Stroh: Unterschied zwischen den Versionen
(Neu) |
|||
(14 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
'''Die Lebensumstände''' im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von [[Biografie|Biografien]] unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich u.a. ([[Ackerbürger]]) im [[Deutsches Städtebuch|Deutschen Städtebuch]] ... | '''Die Lebensumstände''' im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von [[Biografie|Biografien]] unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich u.a. ([[Ackerbürger]]) im [[Deutsches Städtebuch|Deutschen Städtebuch]] ... | ||
Zeile 9: | Zeile 5: | ||
==Einleitung== | ==Einleitung== | ||
Um 1722 war Stroh wertvoll, da es zu unterschiedlichen Dingen genutzt werden konnte | Um 1722 war Stroh wertvoll, da es zu unterschiedlichen Dingen genutzt werden konnte | ||
* [[Roggen|Roogenstroh]] zur Anfertigung von Strohdächern | * [[Roggen (Korn)|Roogenstroh]] zur Anfertigung von Strohdächern | ||
* Roogenstroh zur Anfertigung von Bändern und Seilen | * [[Strohdocken]] zur Abdichtung sonstiger Dächer | ||
* Roogenstroh zur Anfertigung von Bändern und Seilen, [[Bienenkorb|Bienenkörbe]] | |||
* Strohhäcksel als Futter oder Zusatz z.B. in Baustoffen | * Strohhäcksel als Futter oder Zusatz z.B. in Baustoffen | ||
* [[Wicken|Wickenstroh]] zur Streu | * [[Wicken|Wickenstroh]] zur Streu | ||
Zeile 16: | Zeile 13: | ||
===Futtermittel=== | ===Futtermittel=== | ||
1722: Dem Vieh, einschließlich der Schafe, kann im Winter, wenn kein Austrieb wegen Schnee möglich ist, das Stroh von Erbsen, Wicken, Weizen, Heidelbeeren, Bohnen und Roggen verfüttert werden. Die allerdings abwechseln nacheinander und nicht gleichzeitig täglich, damit sie Abwechselung haben und ihnen ein Futter nicht überdrüssig wird. | 1722: Dem Vieh, einschließlich der Schafe, kann im Winter, wenn kein Austrieb wegen Schnee möglich ist, das [[Stroh]] von [[Erbsen]], [[Wicken]], [[Weizen]], [[Heidelbeere|Heidelbeeren]], [[Bohnen]] und [[Roggen (Korn)|Roggen]] verfüttert werden. Die allerdings abwechseln nacheinander und nicht gleichzeitig täglich, damit sie Abwechselung haben und ihnen ein Futter nicht überdrüssig wird. | ||
===1722: Weitere Verwendung von Stroh=== | ===1722: Weitere Verwendung von Stroh=== | ||
Zeile 25: | Zeile 22: | ||
Das Lagerobst (haltbare alte Sorte des Kulturapfels wie Boskop oder Sternranette) wurden wegen der Haltbarkeit auf Stroh gelagert. Kaufmannswaren, wie Gläser und Waren der Hafner (Töpfer), wurden in Stroh verpackt, um Beschädigungen während des Transportes zu vermeiden. | Das Lagerobst (haltbare alte Sorte des Kulturapfels wie Boskop oder Sternranette) wurden wegen der Haltbarkeit auf Stroh gelagert. Kaufmannswaren, wie Gläser und Waren der Hafner (Töpfer), wurden in Stroh verpackt, um Beschädigungen während des Transportes zu vermeiden. | ||
Stroh wurde 1722 bereits gefärbt. und zur Verzierung handwerklicher Arbeiten eingesetz (Schmuckkästchen, in Bayreuth z.B. Spielkarten, Landkarten), auch die [[Hutmacher]] | Stroh wurde 1722 bereits gefärbt. und zur Verzierung handwerklicher Arbeiten eingesetz (Schmuckkästchen, in Bayreuth z.B. Spielkarten, Landkarten), auch die [[Hutmacher]] setzten Stroh zur Anfertigung modischer Sommerhüte ein. | ||
===Aufbewahrung === | ===Aufbewahrung === | ||
1722 Da das Stroh aber so nützlich ist, sollte es nach dem Dreschen ordentlich gesammelt und an einen Besonderen Ort aufbewahrt werden. Dieser Ort sollte zur Sicherung der Haltbarkeit etwas luftig, doch nicht feucht sein. | 1722 Da das Stroh aber so nützlich ist, sollte es nach dem [[Dreschen]] ordentlich gesammelt und an einen Besonderen Ort aufbewahrt werden. Dieser Ort sollte zur Sicherung der Haltbarkeit etwas luftig, doch nicht feucht sein. | ||
Ist es nicht unter dem Dach im Haus oder in einer Scheune zu lagern, kann es auch auf dem Feld unter freiem Himmel aufgeschobert werden. Dies könnte für das Vieh milder, nützlicher und annehmlicher sein. Zwar würden dann die Stoppeln von außen durch Regen Wind und Wetter etwas schwärzlicher erscheinen, doch bliebe das Stroh inwändig gut erhalten. Die obere Lage könnte dann immer noch zum Dung eingesetzt werden. | Ist es nicht unter dem Dach im Haus oder in einer [[Scheune]] zu lagern, kann es auch auf dem Feld unter freiem Himmel aufgeschobert werden. Dies könnte für das Vieh milder, nützlicher und annehmlicher sein. Zwar würden dann die Stoppeln von außen durch Regen Wind und Wetter etwas schwärzlicher erscheinen, doch bliebe das Stroh inwändig gut erhalten. Die obere Lage könnte dann immer noch zum Dung eingesetzt werden. | ||
