Werther (Westfalen): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. Oktober 2023, 23:24 Uhr
Werther ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Werther. |
Werther: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Gütersloh > Werther (Westfalen)
Früherwähnung
Name
„Wartera" ca. 1050; „Wertere" ca. 1280; „Werdhere" 1284; „Wertere" 1289; „Warthere" 1295; Werter (1550); Wehrter (17. Jh.).
Grundherrschaft
- ca. 1050 hatte Kloster Freckenhorst hier Besitz;
- ca. 1280 hatten die Grafen v. Ravensberg hier Besitz.
Landschaftslage
Werther liegt am Schwarzbach, 130-140 m hoch im südwestlichen Ravensberger Hügelland vor dem Nordfuß des waldbedeckten Bielefelder Osning (Teutoburger Wald) am Ausgang einer niedrigen Verkehrssenke von Halle i. Westf. nach Werther durch die gestaffelt aufsteigenden Höhenrücken von Groß-Egge (312 m), Hengeberg (316 m) und Werther-Egge (211 m).
Ortsursprung
Zuerst erwähnt im 11. Jhdt. Kirchdorf (1312) mit landesherrlichem Meierhof des Bischofs von Osnabrück (1320) und Kirchenbesitz der Stifter Schildesche (1289) und Bielefeld-Neustadt (1295, 1312), nahe dem adligen Haus Werther (1385), das vor 1508 im Besitz der Familien von Cappel und Droste-Erwitte war, 1508-1804 der Familie von Hatzfeld (Name vor 1526: Wengeringhaus, Wentrup oder Oberbeckenhaus).
Stadtgründung
Werther wird als freies Wigbold u. a. 1488 und 1550 genannt. Die Wigboldsrechte bestätigt durch den Großen Kurfürsten von Brandenburg (1654). Es erhielt 1719 durch König Friedrich Wilhelm I. von Preußen Stadtrechte. Seit 1856 als Titularstadt nach der Landgemeindeordnung verwaltet.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954: Um die Kirche gewachsener Ort mit elliptischem Grundriß. Zwei rippenförmige Straßennetze der Straßen Halle-Enger und Bielefeld - Borgholzhausen stoßen aufeinander. Keine Befestigungen, kein Marktplatz. In den letzten Jahren vor 1954 haben sich an den Ausfallstraßen kleine Erweiterungen gebildet.
Gebäude
Stand 1954: Pfarrkirche St. Jakobus gegründet 12.-13. Jhdt., zuerst erwähnt 1312, Turm romanisch, mehrere gotische Erweiterungen, Turmspitze aufgerichtet 1744-46, Anbau des Altarraums 1876-77.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1730: 773 Einwohner (E.), 1740: 737 E., 1763: 832 E., 1783: 855 E., 164 Häuser, 1787: 1.013 E. (497 m., 516 w.).
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: Ev. ab 1656.
- Adreßbuch des Kreises Halle 1938, 1950.
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1808-1810 (Zivistandsregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (ev.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1808-1809 (Juden, Zivistandsregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1822 (Juden, Pfarrbezirk) Geburten, Heiraten, Tote
Jüngere Einwohnerzahlen
1816: 1.583 Einwohner (E.), 1818: 1.362 E., 1837: 1.845 E., 1843: 1.897 E., 1858: 1.775 E., 1871: 1.654 E., 1885: 1.964 E., 1895: 1.915 E., 1900: 2.002 E., 1905: 2.148 E., 1919: 2.111 E., 1925: 2.315 E., 1933: 2.492 E., 1939: 2.686 E., 1946: 3.908 E., 1950: 4.186 E., 1954: 4.344 E., 1961: 4.638 E., 1970: 5.404 E, 1972: 5475 E., 1974: 9.782 E., 1980: 10.225 E., 1990: 10.625 E., 2000: 11.653 E., 2012: 11.264 Einwohner.
