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Den Kern des Stadtteils Papenburg bildete die „Wedeme“ (Pfarrhof); auch die übrigen Ortsteile gruppierten sich um erkennbare Urhöfe: Der bewehrte Pfarrhof selbst wurde spätestens um das Jahr 1500 etwa 200 m vor die Südseite der Freiheit verlegt; noch 1955 war der Zwischenraum unbebaut. Von der aus der Kirchenburg hochragenden Kirche ist aus dem 11. Jhdt. noch der Wehrturm erhalten; der Neubau der 5schiffigen Halle trat 1888 an Stelle eines gotischen Langhauses. Am Altbau der Kirche waren Sakristei, | Den Kern des Stadtteils Papenburg bildete die „Wedeme“ (Pfarrhof); auch die übrigen Ortsteile gruppierten sich um erkennbare Urhöfe: Der bewehrte Pfarrhof selbst wurde spätestens um das Jahr 1500 etwa 200 m vor die Südseite der Freiheit verlegt; noch 1955 war der Zwischenraum unbebaut. Von der aus der Kirchenburg hochragenden Kirche ist aus dem 11. Jhdt. noch der Wehrturm erhalten; der Neubau der 5schiffigen Halle trat 1888 an Stelle eines gotischen Langhauses. Am Altbau der Kirche waren Sakristei, Beinhaus und Schule angebaut; daneben Kapelle und Klüse. Unter den Speicherhäuschen auf dem Kirchhofe wird besonders „ein groß gewaltig Haus, die Römerei" genannt. | ||
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Die Befestigung hatte in mittelalterlicher Zeit ihre Starke in der Kirchenburg, deren Mauern auf 3 Seiten noch vorhanden sind, insbesondere in der Pfarrkirche, erbaut „nach Art ländlicher Kastelle“ bemerkt ist; der mächtige Wehrturm des 11. Jhdts. steht noch (neuer Helm von 1895). Im übrigen beschränkte sich die Befestigung auf Erdwall mit Wassergraben und 3 Stadttoren; die Radbecke bildete die Gräfte von 1/3 der gesamten Wallanlage. Die Parzellierung des Walles zum Häuseranbau begann nach dem 30jährigen Kriege, in dem die Freiheit mit Kirche und Rathaus ganz abbrannte (1635); aus der ersten Zeit des Wiederaufbaus nach dem II. Weltkrieg waren 1955 noch einzelne Häuser vorhanden, in Fachwerk mit zur Straße | Die Befestigung hatte in mittelalterlicher Zeit ihre Starke in der Kirchenburg, deren Mauern auf 3 Seiten noch vorhanden sind, insbesondere in der Pfarrkirche, erbaut „nach Art ländlicher Kastelle“ bemerkt ist; der mächtige Wehrturm des 11. Jhdts. steht noch (neuer Helm von 1895). Im übrigen beschränkte sich die Befestigung auf Erdwall mit Wassergraben und 3 Stadttoren; die Radbecke bildete die Gräfte von 1/3 der gesamten Wallanlage. Die Parzellierung des Walles zum Häuseranbau begann nach dem 30jährigen Kriege, in dem die Freiheit mit Kirche und Rathaus ganz abbrannte (1635); aus der ersten Zeit des Wiederaufbaus nach dem II. Weltkrieg waren 1955 noch einzelne Häuser vorhanden, in Fachwerk mit zur Straße gestelltem Giebel, dem Typenbau Alt Wattenscheids. | ||
Weit draußen war das ganze Weichbild des 1.800 Morgen großen Stadtgebietes mit einer Landwehr, einer starken Wallhecke, umgeben. | Weit draußen war das ganze Weichbild des 1.800 Morgen großen Stadtgebietes mit einer Landwehr, einer starken Wallhecke, umgeben. | ||
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Reformatorische Strömungen setzten 1566 vorübergehend ein, führten aber erst 1613 - 14 zur Bildung einer lutherischen Gemeinde, die während der | Reformatorische Strömungen setzten 1566 vorübergehend ein, führten aber erst 1613 - 14 zur Bildung einer lutherischen Gemeinde, die während der spanischen Besetzung 1623 - 29 ruhen mußte. Die einflußreichen protestantischen Bürger erzielten, daß das nach dem Brande 1635 wiedererrichtete Rathaus ihnen auch als Kirche diente, bis 1676 der Bau des (noch 1955 stehenden) Gotteshauses begann. Noch vor 1613 entstand eine ref. Kirchengemeinde, deren Zahl erheblich hinter der luth. zurückblieb; 1634 wurde der Sitz vorübergehend nach Bochum verlegt; einige Jahrzehnte gehörte auch Gelsenkirchen nach Wattenscheid, 1820 verschmolzen beide prot. Gem. von Wattenscheid zu einer ev. Gemeinde; Superintendentur Gelsenkirchen. | ||
===Bekenntnisse=== | ===Bekenntnisse=== |
Version vom 26. Februar 2009, 16:31 Uhr
Hierarchie Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Arnsberg > Bochum > Wattenscheid
Wattenscheid
- Ortsteil von Bochum
Name
„uilla Uuattenscethe in pago Borahtron“ 9. Jhdt., „Watdesceida“ 11. Jhdt., „Wattenscheid“ 1147, „Watenscethe“ um 1150, „Wattensceth“ 1226, Wattenscede (1263), Watenschede (1277).
Familie
- „Eilardus de Wattenscheyte“ 1177.
Frühbesitz
- 9. Jhdt. Kloster Werden hatte hier Besitz.
- 1147 bestätigte Papst Eigen III. der Abtei Deutz den Besitz der Kirche in Wattenscheid.
Stadtlage 1955
Wattenscheid liegt 60-80 m hoch im Ruhrkohlengebiet zwischen Emscher und Ruhr in einer flachwelligen, nach Süden zur Ruhr hin sanft bis auf über 100 m ansteigenden Bergbau- und Industrielandschaft. Im Westen, Norden und Osten berührt sich die Stadt mit den Wachstumsspitzen der Großstädte Essen, Gelsenkirchen und Bochum, so daß ihr nur im Süden zur Ruhr hin noch Entwicklungsraum bleibt (Höntrop, 3 km südl., bereits Vorort).
