Nattkischken: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 30. April 2013, 23:00 Uhr
Bitte beachten Sie auch unsere Datensammlung aller bisher erfassten Personen aus dem Memelland |
Hierarchie
Regional > Litauen > Nattkischken
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Nattkischken
Einleitung
Nattkischken, bis 1920 Kreis Tilsit, Ostpreußen; (1920-1939) Kreis Pogegen; (1939-1945) Kreis Tilsit-Ragnit
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1736 Nattckischken, 1871 Natkischken, lit. Natkiskiai[1]
- Natkischken[2]
- Litauischer Name: Natkiškiai[3]
Namensdeutung
Der Name weist auf Bewuchs mit Brennnesseln und auf die Lage an einer Flussbiegung.
- prußisch "natis" = Nessel
+ "kiska" = Flusswindung, auch Kniekehle
Allgemeine Information
Politische Einteilung
1785 Melirtes Dorf, Landrätlicher Kreis Insterburg, Justizkreis Memel, Amtsbezirk Baubeln[6]
1.5.1939: Name der neuen Gemeinde: Nattkischken: Die neue Gemeinde ist gebildet worden aus der bisherigen Landgemeinde : Nattkischken[7]
1.10.1939: Nattkischken kommt zum Kreis Tilsit-Ragnit [8]
Standesamt
Standesamtsregister
Die Standesamtsregister von Nattkischken sind verschollen.
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Nattkischken ist seit 1895 Kirchspiel, vorher gehörten seine Ortschaften teils zum Kirchspiel Piktupönen, teils zum Kirchspiel Coadjuthen.
Zugehörige Ortschaften
Zum Kirchspiel Nattkischken gehörten 1912 folgende Ortschaften: Cullmen Wiedutaten, Endrikaten, Eistrawischken, Gallus Wilpien, Jögsden, Joseph Grutscheit, Kiupeln, Kutturen, Mischpettern, Nattkischken, Robkojen, Schleppen, Schudienen, Skrodeln, Thomascheiten, Timstern.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher von Nattkischken sind verschollen.
siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Pogegen
Kirchengeschichte
Von Richard Taudien:
Die Gemeinde liegt 20 km nördlich der Stadt Tilsit und 3 km von der unmittelbaren russisch-litauischen Grenze entfernt. In der Zeit des großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm I (1640-1688) waren schon alle Dörfer vorhanden. Damals nahmen noch der große "Bohmwald" und die "churfürstliche Wildnis" einen nicht unbedeutenden Raum ein. Zunächst hatten die Dörfer nur einen Besitzer und hatten auch dessen Namen. Erst nach Auflösung der Leibeigenschaft wurden sie besiedelt. Nach der Volkszählung von 1905 wohnten im Kirchspiel auf 50,52 qkm 3633 Seelen, davon 3026 Evangelische, 600 Katholiken und 7 Juden, also 66 Menschen auf einen qkm.
Kirchlich gehörte das Kirchspiel je zur Hälfte nach Piktupönen und Coadjuthen. Den weitesten Weg hatten die Mischpettern zu ihrer Kirche nach Piktupönen und die Schudiener nach Coadjuthen. Um allen diese weiten Kirchwege zu kürzen, wurde am 1. April 1892 in Nattischken ein Seelsorgebereich eingerichtet. Ein weiterer Grund war die 1858 entstandene katholische Kirche in Robkojen.
Die Erhebung zur selbständigen Kirchengemeinde erfolgte 1895. Ihre Gottesdienste fanden zunächst in der Schule statt.
Der Entwurf für Kirche und Pfarrhaus wurde 1901 aufgestellt und wies Kosten in Höhe von 78 500 Mark auf. Als dann der Jubiläumsfond die fehlenden Kosten von 11 000 Mark übernahm, konnte mit dem Bau begonnen werden. Anfang August 1903 ging Maurermeister August Heidenreich, Tilsit, eifrig ans Werk. Am 4. September fand die Grundsteinlegung statt. Der Bauplatz lag an der östlichen Seite des 56 m hohen Nattkischker Berges, nahe der Straßenkreuzung Tilsit - Thomuscheiten und Robkojen - Timstern.
Die Kirche ist ein einfaches Langhaus im Backsteinbau, 15,20 m breit und 22,80 m lang, mit einem vorgesetzten Turm. Die lichte Höhe des Kirchenschiffes beträgt 9,80 m. Die Decke besteht aus einem in Bretterverschalung ausgeführten Tonnengewölbe, seine Grundfarbe ist ockergelb und durch graue Streifen in vier Felder geteilt. In der überwölbten Nische ist der Altar gemauert und mit einer Holzplatte abgedeckt. Auf ihm steht ein geschnitztes Holzkreuz, davor das Kruzefix und die Bibel. In einem seitlichen Anbau ist die Sakristei. Die Kanzel, von der Sakristei zugänglich, hat einen graugrünen Anstrich.
Angeeigneten Stellen ist das Holzwerk ohne Farbe gelasssen, wodurch eine goldene Tönung erzielt ist. Umrandung der Kanzel und die Altarwölbung haben eine farbliche Teppichmalerei. Der Taufstein steht unter der Kanzel. Das Kirchenschiff ist in zwei Teile geteilt und hat 410 Sitze. Vom Haupteingang an der Nordostecke führt die Treppe zur Orgelempore, mit 90 Sitzplätzen. Die Orgel wurde von Nowack aus Königsberg erbaut.