Sprache
Die niederdeutschen Mundart von Werther ordnet sich in den Ostraum des Westfälischen ein (Arnsberg-Paderborn-Herford). Kennzeichen: ju(ch) 'euch', sen lieh) bin', bobben 'bauen', mi 'mir' und 'mich', jou 'euch', jäi 'ihr', mäggen `(sie) mähen'.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1954: Bis zur Bestätigung der Wigboldsrechte (1654) lediglich Ackerbürgerstadt, deren Charakter es 1954 in starkem Maße beibehalten hatte; dann Handwerk (18. Jh.), Flachsbau, Spinnerei und Garnhandel, mit dem sich 7 Firmen um 1800 beschäftigten. 1787: über 100 Kaufleute und Handwerker in Werther. Der Garnhandel kam im 19. Jhdt. zum Erliegen, dafür Zigarrenherstellung aufgekommen. Um 1845 Kirchmeß-, Kram- und Pferdemarkt genannt. 1954: Textil-, Eisen-, Süßwaren-, Leder-, Zigarren- und chemische Industrie.
Verkehr
Stand 1954: Werther lag am mittelalterlichen Handelsweg entlang des Bielefelder Osning (Teutoburger Wald) Bielefeld-Osnabrück, dazu am Eingang des günstigen Verkehrsdurchlasses durch den Osning nach Halle in die Münsterländische Tieflandsbucht. 1954 Straßen nach Bielefeld, Halle, Borgholzhausen und Enger-Bünde bzw. Herford. Private Kleinbahn Bielefeld-Werther. Nächste Bundesbahnhöfe 1954: Halle (6 km südwestlich) und Bielefeld (12 km südöstlich).
Stand 2015: Betrieb der Kleinbahn eingestellt. Gute ÖPNV-Anbindung nach Bielefeld und Halle.
Scheffelmaß
1795 ergaben sich erste Ansätze zur Vereinheitlichung des Scheffelmaßes zur Abgabe der Pachtzahlung im Kirchspiel Werther bei den Ravensberger Kolonaten Beckendorf, Stieghorst und Möller.
Verwaltung
Rat
Seit 1654 eigener Bürgermeister; nach 1719 Magistratsverfassung: je 1 Bürgermeister, Kamerarius, Senator. Seit 1841 bzw. 1856 nach der Landgemeindeordnung verwaltet, 1954 Verwaltung durch das Amt Werther.
Kreis Halle (Westfalen), Ritterschaft
- Haus Werther
- Status 19. Jhdt.: Landtagfähiges Rittergut
- Besitzer: zur Hellen
- Quelle: Häming, Josef "Die Matrikel der Ritterschaftlichen Güter..." (1987)
Landesherrschaft
Landesherren
Werther. gehörte zum Amt Sparrenberg (historisch) der Grafschaft Ravensberg (seit 13. Jhdt.), die 1346 durch Erbfolge an Jülich-Berg fiel. Mit der Grafschaft 1511 an Kleve-Mark, 1609 zu Kurfürstentum Brandenburg.
- < 1806 Königreich Preußen, Grafschaft Ravensberg, Amt Sparrenberg (historisch) , Vogtei Enger
- 1807-1810 Kaiserreich Frankreich, Königreich Westfalen, Departement der Weser,
- 1810-13 Kaiserreich Frankreich, Oberemsdepartement, Arrondissement Minden, Kanton Werther, die Grenze ging durch den Schwarzbach hart südlich der Stadtmitte; der südliche Teil von 16 Häusern blieb beim Königreich Westfalen.
- 1813-1815 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1816 Preußische Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Halle (Westfalen), Amt Werther
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, 1947 Regierungsbezirk Detmold, Kreis Gütersloh
Kriegerische Ereignisse
Die Kriege von 1806 und 1813 brachten außer den unglücklichen Grenzführungen große geldliche Lasten.
Zeitzeichen 1895
- Werther, Stadt (Stadtgemeinde) in Deutschland, Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Halle (Westfalen), Amt Werther, an der Aa
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Werther, Amtsgericht Halle (Westfalen), ev. Kspl. Werther, kath. Kspl. Stockkämpen, Postbezirk, Telegrafenamt
- Gesamtfläche: 469,8 ha, (1895) 1 Wohnplatz, 236 Gebäude
- Einwohner: 1.915 (1.843 Ev., 9 Kath., 63 Jud.)
