Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/141: Unterschied zwischen den Versionen
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:Unser Lichtchen hat jedoch gehalten | |||
:Länger, als wir hatten uns gedacht, | |||
:Bis wir endlich kamen wohlbehalten | |||
:Beim Inspector an um halberacht. — | |||
:Als ich einst in später Abendstunde | |||
:Kam von Minchen, meiner lieben Braut, | |||
:Hab' der Irrlichter ich zwei im Bunde | |||
:An der Dill zu gleicher Zeit geschaut. | |||
:Eins kam oben von der Dill herunter | |||
:Und das andere der Dill herauf, | |||
:Beide eilten immer grad und munter | |||
:Auf einander zu in ihrem Lauf. | |||
:Endlich kamen sie so nah zusammen, | |||
:Grade wie zu einem Rendezvous, | |||
:Daß ich dachte, diese beiden Flammen | |||
:Suchen sich wie Deine Braut und Du. | |||
:Als ich ihnen lange zugesehen, | |||
:Blies der Wind mir meine Leuchte aus, | |||
:Da ließ ich sie bei einander stehen, | |||
:Und begab mich ungesäumt nach Haus. | |||
:Doch es wollte jetzt mir nicht gelingen, | |||
:Während ich vor meiner Thüre stand, | |||
:Diese mit dem Schlüssel aufzubringen, | |||
:Weil ein Hinderniß sich innen fand. | |||
:Da die Phantasie mir vorgespiegelt: | |||
:Ganz gewiß sind Diebe in dem Haus, | |||
:Die die Thüre innen zugeriegelt | |||
:Und Dich haben klug geschlossen aus; | |||
:Ging ich um das Haus, um zu erspähen, | |||
:Wo sie etwa eingestiegen sein; | |||
:Fand jedoch kein Fenster offen stehen, | |||
:Und von einem Einbruch keinen Schein. | |||
:Darum stieß ich nun mit beiden Händen | |||
:Und mit allen Kräften an die Thür, | |||
:Daß sich Massen Eises von ihr trennten. | |||
:Die sie hatten zugehalten mir. | |||
:Während ich in [[Aßlar]] hat' gesessen, | |||
:Und die Sehnsucht nach der Braut gestillt, | |||
:Hatte nämlich Wasser unterdessen | |||
:Meinen Hausflur gänzlich angefüllt; | |||
:Dieses Wasser hatte Eis geboren, | |||
:Bis ich Abends spät nach Hause kam, | |||
:Und so war die Thüre eingefroren, | |||
:Was mich nun nicht weiter Wunder nahm. — | |||
:Andre Irrlichter hab' ich gesehen, | |||
:Doch sie kamen alle mir nicht nah, | |||
| valign="top" | | |||
:Deßhalb will sogleich ich übergehen | |||
:Zu den beiden Drachen, die ich sah. | |||
:Als wir <tt>anno</tt> funfzehn fuhren Schlitten | |||
:Eines Abends nah bei [[Breungeshain]], | |||
:Zog in einer Höh' von sieben Schritten | |||
:Ueber uns ein Drach' zum Dorf hinein. | |||
:Da er langsam kam dahergezogen, | |||
:Und auch eben heller Mondschein war, | |||
:Hat kein Auge sich dabei betrogen, | |||
:Sondern jedes sah ihn nah und klar. | |||
:Wagrecht und in eines Wiesbaums Länge | |||
:Fuhr er über unsern Köpfen hin. | |||
:Und der Zuschauer erstaunte Menge | |||
:Sah wie auf ein Wunderthier auf ihn. | |||
:Unten war vom Kopfe bis zum Schwanze | |||
:Schwarzgrau dieses ganze Phänomen, | |||
:Oben konnten wir in buntem Glanze | |||
:Blaue, rothe, gelbe Flammen sehn. | |||
:An dem Kopf von eines Kindskopfs Dicke, | |||
:Hing, jedoch nicht nach Proportion, | |||
:Eine Schlange, armsdick, vom Genicke | |||
:Bis zum Schweif in Undulation. | |||
:Wer zugegen, auch die ältern Leute | |||
:Mußten miteinander eingestehn: | |||
:„Nein, so haben alle wir bis heute“ | |||
:„Unser Lebtag noch kein Ding gesehn!“ | |||
:Und wir sahen's langsam weiter schweben, | |||
:Wie's den Weg nach einem Schornstein nahm, | |||
:Wo es uns, so sehr wir Acht gegeben, | |||
:Plötzlich allen aus den Augen kam. | |||
:Da die Frau in jenem Haus als Hexe | |||
:Bei den Bauern stande im Verdacht, | |||
:Rief derselben einer: „Meiner Sechse,“ | |||
:„Der hat jetzt der Drach' etwas gebracht!“ | |||
:Doch aus ganz naturgemäßen Gründen | |||
:Kann er in's Camin gefahren sein, | |||
:Wenn, sich mit den warmen zu verbinden, | |||
:Dort die kalten Lüfte strömten ein. — | |||
:Anno dreiundvierzig hatt' gefangen | |||
:Unser Singkranz an und war im Flor, | |||
:Als ich Abends in den Hof gegangen, | |||
:Um zu putzen mir ein Pfeifenrohr. | |||
:Da gewahrt' ich an des Himmels Höhe | |||
:Gegen Nordost einen rothen Schein, | |||
:Der so schön war, daß ich dacht', ich sähe | |||
:Zu der offnen Himmelsthür' hinein. | |||
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Aktuelle Version vom 17. November 2008, 19:10 Uhr
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