Deutsches Wörterbuch 1898/357: Unterschied zwischen den Versionen

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==IV. Eigentümlickeiten betr. des Satzbaues.==
==IV. Eigentümlickeiten betr. des Satzbaues.==



Aktuelle Version vom 27. Januar 2017, 17:47 Uhr

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Deutsches Wörterbuch 1898
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IV. Eigentümlickeiten betr. des Satzbaues.

1. Kasus.

a) alte Kasusformen.
gen. sg.: Bräuti(gam, Nachti(gall; Maien(fest; Sonnen(wende, Liebfrauen(kirche.
dat. sg.: (zu Nutz u. ) Frommen; (zu)nichte s. wicht.
dat. pl.: Häupten s. Haupt, 8mit) nichten s. Wicht, statten (ohne Umlaut) s. stehen, zwischen.
b) erstarrte Kasus:
halber; seiner Zeint u. sich auch für 1. u. 2. Person, ä. D übersche, untersche s. 1) sein. - als erstarrte Kasus kann man auch die dat. pl. v. Orts- u- Länder(völker)-namen, die nun Nominative sind, ansehen: z. B. Aachen, Baden, Sachsen. - Ähnl. die ursprüngliche Lokativform Mitternacht.
c) Adverbial gebrauchte Genitivformen (gen. adv.); bei manchen Formen mag s unorganischer zusatz sein:
abends u. ä. Zeitadverbien, anders, anfangs, bereits, besonders, blindlings, -dings, z. B. allerdings (aus gen. pl. allerdinge, durch Anal. dann -dings) durchgehends, eigends, eilends, einst(mals mit sek. t, erstens u. s. w. u. letztens, falls u. in Zs. wie allenfalls, flugs, häuptlings, jählings, ndd. köpplings, läng(sten)s, meuchlings, mittels, od. mittelst mit sek. t, nirgends, rings, rittlings, schlumps s. schlemmen, ndd. schons, s. schauen, -seits, sonders, stets, stracks, teils, übrigens, unversehens, vergebens, vollends, -wärts, -wegs, zusehends.

2. Eigenshaftswörter.

a) unflektiertes attributives adj.:

Branntwein, Kurzweil, Wankelmut, cf. z. b. jung Roland.

b) nur prädikativ gebr. adj.:
seind, gäng u. gäbe, genug, gewärtig, gram, irre, kund, leid, not, nütze, quitt, schade, schuld.

3. Partizipien.

a) part. pass. mit aktiver (refl.) Bed.:
(un)bedacht, Bedienter, beredt, besoffen, besonnen, (be)trunken, entschlossen, (pficht)vergessen, vermessen, verrucht, verschwiegen, versessen, versoffen.
b) part. praes. in faktitiver (kausativer) Bed.:
fallend (Sucht); sitzend (Lebensweise), schwindelnd (Höhe).
c) part. praes. in passivem Sinn:
fahrend (habe).

V. Wortbedeutung und Wortgebrauch.

1. Bedeutungswandel

a) Verengung der Bed.:
Aas, Bake, Brief, Ding s. u., Erker, fahren, fertig, frech s. u., fromm, Gaul s. u., Genie, Getreide, Knabe, Knecht, Kosten s. 1)Kur, livree, Reim, reiten, rüstig, schnell.
b) Verallgemeinerung:
Brigantine, Buch, Ding, s. o., Erde (wenn zu Wz. ar- pflügen), Gilde, Sache, Miene.
c) Verbesserung:
Dame, Kavalier, Marschall, Schalk s. u. (gegenüber dem älteren nhd. z. B. in der bibel).
d) Verschlechterung:
Brigant, frech s. o., Gaul s. o. (früher selbst v. Ritterpferden), herrisch, Hochmut, Hpffart, Jungfer (gegenüber Jungfrau), Junker, Kerl, Klepper, liederlich, Magd, Mannsbild, Mensch als ntr., Metze s. mögen, niederträchtig (gegenüber d. Bed. im D), Puff, Plunder, ruchlos, Schalk s. o., Schimpf, schlecht, stinken, verrucht.
e) Abschwächung:
Schalk s. o., Schelm, wenig.
f) Verstärkung:
scheußlich.
g) Bedeutungswandel übh.:
Buchstab, gelten, Holster, Karussell, Luder, reich, (Fenster)scheibe; D tapfer = schnell. - Moralisch gewendet in göse, faul. - Übertragung v. Ton u. Farbe(Licht): flimmern, flink, grell, hell, klar, zwitzern.
h) Alte Bed. in d. Mundart erhalten:
Kinnbein s. Kinn, sclem(p)s. s. schlimm.
i) Bedeutungsverschiedenheit etym. gleicher Wörter durch die Form kenntlich gemacht:
Grat -Grätee (beide mhd. grât); Knabe - Knappe; lauten -lautieren; lump - Lumpen; Rabe -Rappe; Reiter - Ritter; schlecht - schlicht; Tropf - Tropfen; wider - wieder.