Wittstock/Dosse: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 23. Oktober 2017, 15:50 Uhr

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Brandenburg > Landkreis Ostprignitz-Ruppin > Wittstock

Früherwähnung

Name

  • 12. Jhdt. Wizoka, 1251 Wizstok, 1277 Witstock [1]

Landschaftslage

Wittstock liegt auf einer von Sand und Ton gebildeten Duvialfläche, die sich von Nord her zwischen die Flußtäler der Dosse und Glinze schiebt. Die Spitze des Winkels nimmt die Burg ein. Auf beiden Seiten der Stadt bieten sich leichte Flußübergänge im Zuge des alten von Elbe und Havel ostwärts führenden Verkehrsweges. Höhe über NN. 66 Meter.

Ortsursprung

Burgwardei (948 ?. 1150, 1179). Zubehör des Bistums Havelberg etwa seit Mitte des 12. Jahrhunderts bischöfliche Grenzburg.

Stadtgründung

Erhebung zur Stadt durch Bischof Heinrich I. von Havelberg etwa 1245. Stendaler Recht mit abweichungen besonders im erbrecht seit 1248, Bestätigungen 1275 und später. Civitas seit 1248. [2]

Stadt als Siedlung

Die in Anlehnung an die Burg und die vorüberziehende Straße entstandene Siedlung wurde um 1240 planmäßig zur Stadt erweitert. Der Umriss der Stadt stellt einen unregelmäßigen Kreis dar, an den sich im Süden winkelförmig Burg und Burgfreiheit (Amt und Amtsfreiheit, 1848 eingemeindet) anschließen, das Ganze in Form eines Kreissektors. Die Straßen verlaufen von der Burg zunächst radial, gehen dann in ein Straßennetz in Gitterform über. Der rechteckige Markt bildet den Mittelpunkt der Stadt, indem er die Hälfte des mittelsten Baublocks an der Kreuzung der Hauptstraßen füllt.

Entfernung zwischen den beiden Toren in der West-Ost-Linie etwa 575 Meter zwischen der Burg und dem Tor an der Nordseite etwa 700 Meter. Ausbau der ältesten Befestigung 1275, Verstärkungen 1497, Abtragung der oberen Mauerteile 1790-92. Mauerring fast geschlossen noch 1939 vorhanden. Auf der von der Natur nicht geschützten Nordseite 2fache Wälle und 3fache Gräben, 1939 in Form von Promenaden. Von den 3 mittelalterlichen Toren mit Anfang des 16. Jahrhunderts errichteten Vorbauten (Zwingern) nur dar Gröper-Tor-Turm 1939 erhalten. Reste des Kyritzer Tors 1794, des Rödeler Tors (seit etwa 1850 Königstor) 1826 durch moderne Toranlagen (bis gegen 1870) ersetzt. Der große Brand 1716 zerstörte 2/3 der Stadt, Wiederaufbau mit teilweise breiteren Straßen.

Zunehmender Ausbau in den Vorstädten seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Besonders Burg (Schloß, später Amt) zuletzt um 1400 ausgebaut, seit Mitte des 17. Jahrhunderts im Zerfall, 1739 noch erhalten der untere Teil der Umfassungsmauern und der Turm (Amtsturm). Das Rathaus als Theatrum Crambode 1275 erweitert, Neubau mit Gerichtslaube um 1400, Anbauten Ende des 15. Jahrhunderts, 1716 teilweise durch Brand zerstört. Neubau bis 1726, durchgreifender Neubau zur Erhaltung einiger älterer Teile 1906.

Pfarrkirche St. Marien aus der 1. Häfte des 13. Jahrhunderts um 1450 erweitert zum 3schiffigen Hallenbau mit geradem Ostabschluss. Neubau des Turms 1497 - 1517, desgleichen 1704 im Barockstil. Heilig-Geist-Kirche errichtet um 1300, Turm Ende 14. Jahrhundert, erneuert 1583, nach dem Stadtbrand wiederhersgestellt 1729-31. Dabei Hospital (Beginenhaus), 1719 abgebrannt, 1748 wieder aufgebaut. St.-Annen-Kirche oder -Kapelle mit Hospital erbaut 15. Jahrhundert, 1584 bis 2. Hälfte 17. Jahrhundert gottesdienstlich benutzt, 1751 als Ruine abgerissen. St.-Jürgen-Kapelle mit Hospital vor dem Kyritzer Tor 13. Jahrhundert urkundlich zuerst 1364 genannt, abgebrochen 1583. St.-Gertruds-Kapelle mit Hospital vor dem Rödeler Tor gegründet 1464-66, eingegangen 17. Jahrhundert. 2 Kapellen am Kirchhof der Marienkirche, davon die jüngere um 1510, beide 1848 abgebrochen. [3] [4]

