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Version vom 29. Mai 2013, 21:17 Uhr
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Hierarchie
Regional > Litauen > Baugstkorallen
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Baugstkorallen
Einleitung
Baugstkorallen, Kreis Memel, Ostpreußen
- Adlig Baugschkorallen, Baugschkorallen, 1785 Bauskorallen, auch Baugschkotallen
- Baugskorallen[1] [2] [3], Baugsten[4] [5]
- Lit. Name: Baugštininkai[6]
Name
Der Ort liegt am Baugstbach. Auf diese Lage bezieht sich der Name, der prußisch-kurisch abzuleiten ist. (Peteraitis nimmt litauisch "baugštus": scheuende Pferde, Arbeit scheuen an) [7]. Der zweite Namensbestandteil bezieht sich auf einen Herrscher oder auf Imkerei.
- prußisch "bauga" = sumpfiger Ort an einem Fluss
- "baugas" = Trugbild, auch Geist eines Verstorbenen
- nehrungs-kurisch "baug" = unheimlich, furchtbar
- "baugsties" = sich fürchten
- preußisch-litauisch "karalius" = König
- prußisch "karelis" = Bienenzüchter
"Adlig Baugstkorallen, am Baugst-Flüßchen. Baugstkorallen und Corallischken scheinen in frühester Zeit ein einziges Gebiet gebildet zu haben, welches Corallen, Karalen hieß, vom litauischen Worte Karalus, König; darauf weist die Urkunde über Tauerlauken von 1462 ("Geschichte Memels" pg. 43) hin, wo die Grenzbestimmung vorkommt "gegen den Kenigs lande". Dem Aufnehmer der Grenzen ist die Ortsbezeichnung litauisch vorgetragen worden, er hat nach der Bedeutung gefragt und erfahren, das heiße "des Königs Land"; unter "König", "Karalus" ist hier ein altlitauischer Grundbesitzer dieses Namens zu verstehen. Der Eigenname Karalus, Korallus kommt noch heute im Kreise Memel vor." [11]
Allgemeine Information
- Mit "Adlig" wird ein adliger Gutsbesitzer mit den entsprechenden adligen Vorrechten bezeichnet: hohe und niedere Gerichtsbarkeit, Jagd- und Fischereirecht, Patronat, Brauerei-, Brennerei-, Verlagsgerechtigkeiten, Herrschaftsrecht gegenüber dem Personal. Selbst der König konnte in diese Rechte nicht eingreifen. Ab 1800 wurden die adligen Güter Rittergüter genannt.[12]
Politische Einteilung
Gutsbezirk (Baugskorallen, Rittergut) 1874, (Baugskorallen) 1888 und 1907.
Schon 1807 ist Birkenwalde (Kr.Memel) ein Vorwerk von Baugstkorallen .
1940 ist Baugskorallen ein Dorf in der Gemeinde Matzkieken
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Baugstkorallen gehörte 1912 zum Kirchspiel Plicken, vor 1891 (1888) allerdings zum Kirchspiel Memel Land.
Friedhof
Der Friedhof von Baugskorallen liegt an der Straße nach Plicken im Ort. Er ist auf beiden Seiten der Straße und komplett verwuchert. Ein einziges Metallschild zeugt noch von der ehemaligen Existenz des Friedhofes.
Stand Mai 2013 Annelie Stöllger und Peter Wallat
Katholische Kirche
Baugstkorallen gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Standesamt
Baugstkorallen gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Groß Jagschen.
Bewohner
1719
- Baugstkorallen, ein adeliges Güthchen und Krug im Bebrunischen Schultzen und Crotingschen Creys gelegen, besitzet anitzo der Herr Obrister Friedrich Heinrich Korff, auf Bledau Erbherr, von seiner Frau Schwester, der verwittweten Obristin von der Brincken, geb. von Korffin für 5000 Thlr. Pfandtweise.
