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Der Haupteingang mit der "Jubiläumstafel" hat eine kleine Vorhalle, von ihr führt eine Treppe zur Orgelempore. Das Kirchenschiff ist zweigeteilt und hat 17 Sitzbänke für 300 Besucher, auf der Empore sind weitere 50 Sitze. Vom Gang aus fällt der Blick auf den Altar, der in einer Nische unter dem Turm steht. Im mittleren, höheren der drei Fenster, ist im oberen Teil das "Auge Gottes" (ein blaues Auge in einem dunkleren Dreieck in einem goldenen Strahlenkreuz). In den dreißiger Jahren knüpfte der Frauenverein einen dunkelroten Altarteppich mit den christlichen Emblemen: Kreuz, Kelch und Krone. Der Innenraum war hell getüncht, die Decke ein Tonnengewölbe, von ihr hingen drei Kronleuchter herab. Die Orgel war in einfacher Brettechnik gehalten. Der 25 m hohe Turm mit einer Uhr ausgestattet, hat ein Satteldach, in ihm hingen drei Glocken.<br> | Der Haupteingang mit der "Jubiläumstafel" hat eine kleine Vorhalle, von ihr führt eine Treppe zur Orgelempore. Das Kirchenschiff ist zweigeteilt und hat 17 Sitzbänke für 300 Besucher, auf der Empore sind weitere 50 Sitze. Vom Gang aus fällt der Blick auf den Altar, der in einer Nische unter dem Turm steht. Im mittleren, höheren der drei Fenster, ist im oberen Teil das "Auge Gottes" (ein blaues Auge in einem dunkleren Dreieck in einem goldenen Strahlenkreuz). In den dreißiger Jahren knüpfte der Frauenverein einen dunkelroten Altarteppich mit den christlichen Emblemen: Kreuz, Kelch und Krone. Der Innenraum war hell getüncht, die Decke ein Tonnengewölbe, von ihr hingen drei Kronleuchter herab. Die Orgel war in einfacher Brettechnik gehalten. Der 25 m hohe Turm mit einer Uhr ausgestattet, hat ein Satteldach, in ihm hingen drei Glocken.<br> | ||
'''Die Einweihung der Kirche fand am 1. Juli 1906 durch den Generalsuperintendanten D. Braun, Königsberg statt.'''<br> | '''Die Einweihung der Kirche fand am 1. Juli 1906 durch den Generalsuperintendanten D. Braun, Königsberg statt.'''<br> | ||
Nach dem ostpreußischen Kirchenverzeichnis von 1926 war Paleiten patronatslos und hatte 1409 Seelen und Pfarrland von 4,6 ha. Die Bahnstation [[Jugnaten]] lag 13,5 km entfernt. Organisten wirkten im Nebenamt. Das '''neuerbaute Pfarrhaus''' mit einem Gemeindesaal konnte '''1927''' bezogen werden. Zum Kirchspiel gehörten [[Barsdehnen]], [[Berstusmoor]], [[Girreningken]], [[Krakischken]], [[Medszokelmoor]], [[Schakunellen]]. - Die nach der '''Abtrennung 1920''' von [[Kaukehmen]] verwaisten Orte mussten mitbetreut werden: [[Heinrichsfelde]], [[Leitgirren]], [[Groß Schilleningken|Groß-]] und [[Klein Schilleningken]], mit zusammen 700 Einwohnern.