Ibbenbüren/Synagoge in Ibbenbüren: Unterschied zwischen den Versionen

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<small>Literatur Quelle: Synagogen im Kreis Steinfurtr, ISBN 3-926619-73-2
<small>Literatur Quelle: Synagogen im Kreis Steinfurtr, ISBN 3-926619-73-2
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Version vom 30. Dezember 2010, 14:52 Uhr

Die Synagoge von Ibbenbüren

Entstehung der jüdischen Gemeinde

In Ibbenbüren konnte sich die erste jüdische Familie im Jahre 1694 niederlassen.
Es war die eines gewissen Isaak Levy. 1701 folgte eine zweite. Diesmal war es ein Mann aus Rheine
mit Namen Jacob Victoris, der die Erlaubnis erhielt, "datt hij te Ibbenbüren moge sijn woon plaetze neemen".
Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts kam zu den zwei Familien noch eine dritte hinzu. 1816 belief
sich die Zahl der Juden in Ibbenbüren auf 44 Personen.
Wirtschaftlich ging es den Ibbenbürener Glaubensbrüdern zeitweilig offenbar recht gut. Während des Siebenjährigen
Krieges waren die Söhne des Jacob Victoris als Fouragehändler der Stiftsregierung in Münster tätig.
Auch hatte einer von ihnen bereits einige Jahre vorher versucht, ein Haus zu ersteigern sowie das Bürgerrecht in dem
kleinen Gemeinwesen zu erlangen (1744). Die relativ günstigen Einkommensverhältnisse waren jedoch nicht von Dauer. Zu Beginn
de 19. Jahrhunderts war die Wirtschaftslage der Ibbenbürener Juden eher bescheiden. Später setzte dann eine stärkere
berufliche Differenzierung ein, bei der sich vergleichsweise viele Juden handwerklichen Berufen verschrieben.

Betstube und Gemeindeleben bis zum Ende des 19. Jahrhunderts

1816 hielt die mittlerweile nicht mehr ganz kleine Gemeinde ihre Gottesdienste in einer Betstube im Haus eines ihrer Mitglieder ab und war damit nicht sehr zufrieden. Der Gottesdienst sei, so schrieb ihr Vorsteher Levi Nathan damals in einem Bericht,

"in sehr schlechtem Zustande und würde
ohne alle Regelmäßigkeit getrieben,
denn ein gewisser hiesiger ansässiger
Israelit namens Isaak Salomon, in dessen
Privathaus ihre Synagoge etabliert sei,
maße sich dieserhalb an, ihren Kaiser[er],
Vorsänger und Prediger vorzustellen,
obgleich er diesem Amte gar nicht gewachsen sei,ja,
es gehe mit ihm sogar soweit,
dass er sich erlaube, die größten Verstöße gegen
ihren Gottesdienst zu begehen."

1848 wurde Ibbenbüren zum Zentrum eines gleichnamigen Synagogenbeziks erhoben, dem außerdem noch Hopsten angeschlossen war. Zu dieser Zeit gehörte das Gebäude an der Hauptstraße (später Münsterstraße 5), in dem die Synagoge untergebracht war, einem Gemeindemitglied namens Joel Meyer. 1871 wurde es auf die Gemeinde überschrieben.
Gleichzeitig versuchten die Gemeindeverantwortlichen, das Grundstück, auf dem ihre Toten beigesetzt wurden, von seinem bisherigen Besitzer, dem Kolon Uppenkamp, käuflich zu erwerben. Außerdem gab es Bestrebungen, eine private jüdische Elementarschule
einzurichten, die zwischen 1836 und 1848 schon einmal existiert hatte. Gleichwohl blieb das Gemeindeleben nach wie vor schwierig,
die Wahrung einer "guten" inneren Ordnung problematisch.

Bau der neuen Synagoge

1906 kam das Synagogengebäude selbst in Verruf. Es drang bis zur Bezirksregierung in Münster durch, dass es inzwischen so baufällig
geworden sei, dass bereits Lebensgefahr für die Mieter der Wohnung besteht.
Ein Baugutachten bestätigte die gravierenden Mängel und empfahl, das Gebäude baldtunlichst außer Benutzung zu setzen.
"Nach eingehenden Beratungen und Vorbereitungen beschloss die Gemeinde schließlich im Jahre 1912, eine neue Synagoge zu errichten.
In deutlichem Kontrast zu dem alten Gebäude sollte sie ein whres Schmuckstück werden und ein wirklich kirchliches Aussehen erhalten".
Die Planungen wurden dem Rheinenser Architekten Latteger, die Ausführung des Baus der Firma Gengerich übertragen.
Die Kosten sollten sich auf rund 21000 Mark belaufen. 2925 Mark waren für das Grundstück an der Ringstraße im Zentrum der Stadt zu investieren, das von dem Schneidermeister Friedrich Hantelmann erworben wurde, 18000 Mark mussten für das Gebäude und seine Errichtung aufgebracht werden. Die Finanzierungwurde teils durch den Verkauf des alten Synagogengebäudes-zu einem Preis von 5600 Mark an den Maschinenhändler Georg Deitert - teils durch eine Kollekte und teils durch einen Kredit der Sparkasse des Kreises Tecklenburg - in Höhe von 12000 Mark - sichergestellt.
Die Bauzeit betrug ziemlich genau ein Jahr. Am 14. August 1912 wurde der Gemeinde vom Amt Ibbenbüren die amtliche Baugenehmigung erteilt, am 25. November 1912 erfolgte die Rohbau-Abnahme. Am 28.August 1913 konnte der Vorstand der Synagogengemeinde nicht ohne Stolz an das Amt Ibbenbüren schreiben:

"Anlässlich der am Sonntag, dem
31.8. Stattfindenden Einweihung der
Synagoge findet Konzert und Ball
auf der Werthmühle statt.
Nur eingeladene Personen haben Zutritt".

