Pillkuhn in Rudienen: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Familie Pillkuhn in Rudienen
Die Familie Pillkuhn lebte mindestens seit 1883 in Rudienen. Die Besitzer des Hofes waren bis zur Übergabe an den Sohn Franz im Jahre 1928:
Wilhelm Pillkuhn, *1861 Trakseden, +1944 Rudienen
Anna Jauczius, *1865 Jugnaten, +1938 Rudienen
Auf dem Hof lebten auch die Eltern von Wilhelm Pillkuhn, von denen Friedrich Pilkuhn schon um 1883 als Eigenkäthner in Rudienen nachgewiesen ist.
Johann Friedrich Pillkuhn, *1833 Laugszargen, + 1913 Rudienen
Anna Catharina Friederike Sylow, *1830 Norkaiten, 1899 Rudienen
Die Kinder der Familie Wilhelm und Anna Pillkuhn:
Auguste Pillkuhn, *1894 Rudienen, +1954 Schönwalde bei Nauen
Maria Pillkuhn, *1896 Rudienen, +1963 Pfennigstedterfeld
Martha Pillkuhn, *1897 Rudienen, +1952 Bremen
Helene Pillkuhn, *1899 Rudienen, +1999 Bremen
Ida Pillkuhn, *1900 Rudienen, +1996 Bremen
Johanne Pillkuhn, *1902 Rudienen, +1984 Bremen
Franz Pillkuhn, *1903 Rudienen, +1967
Es gab noch zwei früh verstorbene Brüder Hermann und Otto Pillkuhn.
Nach Übernahme durch den Sohn Franz lebten auf dem Hof auch seine Ehefrau und seine zwei Kinder:
Franz Pillkuhn, *1903 Rudienen, +1967
Ida Bartsch, *1902 Matzken, +1980
Heinz Wilhelm Pillkuhn, *1930 Rudienen, + 1987 Wurthfleth
Manfred Pillkuhn, *1941 Rudienen, + 1994
Der Hof der Familie Pillkuhn
Im Antrag zum Lastenausgleich für den Hof in Rudienen macht Franz Pillkuhn in den 50er Jahren folgende detaillierte Angaben:
Grundbesitz
- 17,5 ha Äcker Güteklasse II und III
- 5,5 ha Wiesen Güteklasse II
- 11 ha Weiden Güteklasse II und III
- 8,75 ha Forsten (Mischwald, 50 bis 80 Jahre alt)
- 0,25 Hausgarten Güteklasse II
- 1 ha Hof, Wege, Gräben
Franz Pillkuhn führt noch aus:
- Es handelte sich um einen geschlossenen Betrieb mit mittlerem bis lehmigen Boden, mit Kalk und Mörgel durchsetzt. Hauptanbaufrüchte waren Roggen, Kartoffeln, Hackfrüchte, Weizen. Als Sonderheiten ... gebe ich an, daß mein Betrieb anerkannter Saatbaubetrieb war. Außerdem betrieb ich eine Pferdezucht und war im Trakehner-Stutbuchverband. Das Milchvieh war eingetragen im Ostpreussischen Herdbuch.
