Pillkallen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. August 2011, 17:53 Uhr
Hierarchie
Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Pillkallen
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Pillkallen > Pillkallen
Einleitung
Pillkallen liegt im prußischen Stammesgebiet Nadrauen und hieß bereits 1516 Schloßberg (Schlossberg) und wurde 1938 wieder rückbenannt. Nach Quellen der sogenannten "Kleinlitauer", die Ost- und Westpreußen bis an die Weichsel als "urlitauisches" und "zwangsgermanisiertes" Gebiet und die prußische Sprache als litauischen Dialekt bezeichnen, wurde der Ort Pilkalnis 1549 gegründet und 1938 in Schlossberg "germanisiert".
Im Jahr 1516 erfolgte die erste Verschreibung an einen Siedler. Pillkallen war 1549 Marktflecken und Kirchdorf und ab 1580 mit Marktverkehr. Neben der Kirche wird 1550 eine Schule erwähnt. Die Stadtrechte wurden ohne besonderes Privileg 1725 durch Friedrich Wilhelm I verliehen. Nach der Pest 1709 - 1711 zogen Nassauer Siedler in das Gebiet und gründeten in Pillkallen eine reformierte Gemeinde, die 1819 einging. 1717 erhielt die Stadt eine Garnison. Die evangelische Pfarrkirche wurde aus Feldsteinen gebaut und 1756 eingeweiht. Ein Turm kam später dazu. 1914 wurde die Stadt fast völlig zerstört und mit der Hilfe der Patenstadt Breslau wieder aufgebaut. Im Herbst 1944 wurde die Stadt aufgrund der deutschen Frontziehung geräumt werden.
Name
Der Ortsname deutet auf litauische Neusiedler, die einen möglicherweise vorher bestehenden Ort namens Pilgarbis umbenannt haben, denn: "In unmittelbarer Nähe soll sich eine prussische Festung auf dem Schloßberg befunden haben. Der Ort wurde im 16. Jh. als Dorf erwähnt..."
Quelle: Hermanowski, Ostpreußen Lexikon, Adam Kraft Verlag Mannheim 1980
- litauisch "pilis" = Schloß
- litauisch "pilkalnis" = aufgeschütteter Hügel, Grabhügel, Hünengrab, Schloss- oder Burgberg
- litauisch "kalnas" = Berg, Hügel, Anhöhe
dagegen
- prußisch "garbis" = Berg
Wappen
Im Jahre 1911 nahm Pillkallen, das 1938 in Schloßberg zurückbenannt wurde, die ehemaligen drei Windmühlen auf dem Schloßberg in ihr Wappen auf; es zeigt sie golden in Rot nebeneinander über einer silbernen Zinnenmauer mit offenem Tor auf grünem Boden.
Allgemeine Information
Einwohner
- 5.833 Einwohner (1939)
- 1.400 Einwohner (1993) [1]
Politische Einteilung
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche:
Die erste Kirche in Pillkallen existierte vermutlich bereits 1559, denn es gab einen Beichtstuhl, in dem diese Jahreszahl eingeschnitzt war. Der ganzen Kreis besaß keine Kirche, die noch zur Ordenszeit entstanden war. Diese erste schlichte Fachwerkkirche wurde 1644 beim Durchzug von Schweden und Polen durch Ostpreußen niedergebrannt, jedoch bis 1650 wieder aufgebaut.
Als sich die Bauschäden häuften, war der Abriss unumgänglich. Ein einfacher Saalbau aus solidem Feldstein folgte nach rund 100 Jahren von 1756 - 1758 mit Sakristei im Osten, Ostgiebel mit Halbkreisfenster. 1910 erfolgte der Anbau eines Turms, der 1944 von deutschen Pionieren gesprengt wurde, um die Orientierung der Angreifer zu erschweren.
Die stark in Mitleidenschaft gezogene Kirche wurde nach 1945 abgetragen. Die Einrichtung ging verloren. Besonders bedauerlich ist der Verlust des erwähnten Beichtstuhls, des frühesten protestantischen Beichtstuhls Ostpreußens, eine Arbeit von Abraham Döring von 1559. Erhalten blieb das achteckige Taufbecken von 1651 auf dem Tanzplatz, der die Stelle der Kirche einnimmt.
Auf dem Standort der Kirche am Marktplatz befindet sich heute ein russisches Denkmal.
