Schirwindt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 5. September 2011, 18:11 Uhr

Diese Seite gehört zum Portal Pillkallen und wird betreut von der Familienforschungsgruppe Pillkallen.


Ostpreußenkarte 1936
Prußische Stammesgebiete


Hierarchie

Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Schirwindt


Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Pillkallen > Schirwindt


Einleitung

Schirwindt liegt im prußischen Stammesgebiet Nadrauen dort, wo die Schirwindt in die Szeszuppe mündet. 1515 wird sie als Siedlung Scherwint erstmals genannt. Die erste Verschreibung für einen Siedler erfolgte 1516. Im Jahr 1549 erfolgte der Bau einer Kirche. Als Marktflecken erhielt sie 1725 das Stadtrecht. Im Jahre 1856 wurde die Emanuelskirche fertiggestellt und eingeweiht. Ab 1735 gab es eine Garnison in der Stadt. Schirwindt war die östlichste Stadt des Deutschen Reiches und zugleich die kleinste Ostpreußens. Der Ort lebte von Grenzhandel und Schmuggel, welches beides sich die Waage hielt. Viele litauische Einwanderer hatte Verwandte jenseits der Grenze. 1914 wurde die Stadt durch die Russen zerstört und mit Hilfe der Patenstadt Bremen wieder aufgebaut. Im Kriegsjahr 1945 erlitt die Stadt wieder starke Zerstörungen.

Name

Der Ortsname bezieht sich auf den Fluss und beschreibt ein langsames Gewässer.

  • litauisch "skirvinti" = kriechen


Wappen

Wappen Schirwindt

Das Wappen, das König Friedrich Wilhelm IV. der Stadt am 3. 8. 1846 verliehen hat, zeigt in Blau mit zweireihig schwarz-silberngeschachtem Bord ein rotes, offenes Zinnentor mit schwarzem Fallgatter; im Torbogen schwebt über der aufgehenden, goldenen Sonne der schwarze preußische Adler mit allen Attributen.


Allgemeine Information

Einwohner:

1939 (17. Mai): 1.090


Politische Einteilung

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Evangelische Kirche nach Originalbild
  • 1549 Bau einer Kirche
  • 1856 Die Kirche mit Doppelturm wurde im gotischen Stil nach einem Bauplan von Stüler gebaut [1] und im Beisein Friedrich Wilhelm IV. als Emanuelkirche geweiht.
  • Die Immanuelkirche in Schirwindt, Informationen aus: ostpreussen.net [1]


Gründung der Kirchengemeinde 1549. Schirwindt, Augstupönen, Baltruschen, Baragehlen, Barsden, Birkenfelde, Budupönen, Daynen, Doristhal mit Schönbruch u. Vielemühe, Dwarischken, Eichenfelde, Gettkanten, Goberischken, Jodzahlen, Jodzuhnen, Jodupönen, Kaptainischken, Kaunohnen, Kermuschienen, Kischen, Groß u. Klein Königsbruch, Klein Kubilehlen, Kummetschen, Maurutschatschen, Nowischken, Neuhof Vorwerk, Paplienen, Patszen, Paszillballen, Paszuiszen, Pieragen, Samelucken, Schilleningken, Schimkuhnen, Urbantatschen, Groß u. Klein Warupönen, Warupönen Gut, Wöszupchen, Wöszupöhlen.

Kirchenbücher:

Archiwum Panstwowe w Olsztynie: Taufen 1806 - 1830 , Heirat 1806 - 1830, Tote 1806 - 1830.

Katholische Kirche

Bilderweitschen Kreis Stallupönen.

Kirchenbücher:

Deutsche Zentralstelle für Genealogie in Leipzig: Taufen 1852 - 1874, Heirat 1852 - 1874, Tote 1852 - 1874.

Standesamt

Schirwindt,Unterlagen gelten als verschollen.


Geschichte

  • 1516 zum erstenmal wird der Ort Scherwint erwähnt.
  • 1725 erhob Friedrich Wilhelm I. das Kirchdorf zur Stadt und ließ auf königliche Kosten die für eine solche Erhebung nötigen 20 fehlenden Häuser bauen.
  • Schirwindt blieb ein Städtchen mit Ackerbürgern und Handwerkern.
  • 1757 Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
  • 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
  • 1762 Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Schirwindt wird wieder preußisch.
  • 1914 wurde die Stadt bei den Kriegshandlungen bis auf die Kirche und zwei Häuser eingeäschert, dann nach einem einheitlichen Plan mit Hilfe Bremens aufgebaut.
  • Informationen zur Geschichte aus: ostpreussen.net [2]
  • 27. und 28. September 1944, ein letzter Besuch in Schirwindt; Erlebnisse in den Kriegsjahren 1943 bis 1945, eine Abschrift eines Berichtes von Hildegard Sturm, geborene Kallweiß, geboren am 17.5.1916. Das Ehepaar Sturm zog im November 1942 nach Schirwindt. Ihr Mann, Horst Sturm, war in Schirwindt Pfarrer und hat nur wenige Amtshandlungen während seines Fronturlaubes im November 1942 wahrnehmen können. Er ist am 20.2.1943 im großen Donez-Bogen in Russland gefallen.