- Gewerbe: Weberei (Leinen), Spinnerei, Fabrikation (Kunstdünger).
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Wehrhoheit
Die Wigboldgerechtigkeit befreite die Einwohner von Diensten und Wachten an Landwehren und Burgen, sie hatten aber ihr eigenes Gebiet zu schützen.
Schützengilden
Schützenverein Werther von 1821, wiedergegr. 1951.
Siegel, Wappen, Fahne
Stadtgebiet
- 1856 als Titularstadt nach der Landgemeindeordnung verwaltet.
- 1885: 470 ha, 1895 und 1951: 471 ha.
- 1973 kommunale Neugliederung: Zum 1. Januar 1973 Stadt Werther (Westfalen) aus dem Amt Werther mit den Gemeinden Häger, Isingdorf, Rotenhagen, Rotingdorf und Theenhausen.
- Die Stadt Werther (Westfalen) ist Rechtsnachfolgerin des Amtes Werther.
Kirchenwesen
Bistümer nach Mittelalter
Bistum Osnabrück, Archidiakonat des Propstes von St. Johann zu Osnabrück. Jakobuskirche vielleicht Filialkirche von Halle, mit der sie noch 1506 in Gerichtsgemeinschaft stand; Eigenkirche des Besitzers von Haus Werth, seit der Reformation Patronatsrecht des Landesherrn.
Reformation
Reformatorische Bestrebungen der Bevölkerung (seit 1535) wurden durch die Herrschaft des Hauses Werth zurückgehalten bis zur Einführung der Reformation 1570. Heute Synode Halle mit Sitz in Werth.
Bekenntnisse
1871: 13 Kath., 1895: 9 Kath., 1925: 27 Kath., 1946: 321 Kath., 90% Ev., 1953: 385 Kath.
Juden
1783: 46 Juden. 1787: 5 Judenkrämer. Schule 1822. Synagoge erbaut 2. Hälfte 18. Jhdts.; abgebrochen 1954, da sie unbenutzt und baufällig war. 1895: 63 Juden.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Seit 1875 Ev. Krankenhaus St.-Jakobi-Stift mit Altersheim. Krankenhaus Anfang der 2000er Jahre geschlossen. Provinzial-Fürsorge-Erziehungsanstalt für Mädchen, jetzt Anstalt für geistig-behinderte Menschen. Kanalisation.
- Apotheke: Adler-Apotheke 1760
Bildungswesen
Schulen
Alte Volksschulen (ab dem 17. Jhdt.), aktuell (Stand: 2015) zwei Grundschulen (eine im Ortsteil Langenheide). Höhere Privatschule wurde 1939 ev. Zubringeschule Werther, private Oberschule für Jungen, privates Progymnasium 1953, ev. Gymnasium 1989.
Zeitungen
Werthsche Zeitung Anfang 20. Jhdt., vereinigt mit dem Haller Kreisblatt in Halle seit 1908 (überparteilich).
Archiv
- Werther/Stadtarchiv
- Pfarrarchiv.
Bibliografie
- Bau- u. Kunstdenkmäler des Kreises Halle (1908).
- Horst, K. A. von der: Die Rittersitze der Grafschaft Ravensberg . . . (1894, Nachtrag 1898).
- Kastrup: Einiges aus der Geschichte der Gem. Werth, in: Handel und Wandel im Kreis Halle (1925).
- Prinz, J.: Das Territorium des Bistums Osnabrück (1934).
- Stieghorst, Erika: Werther. 1000 Jahre von "wartera" bis Werther (1992).
- Wix, H.: Studien zur westfälischen Dialektgeographie im 3 des Teutoburger Waldes, DDG 9 (1921).
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Werther in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Genealogische und historische Quellen
Kriegerdenkmäler
Auch auf den Kriegerdenkmälern und Gedenktafeln sind größtenteils genealogische Daten aufgeführt.
Weblinks
Offizielle Webseiten
- Stadt Werther (Westf.) als Rechtsnachfolgerin des Amtes Werther.
- Artikel Werther (Westf.). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>WERHERJO42FC</gov>
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