Sarkau
Regional > Deutsches Reich > Ostpreußen > Regierungsbezirk Königsberg > Landkreis Fischhausen > Sarkau
Einleitung
Erste urkundliche Erwähnung 1362 als Sarckaw. Andere Schreibweisen Sarkaw (1449), die Sarkow (1497), Sarkaw (1620), Sarckau (1802), Zarkau, Sarkawa, Särkawa, Zarkowa (1885)
Name
Der Name bezieht sich auf schwarze Vögel.
- prußisch "sarke" = Elster
Allgemeine Information
Politische Einteilung
Sarkau gehörte zum Landkreis Fischhausen
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Sarkau gehörte zum Kirchspiel Rossitten.
Evangelische Kirchen
Katholische Kirchen
Geschichte
Religion und Aberglauben
„Groß war ihr Aberglaube“, schreiben mehrere Chronisten, und tatsächlich hatte sich der alte heidnische Glaube bis in das 20. Jh. erhalten und wurde zumindest bei Familienfeiern und im Brauchtum noch praktiziert, und es gab unzählige Seher, Wahrsager, Besprecher, Heilmittelhersteller und Quacksalber. An die Bedeutung von Träumen wurde eh´ geglaubt. So erzählte mir der hochverehrte Richard Pietsch, der in Funk und Fernsehen als der „letzte Kure“ bezeichnet wird, dass er das New Yorker Unglück des 11. September 2001 vorausgeträumt habe und sehr unter seinen seherischen Fähigkeiten litte und kaum darüber sprechen möge, weil es in unsere heutige rationale Welt nicht so recht hineinpassen will und als esotherisch und spinnerhaft gilt.
Bei den Kuren hielt sich die baltische heidnische Religion bis in die Neuzeit. Auf dem alten Friedhof von Nidden gibt es noch Grabstelen mit heidnischen Symbolen, deren hölzerne Grabmarkierung grundsätzlich die Gestalt einer Kröte hatte, das Symbol für die Erdgöttin und ihre lebensspendenden Kräfte. Daneben werden Vögelchen dargestellt, aber auch Blumen, Schlangen, Bäume und Himmelszeichen. Als während der Christianisierung die heidnische Symbolik verboten wurde, reicherte man die Grabmale listigerweise mit Kreuzen und anderen christlichen Zeichen an und erreichte auf diese Weise, dass sie nicht zerstört werden mussten.
Für die kurische Bevölkerung wurden 1541 in Sarkau und Rossitten Kapellen eingerichtet. Nach 1550 nannte sich der Pfarrer von Rossitten Pfarrer von Kunzen. Zum Kirchspiel Kunzen gehörten auch Inse, Loye und Ackel am östlichen Haffufer sowie Nidden und Karwaiten. Schwarzort gehörte zu Memel, Neegeln wechselte zwischen beiden. 1609 gibt der Pfarrer von Kunzen an, dass: der mehrer Teil Churen und Litauen nicht beten können. Die Visitation von 1670 geht auf die Verhältnisse in Kunzen und Sarkau im einzelnen ein. Am schlimmsten seien die Pillkopper und Preeder. Es gebe Wahrsager, Böther, Segensprecher, auch Salzpuster in Rossitten. Viele, besonders in Pillkoppen und Preeden, entschuldigten sich damit, sie könnten nicht deutsch. Also legten die Visitatoren fest, dass wenn der Pfarrer nur deutsch könne, der Schulmeister aus der litauischen Postille vorzulesen habe. Tatsächlich gab es jedoch in den Pillkopper und Preedener Gegenden Leute, die wirklich nicht deutsch konnten und deshalb dem Gottesdienst innerlich nicht folgen konnten. 1738 wird die Verwilderung der Nehrungsbevölkerung mit drastischen Worten beklagt. Sie seien nur äußerlich menschenähnlich. Auch Ende des 18. Jahrhunderts waren nur 20 % der Bevölkerung dieser Kirchspiele deutsch. Die ihnen fremde Sprache war ursächlich dafür, dass die Obrigkeit den Kuren geistig nicht nahe kommen konnte und dass so der alte heidnische Glaube, die alten heidnischen Riten ihnen weiterhin inneren Halt gaben.