<br> | Nach dem ostpreußischen Kirchenverzeichnis von 1926 war Paleiten patronatslos und hatte 1409 Seelen und Pfarrland von 4,6 ha. Die Bahnstation [[Jugnaten]] lag 13,5 km entfernt. Organisten wirkten im Nebenamt. Das '''neuerbaute Pfarrhaus''' mit einem Gemeindesaal konnte '''1927''' bezogen werden. Zum Kirchspiel gehörten [[Barsdehnen]], [[Berstusmoor]], [[Girreningken]], [[Krakischken (Kr.Heydekrug)|Krakischken]], [[Medszokelmoor]], [[Schakunellen]]. - Die nach der '''Abtrennung 1920''' von [[Kaukehmen]] verwaisten Orte mussten mitbetreut werden: [[Heinrichsfelde]], [[Leitgirren]], [[Groß Schilleningken|Groß-]] und [[Klein Schilleningken]], mit zusammen 700 Einwohnern.<br> | ||
'''Schulorte:''' [[Schakunellen]] (gegründet 1823), Paleiten (1856), [[Barsdehnen]] (1881), [[Medszokelmoor]] (1898), [[Heinrichsfelde]], [[Leitgirren]], und [[Groß Schilleningken]]<br><br> | '''Schulorte:''' [[Schakunellen]] (gegründet 1823), Paleiten (1856), [[Barsdehnen]] (1881), [[Medszokelmoor]] (1898), [[Heinrichsfelde]], [[Leitgirren]], und [[Groß Schilleningken]]<br><br> | ||
'''Pfarrer:''' | '''Pfarrer:''' |
Version vom 20. Juni 2013, 18:49 Uhr
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Hierarchie
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Paleiten
Einleitung
Paleiten, Kreis Heydekrug, Ostpreußen
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1736 Gerge Kikill, 1750 Gerge Kikill, 1774 Pallaiten, 1895 Palleiten, lit. Paleiciai[1]
- 1540 Joerge Myst[2]
- 1785 auch Palleiten
- 1791/92 Chatouller Kickill[3] [1]
Namensdeutung
Der Name bezieht sich auf den Leite- Fluss, der bei Antleiten entspringt und kurz vor Ruß von Norden kommend in die Ruß (Fluss) mündet.
- prußisch "pa, po" = bei, in der Nähe
- "leit" = gießen, schütten
- "leitaunikas" und lettisch "leitis" = Litauer (Bewohner nassen Landes)
Allgemeine Information
Politische Einteilung
1785 melirtes Dorf, 1919 Landgemeinde[5]
1.5.1939: Eine neue Gemeinde Paleiten entsteht aus den vorherigen Landgemeinden Paleiten und Kuhlins sowie dem Gutsbezirk Krakischken.[6]
Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Paleiten ist seit 1901 Kirchspiel, vorher gehörten seine Ortschaften zum Kirchspiel Schakuhnen.
Kirchengeschichte
Das Kirchspiel Paleiten liegt zwischen dem Berstus- und dem Medszokelmoor, dem Rußstrom im Süden und dem Leiteflüsschen im Norden. Die Leite hat dem Dorf Paleiten auch den Namen gegeben. Die ganze Gegend liegt im Überschwemmungsgebiet. In der Schneeschmelze und wenn der Strom Hochwasser führt, gleicht das Land einem großen See, aus dem die auf höheren Plätzen erbauten Häuser herausragen. Nur mit dem Kahn kann dann die Verbindung mit der Außenwelt aufrecht erhalten werden. Setzt dann noch leichter Frost ein, ist der gefürchtete Schacktarp da. Erst gegen Ausgang des letzten (Anm.: 18.) Jahrhunderts gab es eine gewisse Verbesserung, durch den Bau einer festen Straße. Diese zweigte von der Chausee Klugohnen - Sausgallen bei Uszlöknen ab und führte über Kuhlins, Paleiten, nach Schakunellen bis zur Fähre. Nun waren auch bei mäßigem Hochwasser die Dörfer zu erreichen.