Lage
- Wattenscheid, heutige Lage: Ortsteil der Stadt Bochum, Regierungsbezirk Arnsberg
- Wattenscheid, historische Lage Amt Bochum (historisch), Grafschaft Mark
Ursprung
Aus einer alten Bauerschaft wurde ein Kirchdorf. Dieser Kirchort, dessen befestigte Kirchenburg sich teilweise erhalten hat, wurde Mittelpunkt eines weiträumigen Kirchspiels von zehn Bauerschaften mit etwa 150 Höfen und Kotten, auch Hauptort (wohl als erste Tauf- und Mutterkirche) eines umfangreichen Dekanatbezirks von 15 Pfarreien. Zur Schwerpunktbildung trugen auch die Zehntsammelstellen des Werdener Schulzenhofes und des Xantener Höfeamtes Wattenscheid bei.
Stadtgründung
Dem noch 1370 als „Dorf" geltenden Ort verlieh der Landesherr Adolf Graf von der Mark zwischen 1413 und 1417 die stadtähnlichen Rechte einer „Freiheit", ebenso 1432 sein Bruder Gerhard; in beiden Privilegien wird der Ort bereits als „Wigbold", die Bevölkerung als „Bürger“ bezeichnet, so daß diese kommunale Entwicklungsstufe schon vor der ersten förmlichen Privilegierung abgeschlossen war. Zumeist wurde Wattenscheid als „Freiheit“ bezeichnet, aber auch „Stadt", „oppidum", „immunitas" oder auch „municipium“. Das Recht von 1432 ist 1487 vom Herzog Johann von Kleve erneuert worden. und 1661,1686 und 1687 von den Brandenburgern als Nachfolgern der Grafen von der Mark bestätigt worden. Wattenscheid lag im Amt Bochum (historisch) in der Grafschaft Mark und gehörte damit zum Rechtskreis der Reichsstadt Dortmund. Die Gerichtsstätte war zumeist im Rathause, das eine Bogenhalle hatte, vor welcher der Pranger („Kaak") stand; das Freigericht hatte seinen Freistuhl unter dem Nußbaum in dem Friehove.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Das Schwergewicht des Kirchdorfes lag bei der Kirchenburg und der anschließenden Papenburg. Nach der Erhebung zur Freiheit verstärkte sich die Besiedlung auf dem Höhenrücken, den sie in voller Breite dicht besetzte.
Stadtteil „Nachbarschaft“
Getrennt von dieser allmählich gewachsenen Stadt blieb vor dem nördlichen Tore eine Siedlung vor der Stadt in ihrer Entwicklung erheblich zurück; sie beschränkte sich mit ihren Ketten von Köttern und Bauern (Ackerbürger) bis um 1900 auf einen Straßenzug und bildete den Stadtteil „Nachbarschaft“.
Stadtteil Papenburg
Den Kern des Stadtteils Papenburg bildete die „Wedeme“ (Pfarrhof); auch die übrigen Ortsteile gruppierten sich um erkennbare Urhöfe: Der bewehrte Pfarrhof selbst wurde spätestens um das Jahr 1500 etwa 200 m vor die Südseite der Freiheit verlegt; noch 1955 war der Zwischenraum unbebaut. Von der aus der Kirchenburg hochragenden Kirche ist aus dem 11. Jhdt. noch der Wehrturm erhalten; der Neubau der 5schiffigen Halle trat 1888 an Stelle eines gotischen Langhauses. Am Altbau der Kirche waren Sakristei, Beinhaus und Schule angebaut; daneben Kapelle und Klüse. Unter den Speicherhäuschen auf dem Kirchhofe wird besonders „ein groß gewaltig Haus, die Römerei" genannt.
Helle-Nachbarschaft
Neben der Kirchenburg lag in der Helle-Nachbarschaft das Kirchspielhaus als Residenz eines Dortmunder Bettelordens auch „Möncherei" oder „Terminshaus" bezeichnet. Auf der Friehove der Steinhaus Nachbarschaft wurde 1676 die luth. Kirche erbaut, daneben 1766 Schule und Pfarrhaus,
Wasserburg Lyren
Vor dem Stenstore wurde die alte Wasserburg Lyren 1795 abgebrochen, die Zwangs- und Bannmühle der Bürger einige Jahrzehnte noch belassen. Im Eckpunkt dieser Nachbarschaften war ein kleiner Marktplatz.
Obere Nachbarschaft
Wo hier der größte Stadtteil, die Obere Nachbarschaft, beginnt, lag das Kathaus, mit einer Bogenhalle für Verkaufs* Stande der Fleischer, Fischhändler und Gemüseverkäufer. In der Gasse gegenüber waren das ursprüngliche Gemeinschaftshaus der ältesten Gemeinde (das „Gildehaus“), das städt. Brauhaus und die ref. Schule. Neben dem Obertor diente das „Viehhaus dem widerrechtlich weidenden Vieh als Schüttestall und dem öffentlichen Verkauf von Schweinen,
Die Obere Nachbarschaft hatte besonders durch die Gebäude an der Oberstraße die größte wirtschaftliche Bedeutung in der Freiheit. Der Umriß der Einzelstadt stellt ohne die „Vorstadt“ eine unregelmäßig geformte Fläche dar, von Nord nach Süd eine Art Ellipse bildent. Das Straßennetz zeigt Radform mit 4 radialen Hauptstraßen; eine Teilringstraße innerhalb des Walles verband 2 Tore; das gesamte Netz hatte unregelmäßige Wegeführungen.