Aktuelles aus der Nachbarstadt Kudirkos Naumiestis

Geographische Lage
54.774034°N 22.863382°O


Eröffnung des Museums „Schirwindter Stube“ in Kudirkos Naumiestis am 28.4.2011, Textentwurf J. C. Montigny (Artikel für die PAZ)

Kaum eine Grenzstadt in Litauen befasst sich offiziell derart mit ostpreußischer Geschichte wie Kudirkos Naumiestis an der Scheschuppe. Der Grund liegt darin, dass engagierte Bürger dieser kleinen Stadt im Kreis Schacken/Šakiai auch heute noch lebhaften Anteil an der tragischen Geschichte von Schirwindt, früher die östlichste Stadt Deutschlands, nehmen. Diese Schwesterstadt im damaligen ostpreußischen Kreis Pillkallen-Schloßberg wurde bekanntlich als erste Ansiedlung auf deutschem Boden in den letzten Monaten des 2. Weltkrieges von der Roten Armee eingenommen und völlig zerstört. Nur einige kümmerliche Gebäudereste sowie der Bodenumriss der einst so stolzen Immanuel-Kirche und die Allee zur Grenzbrücke nach Neustadt zeugen noch von Schirwindt, heute ein gottverlassener Militärposten der russischen Streitkräfte namens "Kutusowo".

Doch im litauischen Neustadt hat man die früheren Nachbarn westlich der Scheschuppe - die jeweiligen Hauptkirchen lagen nur Luftlinie 1200 Meter voneinander entfernt - nicht vergessen. Als das Schirwindter Gebiet in den Zeiten der Sowjetunion von Neustadt aus noch zugänglich war, gingen Litauer auf Spurensuche. Viel war nicht mehr zu entdecken, denn seit 1945 haben hunderte von Rotarmisten, die in dem zum Manövergebiet deklarierten Gelände Dienst schoben, fast alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Und trotzdem tauchten immer wieder Gegenstände auf: Verrostete Wehrmachts-Stahlhelme, Bierflaschenreste aus der Ponarther Brauerei Königsberg, Handfeuerwaffenteile, Dachziegel und manches mehr.

Der litauische Schmiedemeister und Gewerbelehrer Antanas Spranaitis aus Neustadt tat sich in dem Sammeln Schirwindter Erinnerungsstücke besonders hervor. Nach der politischen Wende intensivierten er und seine Familie die Schirwindt-Forschung. Daraus erwuchs eine "Schirwindter Stube", die er in der Kellergarage seines Hauses einrichtete. Hier führte Spranaitis immer wieder Jugendliche aus Neustadt und Umgebung durch die Sammlung und erklärte dabei die Geschichte der "verschwundenen Stadt", des Grenzkreises Pillkallen und der deutschen Provinz Ostpreußen.

Später nahmen auch das Museum des Dr.-Vincas-Kudirka-Gymnasiums in Kudirkos Naumiestis und das große staatliche Kudirka-Museum das Thema "Schirwindt" im Kontext mit der Geschichte des deutsch-litauischen Grenzgebietes auf (Vincas Kudirka, litauischer Volksheld, geboren unweit Neustadt, war einer der Bewahrer der litauischen Sprache und Schöpfer der Nationalhymne der Baltenrepublik). Die Sammlung von A. Spranaitis, ergänzt durch viel Literatur, mit vielen Fotos, Plänen und Karten, sprengte bald den räumlichen Rahmen. Auf Initiative von Neustädter Offiziellen und des Kreises Schacken bekam der rührige Grenzland-Forscher drei geräumige Zimmer über dem Postamt zur mietfreien Nutzung durch die Schirwindter Stube, vorläufig für zehn Jahre. Über Monate hinweg wurde renoviert, einen Großteil der Kosten übernahm die Stadtgemeinschaft Schirwindt.

Die Einweihung fand nun Ende April in einem würdigen Rahmen mit deutscher Beteiligung statt. Mehrere Angehörige der Kreisgemeinschaft Pillkallen-Schloßberg erlebten eine Feierstunde mit Musik und Gesang (ein kleiner litauischer Schulchor sang u. a. auf Deutsch das Ostpreußen-Lied) sowie wohlwollenden Redebeiträge von einheimischen Kommunal- und Kreispolitikern. Die Schloßberger Kreisgemeinschaft war durch die Kreisvertreter Peter Gnaudschun (Oberhausen/NRW, früher Goberischken/Gobern) und Martin Kunst (Ganderkesee, früher Kermuschienen/Ladmannsfelde) vertreten; beide Orte gehörten bis 1945 zum Kirchspiel Schirwindt und existieren wie viele andere Dörfer seitdem nicht mehr. Als Spende der Kreisgemeinschaft wurde der Schirwindter Stube unter anderem ein Satz der Schloßberger Kirchspielchroniken übergeben.

