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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Die Gemarkung {{PAGENAME}} ist schon in früheren Jahrhunderten besiedelt gewesen. Dieses bewies der Fund einer Graburne, den der Bauer '''Nagat''' bei Bestellungsarbeiten auf seinem Acker, nahe des Ostflusses, machte. Er meldete seinerzeit den Fund dem Altertumsmuseum in [[Königsberg]], das darauf die Fundstelle von Sachverständigen des Museums auswertete und feststellte, daß es sich hier um einen Urnenfriedhof handelte.<br> | Die Gemarkung {{PAGENAME}} ist schon in früheren Jahrhunderten besiedelt gewesen. Dieses bewies der Fund einer Graburne, den der Bauer '''Nagat''' bei Bestellungsarbeiten auf seinem Acker, nahe des Ostflusses, machte. Er meldete seinerzeit den Fund dem Altertumsmuseum in [[Königsberg]], das darauf die Fundstelle von Sachverständigen des Museums auswertete und feststellte, daß es sich hier um einen Urnenfriedhof handelte.<br> | ||
[[Bild:Lobellen_-_Teich.jpg |thumb|400px|left| Teich (Bild: Bernhard Waldmann)]] | |||
Nach Inbesitznahme des Landes durch das Ordensheer, errichtete der Orden von der '''etwa 1400''' erbauten, heute noch stehenden Ordensburg [[Ragnit]] aus, zur Sicherstellung der Ernährung des Ordensheeres, einige Kilometer westlich von [[Ragnit]] einen Viehhof, dem späteren Remonteamt [[Neuhof-Ragnit]]. Dieser Viehhof legte später eine Anzahl Außenstellen an, so auch {{PAGENAME}} mit Vorwerk und Schäferei, das nun bis zur Aufsiedelung im Jahre '''1922''' dem Remonteamt [[Neuhof-Ragnit]] unterstellt blieb. | Nach Inbesitznahme des Landes durch das Ordensheer, errichtete der Orden von der '''etwa 1400''' erbauten, heute noch stehenden Ordensburg [[Ragnit]] aus, zur Sicherstellung der Ernährung des Ordensheeres, einige Kilometer westlich von [[Ragnit]] einen Viehhof, dem späteren Remonteamt [[Neuhof-Ragnit]]. Dieser Viehhof legte später eine Anzahl Außenstellen an, so auch {{PAGENAME}} mit Vorwerk und Schäferei, das nun bis zur Aufsiedelung im Jahre '''1922''' dem Remonteamt [[Neuhof-Ragnit]] unterstellt blieb. | ||
Als Dorf war {{PAGENAME}} das jüngste des Kirchspiels [[Groß Lenkeningken]]. Es wurde im Jahre '''1922''' die Gemarkung {{PAGENAME}} mit dem Vorwerk und der Schäferei von der Ostpr. Landgesellschaft aufgesiedelt und 1923 in Gegenwart des Amtsvorstehers v. d. '''Groeben''', [[Juckstein]], und eines Vertreters des Landrats zur Gemeinde {{PAGENAME}} erhoben.<br> | Als Dorf war {{PAGENAME}} das jüngste des Kirchspiels [[Groß Lenkeningken]]. Es wurde im Jahre '''1922''' die Gemarkung {{PAGENAME}} mit dem Vorwerk und der Schäferei von der Ostpr. Landgesellschaft aufgesiedelt und 1923 in Gegenwart des Amtsvorstehers v. d. '''Groeben''', [[Juckstein]], und eines Vertreters des Landrats zur Gemeinde {{PAGENAME}} erhoben.<br> | ||
===Dorfleben=== | ===Dorfleben=== | ||
Zum ersten Bürgermeister wurde der Siedler Emil '''Danningkeit''' gewählt. Ab '''1930''' war dann Franz Nagat bis zur Vertreibung als Bürgermeister tätig. Die Gemeinde war 341 ha groß, hatte 200 Einwohner und gehörte dem Schulverband [[Dammfelde]] (Nettschunen) an. Die etwa 25-30 Schüler von {{PAGENAME}} besuchten die zweiklassige Schule in [[Dammfelde]]. Siedler der nunmehrigen Gemeinde {{PAGENAME}} waren zu einem großen Teil die früheren Arbeiter des Vorwerks und der Schäferei. Diese beiden Restbetriebe übernahmen Beamte der Ostpr. Siedlungsgesellschaft, Herr '''Dick''' und Herr '''Nickel''', die jedoch diese Stellen nicht selbst bewirtschafteten, sondern verpachteten. Herr '''Nickel''' ist kurz nach der Übernahme verstorben.