Stadtbefestigung
Die Befestigung hatte in mittelalterlicher Zeit ihre Starke in der Kirchenburg, deren Mauern auf 3 Seiten noch vorhanden sind, insbesondere in der Pfarrkirche, erbaut „nach Art ländlicher Kastelle“ bemerkt ist; der mächtige Wehrturm des 11. Jhdts. steht noch (neuer Helm von 1895). Im übrigen beschränkte sich die Befestigung auf Erdwall mit Wassergraben und 3 Stadttoren; die Radbecke bildete die Gräfte von 1/3 der gesamten Wallanlage. Die Parzellierung des Walles zum Häuseranbau begann nach dem 30jährigen Kriege, in dem die Freiheit mit Kirche und Rathaus ganz abbrannte (1635); aus der ersten Zeit des Wiederaufbaus nach dem II. Weltkrieg waren 1955 noch einzelne Häuser vorhanden, in Fachwerk mit zur Straße gestelltem Giebel, dem Typenbau Alt Wattenscheids.
Weit draußen war das ganze Weichbild des 1.800 Morgen großen Stadtgebietes mit einer Landwehr, einer starken Wallhecke, umgeben.
Stadtbrände
1451 und 1635 verbrannte fast die ganze Stadt bis auf den Turm der St. Gertrudis-Kirche.
Folgen des II. Weltkrieges
- 679 Wohnhäuser zerstört, 3.908 beschädigt
- Schäden an 13 Kirchen (davon 2 schwer), 4 Schulgebänden, 5 Turnhallen (dazu 1 zerstört), Jugendheim
- 1 Fabrik zerstört.
- Insgesamt 30% beschädigt, aber meist wieder hergestellt.
Bevölkerung
Einwohnerentwicklung
- 1642 (kurz nach Stadtbrand und Pest): 510 Einwohner, 1664; 700 Ew., 1722: 375 Ew., 1760: 632 Ew., *1771: 603 Ew., 1787: 659 Ew., 1796: 698 Ew. und 168 Häuser.
- Häuser- und Personenstatistik von 1787
Seuchen
Pest 1623, 1630, 1635-37; Cholera 1866.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Bürgerliche Steuerlisten 1642, 1664, 1803;
- Mutterrolle (Grundstückseigentümer) 1810
- Zivilregister der französischen Zeit 1810-14 (im Propsteiarchiv).
- Adreßbücher seit 1894.
- Kirchenbücher: kath. 1655-1728, 1745ff.; luth. ab 1720 Reste, seit 1777 vollständig; ref. 1744 bis 1818 (vereinigt mit luth. Gem, 1820);
- Gemeindemitgliederlisten: kath. (Hoferrollen) seit 1625, ev, 1835, ref. 1818.
Personenstandsarchiv
- Landesarchiv NRW, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold,
- Bestand Wattenscheid (A)
- Zivilstandsregister: GAHT 1810-1814
- ev: GHT 1815-1874
- ev: K 1830-1871
- kath: GHT 1815-1874
- kath: (GB Essen) GHT 1823,1826
- Juden: (Bgm) GHT 18[...]
- Bestand Regierungsbezirk Arnsberg P 6 - Standesamtliche Nebenregister
- Laufzeit: 1874-1938 Umfang: 56356 Archivbände 1874-1938. - Findbuch: P 6.
- Wattenscheid, Stadt (663 Bände)
Bevölkerungszahlen
1800: 900 Einwohner, 1818: 895 Ew., 1843: 1.205 Ew., 1858: 1.896 Ew., 1868: 3.520 Ew., 1871: 5.074 Ew., 1885: 11.673 Ew., 1895: 15.353 Ew., 1905: 23.696 Ew., 1910: 27.560 Ew., 1920: 29.490 Ew., 1925: 30.824 Ew., 1926 (Eingemeindung): 62.518 Ew., 1933: 62.096 Ew., 1939: 61.449 Ew., 1946: 59.525 Ew., 1950: 67.292 Ew., 1952: 68.800 Einwohner.
Mit der industriellen Entwicklung nach 1850 starke Anwerbungsversuche, zunehmend nach 1870/71, besonders der Bergwerksgesellschaften, außerhalb der einheimischen Bevölkerung, hier insbesondere slawischer Nationalität, bis hin zu den Masuren.
Sprache
Wattenscheid gehört in den großen Raum im alten Reichsstift Essen und in der Grafschaft Mark, der durch die Industrie in seinem altwestfälischen Leben, so auch in der Mundart völlig umgestaltet ist. Es gab nach dem II. Weltkrieg nur noch wenige echte Mundartsprecher. Die Mundart gehörte früher in den Raum Dortmund-Lüdenscheid, Kennzeichen: ink „euch“. Norddeutsche Schriftsprache bis Ende des 16. Jhdts.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
1806 heißt es noch: „In Wattenscheid kann keiner ohne Vieh leben“. Der Charakter eines Ackerbürgerstädtchens ist von Anbeginn bis in das 19. Jhdt. bestimmend gewesen. Der Anbau von Roggen, Gerste, Hafer und Weizen herrschten in der Landwirtschaft vor. Roggen war über Jahrhunderte eine Ersatzwährung, Naturalabgaben bildeten das Haupteinkommen der Grundherren über Jahrhundete hinweg. Der Umschlagplatz war der Kornmarkt im nahen Hattingen. Die Allmende blieb bis 1865.
Im zunftfreien Gewerbe spielte vor der Industriealisierung die Leinenweberei als Heimgewerbe die größte Rolle, dann das Brauen und Ausschenken von Bier und Branntwein. Von den Zünften der Schmiede, Schneider, Schuster und Krämer, deren Gildestatuten durchaus die Grundzüge vollstädtischen Gewerbewesens aufweisen, war bedeutsam jene erste des Eisengewerbes; wohl nur von den Schmieden, vielleicht auch von Tuchhändlern ging die kaufmännische Beteiligung Wattenscheids an der Hanse aus; 1554 wird die hansische Mitgliedschaft von Wattenscheid ausdrücklich anerkannt. Schon seit Mitte des 14. Jhdts. sind aber Fernkaufleute aus Wattenscheid und nächster Nachbarschaft bezeugt in London, Riga, Reval, Dorpat, Goldingen.