Und am 2.Semptemnber 1913 stellte das Amt Ibbenbüren der Gemeinde schließlich den "Gebrauchsabnahmeschein" aus, der ihr "die polizeiliche Genehmigung zur Benutzung des zum dauernden Aufenthalt von Menschen bestimmten ... Gebäudes" gab.

Äußere und innere Gestalt der Synagoge

Die interessante Erscheinung der Ibbenbürener Synagoge ist schon häufiger beschrieben worden. Vor allem die reich ornamentierte "Schaufassade" an der Westseite des Gebäudes, deren Giebel mit den beiden Gesetzestafeln Moses und dem Davidstern auf der Spitze um einiges über das übrige Bauwerk hinausragte, hat viel Beachtung gefunden. Diese Fassade vor allem war es, die für das "wirklich kirchliche Aussehen" sorgte.
Das Innere der "10m x 15m " messenden Synagoge war dagegen eher "traditionell" gestaltet: Das galt sowohl für "die Anordnung der Sitze, des Thoraschreins an der Stirnseite, dem Pult zum Vorlesen der Schriften und die Freuengalerie. Man betrat die Synagoge durch einen Vorraum. Links war der Aufgang zur Empore der Frauen, rechts befand sich ein kleiner Beratungsraum von 3m x 3m Größe, der wohl für verschiedene Veranstaltungen in kleinem Rahmen gedacht war, zum Beispiel auch für die rituelle Beschneidung. Für den angrenzenden Hauptraum waren 64 Plätze ausgewiesen, ...30 Plätze auf der Freuenempore.

Weitere Gemeindeeinrichtungen

ALs die Synagoge am 31. August 1913 in einem feierlichen Akt eingeweiht wurde, an dem auch viele Honoratioren aus nah und fern teilnahmen, lebten in Ibbenbüren insgesamt 69 Juden. Besoldete Gemeindeangestellte, etwa einen Kantor, gab es nicht. Für einige Stunden Religionsunterricht pro Woche hatte man den Lehrer Braun aus Rheine engagiert. Ein seit 1904 bestehender Israelitischer Frauenverein hatte sich der Wohltätigkeit verschrieben. Ansonsten besaß die Gemeinde nur noch den oben bereits erwähnten Friedhof.

Reichspogromnacht in Ibbenbüren

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge " in ihrem Innern vollständig demoliert". Am nächsten Morgen legte man sie in Schutt und Asche. Die Feuerwehr erhielt den Auftrag, die umliegenden Häuser zu schützen. Der Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr verfasste drüber den folgenden Bericht:

"Am 10. November d.J. wurde der 2. Halbzug der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbüren
durch den Herrn Amtsbürgermeister alarmiert mit der Anweisung, die in Brand stehende
Synagoge ausbrennen zu lassen und die benachbarten Wohnhäuser in Feuerschutz zu nehmen.
Beim Eintreffen an der Brandstelle um 10:30 Uhr wurde das gesamte Innere der Synagoge brennend
vorgefunden, der Putz fiel von den Wänden. Die vorhandene Rabbitzdecke schützte das Dach.
An 2 Stellen wurden die Seitenstiele des Dachstuhls vom Feuer ergriffen, das jedoch im Dachstuhl
nur schmorte. Um 18:00 Uhr wurde die Stellung einer Brandwache angeordnet, die bis 8:30 Uhr des folgenden Tages stehen sollte.
Das ist geschehen. [...]"

Einige Zeit später ging das Grundstück im Zuge der sogenannten "Arisierung" jüdischen Besitzes an die Stadt Ibbenbüren über. Die Ruine der Synagoge blieb noch fast zwei Jahre stehen, ehe sie vollständig beseitigt wurde.

Gedenken

Synagogendenkmal von Ibbenbüren

1983 wurde zur Erinnerung an die Synagoge in der Nähe ihres Standorts eine Gedenktafel angebracht.
Seit 1985 ist ein Teil der ehemaligen Ringstraße in Synagogenstraße umbenannt.

Inschrift
ZUM GEDENKEN UND ZUR MAHNNUNG -
AN DIESEM ORT STAND DIE SYNAGOGE DER JUEDISCHEN GEMEINDE IBBENBUERENS
- SIE WURDE AM 10 NOVEMBER 1938 IN BRAND GESTECKT -
WIR GERETTETEN BITTEN EUCH: ZEIGT UNS LANGSAM EURE SONNE.
LASST UNS DAS LEBEN LEISE WIEDER LERNEN NELLY SACHS



Literatur Quelle: Synagogen im Kreis Steinfurtr, ISBN 3-926619-73-2



Davitstern Die alten Synagogen im Kreis Steinfurt

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