<br> | Zum ersten Bürgermeister wurde der Siedler Emil '''Danningkeit''' gewählt. Ab '''1930''' war dann Franz Nagat bis zur Vertreibung als Bürgermeister tätig. Die Gemeinde war 341 ha groß, hatte 200 Einwohner und gehörte dem Schulverband [[Dammfelde]] (Nettschunen) an. Die etwa 25-30 Schüler von {{PAGENAME}} besuchten die zweiklassige Schule in [[Dammfelde]]. Siedler der nunmehrigen Gemeinde {{PAGENAME}} waren zu einem großen Teil die früheren Arbeiter des Vorwerks und der Schäferei. Diese beiden Restbetriebe übernahmen Beamte der Ostpr. Siedlungsgesellschaft, Herr '''Dick''' und Herr '''Nickel''', die jedoch diese Stellen nicht selbst bewirtschafteten, sondern verpachteten. Herr '''Nickel''' ist kurz nach der Übernahme verstorben.<br> | ||
[[Bild:Lobellen_-_Haus_in_der_Naehe_der_Szeszuppe.jpg |thumb|400px|Haus in der Nähe der Szeszuppe (Bild: Bernhard Waldmann)]] | |||
Die Schäferei mit 20 ha hatte dann ein Herr '''Skionzek''' aus [[Masuren]] erworben, der sie aber 1930 an Karl '''Kahlmeyer''' aus dem [[Kreis Pillkallen|Kreise Pillkallen (Schloßberg)]] verkaufte. Letzter Pächter des Vorwerks war Paul '''Kaschade''', ein Sohn des Superintendenten '''Kaschade''' aus [[Neukirch]] (Elchniederung). Drei Siedler waren Rußlanddeutsche, die nach dem 1.Weltkrieg nach Deutschland zurückgekehrt waren, zwei davon konnten mit den hiesigen Verhältnissen nicht fertig werden und verkauften ihre Siedlungen wieder, und zwar erwarb 1930 eine Richard '''Rasokat''' und die zweite, 18 ha große, Franz '''Nagat'''. Insgesamt waren 24 Hofstellen ausgelegt, davon bis 5 ha zwei Betriebe, über 5 bis 10 ha sechs Betriebe, über 10 bis 20 ha 14 Betriebe und darüber bis 100 ha zwei Betriebe. Von den ca. 20 ha großen Betrieben war die des Bauern Emil '''Dannigkeit''' als mustergültig anzusehen. | Die Schäferei mit 20 ha hatte dann ein Herr '''Skionzek''' aus [[Masuren]] erworben, der sie aber 1930 an Karl '''Kahlmeyer''' aus dem [[Kreis Pillkallen|Kreise Pillkallen (Schloßberg)]] verkaufte. Letzter Pächter des Vorwerks war Paul '''Kaschade''', ein Sohn des Superintendenten '''Kaschade''' aus [[Neukirch]] (Elchniederung). Drei Siedler waren Rußlanddeutsche, die nach dem 1.Weltkrieg nach Deutschland zurückgekehrt waren, zwei davon konnten mit den hiesigen Verhältnissen nicht fertig werden und verkauften ihre Siedlungen wieder, und zwar erwarb 1930 eine Richard '''Rasokat''' und die zweite, 18 ha große, Franz '''Nagat'''. Insgesamt waren 24 Hofstellen ausgelegt, davon bis 5 ha zwei Betriebe, über 5 bis 10 ha sechs Betriebe, über 10 bis 20 ha 14 Betriebe und darüber bis 100 ha zwei Betriebe. Von den ca. 20 ha großen Betrieben war die des Bauern Emil '''Dannigkeit''' als mustergültig anzusehen. | ||
