Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/241: Unterschied zwischen den Versionen
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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
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Erstaunt über dieses sonderbare Ereigniß geht er in das andere Zimmer, um es sogleich meiner Mutter mitzutheilen. Da sagt ihm diese: Und Ich habe so eben da oben im Kamin einige hell schallende Peitschentöne gehört, die gerade so lauteten, als wenn ein Fuhrmann etliche Mal mit der Peitsche laut geklatscht hätte. —
Beide hatten gute Ohren; wußten sich aber das Gehörte nicht zu erklären, bis am 16. Februar 1800 mein Großvater Jakob Spamer in Schotten starb, wo sie es für zwei gleichbedeutende Vorzeichen seines Todes ansahen. —
In der oberen Etage des Pfarrhauses wohnte noch die Familie des emeritirten Pfarrers Schuchard, welcher schon 13 Jahre von der Gicht ganz zusammengekrümmt im Bette lag, wie ein kleines Kind alle Nahrung von Andern empfangen mußte, dabei aber doch einen so gesunden Appetit hatte, daß man sein baldiges Ende noch nicht vermuthete! In der untern Etage wohnten wir.
Eine halbe Stunde vor dem Anfang des Jahres, in welchem der Pfarrer Schuchard starb, hörte mein Vater einen Eimer voll Wasser über die Treppe herabrollen, von Stufe zu Stufe aufschlagen, das Wasser herniederrauschen, den Eimer mit eisernen Reifen über die ganze mit Sandsteinen geplättete Hausflur fortrollen und endlich an die Hausthüre anstoßen und liegen bleiben. Damit sich die Magd am andern Morgen, wenn es noch dunkel sei, nicht an diesen, wahrscheinlich von dem Hunde umgestoßenen und herabgefallenen Eimer stoßen oder darüber fallen möge, ging mein Vater hinaus, um denselben bei Seite zu stellen. Aber — es war weder ein Eimer, noch eine Spur von Wasser in der Hausflur zu entdecken. — Meine Aeltern vermutheten alsbald, daß im Lauf des Jahres der Pfarrer Schuchard als Leiche über die Treppe herabkommen werde; was auch geschah. —
In der Scheidestunde des Jahres 1812 hörte meine Mutter, daß der Ofenkrabben, die Ofengabel und das Blasrohr, welche am Ofenloche zusammenstanden, dreimal so kräftig aufgestoßen wurden, daß besonders der eiserne Ofenkrabben hell erklang. Es kam ihr so vor, als wolle Jemand durch dieses dreimalige, nachdrückliche Aufstoßen jener Geräthschaften erklären: Da sollt ihr nun stehen bleiben; ich brauche euch nicht mehr! — Weil nun meine Großmutter damals das Feuer im Ofen fast ausschließlich anzündete, schürte und unterhielt, und nicht leiden konnte, daß ihr sonst Jemand in dieses Handwerk fiel, kam meine Mutter augenblicklich auf den Gedanken, daß sie wahrscheinlich ein Vorzeichen des Todes meiner Großmutter gehört habe; und diese starb auch am 9. Juli 1813. —
In der zwölften Stunde einer anderen Neujahrsnacht, in welcher meine Mutter und die Magd eben darüber sprachen, ob sich wohl wieder etwas Außerordentliches vernehmen lassen werde, hörten sie das Thürchen des Kochofens in demselben Zimmer dreimal auf- und zugehen. Die Magd rief alsbald in großer Angst: „Ach, das bedeutet mich, weil ich am meisten dieses Thürchen auf- und zumache!“ Und während ihr meine Mutter diesen Gedanken auszureden suchte, klopfte es dreimal stark an die Bettlade, in welcher die Magd eben lag. Da sprang dieselbe auf und jammerte laut darüber, daß sie schon sterben solle. Meine Mutter suchte sie nun damit zu beruhigen, daß dieses Klopfen ja auch einem ihrer Verwandten gegolten oder auf irgend etwas Anderes Bezug haben könne. Dieß war jedoch nur ein geringer Trost für die Magd. Dieselbe starb auch nicht in dem neuen Jahre, aber doch ein von ihr innigst geliebter Bruder in seinen schönsten Jünglingsjahren. —