===Ungleichmäßige Ernte bedenken=== | ===Ungleichmäßige Ernte bedenken=== | ||
1722: Der vorsorgende Bauer sollte bedenken, das sein Stroh garnicht, oder nur in sehr geringen Umfang verkaufen sollte. Er sollte bedenken, dass die Ernte nicht jedes Jahr gleich gut ausfällt, er das Stroh in seiner Wirtschaft aber laufend benötigt. Daher gelte der Spruch der Alten: | 1722: Der vorsorgende Bauer sollte bedenken, das sein Stroh garnicht, oder nur in sehr geringen Umfang verkaufen sollte. Er sollte bedenken, dass die Ernte nicht jedes Jahr gleich gut ausfällt, er das Stroh in seiner Wirtschaft aber laufend benötigt. Daher gelte der Spruch der Alten: | ||
* | * ''"Bei Mangel an Stroh weinen die Äcker'' <br/> ''und das Vieh wird betrübt!"''. | ||
====Quelle==== | ====Quelle==== | ||
* „Oeconomus prudens et legalis“ fol. 624 (1722) | * „Oeconomus prudens et legalis“ fol. 624 (1722) | ||
===Zeitliche Preise=== | |||
* 1758 [[Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763)]] 180 [[Strohdocken|Buschen Stroh]] 1 Rt 40 Stüber | |||
== Weblinks == | |||
===Zeitlich, regionale Begrifflichkeit=== | |||
" [https://woerterbuchnetz.de Wörterbuchnetz] | |||
[[Kategorie:Landwirtschaftlicher Begriff]] | [[Kategorie:Landwirtschaftlicher Begriff]] |
Aktuelle Version vom 22. April 2022, 17:56 Uhr
Die Lebensumstände im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten geben Hinweise zur Anlage von Biografien unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich u.a. (Ackerbürger) im Deutschen Städtebuch ...
Hierarchie: Regional > HRR > Historische deutsche Staaten > Lebensumstände > Dorfwirtschaft > Landwirtschaft > Stroh
Einleitung
Um 1722 war Stroh wertvoll, da es zu unterschiedlichen Dingen genutzt werden konnte
- Roogenstroh zur Anfertigung von Strohdächern
- Strohdocken zur Abdichtung sonstiger Dächer
- Roogenstroh zur Anfertigung von Bändern und Seilen, Bienenkörbe
- Strohhäcksel als Futter oder Zusatz z.B. in Baustoffen
- Wickenstroh zur Streu
- Weizen-, Gersten-, Erbsen- und Haferstroh meistenteils als Futtermittel
Futtermittel
1722: Dem Vieh, einschließlich der Schafe, kann im Winter, wenn kein Austrieb wegen Schnee möglich ist, das Stroh von Erbsen, Wicken, Weizen, Heidelbeeren, Bohnen und Roggen verfüttert werden. Die allerdings abwechseln nacheinander und nicht gleichzeitig täglich, damit sie Abwechselung haben und ihnen ein Futter nicht überdrüssig wird.
1722: Weitere Verwendung von Stroh
Weiterhin benötigt man auch in den Gärten Stroh, nämlich zur Abdeckung der Mistbeete und Einbindung der Pelzer (Setzlinge) als Frostschutz.
Stroh wurde ebenfalls zum Frostschutz eingesetzt bei der Abdeckung von Kellerlöchern und Gewölbetüren.
Das Lagerobst (haltbare alte Sorte des Kulturapfels wie Boskop oder Sternranette) wurden wegen der Haltbarkeit auf Stroh gelagert. Kaufmannswaren, wie Gläser und Waren der Hafner (Töpfer), wurden in Stroh verpackt, um Beschädigungen während des Transportes zu vermeiden.
Stroh wurde 1722 bereits gefärbt. und zur Verzierung handwerklicher Arbeiten eingesetz (Schmuckkästchen, in Bayreuth z.B. Spielkarten, Landkarten), auch die Hutmacher setzten Stroh zur Anfertigung modischer Sommerhüte ein.
Aufbewahrung
1722 Da das Stroh aber so nützlich ist, sollte es nach dem Dreschen ordentlich gesammelt und an einen Besonderen Ort aufbewahrt werden. Dieser Ort sollte zur Sicherung der Haltbarkeit etwas luftig, doch nicht feucht sein.
Ist es nicht unter dem Dach im Haus oder in einer Scheune zu lagern, kann es auch auf dem Feld unter freiem Himmel aufgeschobert werden. Dies könnte für das Vieh milder, nützlicher und annehmlicher sein. Zwar würden dann die Stoppeln von außen durch Regen Wind und Wetter etwas schwärzlicher erscheinen, doch bliebe das Stroh inwändig gut erhalten. Die obere Lage könnte dann immer noch zum Dung eingesetzt werden.
Ungleichmäßige Ernte bedenken
1722: Der vorsorgende Bauer sollte bedenken, das sein Stroh garnicht, oder nur in sehr geringen Umfang verkaufen sollte. Er sollte bedenken, dass die Ernte nicht jedes Jahr gleich gut ausfällt, er das Stroh in seiner Wirtschaft aber laufend benötigt. Daher gelte der Spruch der Alten:
- "Bei Mangel an Stroh weinen die Äcker
und das Vieh wird betrübt!".
Quelle
- „Oeconomus prudens et legalis“ fol. 624 (1722)
Zeitliche Preise
- 1758 Siebenjähriger Krieg im Vest (1756-1763) 180 Buschen Stroh 1 Rt 40 Stüber