Hofmann war Christoff Münsterberg. Bei dem Gut werden 12 Gärtner, fortan allhin Kumetter genannt, gehalten, welche anstat ihres Deputats die 3 Berahmungshufen nutzen und dafür 2 Tage in der Woche scharwerken. Quelle:[13]
1736
- H. Obrister von Korff
1864 hatte der Gutsbezirk Baugszkorallen 125 Einwohner
1922
Rittergut Baugstkorallen, Besitzer Glitscher und Willy Bauersdorf. 409 ha, Milchwirtschaft, Viehzucht und -mast, Pferde- und Schweinezucht.[14]
1944
- Dr. Ernst Neumann, Gutsbesitzer (415 ha) mit Ehefrau und 2 Kindern
- Kurt Heckendorff, Inspektor
- Ernst Rosenberg, Obermelker, mit Familie
- Grete Krebs, Gasthofbesitzerin
Schule
Die Schule von Bauskorallen existiert noch. Heute ist sie ein Wohnhaus und ein Anbau wurde hinzugefügt.
Geschichte
Gut Baugstkorallen
- Am 13. Mai 1622 erhält der Memeler Bürger und Schöppenmeister Georg Prendell ein Höfchen im Eckittschen, welches er
- am 15. Januar 1638 dem Oberst und Gouverneur von Memel, Adam Valentin von Redern in Größe von 2 Hufen für 800 Fl. poln. verkauft. Von Redern erhält dazu am 27. Juli 1645 noch 3 Hufen 23 Morgen Viehweide, Baugste genannt, nach Szabern zu gelegen, zu kölmischen Rechten gegen Zins und am 19. Januar 1646 für das ganze Gut kölmische Rechte nebst Krug-Gerechtigkeit; es heißt jetzt schon Baux Corall.
- Am 21. Juni 1692 verkaufen die Erben von Rederns das Gut an Nicolaus von Korff, Livländischer Starosten, Erbherrn der Kreuzburgischen Güter, für 3000 Gulden poln.
- Am 18. März 1702 verkauft von Korff das Gut an Oberst Ernst Johann von den Brincken und dessen Genahlin Margarethe Anna geb. von Korff. Zur Auszahlung von Schulden an den Oberst Baron von Mengden leiht von den Brincken 5000 Gulden von Baron Friedrich Heinrich von Korff und übergibt ihm statt der Zinsen am 27. März 1717 das Gut in Pfandbesitz.
- Am 16. August 1742 löst es der Sohn Otto Ernst von den Brincken nach dem Tod des blinden Vaters wieder aus.
- Während des siebenjährigen Krieges wurde Gut Baugstkorallen von einer Compagnie russischer Infanterie völlig ausgeplündert; der Besitzer v.d. Brincken flüchtete nebst Gemahlin und Tochter mit Lebensgefähr durch die Gesträuche nach der Starostei Garsden, deren Besitzerin, verw. Frau Großkanzler von Lithauen, Gräfin Sapieha, durch ihre Schutzwache noch einen Wagen mit Bettzeug und anderen Sachen für ihn aus Baugstkorallen rettete und ihn zwei Jahre lang gastlich beherbergte. Auch 72 Bauernfamilien, darunter das ganze Dorf Liewern, waren nach der Starostei geflüchtet und fanden da Unterkunft, bis sie nach der Einnahme Memels allmählich heimkehren konnten.
- Nach dem siebenjährigen Kriege übergibt v.d. Brincken das Gut dem Capitain Ernst von Schlippenbach, der seine Tochter Anna Margaretha geheiratet hatte.
- Besitznachfolger von Schlippenbach wird Wilhelm Gerhard von Koschkull. Von Koschkull starb am 24. Januar 1780.
- Nach ihm wird als Besitzer George Albrecht (später auf Collaten) noch 1796 erwähnt.
- Am 29. Juli 1805 verkauft Kaufmann Christoph Woitkowitz in Memel zwei "umrittene" Hufen adliger Qualität und drei kölmischer Qualität zu Baugstkorallen, sowie Szemgrinden für 20 500 Taler dem Consistorialrath und Probst Johann Magnus Launitz zu Grobin im Kurland, der es
- am 24. März 1808 für 30 000 Taler seiner Tochter Anna Elisabeth Wilhelmine, verehelichten Gutsbesitzer Friedrich Trentovius übergibt.
- 1825 wurde das Gut für die landwirtschaftliche Taxe von 16 926 Talern ausgeboten und im Subhastationstermin
- 6. Januar 1827 der Landschaft für 11 300 Taler zugeschlagen, die es
- am 24. Dezember 1829 an Frau Johanna Dorothea Rosenbaum geb. Anderson für 6 005 Taler veräußerte.