Bereits vor 1676 folgten Bürgerkinder aus Wattenscheid dem alten hansischen Wanderdrange der Westfalen nach Groß-Livland. Um 1740 ließ sich ein Mitglied der in Gewehrfabrikation und Uhrmacherei berühmten Sippe Nottebaum in Stockholm nieder. Ansonsten war nach dem 30jährigen Kriege reger Verkehr mit den Niederlanden, vereinzelt auch nach Übersee. Wattenscheid war 1604 die „volkreichste“ der 8 Freiheiten der Grafschaft Mark, noch 1661 die höchstbesteuerte. Unter den 3 Jahrmärkten war der Gertrudis-Pferdemarkt von weit her besucht. Noch nach 1700 gehörten Wattenscheider zur Kaufmanns- „Hense“ in Werl.
Erst 1722 wird die Beschäftigung von Tagelöhnern aus Wattenscheid im Kohlenbergbau der nahen Ruhrberge erwähnt (Ende 18. Jhdts. 4 Bergleute), von wo nach mehr als einem Jhdt. sich die Steinkohlengewinnung nach Norden und Westen verbreitete: 1843/44: 2 Zechen (vereinigt 1856), 1858: 2, 1872: 2 neu angelegt.
Außer dem Kohlenbergbau waren 1955 Hauptindustriezweige: Kleineisen- und Metallwaren, Draht, Elektrotechnik, Bürsten, Schuhe, Holzschuhe, Lederwaren. Daneben vielfältiges Mittel- und Kleingewerbe, Metallverarbeitung, Beleuchtungskörper, Transportbänder, Glasverarbeitung, Damenkleider.
Verkehr
Wattenscheid wurde 1955 von der alten „Hellweg“ - Straße geschnitten (Bundesstraße Aachen -Essen - Wattenscheid - Bochum - Hildesheim - Berlin) und hatte gute Straßenverbindungen nach Bochum, Wanne-Eickel und Gelsenkirchen, daneben Ruhrschnellverkehr und 1955 noch Straßenbahnverbindungen nach den meisten umliegenden Orten, Rheinische Bahn 1867, Bergisch-Märkische Bahn 1874. 1955 lag Wattenscheid mit 3 Bahnhöfen an 3 parallelen Ost - West-Linien: Altenbeken – Dortmund – Gelsenkirchen – Wattenscheid – Essen - Düsseldorf, Dortmund - Bochum - Wattenscheid - Essen – Duisburg, Bochum – Wattenscheid - Essen, Hattingen – Wattenscheid – Höntrop - Bochum.
Umgebungsbedeutung
Die Hauptbedeutung von Wattenscheid beruht auch nach dem II. Weltkrieg zunächst noch auf den Kohlenbergbau.
Verwaltung
Rat
Die Verwaltung der Freiheit oblag dem (bereits 1413-17 bei der ersten Privilegierung genannten) „Rat der Bürger“, geleitet von zunächst einem Bürgermeister, spätestens seit 1482 von 2 Bürgermeistern. Die Ratswahl geschah jährlich auf Petri Stuhlfeier (22. 02.) aus der Mitte der Vollbürger; zumeist Bauern und Handwerker. Angehörige des Adels sind in den Ratslisten nicht erkennbar. Der Rat hieß 1645 Magistrat, 1665 Senat, seine Mitglieder nannten sich Ratsbürger oder Ratsverwandte, seltener Ratsherren, ausnahmsweise Senatoren. Abgestandenen Bürgermeister wurden häufig als Ratsmitglieder wieder gewählt. Erst zu Ende 18. Jhdt. gab es einen Berufsbürgermeister. Beseitigung der freien Ratswahl 1733, Einführung des preußischen Reglements. Bürgermeistereiverfassung 1876. Der Rat erschien stets in Urkundenformeln mit, wirkte in Gericht und Polizeiverwaltung und hatte die Gildeaufsicht.
Bürgermeister
- Gerh. von Hüllen (1538, 1576+), Bürgermeister zu Wattenscheid.
- Sein Sohn: Dr. Joh. von Hüllen (1576) zu Wattenscheid.
Gerichtswesen
Nach dem ersten Freiheitsprivileg (um 1415) besaß Wattenscheid die eigene Gerichtsbarkeit vor dem Bürgermeister, bei bürgerlicher Klage bis zur Höchstgrenze von 5 Schillingen und 1 Heller; Straffälle gehörten vor das Kollegium von Bürgermeister und Rat, sofern die Körperverletzungen innerhalb der Friedenspfähle des Wigboldes geschehen waren oder es sich nur um Beleidigungen und ähnliches handelte.
Die nächste Entwicklung ist in den Statuten von 1581 eingehend enthalten: kriminelles Schiedsgericht der 2 Bürgermeister. Entscheidungsgericht der landesherrlichen Beamten; im zivilen Verfahren I. Instanz die Bürgermeister, II. der Rat, III. „sechs von der Gemeinde“. Noch 1612 Appellation unmittelbar an das Hofgericht Kleve, Das 17. Jhdt. brachte den Verfall des kommunalen Stadtgerichts zugunsten des landesherrlichen Bochumer Amtsgerichts und des dortigen Drosten. Noch vor der Privilegierung des Stadtgerichts bestand in Wattenscheid ein Freigericht (zuerst 1342 erwähnt), zunächst auch für Femefälle, seit etwa 1500 wohl nur noch für Freigutfragen; 1523 ist der letzte Freigraf zu Wattenscheid genannt.