Anzahl der Wohnhäuser

  • 1719 in der Stadt 422 Häuser, 1750 insgesamt 516 Häuser. 1800 dann 534 Häuser und 1850 bereits 663 Häuser

Bevölkerung

Herkunft der Bevölkerung

Die ältesten Familiennamen weisen vielfach nach der Altmark

Einwohnerzahlen

Um 1570 etwa 2.000 bis 2.500 Einwohner, um 1645 etwa 500 Einwohner, 1697 wiederum etwa 2.100 Einwohner, 1730 dann 2.462 Einwohner (davon 507 Männer, 526 Frauen, 4 77 Söhne und 533 Töchter, 125 Gesellen, 56 Knechte, 62 Jungen, 176 Mägde), inm Jahr 1800 über 3.000 Einwohner, 1838: 3.855 Einwohner (E.), 1820: 4.622 (E.), 1832: 5.567 (E.), 1840: 6.205 (E.), 1852: 6.810 (E.), 1861: 7.239 (E.), 1867: 7.638 (E.), 1880: 7.255 (E.), 1890: 7.384 (E.),1905: 7.574 (E.), 1910: 7.606 (E.), 1925: 7.581 (E.), 1933: 8.318 (E.)

Seuchen

Pest: 1690 (etwa 100 Tote), 1630-31 (etwa 100 Tote), 1636 (305 Tote), 1638 (1.599 Tote)

Bevölkerungsverzeichnisse

Sprache

  • Latein als Amtssprache des Rates in Urkunden im 13. Jahrhundert
  • Niederdeutsch als Amtssprache in Urkunden ab dem 13. Jahrhundert
  • Plattdeutsch als Mundart in der Umgangssprache noch im 19. Jahrhundert

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Im Mittelalter in der Hauptsache Warenumsatz zwischen Stand und Land im Umfeld. Älteste bedeutende Gewerbe waren Tuchmacherei, Schuhmacherei und Bierbrauerei . Die Ausfuhr von Tuchen erfolgte überwiegend nach Lübeck und den mecklenburgischen Ostseestädten. Eine Kaufmannsgesellschaft ist 1777 nachgewiesen, der eine starke Zunahme der Tuchmacherei im 17. und 18. Jahrhundert vorausging- In der Mitte des 18. Jahrhunderts waren darin an die 200 Meister tätig, welche überwiegend Heereslieferungen betrieben. 1826 waren 275 Meister in der Tuchmacherei tätig.

Von den Tuchmachereibetrieben des 19. Jahrhunderts hatten die bedeutenden Militärtuchfabriken Friedr. Wilh. Egener (gegr. 1828) und Friedr. Paul (gegr. 1849) zunächst Bestand. Später entstanden Maschinenfabriken und eine Holzwarenfabrik. Von den früher zahlreichen Ziegeleien war 1939 nur noch eine vorhanden.

Verkehr

1939 war Wittstock Kreuzpunkt der Poststraßen Berlin - Güstrow (Rostock) seit 1681 und Strelitz - Perleberg seit 1713.

Eisenbahn 1939: Nach Perleberg seit 1885, nach Buschhof (Neustrelitz) seit 1895, nach Kremmen (Berlin) seit 1899, nach Meyenburg seit 1912.

Verwaltung

Rat

Consules zuerst erwähnt 1248, consules et scabini 1319. Jährlicher Wechsel zwischen altem und neuem Rat. Der sitzende Rat zählte wahrscheinlich 7 oder 8 Mitglieder, davon 2 oder 3 Bürgermeister, der Rat ergänzte sich selbst.

Im 17. Jahrhundert 1 regierender, 1 oder 2 nebensitzende Bürgermeister, 3 Ratsmänner. Rathäusliches Reglement 1685. Abschaffung des Ratswechsels, doch Beibehaltung des Bürgermeisterwechsels. Ergänzungswahlen durch Rat und Stadtverordnete. Städteordnung 1808.

Gericht

Ober- und Niedergerichtsbarkeit mit Schöffen seit 1319. Für Rechtsstreitigkeiten zwischen Bürgern und landsässigem Adel bischöfliches Hofgericht ab 1470. Der Rat hatte die Markt- und Gewerbegerichtsbarkeit.