Kirchlich gehörte Paleiten zu dem über dem Strom liegenden Schakuhnen. Eine ernste Lage entstand in der Zeit des Hochwassers und besonders in der Zeit des Schacktarps. Die Gemeindemitglieder kamen nicht in die Kirche, der Pfarrer konnte weder Krankenbesuche machen noch zu Beerdigungen kommen. Der weite Umweg über Tilsit war zu zeitraubend. Wohl auch aus diesem Grunde ist 1899 in Paleiten ein Seelsorgebezirk eingerichtet worden. Als um diese Zeit auch ein kleines Grundstück mit Haus günstig gekauft werden konnte, war eine Pfarrwohnung da, der Pfarrer konnte am 15.10.1899 einziehen. 1901 wurde Paleiten selbständige Kirchengemeinde.
Als die eingeplanten Baukosten von 52 800 Mark, einschließlich 15 000 Mark aus dem Jubiläumsfond, beisammen waren, wurden 1905 mit dem Kirchenbau begonnen. Die Grundsteinlegung war am 17. Mai 1905.
Die Kirche stand in Ost-West Richtung nahe der Straße. Die einfache Saalkirche ist aus Klosterziegeln gebaut, hat eine Länge von 20 m und eine Breite von 10 m.
Der Haupteingang mit der "Jubiläumstafel" hat eine kleine Vorhalle, von ihr führt eine Treppe zur Orgelempore. Das Kirchenschiff ist zweigeteilt und hat 17 Sitzbänke für 300 Besucher, auf der Empore sind weitere 50 Sitze. Vom Gang aus fällt der Blick auf den Altar, der in einer Nische unter dem Turm steht. Im mittleren, höheren der drei Fenster, ist im oberen Teil das "Auge Gottes" (ein blaues Auge in einem dunkleren Dreieck in einem goldenen Strahlenkreuz). In den dreißiger Jahren knüpfte der Frauenverein einen dunkelroten Altarteppich mit den christlichen Emblemen: Kreuz, Kelch und Krone. Der Innenraum war hell getüncht, die Decke ein Tonnengewölbe, von ihr hingen drei Kronleuchter herab. Die Orgel war in einfacher Brettechnik gehalten. Der 25 m hohe Turm mit einer Uhr ausgestattet, hat ein Satteldach, in ihm hingen drei Glocken.
Die Einweihung der Kirche fand am 1. Juli 1906 durch den Generalsuperintendanten D. Braun, Königsberg statt.
Nach dem ostpreußischen Kirchenverzeichnis von 1926 war Paleiten patronatslos und hatte 1409 Seelen und Pfarrland von 4,6 ha. Die Bahnstation Jugnaten lag 13,5 km entfernt. Organisten wirkten im Nebenamt. Das neuerbaute Pfarrhaus mit einem Gemeindesaal konnte 1927 bezogen werden. Zum Kirchspiel gehörten Barsdehnen, Berstusmoor, Girreningken, Krakischken, Medszokelmoor, Schakunellen. - Die nach der Abtrennung 1920 von Kaukehmen verwaisten Orte mussten mitbetreut werden: Heinrichsfelde, Leitgirren, Groß- und Klein Schilleningken, mit zusammen 700 Einwohnern.
Schulorte: Schakunellen (gegründet 1823), Paleiten (1856), Barsdehnen (1881), Medszokelmoor (1898), Heinrichsfelde, Leitgirren, und Groß Schilleningken
Pfarrer:
- 1899-1902 Glogau, Ernst Richard, ging nach Kraupischken 1902-1913
- 1902-1907 Müller, Paul Rudolf, ging nach Schlippenbeil 1907-1923
- 1907-1910 Metschulat, Max Friedrich, ging nach Rucken, 1910-1920
- 1911-1913 Strohbusch, Wilhelm, ging nach Seddin, Provinz Brandenburg
- 1913-1914 Müller, Herman Joahnnes (*1888, † 1968) war von 1916-1934 Lehrer in Barsdehnen (1913-1914 in Paleiten, 1914 in Skirwietell). Nebenbei war er Organist in der Kirche in Paleiten und auch Standesbeamter. In der Vakanz der Pfarrstelle Paleiten (1913-1919) und auch bei Krankheit des Pfarrers hat er hier auch gepredigt.