Gebäude
- 1 Wohnhaus, massiv, hartbedacht, 30m x 10m, 2,8m hoch, 10 Räume, 2 Dielen, Boden und Keller, Baujahr 1902
- (2 Dielen, 2 Wohnzimmer, 1 Schlafzimmer, 2 Mädchenzimmer, 1 Kutscherstube, 2 Küchen)
- 1 Viehstall, massiv, hartbedacht, 45m x 12m, 2,80m hoch, Baujahr 1924
- 1 Scheune, neu, Holz, hartbedacht, 40m x 12m, 5m hoch im Ständer, Baujahr 1938
- 1 Scheune, Holz, Rohrdach, 40m x 10m, 5m hoch im Ständer, Baujahr 1912
- 1 Keller mit Hühnerstall, Holz, Keller massiv, 29m x 10m, 2,50m hoch im Ständer, Rohrdach, Baujahr 1901
- 1 Wagenremise, Holz, Rohrdach, 15m x 10m, 3,5m hoch im Ständer, Baujahr 1900
- 1 Silo, Baujahr 1939
- 1 Jauchegrube, 120 m³, mit Düngerstätte, Baujahr 1939
Tierbestand
- 1 Zuchtstute, 4jährig, Warmblut, Trakehner Abstammung
- 1 Zuchtstute, 3jährig, Warmblut, Trakehner Abstammung
- 1 Stute, 2jährig, Warmblut, Trakehner Abstammung
- 1 Zuchtbulle, 2jährig
- 11 Milchkühe
- 9 Jungtiere einschließlich 3 hochtr. Stärken
- 2 Zuchtschweine
- 14 Läuferschweine über 1/2 Jahre alt
- 10 Schweine, 8 Wochen alt
- 9 Schafe, Schwarzköpfe
- 70 Legehühner
- 20 Gänse
- 15 Puten
- 8 Bienenvölker
Maschinen und Geräte
- 3 Ackerwagen
- 1 Landauer
- 1 Gig, Zweisitzer
- 1 Milchwagen
- 2 Arbeitsschlitten mit Zubehör
- 1 Spazierschlitten
- 1 Milchschlitten
- 1 Vollreiniger
- 1 Drillmaschine
- 1 Häckselmaschine
- 1 Göppelwerk
- 1 Rohölmotor, 12 Ps
- 1 Düngerstreuer
- 1 Vielfachgerät
- 1 Grasmäher, Kormick
- 1 Harkmaschine
- 1 Kartoffelroder
- 1 Scheibenegge
- 1 Ringelwalze
- 1 Rubber
- 1 Kartoffeldämpfer, 6 Zentner Inhalt
- 1 Rübenschneider
- 2 Karrenpflüge
- 2 Schälpflüge, 2-scharig
- 4 Schwingpflüge
- 2 Satz 4-spännige Eggen
- 1 sechsteilige Saategge
- diverse Ersatzteile für Pflüge und Maschinen, Draht für Weide und Gärten, Handwerkszeuge und landwirtschaftliche Hilfsgeräte
In Rudienen bei den Großeltern
Großvater Wilhelm Pillkuhn hatte am 24.12. Geburtstag. Im Jahre 1941 fuhren wir zu Besuch. Es war sehr kalt und es lag auch viel Schnee. Unser Franzose, Robert Disconti, sollte uns mit dem Schlitten zum Bahnhof fahren. Er kam ungefähr jede Stunde ins Haus und sagte die Temperatur an. Um 14.00 Uhr waren es -20 °C, um 16.00 Uhr dann schon –25°C, und es wurde immer kälter. Wir hatten einen großen Schlitten mit roten Samtpolster. Vorne an der Deichsel war ein Glocke befestigt. An dem Pferdegeschirr waren auch mehrere kleine Glocken angebracht. So hörte es sich richtig weihnachtlich an, als der Schlitten durch den Schnee fuhr. Am Kutschersitz vorne waren auf beiden Seiten zwei eckige Scheinwerfer mit Kerzenbeleuchtung. Während des Krieges durfte nur eine Sturmlaterne an der linken Seite im Betrieb sein. Da es jetzt sehr kalt war, waren in dem Schlitten mehrere Pelzdecken, unter denen wir als Kinder runterkrochen. Dann fuhren wir los, erreichten den Zug und wurden von Pillkuhns mit dem Schlitten abgeholt. Trotz warmer Kleidung und Pelzdecken kamen wir halb erfroren an. Wir Kinder bekommen zum ersten Mal Glühwein oder etwas Ähnliches zu trinken. In der Nacht soll es über –30°C Frost gewesen sein.
In den Jahren 1942-1943 sind wir, mein Bruder Arthur Paul und ich in den Sommerferien für zwei Wochen nach Rudienen gefahren. Dort lebten der Bruder meiner Mutter Franz Pillkuhn mit Familie und seinem Vater Wilhelm Pillkuhn, zeitweilig auch die unverheiratete Schwester Nieta (eigentlich Johanna) Pillkuhn.