Seit dem 16. Jahrhundert kurfürstlicher Richter und "Schöppenstuhl" erwähnt. Um 1600 hatte der Rat die Gerichte inne. Gerichtsordnung von 1605 setzte wieder kurfürstliche Richter für des Obergericht ein, das Niedergericht blieb beim Rat. 1634 Verpachtung beider Gerichte an den Rat. 1646 Wiedereinsetzung eines kurfürstlichen Richter, 1677 Verpachtung an Rat, 1685 Übergang der der Gerichtsverwaltung auf den Rat als solchen und Fortgall des Schöffenkollegiums, 1696 Verpachtung an den Rat, 1809 königliches Stadtgericht, Kreisgericht 1849, Amtsgericht 1879.

Bürgervertretung

Gildemeister und Bürger wurden im 14. und 15. Hahrhundert zu Stadtgeschäften herangezogen. Ein Burding (Baursprache) als Versammlung der Bürgerschaft zuerst 1488, zuletzt 1599 festzustellen, seit dem 16. Jahrhundert Bürgerausschuß, zuerst 1532 "Vierundzwanziger", 17. Jahrhundert 30, dann 24 und schließlich 16 Stadtverordnete ("Sechzehnermänner" und ähnlich). Daneben gelegentlich die gemeine Bürgerschaft, 8 Gewerksleute als Abgeordnete der Viergewerke, teils allein, teils zusammen mit den Bürgerschaftsverordneten.

Im 16. und besonders im 17. Jahrhundert langwierige Streitigkeiten zwischen Rat und Bürgerschaft wegen angeblicher Mißstände in der Stadtverwaltung und ungerechter Besteuerung. 1551 Unruhen wegen Bürgerheide. Durch Reglement von 1685 endgültig 16 Stadtverordnete eingesetzt, die durch Deputierte der Gildenl aus der Bürgerschaft zu wählen waren.

1895: Einblick in Zuständigkeiten, Infrastruktur

Landesherrschaft

Landesherren

Wittstock gehörte zu den Besizungen (Tafelgütern des Bischofs von Havelberg, die in älterer Zeit als reichsunmittelbar, dann aber als landsässig unter den brandenburgischen Markgrafen galten. Seit etwa 1270 war Wittstock die gewöhnliche Residenz der Bischöfe und oft Schauplatz politischer Verhandlungen. (Erbvertrag zu Wittstock 1442 zwischen der Markgrafschaft Brandenburg und dem Herzogtum Mecklenburg), doch konnte es sich unter der gesicherten Herrschaft des Krummstabes einer ruhigeren Entwicklung erfreuen, als die meisten anderen Städte der Prignitz. Das strenge Regiment des Bischofs Wedego zu Putlitz veranlaßte Aufruhr der Bürger (kurfürstlicher Schiedsspruch zuungunsten der Stadt 1482). 1548 übernahmen zunächst Angehörige des kurfürstlichen Hauses als postulierte Bischöfe die Verwaltung der Stiftsgüter. Seit der Säkularisierung galt die Stadt wegen ihrer wenn auch geringfügigen Abhängigkeit vom kurfürstlichen Am Wittstock (historisch) als Mediatstadt, später blieb ihre staatsrechtliche Stellung ungeklärt. Seit dem 18. Jdt. rechnete Wittstock zu den Immediatstädten. Sieg der Schweden über die Kaiserlichen und Sachsen auf dem Scharfenberg bei Wittstock im Jahr 1636. [7]


Allgemeine Information

Politische Einteilung

Stadtteile

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Katholische Kirchen

Geschichte

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Fußnoten

  1. Quelle: Dr. Wilhelm Polthier, Bibliotheksrat, Berlin - Zehlendorf: "Kyritz 1939"
  2. Quelle: Liesegang, E.: Zur Geschichte des Stendaler Rechts in Wittstock und Kyrnitz (Forsch. z. brandenb.-preuß. Gesch. Bd. 5, 1892)
  3. Quelle: Polthier, C.: Vom alten Rathaus in Wittstock (1905)
  4. Quelle: Die Kunstdenkmäler der Prov. Brandenburg Bd. 1 Heft 2 (1907) S. 226-78.
  5. Quelle:Polthier, W.: Alte Wittstocker Familien in Die Heimat, Wittstock 1927-33
  6. Quelle: Hic Leones
  7. Quelle: Polthier, C.: Die Hohenzollern in der Prignitz. Wittstocker Erinnerungen (1912)

Internetlinks

Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.

Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote

Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>WITSSEJO63GD</gov>


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