Matzicken: Unterschied zwischen den Versionen

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===Friedhof===
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Der Friedhof von Matziken nahe dem Gut ist nicht mehr vorhanden. Nur eine Lichtung im Wald und typische Grabpflanzen erinnern an den ehemaligen Friedhof.
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Der Friedhof von Matziken nahe dem Gut ist nicht mehr vorhanden. Nur eine Lichtung im Wald und typische Grabpflanzen erinnern an den ehemaligen Friedhof. Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013
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Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013
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Diese Fotos wurden im März 2021 von Kestutis Zdanevicius gemacht und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
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Version vom 16. März 2021, 21:44 Uhr

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Hierarchie

Regional > Litauen > Matzicken

Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Heydekrug > Matzicken

Brauhaus Matzicken, in dem der Vater Sudermann tätig war



Einleitung

Matzicken , Kreis Heydekrug, Ostpreußen

Name

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Der Name kann sich auf einen Ortsgründer namens Matz (Matthias) beziehen, kann aber auch auf seine Eigenart hinweisen. Pempischken bezieht sich auf das Vorkommen von Kiebitzen. Spalwischken deutet auf auffällige Farben, möglicherweise auf farbiges Gefieder.

  • preußisch-litauisch "mačyti" = nützlich sein, helfen, fördern, beitragen
  • prußisch "pempe" = Kiebitz
  • "spalwa" = Farbe (sudauisch jedoch Federkiel zum Schreiben)


Allgemeine Information

  • 1785 Kölmisch Gut, 1919 Gutsbezirk[4]
  • Gut, 3 km nordöstlich von Heydekrug, gegründet vor 1540[5]
  • Zum Gutsbezirk gehörte das Gut Matzicken.


  • Zu Matzicken werden auch genannt[6]:
  • Alter Siedlungsort, ca. 3 km nordöstlich von Heydekrug, Beiland zu Matzicken


Politische Einteilung

1785 gehörte Matzicken zum Amt Heydekrug.[8]
1785 Kölmisches Gut, Amt Werden.[9]
bis 1939 Gutsbezirk.[10]
ab 1.5.1939 bis 1945 ist Matzicken Gemeindeteil der Gemeinde Hermannlöhlen.[11]


Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Matzicken gehörte 1785, 1912 zum Kirchspiel Werden.

Katholische Kirchen

Matzicken gehörte zum kath. Kirchspiel Szibben.

Friedhof

Lage

Fotos

Der Friedhof von Matziken nahe dem Gut ist nicht mehr vorhanden. Nur eine Lichtung im Wald und typische Grabpflanzen erinnern an den ehemaligen Friedhof. Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013


Diese Fotos wurden im März 2021 von Kestutis Zdanevicius gemacht und freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


Bewohner

  • Bewohner in Matzicken
  • 1791/92: Amts Heydekrug, Consignation von denen Decimenten, Pro anno 1791/92, Seite 58 [3]
  • 1832: Consignation Personal-Decem der Schul-Societät Werden, Matzieken Seite 108 [4]


Geschichte

Burggraf Johann Ziesemer verkaufte am 20.2.1705 das Gut Matzkuhren oder Matzicken in Größe von 10 Hu. 22 Mo. 3 Ru. kölm., darunter die zwischen Heydekrug und Schießgirren gelegene Wiese Matzigk Kalwe, wie auch die am Auriteleflüßchen liegenden fünf Wiesenplätze und die Wiese Augstemalle "so ungemessen zwischen der Lapaller Chatoulwiesen und der Schieschener Viehweide gelegen" für 3300 Mk. an den Polen von Billewicz. Dieser war Ciwun Wielki (Oberamtmann; Brückner) von Dyrwiany, Landrichter (sedzia ziemski) des Herzogthums Szamaiten, Starost von Rosienie und Wojnuta. Er musste sich beim Kauf verpflichten, aus der Wojnutaschen Wildniß unweit der Grenze an Ziesemer jährlich 4 Achtel Ellern- und Birken-Brennholz, 10 Fichtenstämme und 30 starke Birken- oder Ellen-Stangen ganz frei zu liefern.
Quelle:[12]