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''Kurz vor Ausbruch des Rußlandfeldzuges wurde der Militärflugplatz Lobellen errichtet. Der Flugplatz befand sich aber schon auf Jucksteiner Gebiet, dicht an der Lobeller Grenze; auf Lobeller Gemarkung stand jedoch die Abwehr-Flak. Durch den Flugplatz hatte die Gemeinde Lobellen sehr unter Feindfliegern zu leiden, so wurde z.B. durch Bombenabwurf das Wohnhaus von Wilhelm '''Szameitat''' schwer beschädigt, ebenso ging eine Bombe in der Nähe des Gehöfts von Bauer Nagat nieder, wodurch Maschinen und Ackergeräte arg beschädigt wurden.''<br> | ''Kurz vor Ausbruch des Rußlandfeldzuges wurde der Militärflugplatz Lobellen errichtet. Der Flugplatz befand sich aber schon auf Jucksteiner Gebiet, dicht an der Lobeller Grenze; auf Lobeller Gemarkung stand jedoch die Abwehr-Flak. Durch den Flugplatz hatte die Gemeinde Lobellen sehr unter Feindfliegern zu leiden, so wurde z.B. durch Bombenabwurf das Wohnhaus von Wilhelm '''Szameitat''' schwer beschädigt, ebenso ging eine Bombe in der Nähe des Gehöfts von Bauer Nagat nieder, wodurch Maschinen und Ackergeräte arg beschädigt wurden.''<br> | ||
[[Bild:Lobellen_(Tushino)_-_Ortssschild_.JPG |thumb|400px|left|Lobellen (Tushino)-Ortssschild (Bild: Bernhard Waldmann)]] | |||
''Am '''12. Oktober 1944''' schlug für {{PAGENAME}} die Schicksalsstunde zum Verlassen der Heimat. Treckführer war der Bezirksbauernführer Otto '''Pieck''', [[Dammfelde]]. Wir fanden Aufnahme in Willenberg im Kreis Braunsberg. Von hier aus mußten dann einige Bauern um die Weihnachtszeit zurück in die Heimat, um die Ernte zu dreschen und sicherzustellen. Es hieß, daß es im Frühjahr wieder in die Heimat zurückginge. Durch den Vormarsch der Russen wurde jedoch jede Hoffnung zunichte gemacht und die Leute, die zu den Druschkommandos gehörten, konnten nur unter großen Gefahren ihre Angehörigen wieder erreichen.''<br> | ''Am '''12. Oktober 1944''' schlug für {{PAGENAME}} die Schicksalsstunde zum Verlassen der Heimat. Treckführer war der Bezirksbauernführer Otto '''Pieck''', [[Dammfelde]]. Wir fanden Aufnahme in Willenberg im Kreis Braunsberg. Von hier aus mußten dann einige Bauern um die Weihnachtszeit zurück in die Heimat, um die Ernte zu dreschen und sicherzustellen. Es hieß, daß es im Frühjahr wieder in die Heimat zurückginge. Durch den Vormarsch der Russen wurde jedoch jede Hoffnung zunichte gemacht und die Leute, die zu den Druschkommandos gehörten, konnten nur unter großen Gefahren ihre Angehörigen wieder erreichen.''<br> | ||
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Quelle: Auszug aus dem Heimatbuch: '''Am Memelstrom und Ostfluß''' von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. - Wiederauflage 1994 | Quelle: Auszug aus dem Heimatbuch: '''Am Memelstrom und Ostfluß''' von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. - Wiederauflage 1994 | ||
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[[Bild:Lobellen_-_Haus_eines_Russlanddeutschen.jpg |thumb|400px|left| Haus eines Russlanddeutschen (Bild: Bernhard Waldmann)]] | |||
[[Bild:Lobellen_-_Scheune_des_Russlanddeutschen.jpg |thumb|400px|Scheune der Russlanddeutschen (Bild: Bernhard Waldmann)]] | |||
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<!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | <!-- Hier: geschichtlicher Abriss --> | ||
<!-- == Genealogische und historische Gesellschaften == --> | <!-- == Genealogische und historische Gesellschaften == --> |
Version vom 25. August 2010, 17:18 Uhr
Hierarchie
Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Lobellen
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Ragnit > Lobellen
Einleitung
Lobellen, (russ. Tushino / тушино), Kreis Ragnit, Ostpreußen, liegt an der Chaussee von Ragnit nach Lasdehnen (Haselberg) nicht weit von der Szeszuppe entfernt. Die Nachbarorte sind Ober Eißeln (im Norden), Dammfelde (im Westen) und Juckstein (im Sueden).