Bürgerschaftsvertretung
Erst seit 1581 ist eine Vertretung der Bürgerschaft im Stadtregiment erkennbar (III. Instanz für Zivilsachen); 6 Personen waren die Sammelvertreter aller Bewohner mit und ohne Bürgerrecht. Die Eingangsformel der städtischen Urkunden spricht besonders im 17. Jh. von „Bürgermeister, Rat und Gemeine der Freiheit Wattenscheid, die Bezeichnung wandelt: Gemeine (1581, Gemeinheit (1678), Gemeinsleute (1708); 1654: sämtliche Bürgerei, sämtliche Bürger und Eingesessene, die gesamte Gemeinde. Die Rechte und Pflichten der Bürger und die der Eingesessenen sind in den Statuten von 1581 genau enthalten, auch die Voraussetzungen der Einbürgerung. 1823 galt noch als Gewohnheit, daß zur Ersitzung der Bürgereigenschaft die Rechte eines Bürgers 44 Jahre lang frei, öffentlich und ungestört ausgeübt sein mußten, (Das Nutzungsrecht an der Allmende hatten nur die Bürgerhäuser im engeren Sinne.)
Landesherrschaft
Im beiderseitigen Machtringen der Grafen von der Mark und der Kölner Erzbischöfe im Rahmen ihrer territoriale Ausdehnungspolttik bildete die Wattenscheider Gegend oft den Zankapfel. 1317 verpflichtete sich Köln zur Kriegsentschädigung für den Schaden an den Dörfern Wattenscheid, Bochum und Hattingen, Auch in der Dortmunder Fehde (1388) und der großen Soester Fehde (1444-49) litt Wattenscheid; 1543 mußten die Kirchenkleinodien von Wattenscheid zur Deckung von Kriegskosten dienen. Drangsale im Spanisch - Holländischen Krieg 1598. In den schweren Wirren des 30jährigen Krieges brannte ganz Wattenscheid am 16. 09.1635 ab. Notzeiten brachten auch der Französisch - Holländische Krieg (1672-70) und der 7jährige Krieg (besonders 1760).
Als landtagsfähig gehörte Wattenscheid zu den „kleineren Städten" der märkischen Landstände, wiederholt vertreten durch das nahe Bochum, In der Organisation der dt. Hanse vertraten Hamm und Unna das hansische Wattenscheid
Die Geschichte des Gebietes der ehemaligen Stadt Wattenscheid ist mit der des märkischen Amtes Bochum verknüpft.
- 1609 kam die Grafschaft Mark an Brandenburg (Preußen) , bis 1806
- 1807 bis 1813 gehörten Wattenscheid zum Ruhrdepartement des Großherzogtums Berg und bildeten eine Mairie (Bürgermeisterei mit 20 Landgemeinden.
- 1813 – 1815 gehört die Mairie Wattenscheid in das preuß. Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein.
- 1815 kommt Wattenscheid bei der Entstehung der preußischen Provinz Westfalen zum Regierungsbezirk Arnsberg und 1817 Landkreis Bochum (bis 1885).
- 1818 Bildung der Bürgermeisterei Wattenscheid mit dem Amtssitz, dem die Landgemeinden Hessler, Schalke, Braubauerschaft (heute GE-Bismarck), Bulmke, Hüllen, Gelsenkirchen, Ückendorf, Leithe, Günnigfeld, (Aschebruch,) Westenfeld, Sevinghausen, Eiberg, Freisenbruch, Königsteele, Höntrop, Eppendorf und Munscheid angehören.
- 1835 Zustand : Bürgermeisterei Wattenscheid, 5.030 Einwohner, Bürgermeister Wille, Beigeordnete Worring, Schroer.
- Stadt Wattenscheid, 1.006 Einwohner
- Kirchspiel Wattenscheid 1.801 Einwohner
- Kirchspiel Gelsenkirchen 1.086 Einwohner
- Königsteele, 610 Einwohner
- Bauerschaften Eppendorf und Munscheidt des Kirchspiels Weitmar 527 Einwohner.
- 1844 wurden die Bürgermeistereien in Ämter umbenannt. Für die Ämtern wurde die Landgemeindeordnung vom 31.10. 1841 eingeführt.
- 11. 3.1850 Kreisordnung vom mit Bildung des Kreisausschusses als Organ der Selbstverwaltung und Gemeindeordnung mit Ausdehnung der städtischen Selbstverwaltung auf die Gemeinden und Einführung des Dreiklassenwahlrechts.
- 1853 Abschaffung der Kreisordnung und Gemeindeordnung - Kreisordnung von 1827 tritt wieder in Kraft.
- 1858 Wattenscheid wurde in Folge der Einführung der Landgemeindeordnung und der Städteordnung vom 18. 3.1856 nach preussischem Recht zur 'Landgemeinde' im Amte Wattenscheid erklärt.
- 15.01.1876 wird Wattenscheid nunmehr nach gleicher Rechtsgrundlage als Stadtgemeinde bezeichnet.
- 1885 Wattenscheid kommt zum Landkreis Gelsenkirchen bis 1926
- 1895 Zustand: Wattenscheid, Stadt, Stadtgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Gelsenkirchen, Amtsgericht Wattenscheid, Standesamt Amt Wattenscheid
- ev. Kirchspiel Wattenscheid, kath. Kirchspiel Wattenscheid
- 450,2 ha, (1895) 1 Wohnplatz, 794 Gebäude, 15.353 Einwohner (6.091 Ev., 9.047 Kath., 12 andr. Christ., 203 Jud.)
- Postbezirk, Telegrafenstation, Eisenbahnstation Linie Essen <> Herne
- Gefängnis, Krankenhaus, Gymnasium, Realprogymnasium
- Industrie: Gerberei (Leder), Bergbau (Kohle; mehrere Gruben).
- Quelle: Hic Leones
- 01.04.1926 Umgemeindung der Landgemeinden des 1818 gebildeten Amtes Wattenscheid in die Stadt Wattenscheid.
- 01.04.1926 Stadtkreis Wattenscheid
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen.
- 01.01.1975 Im Rahmen der kommunalen Neugliederung in NRW wird Wattenscheid mit Bochum zusammengelegt und eingegliedert.