Ebenfalls anwesend war der Litauen-Freund, Wolfskinder[3]-Betreuer und Schackener Ehrenbürger Günter F. Toepfer (Berlin), der sich auch für die Schirwindter Stube und für die Organisation aktiv eingesetzt hat. Die neue Schirwindter Stube ist nun Ziel von Menschen aus dem früheren Kreis Pillkallen-Schloßberg, aber auch aus anderen Gegenden des nördlichen Ostpreußen, das hier in der kleinen litauischen Grenzstadt Kudirkos Naumiestis weiterlebt. JC Montigny



Kranzniederlegung auf dem Ehrenfriedhof in Kudirkos Naumiestis am 28. April 2011

Auf dem deutschen Teil des Ehrenfriedhofs in Kudirkos Naumiestis (Neustadt) / Litauen ruhen 329 deutsche Gefallene des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Gedenkplatz mit dem Hochkreuz aus Metall erinnern vier liegende Schrifttafeln mit den Namen der Toten. Die Inschriften auf dem Stein vor dem Kreuz sind in litauischer und deutscher Sprache verfasst.
Unmittelbar daneben befindet sich der russische Teil des Ehrenfriedhofes. Die Zahl der russischen gefallenen Soldaten ist um ein Vielfaches größer. Die Namen der Toten sind auf Gedenksteinen ringsherum angeordnet.




Ankündigung des Marathon-Grenzlaufs, auf den Wegen der Buchträger (Knygnešiu keliais)

Ankündigung: Günter Toepfer
Kartenausschnitt von Kudirkos Naumiestis im Süden und Sudargas im Norden


Auf Initiative von Herrn Toepfer (Ehrenbürger der Stadt Šakiai[4]) und den litauischen Behörden im Kreis Šakiai
findet am 23. September 2011 ein Marathon-Grenzlauf von Kudirkos Naumiestis (Neustadt)[5] in Litauen entlang
der Szeszuppe (Ostfluss) nach Norden bis nach Sudargas an der Memel statt.

Start ist an der „Schirwindter Brücke“ in Kudirkos Naumiestis
zwischen 09:00 und 10:00 Uhr.

An dieser Veranstaltung beteiligen sich auch Mannschaften im Staffellauf und Schüler aus den Oberschulen
des Landkreises Šakiai.

Die Siegerehrung, ein gemeinsames Essen und eine Disko finden am Endpunkt in Sudargas statt.

Der Grenzlauf soll an die Buchträger[2] erinnern. Das waren die Männer, die etwa vor 140 Jahren den Litauern geholfen
haben, die in Preußen in litauischer Sprache gedruckten Bücher über die deutsch-litauische Grenze zu schmuggeln.
Sie mussten mit hohen Strafen (Geldstrafen, Verbannungen nach Sibirien oder auch Erschießungen) rechnen.
Von 1870 bis 1904 war der Gebrauch der lateinischen Schrift in Litauen durch das zaristische Regime untersagt.
Litauische Bücher sollten in kyrillischen Buchstaben geschrieben werden.

Im Jahr 2012 können sich auch ausländische Teilnehmer anmelden. Die weiteren Modalitäten werden nach dem diesjährigen Grenzlauf bekannt gegeben.

Die Ankündigung des Marathon-Grenzlaufs fand auf dem Treffen der Kreisgemeinschaft Schloßberg/Pillkallen in Winsen/Luhe im Juli 2011 statt.

T-Shirt: Marathon-Grenzlauf
Datei:Bild Schirwindt Sudargas Litauen Grenzlauf 03.jpg
Nadelbutton: Ostpreußischer Grenzlauf, Knygnešių Keliais, von Kudirkos Naumiestis über Panoviai, Slavikai (Grenzhöhe) nach Sudargas


Pressemitteilung

Hohe Ehrung für engagierten Lichtenberger, Berlin, den 08.08.2011 [6]

Bundesverdienstkreuz für Günter Toepfer

Günter Toepfer hat am 10. August 2011 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. Der Staatssekretär für Soziales, Rainer-Maria Fritsch, überreichte die hohe Auszeichnung im Auftrag des Bundespräsidenten. Damit wird er für sein jahrelanges Engagement für die so genannten »Wolfskinder [7]« geehrt [8].



Hier ist noch eine Baustelle!




Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen.


Weblinks

  • Geschichte von Schirwindt [9]
  • Bildersammlung Schirwindt [10]

Quellen

  1. Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S.308
  2. http://de.wikipedia.org/wiki/Knygnešys

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>SCHNDTKO14KS</gov>