommen sind.

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Bibliografie

Genealogische Bibliografie

Historische Bibliografie

In der Digitalen Bibliothek

Archive und Bibliotheken

Archive

Bibliotheken

Verschiedenes

Compgen-Metasuche.png nach dem Ort: Reisterbruch


Weblinks

Offizielle Webseiten

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>REIUCHKO15CA</gov>

  1. Quelle: Auszug aus dem Heimatbuch "Am Memelstrom und Ostfluß", von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. - Wiederauflage 1994