- Frau Rosenbaum verkaufte Baugstkorallen im Mai 1835 für 12 000 Taler an Kaufmann Simon Gottlieb Schlegelberger, von dessen Witwe es
- am 14. Mai 1852 für 34 000 Taler Leutnant Johann Edwin Frentzel erwarb.
- Nach seinem Tode ging das Gut 1878 auf seinen Sohn Hans (Friedrich Emil Johann) über, welcher am 17. Februar 1912 starb,
- worauf Herr Preß das Gut erwarb.
Laut Landwirtschaftlichem Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang Memelland, 4. Auflage, Leipzig 1922
- Paul Frenzel, 307 ha
- 1941 Besitzer Dr. Ernst Neumann, siehe auch: Persönlichkeiten des Memellandes
Hachshara-Ausbildung
In den 1930er Jahren befand sich auf dem Gut Baugstkorallen eine Hachschara-Ausbildungsstätte[3] für jüdische Jugendliche. Dort wurden sie auf das Leben und Arbeiten in einem Kibbuz vorbereitet. Die praktische Ausbildung umfasste handwerkliche, gärtnerische, haus- und landwirtschaftliche Tätigkeiten. Theoretischen Unterricht gab es in Hebräisch, Englisch, jüdischer Geschichte und Tradition, Bibelkunde. Leiter der Ausbildung war Gad (Gerhard) Levy, für geistige und soziale Angelegenheiten war Schimon Oppenheimer zuständig.
Fritz Oppenheimer, ein Mitarbeiter, schreibt am 29.7.1934 in seinem Verbindungsrundbrief der Werkleute aus Baugstkorallen: " Unsere Wohnung besteht aus einer kleinen Küche mit einem anschliessenden kleinen Essraum. Im Essraum nur Tische und Bänke. Wenn alle zusammen sind, haben wir gerade Platz. Dann der Mädchenschlafraum. Es ist ein schönes grosses Zimmer, in dem 8 Doppelbetten, viele Koffer und ein Teil der Bücher stehen. Er dient gleichzeitig als Waschraum für die Chaweroth (Anm.: weibl. Kibbuzmitglieder). Man schläft nie sehr fest. Die Jungens waschen sich im Hof. Das Essen ist nicht sehr gut. Vorige Woche hatten 6-7 Chawerim (Anm.: männl. Kibbuzmitglieder) Schilschul (Anm.: Würmer). Es sieht hier aber doch alles anders aus. Wir stehen hier im Leben der litauischen Hechaluzbewegung [4], auch als Chawerim des Hechaluz. Wir sehen die Bedingungen, unter denen die Menschen des Memeler städtischen Kibbuz leben; wir hören, wie es in den landwirtschaftlichen Kwuzoth (Anm.: kleine Siedlergruppe) aussah, in denen Chawerim von uns früher arbeiteten. Ein Mensch in einem Bett, das gibt es schon garnicht; zwei, drei zusammen, dazu in Räumen, die viel kleiner sind als bei uns. Das Essen war noch schlechter. Gewiss, es ist richtig, man darf seiner Gesundheit nicht schaden. Es ist aber doch auch viel Gewohnheit, ob man erwartet, gehe ich auf landwirtschaftliche Hachschara, so wird es so aussehen. In Carlsberg (Anm.: Kreis Memel), der zweiten deutschen Kwuza, sollen mehr Leute krank sein. Ich glaube, auch diese Magenangelegenheiten werden sich bessern.
Nun zur Arbeit: Wir arbeiten 13 1/2 Stunden mit einer Frühstücks- und Vesperpause von je 1/2 Stunde und einer Mittagspause von 1 Stunde, 6 Uhr bis halb 8 Uhr abends. Die Arbeit ist die von Saisonarbeitern auf Grossgütern. Man verlangt von uns weniger als von normalen Arbeitern, sucht aber unsere Leistungen durch andauerndes Geschimpfe zu steigern. So weit ich das beurteilen kann, kann der Verwalter mit unsern Leistungen zufrieden sein. Wirklich große Schwierigkeiten haben unsere Chawerim, glaube ich, nicht. Es kommt mal vor, dass jemand eine Arbeit nicht zwingt. So mussten wir die letzten Wochen Beton tragen, eine Arbeit, vor der die litauischen Arbeiter vom Hof sich drücken, weil sie sehr schwer ist. Im allgemeinen kann man sagen, ist die Arbeit nicht zu schwer. In Deutschland auf Einzelhachschara ist es viel schwerer. Und doch ist es so, dies hängt mit Essen und Schlafen zusammen, dass man jeden Abend müde ist. Dies beeinflusst sehr stark alles andere, Persönliches und Tarbutharbeit. Man muss folgendes sehen: 13 1/2 Stunden Arbeitszeit, davon morgens und abends je eine Stunde für Essen, Waschen und Anziehen usw., macht 15 1/2 Stunden, bleibt für Schlaf, Tarbuth [5] und Unterhaltungen 8 1/2 Stunden. So viel sollte man bei der Arbeit schlafen. Wir wollen doch weiterkommen. Sagt Dir aber dann jemand, ich bin zu müde, so kann man garnichts erwidern."