Im Turm hingen drei Bronzeglocken, 495, 253, und 146 kg schwer, mit Inschriften. Über dem Haupteingang ist die "Jubiläumstafel" angebracht. Am 29. November 1904 wurde sie von dem Generalsuperintendenten D. Braun, Königsberg, eingeweiht.
Nach dem Verzeichnis von 1926 war die Kirche patronatslos, hatte 3026 Seelen und ein Gemeindehaus. Eine Gemeindeschwester war eingestellt. Die Bahnstation Gudden war 7 km weit, das Pfarrland 2,06 ha groß.
Zum Kirchspiel gehörten: Nattkiscchken, Endrikaten, Eistrawischken, Gallus Wilpien, Jögsden, Joseph Grutscheit, Kiupeln, Kulmen Wiedutaten, Kutturen, Mischpettern, Robkojen, Schleppen, Schudienen, Skrodeln, Thomuscheiten und Timstern. [9]
Konfirmation
Friedhof
Der Friedhof liegt südlich von Nattischken langgestreckt direkt an einem Weg.
Die Bilder wurden freundlicherweise von Annelie Stöllger zur Verfügung gestellt. Stand September 2011
Schule
- 1. Reihe:
Heinz Lukoschus, Erich Rims, Walter Bischoff, Heinz Willuweit, Adolf Tareilus
- 2. Reihe:
Helene Rosenat, Edith Spingies, Walter Lubert, Erich Gaber
- 3. Reihe:
Walter Willuhn (?), (?) Bintakis, Fritz Urbschat, Walter Oginschus, Walter Jettkandt, Walter Abrutat (?), Kurt Kühn
- 4. Reihe:
Helene Bintakis, Frieda Lubert, Käthe Kalitzki, Erna Kalitzki, Käthe Abrutat, Maria Abrutat, Irmgard Enseleit
- 5. Reihe:
Hilde Rudat, Ella Swars, Edith Jettkandt, Ella Dilbakowski, Edith Florian, Hilde Lubert
- 6. Reihe:
Irmgard Tareilus, Erna Brinkmann, Erika Rohde (Tochter d. Lehrers), Gertrud Kiupel, Anni Willuweit, Lotte Hoyer
- 1. Reihe von oben:
1. von rechts: Arno Wischnewski, 3. von links: Harry Spingies
- 2. Reihe von oben:
1. von links: Bruno Tochenhagen
- 4. Reihe von oben:
6. von rechts: Edith Spingies
- 3. Reihe von unten:
1. von rechts: Gerlinde Kühn (mit dem blonden kinnlangen Haar)
- 1. Reihe von oben:
2. von links Alfred Spingies
- 2. Reihe von unten:
3. von rechts Edith Spingies
Geschichte
1743 ist in Nattkischken ein Haus Forkel angesessen. 1779, als die Kriegs- und Domänenkammer Weideländereien ausgibt, erhalten auch Ludwig Jurklies und Endriks Laukatis zu ihren Etablissments 2 Hufen. 1785 werden mehrere Bau- und Gartenstellen ausgegeben. (G. A.)[10]
Verschiedenes
Memeler Dampfboot
- 5.Dezember 1933: Der Landwirtschaftliche Verein hielt am Sonnabend bei Kaufmann Neumann eine Vollversammlung ab, die von mehr als 200 Mitgliedern besucht war. Nach Eröffnung der Versammlung gedachte der Vorsitzende, Gutsbesitzer Krawolitzki – Timstern, des verstorbenen Vereinsmitgliedes Besitzer Johann Rudat, dessen Andenken wie üblich geehrt wurde, und sprach dann über die Lage der Landwirtschaft. Er betonte, daß die Ernteerträge im allgemeinen als befriedigend gelten könnten, trotzdem sei die Lage der Landwirte sehr schwierig, denn abgesehen von den niedrigen Preisen stocke auch der Absatz von landwirtschaftlichen Produkten immer mehr. Was die Wahl des Herrn Rademacher – Winge zum Präsidenten der Landwirtschaftskammer anbetreffe, so sei zu sagen, daß die Landwirte zu dem neuen Präsidenten volles Vertrauen haben. Hierauf hielt Diplomlandwirt Brokoph von der Landwirtschaftspartei einen Vortrag über die Zukunftsgestaltung der Landwirtschaft und gab in recht interessanter und lehrreicher Weise wichtige Winke und Fingerzeige, wie auch heute in der Landwirtschaft gespart werden könne.
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>NATKENKO05XF</gov>
Quellen
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Urmesstischblatt von 1860
- ↑ GOV: http://gov.genealogy.net/
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918,
- ↑ Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm - ↑ Amtsblatt des Regierungspräsidenten in Gumbinnen, 2.9.1939
- ↑ Richard Taudien: Eine Kirche für 78 500 Mark, Fortsetzung eines Berichts über die Jubiläumskirchen im Memelgebiet in Memeler Dampfboot Nr. 6-Juni 1989
- ↑ Jenny Kopp, Geschichte des Landkreises Tilsit, Buchdruckerei Pawlowski, Tilsit 1918