Allgemeine Information
Letzte Statistik 1939': Einw. : 194 Fläche : 341 ha
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Seit 1897 gehört Lobellenzum Kirchspiel Groß Lenkeningken.
Geschichte
Die Gemarkung Lobellen ist schon in früheren Jahrhunderten besiedelt gewesen. Dieses bewies der Fund einer Graburne, den der Bauer Nagat bei Bestellungsarbeiten auf seinem Acker, nahe des Ostflusses, machte. Er meldete seinerzeit den Fund dem Altertumsmuseum in Königsberg, das darauf die Fundstelle von Sachverständigen des Museums auswertete und feststellte, daß es sich hier um einen Urnenfriedhof handelte.
Nach Inbesitznahme des Landes durch das Ordensheer, errichtete der Orden von der etwa 1400 erbauten, heute noch stehenden Ordensburg Ragnit aus, zur Sicherstellung der Ernährung des Ordensheeres, einige Kilometer westlich von Ragnit einen Viehhof, dem späteren Remonteamt Neuhof-Ragnit. Dieser Viehhof legte später eine Anzahl Außenstellen an, so auch Lobellen mit Vorwerk und Schäferei, das nun bis zur Aufsiedelung im Jahre 1922 dem Remonteamt Neuhof-Ragnit unterstellt blieb.
Als Dorf war Lobellen das jüngste des Kirchspiels Groß Lenkeningken. Es wurde im Jahre 1922 die Gemarkung Lobellen mit dem Vorwerk und der Schäferei von der Ostpr. Landgesellschaft aufgesiedelt und 1923 in Gegenwart des Amtsvorstehers v. d. Groeben, Juckstein, und eines Vertreters des Landrats zur Gemeinde Lobellen erhoben.
Dorfleben
Zum ersten Bürgermeister wurde der Siedler Emil Danningkeit gewählt. Ab 1930 war dann Franz Nagat bis zur Vertreibung als Bürgermeister tätig. Die Gemeinde war 341 ha groß, hatte 200 Einwohner und gehörte dem Schulverband Dammfelde (Nettschunen) an. Die etwa 25-30 Schüler von Lobellen besuchten die zweiklassige Schule in Dammfelde. Siedler der nunmehrigen Gemeinde Lobellen waren zu einem großen Teil die früheren Arbeiter des Vorwerks und der Schäferei. Diese beiden Restbetriebe übernahmen Beamte der Ostpr. Siedlungsgesellschaft, Herr Dick und Herr Nickel, die jedoch diese Stellen nicht selbst bewirtschafteten, sondern verpachteten. Herr Nickel ist kurz nach der Übernahme verstorben.
Die Schäferei mit 20 ha hatte dann ein Herr Skionzek aus Masuren erworben, der sie aber 1930 an Karl Kahlmeyer aus dem Kreise Pillkallen (Schloßberg) verkaufte. Letzter Pächter des Vorwerks war Paul Kaschade, ein Sohn des Superintendenten Kaschade aus Neukirch (Elchniederung). Drei Siedler waren Rußlanddeutsche, die nach dem 1.Weltkrieg nach Deutschland zurückgekehrt waren, zwei davon konnten mit den hiesigen Verhältnissen nicht fertig werden und verkauften ihre Siedlungen wieder, und zwar erwarb 1930 eine Richard Rasokat und die zweite, 18 ha große, Franz Nagat. Insgesamt waren 24 Hofstellen ausgelegt, davon bis 5 ha zwei Betriebe, über 5 bis 10 ha sechs Betriebe, über 10 bis 20 ha 14 Betriebe und darüber bis 100 ha zwei Betriebe. Von den ca. 20 ha großen Betrieben war die des Bauern Emil Dannigkeit als mustergültig anzusehen.
An gewerblichen Betrieben waren vorhanden: eine Gemischtwarenhandlung mit Kohlenhandel und das Ausflugslokal "Lobeller Wäldchen". Eigentümer des Lobeller Wäldchens war der Landkreis Tilsit-Ragnit, letzter Pächter dieses an der Szesuppe (Ostfluß) gelegenen beliebten Ausflugslokals war der Gastwirt August Bildat. Weiter gab es eine Schmiede und ein Kunststeinbauer, der die umliegenden Ortschaften mit Grabsteinen, Grabrahmen, Brunnenrohren usw. versorgte, auch hatte der Bauer Otto Zellmer noch ein Autofuhrunrernehmen. Auf Lobeller Gemarkung war auch eine Gendarmerie-Station.