Mit Heinz Pillkuhn, dem Sohn von Franz Pillkuhn, haben wir auf dem Hof geholfen, z.B. Pferde von der Weide zu holen und abends wieder dorthin zurückzubringen: Es wurde natürlich dabei im Schritttempo und ohne Sattel geritten. Bei der Getreideernte haben wir die Garben zu Hocken aufgestellt. Es wurde mit der Maschine gemäht und abgelegt. Polenmädchen und Frauen aus der Nachbarschaft (z.B. Frau Kurschat) haben das Getreide mit der Hand gebunden.
In 500 Meter Entfernung vom Hof begann der fiskalische, d.h. staatliche, Forst, der bis zur litauischen Grenze reichte und zur Försterei Norkaiten gehörte. Mit Heinz Pillkuhn sind wir in diesen Wald gegangen und fanden dort mehrere Erdbunker und aus Stangenholz gebaute Unterstände: Vor dem Russlandfeldzug 1941 hatte sich hier deutsches Militär eine Verteidigungslinie mit Stacheldrahtverhau errichtet. In diesem Wald konnte man auch Elche antreffen. An zerrissenen Drahtzäunen und an frischer Losung waren die Wildwechsel zu erkennen.
Großmutter Pillkuhn hatte am 31.Mai Geburtstag. Solange sie lebte, und auch später noch, sind wir mit der Mutter und Bruder Arthur an diesem Tag nach Rudienen gefahren. Mit der Bahn ab Bahnhof Mitzken, später Spengen nach Szameitkehmen. Von hier wurden wir mit dem Wagen abgeholt. Wir nahmen immer in kleinem Körbchen Stiefmütterchen und Flieder mit. Ein gemeinsamer Spaziergang zu einem Grab eines von Wilderern erschossenen Forsteleven schloß sich immer an einen solchen Waldspaziergang an. Um diese Zeit blühten an der Grabstelle große Flächen mit Maiglöckchen.
Im Sommer 1943 fahren wir von Rudienen mit Tante Nieta mit der Einspänner-Gigg (ein Einachser) über Heydekrug zu ihren Wiesen nach Rupkalwen bei Bismarck. Von hier aus fahren wir zu den Großeltern Ludwig und Emma Paul nach Ruß zu Besuch, wohin diese nach der Übernahme des Grundstückes in Kairinn durch meinen Vater, nachdem sie woher in Werden wohnten, gezogen waren. Zurück führt uns die Fahrt über Bismarck, dem Schlaszer Brückenbauwerk, Heydekrug und Trakseden und schließlich am Friedhof Rudienen vorbei.
Am Sonntag, den 27.02.1944, stirbt Großvater Wilhelm Pillkuhn. Vater fährt mit uns Kindern am 02.03. nach Rudienen zum Begräbnis. Vormittags schneit es. Mutter war mit ihren Geschwistern vorher schon da. Das Begräbnis wurde vom Hof aus ausgerichtet. Der Tote wurde im großen Zimmer aufgebahrt. Da wurde auch die Trauerrede gehalten und anschließend wurde der Sarg auf einem Tafelwagen gestellt und zum Friedhof gefahren. Nachbarn trugen ihn die letzten Meter vom Friedhofstor zum Grab und versenkten ihn in der Grube. Von hieraus ging es zurück zum Hof, wo dann bei Kaffee und Kuchen die Trauerfeier ausklang.
Quelle: Gerhard Paul.
Kaufvertrag 1902
Zwischen der Besitzerwitwe Amalie Paetzel in Rudienen und der Lehrerfrau Louise Schwarz geborenen Paetzel in Gabergischken und den Besitzer Wilhelm Pillkuhn in Rudienen wird hiermit nachstehender Kaufvertrag geschlossen.
P1: Frau Paetzel und Frau Schwarz verkaufen an Pillkuhn die ihnen gehörigen Grundstücke Rudienen No. 23 und Rudienen No. 44 zum Alleineigenthum.