Ortschaften der Kirchengemeinde
Pillkallen, Gründung der Kirchengemeinde 1582, zweite Pfarrstelle 1762;
Ortschaften:
- Jutschen, Kallnehlischken, Karczarningken, Kurschehlen, Kurschen, Laschen,
Lobinnen Vorwerk, Milchbude Forst, Ossienen, Paslöpen Gut, Petereitelen, Petereitschen, Peczingken, Puschinnen, Groß u. Neu Rudszen, Salten, Schaaren, Scharkabude, Schwarpeln Dorf u. Gut, Szameitkehmen, Treczacken, Groß Tullen, Uszballen mit Hochmannshof, Uszpiaunehlen, Uszpiaunen Dorf u. Gut, Uszrudszen, Werskepchen, Wiltauten, Grieben, Stehlischken Kreis Stallupönen.
Katholische Kirche:
Bilderweitschen Kreis Stallupönen
Kirchenbücher
Standesamt:
Standesamt Pillkallen: Unterlagen verschollen.
Geschichte
- Die prußische Feste lag auf dem Schloßberg im Südwesten unmittelbar bei der Stadt. Hier soll 1582 eine Kirche gestanden haben, die durch Feuer zerstört wurde.
- Die zweite Kirche wurde zwischen 1644 und 1650 in der Nähe des Rathauses erbaut und 100 Jahre später wegen Baufälligkeit wieder abgetragen.
- Die Baupläne der 1756 erstellten und 1758 eingeweihten Kirche wurden von Friedrich d. Großen als „sehr pretiös“ bezeichnet. Er befahl deshalb, nur eine tüchtige und standhafte zu bauen und Turmbau, Malerei, Uhrreparatur auf bessere Zeiten zu verschieben.
- Seit 1612 jährlich vier Jahrmärkte. Das Braugewerbe hatte guten Absatz.
- Der Marktflecken Pillkallen erhielt 1724 Stadtrecht durch König Friedrich Wilhelm I.
- Nach Verlusten durch die Große Pest (1709-1711) wurden Siedler aus Nassauen hier angesetzt.
- 1733 wurde der erste evangelisch-reformierte Gottesdienst gehalten. Christian Burghardt war der erste eigene Geistliche (+ 1739).
- Sein Nachfolger Collins erwirkte 1750 einen königlichen Befehl zum Bau einer eigenen reformierten Kirche, die jedoch 1819 entbehrlich wurde.
- 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
- 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
- 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Pillkallen wird wieder preußisch.
- 1818 Kreisort.
Die Pillkaller wurden im übrigen Ostpreußen als arme Schlucker (im wahrsten Sinn des Wortes) und streitlüsterne Händelsucher bezeichnet.
Redensarten
- "Aus Pillkallen ungeschlagen kommen, ist ein Glücksfall"
- "Die Pillkaller stochern sich in den Zähnen, wenn sie Milch gegessen haben."
- "Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd. In Pillkallen ist es umgekehrt."
Pillkaller (Schnaps)
- Pillkaller Stutenmilch: heißer Arrak mit Zuckerwürfel und einem Schuß frischer Schlagsahne, mit einem Strohhalm aus einem Sektglas getrunken.
- Ein gut gefülltes Glas mit Klarem oder Aquavit wird oben mit einer Scheibe würziger Leberwurst belegt, darauf ein Klacks Mostrich (Senf).
Das war in fröhlicher Runde der Ersatz für das Abendbrot, besonders wenn man mehrere davon zu sich nahm. Wegen des Heimwegs brauchte man sich keine Sorgen zu machen, weil das Pferd den Weg zum Stall selbst fand.
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Bibliografie
- Volltextsuche nach Ortsname in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische Bibliografie
Historische Bibliografie
Persönlichkeiten
Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).
- Mielcke, Christian Gottlieb, Student theol., zum Kantor in Pillkallen, am 30.5./10.6.1762. [Christian Gottlieb Mielcke ist Verfasser eines litauischen Gesangbuchs].
- Schlemüller, Gottfried, Student, zum Diakon in Gumbinnen 14.3.1758. [* Gumbinnen 20.3.1728, immatrikuliert Universität Königsberg 26.4.1746, 1763 Pfarrer in Pillkallen, + 1779, oo Esther Blaurock.
Christian Gottlieb Mielcke * Georgenburg, Sohn von Peter Gottlieb Mielcke, Pfarrer, und dessen Ehefrau Regina Loysa, geborene Schimmelpfennig. Bruder von Theodor Gabriel, Daniel Friedrich und Christine Petronella Mielcke.
- Zavinta Sidabraite: *Christian Gottlieb Mielcke: Leben und Werk. Biografie im Internet.
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Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>SCHERGKO14GS</gov>
Quellen
- ↑ Helmut Peitsch, Reiseführer Nord-Ostpreußen, Seite 324, Rautenberg, Leer 1993, ISBN 3-7921-0509-8