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Version vom 21. April 2023, 08:37 Uhr
Amtsgericht Oelde, Gerichtswesen im Münsterland: In oft kurzen Zeitabschnitten erlebten wir im Münsterland unterschiedliche, oft gegensätzliche politische Systeme: Feudalismus, Einzug der Moderne unter Napoleon, preußisches Kaiserreich, Weimar, NS-Staat, Besatzungsregime die Bundesrepublik. Dabei wurden Rechtsordnungen wie Wäschestücke gewechselt. Was blieb waren die Juristen und nahezu sämtliche Führungsstäbe des jeweiligen Systems, auch auf der regionalen Ebene.
Hierarchie:
Familienforschung > Informelles Lernen > Gerichtswesen > Amtsgericht Oelde
Zeitschiene vor 1803
Früheres Gerichtswesen (Fürstbistum Münster)
Vor Beendigung der Landesherrschaft des Fürstbistums Münster führte die Regierung die Oberaufsicht über sämtliche Untergerichte durch Beamte der Oberaufsicht. Die Untergerichte waren teilweise im fürstlichen Besitz, teilweise Privatgerichte des Domkapitels, anderer Kooperationen, Städte oder Gutsbesitzer.
Übersicht der Jurisdiktion
Über die Gerichtsherren, Gerichtsbezirke und Orte, wo sich die Gerichtsakten 1864 befanden, verhält sich nachstehende Übersicht:
Lfd. Nr. |
Bezeichnung des Gerichtes |
Gerichtsherr | Gerichtsbezirk | Ablageort Aktenarchiv |
07 | Stadt- und Gogericht Beckum | Landesherr Fürstbistum Münster |
Dorf Vellern mit den Bauerschaften Dorf, Hesseler und Höckelmer | wahrscheinlich Ahlen[1] |
28 | Gogericht Herzfeld | Landesherr Fürstbistum Münster |
Kirchspiel Liesborn und Bauerschaften Osthusen, Suderlage, Göttingen, Hentrup und Winkelhorst | Ahlen und Oelde |
46 | Gogericht Oelde | Landesherr Fürstbistum Münster |
Stadt Oelde und Bauerschaften Ahmenhorst, Menninghausen, Bergeler und Keitlinghausen Dorf Enniger und Bauerschaften Dorf, Pöling, Rühkamp, Balhorn, Westenhorst und Sommersell Dorf Ennigerloh und Bauerschaften Dorf, Hoest, Werl und Beeser Dorf Ostenfelde und Bauerschaften Dorf, Köntrup und Vintrup |
Oelde |
64 | Gogericht Stromberg | Landesherr Fürstbistum Münster |
Stadt Stromberg und Bauerschaften Linzel und Köllentrup Dorf Wadersloh und Bauerschaften Dorf, Geist, Basel, Vahlhaus, Ackfeld, Benteler und Bornefeld Dorf Diestedde und Bauerschaften Dorf, Altendiestedde, Düllo und Entrup Dorf Sünninghausen und Bauerschaften Dorf und Wibbering |
Oelde |
Landes- und standesherrliche gesetzliche Grundlagen
Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem Königlich Preußischen Erbfürstenthume Münster und in den standesherrlichen Gebieten Horstmar, Rheina-Wolbeck, Dülmen und Ahaus-Bocholt-Werth über Gegenstände der Landeshoheit, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege, welche vom Jahre 1359 bis zur französischen Militair-Occupation und zur Vereinigung mit Frankreich und dem Großherzogthume Berg in den Jahren 1806 und resp. 1811 ergangen sind
Zeitschiene nach 1802
Französische Zeit
Vor die Tribunale gehörten alle streitigen Eigentumsklagen, die nicht von den Friedensrichtern verglichen werden konnten, oder in denen nicht der Präfekturrat zu erkennen hatte. Sie behandelten gleichzeitig die korrektionellen Gegenstände bis zu Strafen von fünf Jahren Gefängnis und streitige Handelssachen.
- 1807 durch den Frieden von Tilsit an das Großherzogtum Berg, Ruhrdepartement, Arrondissement Hamm, Kanton Oelde
Preußische Gerichtsbarkeit
Preußisches Provinzialrecht
- Provinzialrecht des Fürstenthums Münster und ehemaliger Besitzungen der Standesherren, imgleichen der Grafschaft Steinfurt und der Herrschaften Anholt und Gehmen[2]
Land- und Stadtgericht Oelde
Im Jahre 1815 erhielt Oelde ein Land- und Stadtgericht, das im Gerichtsgebäude Gerichtsstrasse 14 untergebracht war. Das Gebäude war bis 1856 in Privatbesitz, zuletzt im Besitz der Erben des Gerichtsaktuars Josep Oesterlinck, die es 1856 an die Stadt Oelde verkauften. Bis 1830 wurde im Gebäude noch eine Bierbrauerei und Branntweinbrennerei mit Schankbetrieb unterhalten. Nach 1830 wohnten im Gebäude auch Justizbeamte zur Miete, zeitweilig waren auch städtische Dienststellen und die städtische Töchterschule darin untergebracht. Die Gefängnisräume waren im städtischen Rathaus. Gerichtstage wurden abgehalten in Liesborn.