Zweiter Weltkrieg
Der 2. Weltkrieg brachte auch den Lobellern viel Elend und viele Verluste. So manches Schicksal konnte selbst bis heute nicht aufgeklärt werden.
Der letzte Bürgermeister Franz Nagat berichtet mit Datum vom 4. 11. 1966:
Kurz vor Ausbruch des Rußlandfeldzuges wurde der Militärflugplatz Lobellen errichtet. Der Flugplatz befand sich aber schon auf Jucksteiner Gebiet, dicht an der Lobeller Grenze; auf Lobeller Gemarkung stand jedoch die Abwehr-Flak. Durch den Flugplatz hatte die Gemeinde Lobellen sehr unter Feindfliegern zu leiden, so wurde z.B. durch Bombenabwurf das Wohnhaus von Wilhelm Szameitat schwer beschädigt, ebenso ging eine Bombe in der Nähe des Gehöfts von Bauer Nagat nieder, wodurch Maschinen und Ackergeräte arg beschädigt wurden.
Am 12. Oktober 1944 schlug für Lobellen die Schicksalsstunde zum Verlassen der Heimat. Treckführer war der Bezirksbauernführer Otto Pieck, Dammfelde. Wir fanden Aufnahme in Willenberg im Kreis Braunsberg. Von hier aus mußten dann einige Bauern um die Weihnachtszeit zurück in die Heimat, um die Ernte zu dreschen und sicherzustellen. Es hieß, daß es im Frühjahr wieder in die Heimat zurückginge. Durch den Vormarsch der Russen wurde jedoch jede Hoffnung zunichte gemacht und die Leute, die zu den Druschkommandos gehörten, konnten nur unter großen Gefahren ihre Angehörigen wieder erreichen.
Ende Januar 1945, ich glaube, es war der 27te, wurde Willenberg, in dem wir Aufnahme gefunden hatten, von den Russen besetzt. Der Bürgermeister und zwei Soldaten, die in Urlaub waren, wurden sofort von den Russen erschossen, ebenso ein staatenloser Russe, weil er für Deutsche gearbeitet hatte. Es war eine schreckliche Nacht, in welcher auch viele Frauen und Mädchen von den Russen vergewaltigt wurden. Zum Glück wurden wir am nächsten Vormittag von unserer Wehrmacht noch einmal freigekämpft; es hieß jedoch, unsere Soldaten könnten die Stellung nicht halten und so machten wir alle nach Braunsberg hin, wo wir bis zu dem schweren Luftangriff auf die Stadt blieben.
Bei diesem schweren Luftangriff, etwa am 10ten Tage unseres dortigen Aufenthalts, wurde auch der Altsitzer August Preugschat durch Bombensplitter schwer verletzt und starb. Nach diesem schweren Luftangriff haben wir - da die Straße über Elbing bereits von den Russen besetzt war - schweren Herzens die Flucht über das Haff angetreten. Seit der Flucht über das Frische Haff ist auch der Bauer Eduard Matzat mit seiner Frau verschollen, wahrscheinlich sind beide im Haff versunken. Unsere Reise ging dann weiter über Danzig, Karthaus, Stolp und Swinemünde nach Mecklenburg und schließlich weiter über Hannover bis Holstein. Doch nicht alle gelangten so weit, ein Teil wurde schon in Pommern von den Russen überrollt, so auch der Bauer Otto Zellmer, den die Russen zusammen mit seinem Sohn Horst nach Rußland verschleppten. Beide sind bis heute verschollen.
Richard Rasokat kehrte nach seiner Entlassung aus russischer Gefangenschaft wieder zurück in sein Heimatdorf und berichtete nach seiner Ausweisung, daß in Lobellen eine Kolchose eingerichtet worden ist. Ferner berichtete er, daß das Gehöft von Fritz Dörfer völlig abgebrannt war und von dem des Bauern Nagat Stall und Scheune eingeäschert waren.
Quelle: Auszug aus dem Heimatbuch: Am Memelstrom und Ostfluß von Ernst Hofer © 1967; Herausgeber Kreisgemeinschaft Tilsit-Ragnit e.V. - Wiederauflage 1994
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>LOBLENKO14CX</gov>