Krajebieter
Die Bevölkerung der Nehrung besserte ihren Speiseplan durch den Verzehr von Schwarzvögeln auf, die ähnlich wie Täubchen schmecken sollen. Die Vögel wurden mit Netzen gefangen und mit einem Biss in den Kopf kurz und schmerzlos getötet. Deshalb wurden die Sarkauer "Krähenbeißer" (Krajebieter) genannt.
"Der Vogelbestand muß sehr groß gewesen sein. Ein Privileg aus dem Jahre 1656 besagt, daß für einen Vogelherd, Krähen- und Drosselfang, jährlich der Zins von 1 Taler und 6 Groschen entrichtet werden mußte. Der Krähenfang wurde nach den alten Fangmethoden voll weiterbetrieben.
- Fangzeit: Oktober bis Dezember
- Fangergebnis: 60 - 100 Stück pro Tag, überwiegend Nebelkrähen. Durch einen Biß in den Kopf wurde die Krähe sofort getötet."
"Falkenbuden bis weit in das 18. Jahrhundert. Belieferung erfolgte an viele europäische Fürsten-, Königs- und Kaiserhöfe".
Sarkau hatte eine Kirche und eine Jugendherberge. Die Bevölkerung lebte vom Fischfang und dem Tourismus. Man sprach deutsch und plattdeutsch.
Kurenwimpel von Sarkau: Farben weiß (links) - schwarz (rechts), zu gleichen Teilen senkrecht
Schulwesen und Sprache
Die kurische Sprache hatte sich der lettischen angepasst, so dass das Kurische nur noch von wenigen Menschen gesprochen wurde. In Vermischung mit der prußischen Sprache der Schalauer südlich der Minge sowie der Nadrauer und Samländer bildete sich das Nehrungskurisch heraus. Ab dem 15. Jahrhundert lebten in den alten südkurischen Landschaften nun auch Deutsche, Prußen, Zemaiten und Litauer, so dass sich unter der ländlichen Bevölkerung eine Sprache herausbildete, die lettisch, prußisch und vor allem zemaitisch geprägt war, sich jedoch in vielen Begriffen vom Hochlitauischen unterschied. Ein wichtiges Bindeglied zur deutschen Kultur war die plattdeutsche Sprache.
Die Landbevölkerung war durchweg mehrsprachig, jedoch beherrschte sie selten die hochdeutsche Sprache, die Sprache des Rechts, der Schulen und der Gottesdienste. So stellte sich die Kirche darauf ein, indem sie je nach Ortschaft deutsch oder litauisch predigen ließ. Litauisch war ein Kompromiss, denn es war die Sprache, die letztlich alle verstanden und die die Prediger deshalb erlernen konnten, weil sich eine litauische Schriftsprache herausgebildet hatte, während die Sprachen der Kuren und Prußen langsam ausstarben. Trotzdem blieben Pfarrstellen oft vakant, weil sich kein Prediger fand. Schulmeister mit Kenntnis der litauischen oder kurischen Sprache wurden mit besonderen Zulagen gelockt. Es stand also schlecht um die deutsche Sprache. Das änderte sich erst, als Ende des 19. Jahrhundert auch bei der ländlichen Bevölkerung die geistigen Bedürfnisse stiegen und sich zudem der Tourismus entwickelte.
Historische Gesellschaften
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Adressbücher
Bibliografie
- Pietsch, Richard: Bildkarte rund um das Kurische Haff, Heimat-Buchdienst Georg Banszerus, Höxter, Herstellung: Neue Stalling, Oldenburg 1993
- Volltextsuche nach Ortsname in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
In der Digitalen Bibliothek
Archive und Bibliotheken
Archive
Bibliotheken
Verschiedenes
Weblinks
- [2] Kurisches Haff
- [3] Kurische Nehrung
- [4] Die Kuren
- [5] Die Prußen
- [6] Die Sudauer
- [7] Bildkarte rund um das Kurische Haff, R. Pietsch
- [8] Schematischer Aufbau der Kurenwimpel (AdM, Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e.V.)
- [9] Kurenwimpel
- [10] Kurische Ortsnamen
- [11] Portal Memelland
- [12] Geschichte Sarkaus
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>SARKAUKO05HA</gov>