Im Jahre 1819 wurde das Kirchspiel Westkirchen von dem Oeldener Gericht abgetrennt und dem Land- und Stadtgericht Warendorf, das bisher zum Ahlener Gericht gehörige Kirchspiel Vollem dem Oeldener Gericht angegliedert.
Gerichtsbezirk 1823: Die Kirchspiele Oelde, Stromberg, Enniger, Ennigerloh, Liesborn, Diestedde, Wadersloh, Vellern, Sünninghausen und Ostenfelde.
- Besetzung 1823
- Land- u. Stadtrichter Hr. Brüning
- Assessor: Hr. F. von Hülst
- Assessor: Hr. Volmer
- 1823 Aktuar Hr. Natorp
- 1823 Aktuar Hr. Oesterling
- 1823 Rendant Hr. Schwering
- 1823 Kalkulator u. Kanzlist Hr. Advena
- 1823 Kanzlist Hr. Beethe
- 1823 Kanzlist Hr. Bonsen
- 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Greveler zu Geist
- 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Zum Norde zu Oelde
- 1823 Justizkommissar und Notar Hr. Piepmeier zu Oelde
Besetzungen
- Direktor: Volmer (1820-1849, seit 1835 Dir.)
- Land- und Stadtrichter: Brüning (1815-?)
- Land- und Stadtrichter: Vagedes Ass. (1815-1819)
- Land- und Stadtrichter: v. Hülst (1819-?)
- Land- und Stadtrichter: Wesemann (?-1832/33)
- Land- und Stadtrichter: Christ, Bern. Meyer Ass. (1832/33-?)
- Land- und Stadtrichter: Homann Ass. (1815-?)
- Land- und Stadtrichter: Hoffbauer OLGAss. (1834-1846/47)
- Land- und Stadtrichter: Schrakampf OLGAss. (1839/1840)
- Land- und Stadtrichter: Bangen OLGAss. (1843/44)
- Land- und Stadtrichter: Gruwe OLGAss. (1845-1849)
- Land- und Stadtrichter: Koppers (1846/47-1849)
- Land- und Stadtrichter: Backofen v. Echt OLGAss. (1846/47-1849)
Kreisgerichtskommission Oelde
Im Jahre 1849 wurde das Land- und Stadtgericht aufgehoben, Oelde behielt nur drei, ab 1867 zwei Gerichtskommissioncn, die dem Kreisgericht Warendorf angegliedert waren und zeitweilig zu einer Deputation zusammentraten. Die Räume wurden von der Stadt gegen eine Miete von 220 Talern zur Verfügung gestellt.
- Kreisrichter: v. Hülst (1849-1867)
- Kreisrichter: Volmer (1849-1867)
- Kreisrichter: Meyer (1849-1855)
- Kreisrichter: v. Bruchhausen (1855-1859)
- Kreisrichter: Willebrand (1859-1875)
- Kreisrichter: Schweling (1867-1879)
- Kreisrichter: Frh.v. Elmendorff (1875-1878)
- Kreisrichter:Zweigert (1878/79)
Amtsgericht Oelde
Im Jahre 1879 erhielt Oelde ein Amtsgericht, das Gerichtstage in Wadersloh, Benteler und Neubeckum abhielt. Untergebracht war das Gericht 1957 in dem frühe-ren Gerichtsgebäude Geriohtsstrassse 14, welches die Stadt im Jahre 1907 ganz der Justizverwaltung vermietet hatte. Das im Hofe des Gerichtsgebäudes liegende Gefängnisgebäude wurde von der Stadt auf Grund des Bau- und Mietvertrages vom 28.07./14.08.1882 erbaut und dem Justizfiskus vermietet.
Das Gebäude, in dem zum Schluss des zweiten Weltkrieges die Verwaltungsabteilung des Landgerichts Münster untergebracht war, wurde im Krieg nicht beschädigt; im Jahre 1956 wurde es gründlich renoviert [3]
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Schweling (1879-1881)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Rubach (1879-1884/85)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Schwarze (1881-1884/85)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Brüning, Karl (1884/85-1896)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Wagener, Friedr. Geh.J.R. (1884/85-1914)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Grf. v. u. zu Westerholt u. Gysenberg (1896-1899)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Schmitz, Jul. (1899-1902)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Kaufmann (1902-1913)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Hövel (1913-1946)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Lippe (1914-1944)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Reisegeld (1942-1948)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Stromsky OAR (1953-?)
- Amtsrichter/Amtsgerichtsrat: Homberg seit (1949-)
Fußnoten
Archiv
- Land- und Stadtgericht Oelde, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit : 1815-1869; Umfang : 64 Akten (10 Kartons), Findbücher Q 352 (Land- und Stadtgericht) und Q 352t (Testamtente).
- Kreisgericht Oelde, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit : 1812-1887; Inhalt : Justizverwaltung, freiwillige Gerichtsbarkeit, Personenstand. Umfang : 17 Akten (4 Kartons), Findbuch Q 439.
- Amtsgericht Oelde, Bestandsgeschichte:
- Laufzeit : 1803-1970; Umfang : 3709 Akten (114 Kartons), Findbücher Q 559 (Amtsgericht) und Findbuch Q 559t (Testamente).