Tammowischken

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Wappen der Stadt Insterburg

Tammowischken

1938 umbenannt in Tammau
Kreis Insterburg, O s t p r e u ß e n
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Kulturhaus in der Ortsmitte von Tammowischken, Kreis Insterburg


Hierarchie


Ortszufahrt von Westen nach Tammowischken,
geradeaus geht es nach Gumbinnen 25 km, rechts abbiegen nach Tammowischken 0,5 km


Einleitung

Haltepunkt der Insterburger Kleinbahn in Tammowischken, Kreis Insterburg

Tammowischken (nach 1938 Tammau, russ. Tammovishken / Таммовишкен, nach 1945 Timofeevka / Тимофеевка, litauisch Tamoviškiai) ist ein ostpreußisches Dorf im Kreis Insterburg. Das Dorf liegt am östlichen Stadtrand von Insterburg an der Kleinbahnstrecke von Insterburg nach Ragnit über Kraupischken (ab 1938 Breitenstein). Der Kleinbahnhof war etwas vom Dorf entfernt, das weiter südöstlich am nördlich Ufer der Angerapp liegt.

Allgemeine Informationen

Tammowischken liegt im prußischen Stammesgebiet Nadrauen, Ostpreußen, 7 km nordöstlich von Insterburg.

  • Tammowischken war ein Ausflugsort der Insterburger.
  • Ortsgrundfläche 468,3 Hektar, Grundsteuer-Reinertrag 11,67 je ha.

Nadrauen wurde von den Ordensrittern von Wehlau aus erobert. 1275 wird die Nadarauerfeste Kamswykus an der Angerapp erobert. Es ist zweifelhaft, ob die Ordensburg Tammowe an Stelle der alten Prußenfeste Kamswykus errichtet wurde, denn Tammowe liegt am Zusammenfluss von Angerapp und Pissa und einige Kilometer entfernt. Durch die Einnahme von Kamswykus und Nadrauens erschloss sich der Deutsche Orden die "Große Wildnis" und damit den Zugang zu den feindlichen Litauern.

Name

Gasthaus Albert Jabeau in Tammowischken, Kreis Insterburg

Tammowischken, Tammow, Tammowe (1404), Tammowo oder Tammau (ab 1938). Der Name beschreibt eine dunkle, moorige Landschaft (-owe).
In den Wegeberichten des Ritterordens wird ein prußischer Leitsmann Quewede von Tammow erwähnt.

  • prußisch "tamsa" = Düsterkeit, gedrückte Stimmung
  • "tumms, timars" = dunkel, finster
  • "tumus" = dicht, verdickt
  • "tume" = Dickicht, Trübung, Verdickung, Brei, Brühe
  • "tummatas" = Dunkler, Finsterer
  • "tumeti" = dick werden, erstarren
  • "tumslaukas, tumslak" = Sediment-Acker, harte Erde
  • "tums-skait" = dunkle, dichte Sorte
  • litauisch "dumšoti, dumšau" = schwarz schimmern
  • "tamsybe" = Finsternis
  • lettisch "dumbrs" = Moor
  • "tumšs" = dunkel, finster, trübe
  • "tumsiba" = Dunkelheit, Finsternis
  • "tumsonis" = Dunkelmann, Verfinsterer, Ungebildeter
  • "tumšacis" = der/ die Dunkeläugige
  • "tumšot" = verdunkeln

Andere Namen

Politische Einteilung, Zugehörigkeit

Steilufer der Angerapp bei Tammowischken

Im Jahre 1874 wurde die Landgemeinde Tammowischken Teil des neu errichteten Amtsbezirks Pieragienen (1930 bis 1945 „Amtsbezirk Angerlinde“, russisch: Mitschurino, heute nicht mehr existent) im Kreis Insterburg im Regierungsbezirk Gumbinnen. [1]

  • Standesamt Pieragienen (Angerlinde), Schule am Ort, Gendarmerie Insterburg, Post Stobingen über Insterburg 2. Tammowischken

Evangelische Kirche

  • 1590 zahlt das Dorf "7 Zinß und 14 brodt" zur Kirche Insterburg
  • Kirchspiel Insterburg Land

Friedhof

Prußenfeste Cameniswike-Tammowo. [2]
  • "Dass aber die damaligen Bewohner, von Tammowischken wenigstens, derartige Waffen und Schmucksachen besessen haben, wie sie auf dem Hof der Burg gefunden worden, lehrt die Entdeckung eines Kirchhofes, welche in diesem Jahre von Insterburger Forschern gemacht worden ist. Derselbe liegt unmittelbar Tammowischken gegenüber auf dem jenseitigen niedrigen Ufer der Angerapp und zwar erklärt der leichte, sandige Boden die Wahl des Platzes, da rings um das Dorf sonst schwerer Lehmboden die Anlage von Gräbern namentlich bei strengem Frost und bei unvollkommenen Werkzeugen ausserordentlich schwierig machen mussten. Die Leichen sind unverbrant beerdigt, indessen unter Mitgabe von Waffen und Schmuck in Erinnerung an heidnischen Gebrauch. Nur steht der christliche Charakter des Kirchhofs ausser Zweifel, indem einzelne Gegenstände bereits christliche Symbole und Inschrift zeigen, auch muss vorgefundenes Schwert dem vierzehnten Jahrhundert zugesprochen werden. Wenn nun auch an den Funden des Burghofes bisher christliche Symbole oder Buchstaben nicht haben nachgewiesen werden können, so ist doch der Kunststil derselben übereinstimmend mit demjanigen, welcher die Funde des Grabfeldes charakterisirt." [3]

Standesamt

  • Pieragienen (Angerlinde)