Persönlichkeiten

Hermann Sudermann

Geburtshaus von Hermann Sudermann auf einer historischen Postkarte
Schriftsteller Hermann Sudermann

"Der Vorderwald und der Hinterwald und dazwischen ein Gutshof, tief eingebettet in grünes Geheimnis. Auf diesem Gutshof kam ich zur Welt. Doch nicht etwa im Herrenhause. So hoch verstiegen sich meines Lebens Sterne nicht. Gleich links am Torweg lag eine Brauerei - kein Fabrikpalast mit Mälzereitürmen und eisstarrenden Wölbungen - o nein, ein dürftiger Feldsteinbau, durch nichts für seinen Beruf gebildet als vielleicht eine hölzerne Lukenreihe, durch die an manchen Tagen, in Dampfwolken gekleidet, ein Würzgeruch in die Weite zog. Nach vorn hin angebaut waren zwei Stuben. Die Vorder- und die Hinterstube. Und in eben dieser Stube kam ich zur Welt. In ihr verdröselte ich die Tage des ersten Traumes.

Und dann waren vor der Tür drei Birkenbäume. Es mögen ihrer auch vier gewesen sein oder fünf. Ich darf ruhig schwindeln, denn die Bäume sind lange weg, und niemand kann mich Lügen strafen. Meine Mutter natürlich ausgenommen. Aber die ist siebenundneunzig und erinnert sich vielleicht der Zahl auch nicht mehr. Zwischen diesen Bäumen gab es Rasenbänke. Warum, weiß ich nicht. Zum Sitzen dienten sie keineswegs, denn da waren auch noch, von meiner Mutter Hand gezimmert, Holzbänke und Tische davor, um einkehrenden Ausflüglern, die sich eines Labetrunks bedürftig fühlten, willkommenen Ruheplatz zu bieten. Sie kamen zwar nie, diese Ausflügler, aber sie hätten doch kommen können, und eine Konzession für das Gastwirtschaftsgewerbe war auch nicht da, aber `der Mensch hofft´, sagte meine Mutter..." ... "Mein Vater, der bislang auf dem Gute Pächter gewesen war, hatte durch rastlose Arbeit, durch Sorgen und Sparen so viel hinter sich gebracht, um die Anzahlung für ein eigenes Grundstück beschaffen und darauf eine Brauerei erbauen zu können. Das Häuschen, in dem ich die ersten Dichterträume geträumt, in dem ich manche Nacht hindurch viele Bogen schönen, weißen Papiers verschrieben habe, in dem ich bis zum dreißigsten Jahre nach mancher wilder Wanderfahrt Zuflucht und Ausruh fand, steht heute neu aufgeputzt, wenn auch halb in die Erde gesunken, und meine alte Mutter wohnt ihm schräg gegenüber. Ich wollte es ankaufen und herrichten lassen, aber da ich es ebenso wie die dahinterliegende und jetzt in ein Wohnhaus verwandelte Brauerei hätte niederreißen und neu aufbauen müssen und da überdies meine Mutter mir erklärte, sie fühle sich bei ihrem hohen Alter ohne Miteinwohner nicht sicher genug, so ließ ich mein Vorhaben fallen." [13]