Kriegswesen
Wehrhoheit
Gemäß der Ortssatzung mußte jeder Bewohner die ihm auferlegte Rüstung jederzeit in Ordnung halten und mit ihr auf den gewöhnlichen Pflichttagen erscheinen (1581), Das Rathaus diente auch als „Zeughaus". Die Befehlsgewalt lag beim Rate, der auch für die militärische Verwendbarkeit der Festungsanlagen zu sorgen hatte.
Schützengilden
Schützengesellschaft als herkömmlich bekundet 1604.
Garnison
Um 1830 Garnison einer preußischen Landwehrformation.
Siegel, Wappen
Das ältesterhaltene, runde Siegel zeigt 1477 über dem gespaltenen Wappenschild der Territorien Kleve und Mark die Schirmheilige (hl. Gertrudis von Nivelles als Nonne). Sie trug in der Rechten den märkischen Schild und in der linken hielt sie ihren Äbtissinenstab. An ihm liefen Mäuse empor, die zur Legende um die heilige Gertrudis gehören. Gertrudis, die eigentlich als die Patronin der uralten Stadtkirche nach Wattenscheid gekommen ist, findet sich seit dem Jahr 1477 auf den Siegeln Wattenscheids. Die folgende Form zeigt mit denselben Grundbildern den klevische Haspel ganz; ebenso die seit 1505 oft erhaltene dritte Form, bei der aber die Patronin in ganzer Figur, nicht (wie 1477 und 1482) halb, den Schild Kleve-Mark hält; dieses Siegelbild wurde 1888 in zeitgemäßer Fassung für das Stadtsiegel wieder aufgenommen, dazu ohne weiters als Wappen benutzt.
- Am 21.8.1937 wurde endgültig ein Wappen (das auch als Riegelbild dient) verliehen. Schild von Rot und Gold gespalten; vorn am Spalt ein halber goldener Lilienhaspel, in der Mitte unterlegt von einem silbernen Schildchen, hinten der dreireihig rot-silbern geschachte Balken der Grafschaft Mark.
- Stadtfahne seit 1925: Rot-Weiß, oben in einem weißen Feld das Stadtwappen.
Finanzwesen
Münzwesen
Notgeld. 1917: 10, 50 Pfg. Zink. - 1919: 5, 10, 50 Pfg. Eisen. - 1920: 50 Pfg. Eisen. - 1920: 5, 10, 25, 50 Pfg. Aluminium. - Folgende Ausgaben in Papier. 1914: 50 Pfg., 1, 2, 5 M. - 1917: 25, 50 Pfg. - 1921: 50 Pfg., I, 2, 3 M. - 1923: 13 Werte von 50 Tausend bis 5 Billionen.
Steuern
Art und Höhe der städtischen Steuern hielten sich in Wattenscheid an den in vielfacher Hinsicht richtunggebenden Gebrauch Bochums. Der ungedeckte Ausgabenrest wurde jährlich als kommunale Last eines jeden Bürgers aufgebracht. Von Feuerstätten ward ein „Brandgeld", von Häusern ein „Fenstergeld", von Pferden, Kühen, Schweinen ein „Hauptgeld" erhoben. Verbrauchssteuern für die Staatskasse traten 1716 an die Stelle der alten Akzise für den Stadtsäckel.
Mutterrolle für Grundsteuer
1810 wurde eine Mutterrolle für die Grundsteuer (Katastralsteuer) im Ruhrdepartement, Kanton Bochum, Mairie (Bürgermeisterei) Wattenscheid in Gefolge des Beschlusses Seiner Exzellenz des Herrn Finanzministers vom 16.Juni 1810 angelegt. Ergänzt werden die Angaben durch die Fortsetzungen der Jahre 1833 und 1865. Aufgeführt sind die Grundeigentümer oder Pächter mit Angaben des Namens und Wohnsitzes, sowie Beschreibung des Gesamtbesitzes und Hypothekeneinträge in den zur Mairie und späterem Amt Wattenscheid gehörenden Gemeinden:
- Stadt Wattenscheid in der Mairie (Bürgermeisterei = Amt) Wattenscheid
- Wattenscheid/Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Aschenbruch (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Braubauerschaft (Gelsenkirchen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Bulmke (Gelsenkirchen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Eiberg (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Eppendorf (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Freisenbruch (Essen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Gelsenkirchen, mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Grimberg (Gelsenkirchen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Günningfeld (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Hessler (Gelsenkirchen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Höntrop (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Hüllen (Gelsenkirchen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Königsteele (Essen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Leithe (Essen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Munscheid (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Schalke (Gelsenkirchen), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Sevinghausen (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Ückendorf (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
- Gemeinde Westenfeld (Wattenscheid), mit Mutterrolle 1810, verkürzter Auszug.
Stadtgebiet
Die Gemarkung der Stadt Wattenscheid umfasste 1858: 445 ha und bis 1. 4. 1926: 450 ha, danach 2.388 ha durch Eingemeindung der Landgemeinden des Amtes Wattenscheid. 1926: Mundscheid (25 ha), Eppendorf (295 ha), Günnigfeld (230 ha), Höntrop (410 ha), Westfälisch Leithe (83 ha), Sevinghausen (282 ha), Westenfehl (379 ha), aus Königssteele (103 ha), ferner durch Grenzberichtigung von Bochum 6 ha und von Gelsenkirchen 5 ha; 1929: durch Grenzberichtigung von Gelsenkirchen 120 ha (1925: 2.047 Einwohner.). Stadtgebiet 1951: 2.390 ha.
Kirchenwesen
Bistümer seit dem Mittelalter
Seit der Christianisierung gehörte Wattenscheid zum Erzistum Köln, bis 1821 dessen westfälische, Gebiete der Diözese Paderborn zugeteilt wurden. Stärker als das Archidiakonat des Kölner Dompropstes machte sich auch auf die Freiheit Wattenscheid das Dekanat der Gertrudispfarrkirche zu Wattenscheid bemerkbar; dieses unterstand seit 1624 dem neueingerichteten Kommissariat Recklinghausen. 1811 wurde Wattenscheid selbst zum Sitz eines erzbischöflichen Kommissariats erhoben, dessen Bezirk 36 Pfarreien umfaßte. 1832 wurde diese Organisation aufgelöst und Wattenscheid dem neuen Landdekanat Bochum zugewiesen. 1892 folgte die Wiedererrichtung des Dekanats Wattenscheid für die Großgemeinde, 1904 die Erhebung der alten Pfarrkirche zur Propsteikirche.
