Schlesisches Namenbuch/135

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Reich (Görlitz [27] Liegnitz [28] Öls [6] Sagan [3]), Reiche (Görlitz [15] Liegnitz [7] Neusalz [4]).

Bemerkenswert ist das fast völlige Fehlen des Namens in Oberschlesien und der Grafschaft Glatz sowie das Fehlen der er-Form, die z. B. 1389 in Görlitz begegnet: Peter Rycher. - Belege: Nitsche Ryche 1372 Liegnitz; Petir Ryche; Apecz Rychen son 1383 Liegnitz, also schon Familienname! Vgl. auch die zusammengesetzten Familiennamen Reichpietsch; Hanns Reychpeter 1447; Jeckil Rych Pauel 13./14. Jahrh.; Rich Jekil 13./14. Jahrh.


Reimschüssel (Schweidnitz Neisse Glogau), entrundet aus Räumschüssel (Herrnprotsch).

Satzname „räume die Schüssel“, aber nicht als Übername eines Eßlustigen (so Schles. Wb. 260), sondern eines Diebes oder Räubers, wie die Räubernamen im „Meier Helmbrecht“ zeigen. Vgl. Reinkober u. niederdeut. Rumschöttel, Rümenap.


Rindfleisch (Liegnitz [3] Glogau Sagan Hirschberg Schweidnitz Brieg Öls [3]).

Mittelbarer Berufsname des Fleischers. - Belege: Hannos Rintfleiseh 1415/16 Görlitz.


Rohleder (Liegnitz [11]): der Gerber: Fricz cerdo (!) dictus Rohleder(er) 1397 Prag.


Römer (Liegnitz [8] Görlitz [3] Neisse Oppeln [4]), Röhmer.

Übername des Rompilgers. Romfahrten, auch als Sühne für Verbrechen, finden sich in den Quellen des 14. u. 15. Jahrh.'s öfter erwähnt. So sollte z. B. Nicclos klette für den Mord an Herman regenarm eine romvart tun, macht sich aber frei davon durch Zahlung von virdehalb mark 1386 Liegnitz (Schöppenbuch, Bl. 10a). Vgl. auch die Glatzer Geschichtsquellen. - Belege: Hensil Romer 1354 Liegnitz (Blutbuch 14); Niklos Romer der scheffer 1387 Glatz; Romer 14. Jahrh. Breslau; Petir u. Jokob Romer, Brüder (Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation. Bd. 9); Joh. Romanus, Augustiner 1413 Glatz; Caspar Romanus 1529 Görlitz. Vgl. am Oberrhein (Socin, A., Mittelhochdt. Namenbuch. Basel (1903) 555): Wernherus filius dicti Romer, Bauer 1286/96 = Wernherus (der) Romer; Joh. Romanus sutor 1270; Vivianus Romanus 1226 ebd.


Rother (Liegnitz [35] Görlitz [21] Schweidnitz [33] Glatz [13] Neisse oft Neustadt [36] Ratibor oft Oppeln [21] Beuthen [28] Brieg [13] Sagan [4] Neusalz [4]), Rothert (Liegnitz [8] Görlitz [2]), Rothe (Görlitz [72] Liegnitz [25] Bunzlau [16] Neusalz [17] Sagan [13] Freystadt [8] Schweidnitz [3] Glatz [00]!), Roth selten.

Der Rothaarige. Die starke er-Form ist die bodenständige, in Oberschlesien und der Grafschaft verbreitete; die schwache e-Form dagegen vorwiegend in der Lausitz, Niederschlesien und im Neiderland. Vgl. das ganz ähnliche Verhältnis von Langer und Lange! Belegt ist die er-Form erst seit etwa 1500. - Belege: Hermanns „des Roten snyders“ 1362 Glatz; rotenitschen dem Czymmermanne 1413 Liegnitz (Schöppenbuch, 10a), sonst „dem roten czymmermann“; Petir Rote 1372 ca. Liegnitz; Lorencz Rote 1428 Görlitz; Hans Ruthe 1550 Görlitz, zum u = ô vgl. Rutgisser 1431 Görlitz; Michel Ruther täpper 1510/11 Görlitz; Petir Roth 1458, Bruder: Hanns Rot (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 64).


Rot(h)kegel (Beuthen [12] Oppeln [4] Ratibor [5] Neisse), zusammengezogen Rotkehl (Glogau [4] Schweidnitz [2]), entstellt aus Rotkögel (Schweidnitz [8]), Rotkugel (Neisse).

Modename: Träger eines roten Kapuzenmantels. Belegt ist in Alt-Breslau: Rotkogil neben Rotermil u. Rotrok (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 117), Stephanus Rotkegil consul 1405 Breslau (Stadtbuch) sowie Rotschuch 1493 Görlitz. Vgl. auch unter Kügler!


Rumpold (Breslau [1]).

Ein offenbar seltener Beiname, wie ihn z. B. Herzog Heinrich X. von Glogau trug: herzog Rumpolt 1395; auch sein Onkel, Heinrich VII., hieß Rumpolt. Mit der Abl.-Silbe -old gebildet von rumpeln „lärmen, poltern“ (DWb. 8, Sp. 1489; Lexer 2, 536), also der Polterer. Sonst bezeugt in Freiberg (Urkundenbuch 3) a. 1420 ff.: Joc. u. Conr. Rumpold. Otte von Kitlitz Rumpold genant 1438 (Urkundenbuch Kloster Dobrilugk S. 235); wohl = er Rumpolt von Kittelicz czu Spremberg 1449 (Urkundenbuch Lübben 3,106). Vgl. auch Rumpel/Rumpelt!


Rumpel(t) (Brieg [12] Oppeln [3] Glogau Neisse), Rümpler (Grünberg [1] Breslau), Rimpler (Görlitz [3] Breslau).

Gleichbedeutend mit Rumpold (s. d.!). Vgl. DWb. 8, 1486 f. Vgl. auch Rumpelstilzchen u. viele andere Zusammensetzungen mit rumpel- (DWb. 8).