P2: Das Kaufgeld ist auf 13 500 M -dreizehntausendfünf-hundert Mark- verhandelt und wird wie folgt belegt:
- 1. Käufer hat bereits bezahlt 500 M –fünfhundert Mark-
- 2. zahlt Käufer heute 1500 –eintausendfünfhundert Mark-
- 3. übernimmt Käufer folgende auf der verkauften Grundstücken eingetragene Schulden:
- a) für Frau Johanne Schuetz geborene Petrowitz 4200 M
- b) für den minderjährigen Richard Kairies 1500 M
- c) für den Rentier Alexander Rosenbaum in Koenigsberg 500 M
- 4. hat Käufer 1000 M –eintausend Mark- durch Wechsel berichtigt
- 5. der Rest des Kaufgeldes von 4300 M –viertausenddreihundert Mark- sollen auf den verkauften Grundstücken für die Wittwe Amalie Paetzel in Rudienen mit fünf Prozent Zinsen seit dem ersten Juli dieses Jahres ab, welche in halbjährlicher Rente gezahlt werden soll, eingetragen werden.
P3: Mitverkauft ist sämmtliches lebend und todte Inventarium, welches sich auf den verkauften Grundstücken befindet.
P4: Für das Kapital von viertausenddreihundert, welches für Frau Paetzel eingetragen werden soll, soll ein Hypothekenbrief gebildet werden, darf aber bei prompter Zinsenzahlung vor Ablauf von drei Jahren nicht gekündigt werden. Die Kündigungsfrist ist halbjährlich.
P5: Die Uebergabe ist erfolgt. Abgaben und Lasten trägt Käufer vom ersten Juli dieses Jahres an.
P6: Die Auflassung soll heute erfolgen. Sämmtliche Kosten trägt der Käufer.
P7: Käufer verpfändet zur größeren Sicherheit für das für Frau Paetzel eingetragene Restkaufgeld von viertausenddreihundert Mark sämmtliche Feuerkassengelder der Gebäude.
- Rudienen, den 11.October 1902
- Amalie Petzel
- Luise Schwarz
- Wilhelm Pillkuhn
Testament der Eheleute Pillkuhn
Rudienen d.4 April 1933
Wir Endesunterzeichnete bestimmen hirmit über unsererm
Nachlaß, den unsere Tochter Johanne nach unserem Tode erhalten
soll. Bei der Uebergabe unseres Grundstücks an unseren
Sohn Franz, bleiben nach verteilung des Kaufgeldes, noch
ein Rest von Tausendfünfhundert Litas für uns beide, diese
Tausendfünfhundert Litas die bis jetzt noch nicht ausgezahlt sind
soll unsere Tochter Johanne erhalten zu ihrer Aussteuer, die anderen
Kinder haben ihre Aussteuer bereits erhalten.
Außerdem erhält Sie sämtliche Teller Schüssel Gläser Koch und Brat-
Pfannen so wie alles was zur Kücheneinrichtung gehört, zwei Bett-
gestelle mit Matrazen (das gelbe Bettgestell vom Boden und aus
der mittelstube) sämtliche Wäsche, auser meine Wäsche die dem Sohn
Fraz (!) gehört, ein Wäscheschrank, ein Auziehetisch und einen ovalen
Tisch Sechs Stühle eine Nähmaschine die kleine Drehmangel
und das Nähtischen, drei Lampen
Wilhelm Pillkuhn
Ich schließe mich in allen Punkten den Bestimmungen
meines Mannes an Anna Pillkuhn geb. Jaudszus.
Die Richtigkeit der eigenhändigen Unterschriften der Pillkuhn'schen Eheleute
wird hiermit bescheinigt.
Rudynai / Rudienen den 28. März 1934, Puslat ...
Ein merkwürdiger Zettel
Dieser Zettel fand sich in den Papieren von Wilhelm Pillkuhn. Er gehörte wahrscheinlich zu mit Ziffern versehenen Behältern, die die bezeichneten Substanzen enthielten. Wozu diese Substanzen benötigt wurden, ist nicht bekannt; Wilhelm Pillkuhn soll aber u.a. Krankheiten besprochen haben.
1 Weissen Magtieter polver
2 Gebrenten Todten bein
3 Gelbe finken polver
4 Grau fink polver
5 Schmant polver
6 Kierwieder Wortzel
7 Beimwel Wortzel
8 Drachen polver
9 Skorpion Ehl
10 Weissen Balsam Ehl
11 Abakuok Ehl
12 Teifels Drechk Ehl
13 Kreitz Kimmel
14 Schwarz Stein Ehl
15 Raup (Raug ?) Ehl
Legitimationsschein von Wilhelm Pillkuhn
Weitere Bilder
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