- 1913-1919 Vakanz
- 1919-1920 Kallweit, Johann, ging nach Szugken, 1920-1937
- 1922-1942 Jucknat, Friedrich, geboren am 8.5.1880 in Willauken, Kreis Pillkallen, Ausbildung bei der Gossner-Mission in Berlin, Missionar in Indien 1910-1916, ordiniert am 26.1.1913, Pfarrverwalter in Liebenau/Brandenburg 1917-1920, in Lissewo/Westpreußen 1920-1922, Pfarrer in Paleiten von 1922 bis 30.4.1942, Ruhestand in Argenflur (Kreis Tilsit-Ragnit), die Flucht brachte ihn nach Rodewisch/Vogtland, starb dort am 10.6.1947.
- 1942-1944 Laukasiele, Arnold, geboren am 13.12.1909 in Jaunjelgavo/Lettland, Theologie-Studium in Kaunas, ordiniert am 2.7.1935, Pastor in Schoden (Skolas) Litauen 1935-1941, ab 1941 auch Senior (Superintendant) der lettischen Synode, 1941 Aussiedlung aus der SU-Litauen, ab Mai 1942 Pfarrer in Paleiten. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft Pastor in Damberg bei Schwerin. Gestorben am 23.9.1966 in Alt Rehse, Bezirk Neu Brandenburg. Das Bild entstand ca. 4 Wochen vor seinem Tod im Pfarrgarten von Alt-Rehse.
Die Kirche hat die letzten Kriegsmonate 1944/45 ohne große Schäden überstanden. Sowjet-Truppen räumten das Gestühl fort und rissen den Fußboden aus, um ihre Pferde unterzubringen. Nach 1957 wurde die Kirche abgebrochen. Mit den Ziegeln ist in Sausgallen ein Kuhstall für eine Sowchose erbaut worden.
Pfarrer: Müller, Metschulat, Strobusch / Walter Haase, Taudien.
Quelle:[7]
Zugehörige Ortschaften
Zum Kirchspiel Paleiten gehörten 1912 folgende Ortschaften:
Abbau Tattamischken, Barsdehnen, Berstusmoor, Girreningken, Krakischken Gut, Medszokelmoor, Paleiten, Schakunellen.
Kirchenbücher
Die Kirchenbücher von Paleiten sind verschollen.
Siehe auch: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Heydekrug
Katholische Kirche
Paleiten gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Schillgallen.
Standesamt
Paleiten gehörte 1907 zum Standesamt Schakunellen.
Standesamtsregister
Die Standesamtsregister von Paleiten sind verschollen.
Bewohner
- 1791/92: Amts Heydekrug, Consignation von denen Decimenten, Pro Anno 1791/92, Seite 44 Chattouller Kickill [2] Anm.: Vermutlich ist Chattouller Kickill identisch mit Gerge Kikill.
- Bewohner von Paleiten
Verschiedenes
Ida Göritz hatte da einen milden Richter! Andere Urteile anderer Gerichte verurteilten die Täter schon einmal auf Zahlung von 150 Mark. Ida Göritz mit ihrer unerlaubten Ausfuhr war kein Einzelfall. Viele Menschen dieser Nachkriegszeit (I. WK) kämpften ums überleben und wollten durch die illegale Ausfuhr von Lebensmitteln vielleicht auch etwas dazu verdienen. Hier waren es Eier, woanders war es Schmalz, Getreide, Butter usw.
Karten
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
Teilauswertung zu Paleiten: Memelland, OFB
http://www.prussa.de/paleiten.html
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>PALTENKO05SF</gov>
Quellen
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Amts Heydekrug, Consignation von denen Decimenten, Pro anno 1791/92
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
- ↑ Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm - ↑ Richard Taudien, "Nach Tilsit war es zu weit" - Die Jubiläumskirchen im Memelgebiet - Fortsetzung - in Memeler Dampfboot Nr.7 - Juli 1989