Kalandsbruderschaft
Es existierte zum ausgehenden Mittelalter in Wattenscheid eine „Bruderschaft des Hl. Geistes“, gt. „Kalandbruderschaft“ (auch societas vulgo confraternitas calendariorum) in hochkarätiger Besetzung.
- Wattenscheid/Kalandbruderschaft-geistliche Mitglieder
- Wattenscheid/Kalandbruderschaft-adelige Mitglieder
- Wattenscheid/Kalandbruderschaft-sonstige Mitglieder
Reformation
Reformatorische Strömungen setzten 1566 vorübergehend ein, führten aber erst 1613 - 14 zur Bildung einer lutherischen Gemeinde, die während der spanischen Besetzung 1623 - 29 ruhen mußte. Die einflußreichen protestantischen Bürger erzielten, daß das nach dem Brande 1635 wiedererrichtete Rathaus ihnen auch als Kirche diente, bis 1676 der Bau des (noch 1955 stehenden) Gotteshauses begann. Noch vor 1613 entstand eine ref. Kirchengemeinde, deren Zahl erheblich hinter der luth. zurückblieb; 1634 wurde der Sitz vorübergehend nach Bochum verlegt; einige Jahrzehnte gehörte auch Gelsenkirchen nach Wattenscheid, 1820 verschmolzen beide prot. Gem. von Wattenscheid zu einer ev. Gemeinde; Superintendentur Gelsenkirchen.
Bekenntnisse
1871: 3.521 Kath., 1.423 Ev.; 1925: 32.086 Kath.. 29.020 Ev., 106 sonstige Christen; 1950: 49% Kath.. 44% Ev.
Juden
Der noch vorhandene Judenkirchhof ist nach 1500 bezeugt. Mit dem klevischen Schutzjuden Seligmann beginnt 1551 die Reihe der heute noch feststellbaren Juden in Wattenscheid. Sie erhielten kein Bürgerrecht und konnten keinen Grundbesitz erwerben, waren aber als Geldgeber und Pfandleiher rege, auch als Metzger und Viehhändler tätig. Jüdische Familien 1642: 2, 1660: 6, 1728: 10, 1796: 4, 1827: 8. Eine Kultusgemeinschaft wurde 1827 im Verbande mit der Hattinger Hauptsynagogengemeinschaft gegründet, eine Synagoge 1837 erbaut; 1875 trennte man sich von Hattingen. 1895: 203 Juden.
Wohlfahrtspflege
Spital und Pilgerheim am Hellweg gegründet 1364. Dort Leprosenhaus vor 1430. Armenhaus an der Emscher 1560 gestiftet. Ev. Krankenhaus, kath. Marienhospital mit Seuchenhaus, Sonnenheim und Kinderheilstätte Haus Baare, Waisenhaus, Versorgungshaus und Altersheim. Wasserleitung. Städtisches Beleuchtungs- und Wasserwerk Bochum. Kanalisation. Kläranlage 1920.
Bildungswesen
Schulen
Die Kirchenschule der Katholiken ist zwar erst 1585 genannt, aber bei der allgemeinen Entwicklung städtischer Kultur in Wattenscheid wohl erheblich früher anzusetzen. Auch die luth. und die ref. Gem. richteten bald nach ihrer Gründung eigene Schulen ein. Konfessionelle höhere Anstalten (Rektoratschulen) entstanden 1854, ohne solche Bindung 1872 eine Höhere Stadtschule, aus der das Gymnasium hervorging. Die Höhere Töchterschule (1873) entwickelte sich zum Lyzeum (1910). 1938 wurde dieses Oberschule für Mädchen, jenes für Jungen. Volks- und Mittelschulen. Bergvorschule.
Kultur
Freilichttheater. Jährlich Gertrudispreis für Kultur- und Heimatpflege.
Zeitungen
Wattenscheider Anzeiger 1869, als Wattenscheider Ztg. 1874 (als Publikationsorgan für Stadt und Amt Wattenscheid Nr. 130/1903), Allg. Wattenscheider Ztg. 1928, wieder als Wattenscheider Ztg. 1949-51 (unabhängig). Dazu Kopfblatt von Ztg.en der Nachbarstädte.
Stadtgeschichte
Quellen
- Urkunden und Akten zur Gesch. von Wattenscheid, bearbeitet von E. Schulte, Bd. 1: Das Propsteiarch. (1930); Bd. 2: Das Stadtarch. und das Ev.Arch. (1935); Bd. 3: Die Wattenscheider Privatarchive (1951); Bd. 4 (mit H. Espey): Staatl. Geschichtsquellen Wattenscheids (1953).
Sammlungen
- Stadtarchiv, Propsteiarchiv Wattenscheid, Ev. Arch. Wattenscheid, Privatarchive der Höfe Beckmann, Heroven, Baumann, Vieting, Drenhaus, Kopp usw., Staatsarch. Münster und Düsseldorf.
Bibliografie
- F. Darpe, Geschichtliche Nachr. über den Landkreis Gelsenkirchen und seine Gemeinden (1909).
- Schulte, E., Geschichte der Freiheit Wattenscheid. Wattenscheid 1925.
- E. Schulte, Gesch. der Freiheit Wattenscheid, Festschrift der Stadt Wattenscheid zu ihrer 500-Jahr-Feier (1925).
- E. Schulte und B. Hellmich, Beiträge zur Wattenscheider Gesch., 12 Hefte (1932-37).
- J. Lappe, Kirchengesch. Wattenscheids, l.Teil bis 1821 (1949); E. Schulte, 2. Teil, 1821-1945 (1952).