Das Gut Matzicken bei Heydekrug, das durch Hermann Sudermann in die deutsche Literaturgeschichte einging, hat noch einen anderen berühmten Sohn hervorgebracht: Eduard Matzick. Er traf mit Sudermann mehrfach zusammen, wenn dieser seine in Heydekrug lebende Mutter besuchen kam. Die alte Frau Sudermann besaß nach seiner Erinnerung ein langgestrecktes, weißes, einstöckiges Haus, das mit Stroh gedeckt war und einen schönen Vorgarten hinter einem Staketenzaun besaß. Mit Sudermann suchte er auch den damals noch vorhandenen Kathensteg auf, der über die Sziesze führte und dessem berühmten Roman den Namen gab. Der Dichter hatte aus naheliegenden Gründen den Schauplatz des Geschehens verlegt und auch den Namen verändert - aber in Wirklichkeit ist der "Katzensteg" die Geschichte des Gutes Matzicken und der Matzicks![14]

Prominentenmaler Matzick

Eduard Matzick, war am 4.11.1904 in Hermannlöhlen geboren, 1981 in Berlin gestorben. Nur wenigen ist bekannt, dass sein Geburtsort Hermannlöhlen im Kreise Heydekrug sozusagen der letzte Rest des Gutes Matzicken ist, das einst der Familie Matzick gehörte und auf dessen Brauerei Sudermanns Vater wirkte.

Auch Eduard Matzicks Vater nannte sich noch Gutsbesitzer, wenn auch sein Restbesitz nur ein Abglanz der ehemaligen Liegenschaften war.Sudermann, der mit dem jungen Matzick oft durch Wald und Feld streifte, erzählte, der Sohn und auch der Bruder des Gutsbesitzers seien begabte Maler gewesen. Was Matzick aus der Vergangenheit des Gutes weiß, hat er von Sudermann, der ihn durch genaue Kenntnisse der Gutsgeschichte verblüffte.

Eduard Matzick hatte ein bewegtes Künstlerleben als Maler, Schauspieler, Regisseur. Er machte das Einjährige, ging dann in eine Lehre als Dekorationsmaler und war von 1922 bis 1925 Eleve am Theater in Kowno. Dann besuchte er die Kunst- und Handwerkerschule in Dortmund, die Königsberger und die Dresdener Akademie bei Otto Dix. 1930-1932 war er Meisterschüler bei Prof. Willy Jaeckel in Berlin und eröffnete anschließend in der Reichshauptstadt sein eigenes Atelier. 1933 war er auf der Ausstellung in der Akademie der Künste vertreten, und zwar zusammen mit seinen Brüdern. 1936 wurde er zu einer Goldschmiedeausstellung in Bremen schon nicht mehr zugelassen, doch blieb er in seinem Atelier unbehelligt bis zum Ende des Krieges. Nach dem Zusammenbruch finden wir ihn in Bregenz als Architekten bei der französischen Armee. Als Spielleiter und Regisseur zieht er von Berlin bis Wien durch die Lande. Er inszeniert einen Film über die Geschichte des Rundfunks, wird Sprecher und Schauspieler bei Hörfunk und Fernsehen, und kann 1968 in Berlin seine Galerie MMM eröffnen, in der er eigene Arbeiten und Werke junger Maler und Bildhauer präsentiert.

MMM - das heißt Mimenmaler Matzick, und so stammen von ihm Porträts von Gustav Gründgens, Tilla Durieux, Martin Held, Karl Raddatz und Rudolf Fernnau. Aber auch die Kollegen von Funk und Fernsehen, vor allem auch die Sprecherinnen, ließen sich gern von ihm in Öl verewigen. Prominentenmaler in Berlin - dazu gehört erheblich mehr: die Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz und Dietrich Stobbe, die Senatoren, die Bezirksbürgermeister, die Partei- und Fraktionsvorsitzenden von Peter Lorenz bis Wolfgang Lüder bilden eine lange Galerie heutiger Politiker, die er auf die Leinwand bannte.[15]


Gutsgeschichte

Danach sei Matzicken einst ein Rittergut mit Hunderttausenden von Morgen gewesen, das einem Grafen Matzick von Matzicken gehörte. Während der Besetzung Preußens durch Napoleon habe sich Matzick auf die Seite des Korsen geschlagen und sei dafür nach dem Sturz des französischen Kaisers geächtet worden. Patriotische Bauern hätten die Gutsgebäude gebrandschatzt und geplündert. Das Gut wurde parzelliert und auf die umliegenden Ortschaften aufgeteilt. Es blieb nur ein kleines Restgut Matzicken erhalten, das auch nicht mehr den Matzicks gehörte. Beim Niederbrennen der Gutsgebäude blieb die Brauerei allein durch den Umstand erhalten, dass sie die dicksten Mauern hatte.

