Hopsten/Synagoge in Hopsten
Entstehung der jüdischen Gemeinde
In Hopsten siedelten sich erst im Laufe des 19. Jahrhunderts Juden an. 1816 als in Preußen die erste Volkszählung durchgeführt wurde, lebten in dem kleinen Töddendorf genau 1997 Einwohner, außer drei Lutheranern ausschließlich Katholiken, aber keine Juden. Ein Jahr später wird jedoch die erste jüdische Familie, die des Jacob Reingenheim, bezeugt.
Jacob Reingenheim stammte aus Durlach, im Nordosten von Karlsruhe und war seit dem Sommer eben diesen Jahres 1917 mit Sarah Levi Nathan aus Ibbenbüren verheiratet. Bevor er nach Hopsten zog, hatte er offenbar eine Zeitlang in Schale gelebt. Im Dezember 1817 wurde den Frischvermählten gemäß Geburtenregister der Gemeinde Hopsten ein Sohn namens Isaak geboren, dem noch weitere Kinder folgen sollten.
In den nächsten Jahren gesellte sich zu dieser ersten noch eine weitere Familien, die des Meyer Levy Grünberg, hinzu. Jacob Reingenheim wurde zunächst als Händler für Tuche und Ellenwaren, später als „Metzger und Händler“ geführt, Meyer Levy Grünberg gab als Beruf nur „Metzger“ an. Beide Familien zusammen zählten Mitte der vierziger Jahre insgesamt 16 Personen.
Synagoge und Synagogenbezirk
Als 1848 gemäß dem Gesetz vom 23. Juli 1847 Synagogenbezirke gebildet werden sollten, hatte sich die kleine Hopstener Gemeinschaft schon eine eigene Synagoge zugelegt und wünschte, für sich zu bleiben. Als Gründe gaben die beiden Familienoberhäupter an, dass ihre Synagoge vollständig eingerichtet sei und sie nach den Gesetzen ihres Glaubens „von keiner anderen Gebrauch machen“ könnten,
„da sie an ihren Fest- und Feiertagen höchstens eine halbe Stunde weit gehen dürften und die nächste Synagoge doch wenigstens drei Stunden weit entfernt sei. Auch würden ihnen durch Zuweisung zu einer anderen Synagoge Kosten erwachsen, von denen sie jetzt befreit wären“.
Trotz dieses eindeutigen Votums wurde Hopsten der Synagogengemeinde Ibbenbüren zugeschlagen. Die Verbindung währte jedoch nicht lange. 1876, als es rechtlich möglich geworden war, traten die Hopstener Juden geschlossen aus der Ibbenbürener Gemeinde aus, um ihre Angelegenheiten fortan wieder unter sich zu regeln.
Weitere Gemeindeeinrichtungen
Um die Jahrhundertwende legten die Hopstener Juden sich als weitere Gemeindeeinrichtung neben der Synagoge einen eigenen Friedhof zu. Außerdem besaßen sie eine koschere Schlachterei sowie mindestens ein Frauenbad, Mikwe genannt. Ihre Zahl belief sich im Jahre 1904 auf 25 Personen, ging bis 1938 auf 22 und bis 1939 weiter auf 13 Personen zurück.
Äußere und innere Gestalt der Synagoge
Die Hopstener Synagoge hatte ihren Platz auf dem Grundstück des Jacob Reingenheim (später seines Sohnes Alexander Reingenheim) direkt hinter dem Wohnhaus im Garten (heute Marktstraße 7). Sie war ein kleines, Efeu umranktes Gebäude und in ihrem Innern vollkommen traditionell gestaltet. Nach Osten hin ausgerichtet, befand sich die Bima vorne. Männer und Frauen betraten sich durch separate Eingänge und blieben während während des Gottesdienstes getrennt.
Die Thorarollen wurden in einem geschnitzten hölzernen Schrank mit einer in Gold gehaltenen hebräischen Inschrift aufbewahrt. Alle männlichen Gemeindemitglieder verstanden es vorzubeten, und an den Fest- und Feiertagen wurden zumeist Gäste aus dem Nachbarort Fürstenau eingeladen, damit ein Minjan zustande kam.
Reichspogromnacht in Hopsten
Der Pogrom im November 1938 wurde von einem SA-Trupp aus Ibbenbüren eingeleitet. Der Trupp kam auf einem Lastwagen. Am Rande des Dorfes hielt er zunächst an, warf einen Bürger durch lautes Klopfen an die Fensterscheiben seines Hauses aus dem Bett, nötigte ihn, mit auf dem Lastwagen zu steigen und fuhr weiter in die Mitte des Ortes. Dort ließ man sich die Geschäfte und Wohnungen der Juden zeigen. Gleich darauf waren die Gewalttätigkeiten in vollem Gange, an denen sich auch Hopstener Bürger beteiligten.
Man zerschlug die Fensterscheiben an den Geschäften und Häusern der Juden, drang in das Innere der Wohnungen ein, demolierte das Mobiliar und schlug die Menschen brutal zusammen. Anschließend wandte man sich der Synagoge zu. Zunächst wurde ihre Inneneinrichtung verwüstet, dann wurde sie in Brand gesetzt. Am nächsten Morgen war nur noch eine Ruine übrig, die Hopstener Bürger auch noch mit faulen Eiern bewarfen. Haus und Grundstück wurden bald darauf „verkauft“ und ging in Privatbesitz über. Der neue Besitzer ließ sie einige Zeit Später abreißen.
Gedenken
Eine Gedenktafel, die an die Synagoge erinnert, existiert nicht.
Literatur Quelle: Synagogen im Krei Steinfurtr, ISBN 3-926619-73-2
Die alten Synagogen im Kreis Steinfurt | |
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