- Hellwig, H., Studien zur Dialektgeographie im Ruhrgebiet und im Vest Recklinghausen, DDG 37 (1936)
Periodika
- Der Wattenscheider (3/2007).Vereinszeitschrift des Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e.V., An der Papenburg 30 a, 44866 Bochum-Wattenscheid, Tel./Fax: 02327/321720, E-Mail: info@hbv-wat.de,
Historische Quellen
Archive
- Stadtarchiv Bochum
- Bestand Stadt Wattenscheid, darin 506 Urkunden (1428-1800)
- Bestand Bürgermeisterei/Amt Wattenscheid, darin 1.400 Akten (1797 – 1926), darin auch Akten der Freiheit (Stadt) Wattenscheid und des Kreises Gelsenkirchen.
- Bestand Stadt Wattenscheid, 1.000 Akten Stadt Wattenscheid (1827 – 1952, 2.300 Akten Fachämter (1900-1975, 100 Protokollbücher (1844 – 1948), 50 Mappen Satzungen (1900 – 1974)
- Staatsarchiv Münster
- Altes Reich, Grafschaft Mark, Städte, Wattenscheid 1482 – 1502 (20 Urkunden)
- Behörden der Übergangszeit, Großherzogtum Berg/ Kirchen- und Schulsachen: Darin Wattenscheid – Kirchen-, Schul- und Armenwesen.
- Behörden und Einrichtungen nach 1816, Gerichte, Wattenscheid, Amtsgericht, Findbuch B 616,23 (1897 – 1949), Darin 699 Testamente, 4.837 Grundakten
- Behörden und Einrichtungen nach 1816, Arbeitsämter, Darin Bochum mit Nebenstelle Wattenscheid (1927 – 1984), Findbuch B 191, Bd. 1 – 3.
- Behörden und Einrichtungen nach 1816, Bergamt Gelsenkirchen, Bergrevier Gelsenkirchen und Wattenscheid (1893).
- Behörden und Einrichtungen nach 1816, Katasterämter in den Regierungs Bezirken Arnsberg und Münster, Amtsbücher 1820 – 1954, Findbuch B 485 mit Index, darin Wattenscheid.
- Behörden und Einrichtungen nach 1816, Kreis Gelsenkirchen, Landratsamt 1867 – 1925, Findbuch B 456, darin Wattenscheid.
- Behörden und Einrichtungen nach 1816, Polizei, Polizeipräsidium Bochum, Findbuch B 131 Bo, Bde. 1, 2. Darin Stadtkreispolizei Wattenscheid.
- Depositum Schulte, Findbuch A 518, darin Materialsammlung zur Geschichte Wattenscheids
- Staatsarchiv Münster, Oberpräsidium der Provinz Westfalen (nach 1816)
- Katholische Pfarreien
- Spezialia, kath. Gemeinde in Wattenscheid, Darin u.a.: Besetzung der Parr- und Vikariestelle, Teilung des Benefiziums St. Nikolaus und St. Heribert (1820 – 1923)
- Katholische Gemeinde in Günnefeld, Kreis Gelsenkirchen 1902-1903.
- Katholische Gemeinde in Freisenbruch, darin Besetzung der Pfarrstelle, 1909, 1920.
- Katholische Gemeinde in Höntrop (nun Kreis Gelsenlirchen), darin Errichtung der Pfarrei (St Maria Magdalena) Besetzung der Pfarrstelle (1897 – 1924)
- Kirchenpolitische Fragen,
- Umpfarrung der Bauerschaften Bulmke und Braubauerschaft von Wattenscheid nach Gelsenkirchen.
- Teilung der kath. Kirchengemeinden Gelsenkirchen und Wattenscheid, 1890
- Abpfarrung der evangelischen Eingesessenen in Schalke von Gelsenkirchen 1878
- Kirchliches Wirken
- Beschlagnahme des Pfarrvermögens in Wattenscheid und Meschede, Juli 1874.
- Niederlassung der Dienstmägde Christi in Bulmke (nun Kreis Gelsenkirchen) für die Krankenpflege, Kleinkinderbewahrschule und Handarbeitsschule, 1902.
- Juden, Einziehung und Verwendung des Grundbesitzes 1942-44
- Darin: Ella Stern geb. Rosenberg in Wattenscheid
- Höheres Schulwesen, Gymnasien
- Darin: Höhere Lehranstalt zu Wattenscheid 1880 – 1907.
- Höheres Schulwesen, Allgemeines
- Darin Konfessionsproporz an der höheren Mädchenschule in Wattenscheid 1923
- Volks- und Mittelschulen
- Darin: Beschwerde wegen des Schulbaus in Braubauerschaft (nun Kreis Gelsenkirchen), 1891
- Darin: Umschulung der katholisch Eingesessenen von Varenholt, Südholz und Höntrop (teilweise) im (nun) Kreis Gelsenkirchen, 1885.
- Aufhebung einer Ordnungsstrafe gegen den Lehrer Benthaus zu Braubauerschaft wegen sozialdemokratischer Äußerungen auf einer Lehrerkonferenz 1892
- Erziehung
- Beschluß des Königl. Kammergerichts wegen der Erziehung der Kinder des Swietlinski zu Bulmke bei Gelsenkirchen, 1895.
- Geistliche und sonstige Kirchenbedienstete
- Strafantrag des evang. Pfarrers Hoos in Günningfeld (nun Kreis Gelsenkirchen), gegen den kath. Pfarrer Wulf wegen Beleidigung 1912.
- Erteilung von Genehmigungen zum Bau von Kirchen und Kapellen
- Bau einer kath. Kirche zu Günningfeld 1895
- Bau einer kath. Kirche in Freisenbruch 1900
- Katholische Pfarreien
- Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Abteilung 4, Entnazifizierungsausschuß im Regierungsbezirk Arnsberg (1930-45), 1946 – 1950, Findbuch 412.01.2
Verschiedenes
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Informationsquellen- und Suchhilfe
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Heimat- Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Heimat- und Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>WATEIDJO31NL</gov>