Auf diese Weise kam Sudermann zu seinem Geburtshaus.

Die weitere Geschichte des Gutes ist weniger beschaulich. Der Gutsbezirk wurde 1924 vom litauischen Verteidigungsministerium aufgekauft, um dort nordöstlich des Gutes einen Kasernenkomplex zu erstellen. Dieser wurde ab Kriegsausbruch 1939 als deutsches Kriegsgefangenenlager benutzt, zuerst STALAG 1C für polnische und russische Gefangene und später STALAG Luft 6 für abgeschossene amerikanische, britische und kanadische Flugzeugbesatzungen. Ab Spätsommer 1944 diente das Lager für deutsche Kriegsgefangene in russischer Hand, und 1948-1955, als GULAG Nr.3 grösstes sowjetisches Lager in Litauen mit bis zu 3,000 litauischen Häftlingen des NKVD/KGB.[16] Eine Liste mit den Namen von 434 Soldaten, die im Lager Matzicken zwischen 1945 und 1949 verstorben sind, gibt es im Memeler Dampfboot vom März 2008: [5]


Verschiedenes

Verkehr

  • Eine 16 km lange Kleinbahnstrecke von Heydekrug nach Kolleschen führte seit 1913 durch Matzicken.

Die Strecke ist nicht mehr erhalten. Siehe hierzu: Kleinbahn Heydekrug–Kolleschen in Wikipedia

Karten

Andres Pawelaitis auf der Districtus Memmeliensis inducatu Prussiao eiusq. tractu Schalavoniae 1670, ca. 1:100 000, Sign. XX. HA, F 10325
© Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Achtung: Auf dieser Karte ist Norden links und Süden rechts.
Andres Pawelaitis auf der Districtus Memmeliensis inducatu Prussiao eiusq. tractu Schalavoniae 1725, ca. 1:105 000, Sign. N 11999/62
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Achtung: Auf dieser Karte ist Norden links und Süden rechts.


Matzicken auf der Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000


Matzicken im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Matzicken und Umgebung im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Matzicken im Messtischblatt 0695 Gaidellen (1914) mit den Gemeindegrenzen von 1938
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>MATKENKL01SM</gov>

Quellen

  1. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  2. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  3. Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
  4. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  6. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  7. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  8. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  9. Goldbeck, Johann Friedrich: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen, Erster Teil Topographie von Ostpreußen, Königsberg und Leipzig 1785, Nachdruck VFFOW, Hamburg 1990
  10. Gemeindeverzeichnis 1900 [1]
  11. Amtsblatt Gumbinnen 1939: Neugliederung der Gemeinden und Gutsbezirke im ehemaligen Memelland ab 1. Mai 1939, S. 64ff,
    http://www.memelland-adm.de/Archiv/13 Verwaltungsbezirke/index.htm
  12. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  13. Sudermann, Hermann: Das Bilderbuch meiner Jugend, Roman einer Zeit, Lindenbaum Verlag Beltheim-Schnellbach, 2009, (Schilderungen aus dem Jahre 1922)
  14. Memeler Dampfboot, Nr. 2 1979, S. 20f, "Prominentenmaler Matzick und das Memelland" von H. A. Kurschat
  15. Memeler Dampfboot, Nr. 2 1979, S. 20f, "Prominentenmaler Matzick und das Memelland" von H. A. Kurschat
  16. Vikipedija.lt (Art. "Macikai").[[2]]