Geschichte

  • "Einige Kilometer oberhalb Insterburgs liegt auf dem rechten Ufer der Angerapp der sagenreiche Kamswikusberg. Er besteht aus fast felsenhartem Erdreich, das von niedrigem Gestrüpp bedeckt ist. Hier zeigen sich Überbleibsel ehemaliger Befestigungsanlagen. Man hat die Reste von Fundamenten, auch Urnengräber gefunden. Vor Ankunft des Ordens hat hier höchstwahrscheinlich die alte Nadrauer Burg Kameniswike gestanden. Sie wurde vom Orden zerstört. An ihre Stelle trat dann vielleicht das "Wildhaus" Tammowo, das 1376 von den Litauern unter Swerdeyke eingenommen und verbrannt worden ist. Im Jahre 1824 wurde auf dem Kamswikusberge zum Andenken an die Schalcht bei Waterloo ein 4,3 m hohes eisernes Kreuz auf einer 20 m hohen Säule errichtet. Ringsherum legte man Terrassen und Rasenbänke an. Schon nach wenigen Jahren war davon alles verschwunden." [4]
  • 1384 berichtet der oberste Ordens-Marschall über die Bewaffnung des Wilthusz Tammow: 4 Rück- und 4 Stegreif-Armbrüste, welchen 4 Stück der ersteren und 2 der letzteren hinzugefügt werden; die vorhandenen 27 Schock (Anm.: 1 Schock = 60 Stück) Pfeilen hat der "Snitzmeister" um weitere 5 Schock zu ergänzen. Das heißt, dass man die Bedeutung dieses Wildhauses verhältnismäßig hoch einschätzte.
  • Der Pfleger des Ordenshauses Tammowe Johann Schönfeld wurde 1371 außerhalb der Burg von Litauern gefangen genommen. Danach wurde die Burg eingenommen, Gefangene gemacht und viele Ordensleute getötet. Im Jahr 1376 fielen die Litauer unter Swerdeike ebenfalls ein. [5]
  • 1623 kauft die Dorfgemeinschaft Land aus Übermaß
  • 6.7.1812 lagen Napoleonische Truppen im Dorf in Quartier und zwar eine Companie Portugisischer Infanterie und 2 Esquadrons, die Offiziere blieben in Insterburg

Bewohner

Kamswikus-Berg im Südwesten von Tammowischken
Ausflügler am Kamswikus-Berg bei Tammowischken
  • 1404: 11 Freie und 3 Bauern
  • 1785: meliertes Dorf an der Angerapp, 25 Feuerstellen, landräthlicher Kreis Insterburg, Amt Insterburg, Patron der König
  • 1815: Vorwerk Amt Pieragienen, 1 Feuerstelle, 5 Bewohner; Groß Tammowischken, meliertes Dorf, Amt Althof, 27 Feuerstellen,
    182 Bewohner
  • 1867: 328 Einwohner
  • 1869: Gutsbesitzer Dirks
  • 1871: 27 Wohngebäude, 59 Haushalte, 290 Einwohner, davon 134 männlich; alle prußisch und evangelisch, 138 ortsgebürtig,
    65 unter 10 Jahren, 179 können lesen und schreiben, 46 Analphabeten, 12 ortsabwesend
  • 1905: 39 Wohngebäude, 71 Haushalte, 300 Einwohner, davon 139 männlich; alle evangelisch,
    298 geben deutsch als Muttersprache an, 1 litauisch, 1 eine andere
  • 1920: Gut Fritz Jenett 56 ha; Gut Hermann Weichler PTE Neu Stobingen 1 km, Grundsteuerreinertrag 631,--; 63 ha,
    davon 61 Acker, 1 Wiese, 1 Hofstelle; 17 Pferde, 41 Rinder, davon 9 Kühe, 11 Schweine.
  • 1925: 43 Wohngebäude, 70 Haushalte, 293 Einwohner, davon 145 männlich
  • 1927: Albert Jabeau, Schankwirtschaft (1934 Adolf Jabeau)
  • 1932: Gut Karl Bartoleit, Gut Fritz Jenett Witwe, Gut Fritz Petri, Gut Ernst Radtke, Gut Hermann Weichler (+ 1949, 3 Söhne gefallen, Tochter Erika Weichler), Gut Wilhelm Wortat aus Georgenburgkehlen, wo er ein zweites Grundstück besitzt. (Gertrud Wortat),
    Gut Fritz Beyrau
  • 1933: 282 Einwohner
  • 1936: Weichler verkauft 12,5 ha zur Vergößerung des Truppenübungsplatzes, hat 500 ha Jagdgebiet gepachtet

Sehenswürdigkeiten

Fotoalbum

Karten

Garsowe, Kamswyken, Tammowischken, Romowe (Nadrauen) Königlich Preußische Landesaufnahmen 1900
Ostpreußenkarte um 1925
Prußische Stammesgebiete


Literatur

  • Henning, Kurt und Charlotte: Der Landkreis Insterburg Ostpreußen, ein Ortsnamen-Lexikon, Grasdorf-Laatzen 1981, S.533ff

Einzelnachweise

  1. Rolf Jehke, Amtsbezirk Pieragienen/Angerlinde
  2. Quelle: Zeitschrift der Altertumsgeschichte Heft VI, Insterburg 1899
  3. Loebell, M.: Ist Cameniswike als Vorgängerin von Tammow zu betrachten?, in Zeitschrift der Altertumsgeschichte Heft VI, Insterburg 1899
  4. Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S. 122f
  5. Loebell, M.: Ist Cameniswike als Vorgängerin von Tammow zu betrachten?, in Zeitschrift der Altertumsgeschichte Heft VI, Insterburg 1899

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>TAMMAUKO04WP</gov>