Vereidigter Landmesser: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Feldmesswerkz.jpg|thumb| | [[Bild:Feldmesswerkz.jpg|thumb|310px|left|'''1762 moderne Meßuntensilien, li.unten [[Messrad]]'''<ref> '''Quelle:''' Bildtafel aus Diderots Enzyklopädie</ref>]] | ||
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Aktuelle Version vom 22. September 2023, 13:04 Uhr
Die Lebensumstände im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von Biografien unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes.
Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Lebensumstände > Vereidigter Landmesser
Berufsbezeichnung
Bedeutung
Im Fürstbistum Münster: Vor 1802 Landmesser, Feldmesser oder Geometer bei Liegenschafts- und Grenzbestimmungen, ein vereidigter Feldmesser, welcher sein Amt in einem bestimmten Bezirk (historisches Amt als untere staatliche Verwaltungsbehörde) ausübte. Einer der ersten vereidigten Landvermesser tritt hier 1802 im Amt Vechta in Dinklage auf.
Grundlage für die Kataster der Grundsteuer
Unter Feldmessern oder Geometern verstand man um das Jahr 1800, also vor der Anlage der preußischen Urkataster, den Beruf der Ausmessung von Wegen und Feldern in den Fluren und in weiterer Bedeutung auch der Wiesen, Wälder und ganzen Ländereien.
Die Kunst, welche das lehrte, und ein Teil der Geometrie oder damals Erdmeßkunst war, wurde die Feldmeßkunst genannt. Der Künstler, welcher die Felder und ganze Ländereien ausmass und in der Flur festlegte, wurde als Feldmesser, in Brandenburg als Landmesser, im Oberdeutschen als Untergänger, Siebner, oder Feld- oder Markscheider bezeichnet.
Ackermesser
Dieser Ackermesser, wie er auch genannt wurde, verstand sich auf denjenigen Teil der Meßkunst, welcher die Flächen in einer Flur und Mark zu messen verstand. Er bestimmte dabei um 1800 den Verlauf der Wege, Umfang der Länder und Grundstücke nach Äckern, Hufen oder Morgen, und wies bei der Vermessung an, wer Eigentümer des vermessenen Grundstücks war. Schon damals gab es geschworene Feldmesser und jedes Forstamt hat seine eigenen Personen, welche die zugehörigen Gehölze ausmassen.
Grundlage im Ingenieurwesen
Schon früh hatten sich Ingenieure, auch im Militärwesen, auf die Vermessung und Verbesserung der großen überörtlichen Verkehrswege spezialisiert, dazu gehörte der Brückenbau und die Planung und Leitung von Kanalbauten.
So fuhr z.B. von Münster aus ein Postschiff des Kurfürstlichen Oberpostamtes zu Münster für den Post- und Personentransport schon seit 1733 über den Max-Clemens- Kanal bis Clemenshafen, später bis Maxhafen und wieder zurück. Im Moorgebiet des Münsterlandes eine hervorragende Ingenieurleistung zu den zeitlichen Bedingungen.
Genutzt wurden Technik und Instrumentarium bereits im 18. Jahrhundert bei der Erstellung des Kartenwerks über Westfalen von Le Coq.
Anlage von Heerstraßen im Oberemsdepartement
Die Planung und Anlage des napoleonischen kaiserlichen Heerstraße der ersten Klasse, von Paris nach Hamburg (Route impériale de première classe de Paris á Hambourg), über Wesel, Münster, Osnabrück und Bremen, erfolgte mit Hilfe vereidigter Landvermesser, welche auch im Katasterwesen tätig waren.
1812 betrug die Gesamtlänge dieser Straße 83 Myriameter, 6 Kilometer und 72 Meter (fast 175 alte französische oder 105 geografische Meilen), davon lagen im Oberemsdepartement 11 Myriameter, 6 Kilometer und 799 Meter. Sie führte von der südlichen Grenze des Oberemsdepartements von Telgte aus, über das Departement der Wesermündung in Richtung von Süden nach Nord-Ost. Der Straßenausbau im Oberemsdfepartement begann am 26.03.1811 und kostete hier bis zum 01.01.1812 allein 630.000 Franken.
Neben den Landvermessern waren 4.500 Arbeiter eingesetzt. Es wurden Teile der alten Chausse ausgebessert, andere verlassen und durch neu gezogene Straßen ersetzt. Dabei versuchte man Überschwemmungen vorzubeugen und durch Entwässerungsgräben den Wasserabfluß zu erleichtern. In der angegebenen Zeit wurden in diesem Departement 811.850 Kubikmeter Erdarbeiten bewegt und 226.824 Quadratmeter Rasenarbeiten durchgeführt.[4]
Feldmeßkunst: Straßenplanung, Urkarten, Teilungsrezesse
In der Ausbildung erlernte man den Raum, die körperliche Dinge einnehmen, nach ihrer Ausdehnung zu erkennen, zu beschreiben und zu vermessen.
Dabei kann der Geometer oder Feldmesser um 1850 die Höhe eines Turms oder Berges oder die Entfernung von Orten zueinander entweder mit dem Quadranten, dem Meßstab oder „Transpoteur“ auf dem Meßtisch festlegen.
Die Ergebnisse seiner Arbeit zeichnet er dann mit Linien, Winkeln und Kreisen, mit dem Lineal, Winkelmaß oder Zirkel auf. So entstanden die ersten zeichnerischen Darstellungen zu den Urkatastern. Die Ur-, Insel-, Amts- oder Rahmenkarte bildet alle Grundstücke und eingemessenen baulichen Anlagen nach ihrer Lage ab.
Ferner sind eingetragen: Flur- oder Gewannenbezeichnungen, Flurstücks- und Hausnummern, Straßennamen, Gewässer, Brunnen und ggfs. auch Wegekreuze und andere topographische Einrichtungen.
Für heutige interdisziplinäre Recherchen sind insbesondere die Flur- und Flurstücksnummer von Bedeutung. Interessant sind heute die Auswertungen von Teilungsrezessen der Marken, deren Grundlagen von Landmessern erarbeitet wurden.
Vermessungstechniker
In der höheren Beamtenlaufbahn war bis um 1870 der Ingenieurarbeitsmarkt wesentlich mitbestimmend. Im Bereich der Kommunen wurden ähnliche Funktionen auch von Angehörigen der mittleren Beamtenlaufbahn ausgefüllt, dies war die Ebene der Vermessungstechniker. In diesem staatlichen Aufgabenbereich war Expertenwissen gefragt. Nach 1870 verwischte sich die Grenze der Laufbahnen.
Vermessungstechniker (Geometer) wurden um 1900 auf Gewerbeinstituten und Provinzial-Gewerbeschulen ausgebildet.