Über das Zusammenleben und -arbeiten von deutschen und litauischen Jugendlichen in dieser Ausbildungsstätte schreibt Oppenheimer: "Unser Verhältnis zu ihnen hat sich sehr gebessert. Sah es zuerst so aus, als gäbe es 2 Gruppen, so hat man jetzt das Gefühl einer Gruppe. Früher sahen wir nur Litauer, sie nur Jäckes, jetzt beginnt man den einzelnen Menschen zu sehen. Das gilt vor allem für die Stimmung und den Ton in unserem Leben, aber auch schon für das Verhältnis einzelner Menschen, wo allerdings mit Schwierigkeiten verbunden die Möglichkeit des Zueinandersprechens gegeben ist. Die litauischen Chawerim bringen ja ein Opfer, wenn sie zu uns kommen. Sie gehen aus ihrer Welt zu Menschen anderer Sprache, anderer Bildung und Sitte. Eins fehlt allerdings noch sehr. Wir kamen doch hierher in der Hoffnung, auf Menschen zu treffen, die vom Jüdischen her leben, deren Leben mehr von dem bestimmt ist, als das unsere war. Wir dachten an Auseinandersetzung oder besser Kennenlernen und Fruchtbarmachen. Dazu ist es nicht gekommen. Die Menschen leben hier selbstverständlich im jüdischen Nationalismus oder im Zionismus, sie sprechen Jiddisch, viele Hebräisch (übrigens in den meisten Fällen nicht sehr schön) aber inhaltlich ist ihr Leben auch nicht geformter als das unsere."
Frau Hanna Oppenheimer[6], die heute im Kibbuz Hazorea/Israel [7] [8] lebt und mittlerweile 95 Jahre alt ist, erinnert sich, dass während ihres Aufenthaltes 1934 in Baugstkorallen die primitiven sanitären Bedingungen besonders für die Mädchen schlimm waren, kamen sie doch alle aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Im Grunde hätte sie auch nichts über die Landwirtschaft gelernt, allerdings das Leben unter primitiven Bedingungen, was ihr in den ersten Jahren im Kibbuz sehr geholfen habe.
Verschiedenes
Karten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Familienforscher
Familie MESTARS aus Baugstkorallen ca. ab 1816: Erika Carstens, Kontakt: e.carstens@yahoo.de
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>BAULENKO05PS</gov>
Quellen
- ↑ Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
- ↑ Schroetterkarte (1802), Maßstab 1:160000
- ↑ Urmesstischblatt von 1860
- ↑ Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
- ↑ Schroetterkarte (1802), Maßstab 1:160000
- ↑ GOV: http://gov.genealogy.net/
- ↑ Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997
- ↑ Kwauka, Paul, Pietsch, Richard: Kurisches Wörterbuch, Verlag Ulrich Camen Berlin, 1977, S. 25
- ↑ Prußischer Wortschatz, Privatsammlung Szillis-Kappelhoff
- ↑ Kurschat, Alexander: Litauisch-Deutsches Wörterbuch, Vandenhoeck & Ruprecht, 1968
- ↑ Johannes Sembritzki: "Geschichte des Kreises Memel", 1918
- ↑ Staßewski, Kurt von, Stein, Robert Hrsg.: Was waren unsere Vorfahren?, Amts-, Berufs- und Standesbezeichnungen aus Altpreußen, Königsberg 1938, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen Hamburg 1991
- ↑ Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Special Protocoll 1719, Buch Nr. 2, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
- ↑ Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch für die Provinz Ostpreussen, Band III, 1922
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, 1918