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Der Kreis Bochum bildete seit 1868 einen Landwehr-Bataillons-Bezirk, welcher dem 7. Armee-Corps (Münster), der 27. | Der Kreis Bochum bildete seit 1868 einen Landwehr-Bataillons-Bezirk, welcher dem 7. Armee-Corps (Münster) [[VII._Armeekorps_(Alte_Armee)]], der [[27._Infanterie-Brigade]] (Düsseldorf) angehörte und aus der 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Kompagnie des 7. Westfälischen Landwehr-Regiments Nr. 56 ([[LIR_56]]) bestand. | ||
Das Bataillons-Stabsquartier war die Stadt Bochum, wo sich das Dienstgebäude des Landwehr-Bezirks-Kommandos mit "Wohnung für den Bezirks-Commandeur, Bureaulokalien und Casernements für die Mannschaften" befanden. | Das Bataillons-Stabsquartier war die Stadt Bochum, wo sich das Dienstgebäude des Landwehr-Bezirks-Kommandos mit "Wohnung für den Bezirks-Commandeur, Bureaulokalien und Casernements für die Mannschaften" befanden. | ||
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Version vom 23. August 2016, 23:08 Uhr
Bochum: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Arnsberg > Bochum
Früherwähnung
Name
- Bochum: „uilla publica Cofbuockheim in pago Saxonie" 1041; „Bukhem" ca. 1150; „Bokheim" ca. 1150; „Bucheim" 1200; „Cobuchem" 1243; „Buchem" 1253; „Bucheim" 1272; „Bucheym” 1289; Boychem (1359), Boichem (1482), Boichemensis (1496). Mundartlich 1954 noch „Baukum“.
- Altenbochum: „uilla Aldanbuchem in pago Borahtron" 9. Jhdt.; „Aldenbuchem" 1296.
Grundbesitz
- Altenbochum: 9. Jdt. Kloster Werden hatte hier Besitz.
- Bochum: 1041 schenkt der Kölner Erzbischof Herm. II. der Abtei Deutz 11 Bauernhöfe bei dem Reichshof Bochum.
- Bochum: ca. 1150 hatte Kloster Werden hier Besitz
- 1243 wurde Graf Adolf III. v. d. Mark genötigt, Grafschaft, Gericht und Hof Cobochum nebst dem Patronate der dortigen Kirche mit Dietrich v. Isenberg-Limburg zu teilen.
Stadt
- 1227 parrochia Bochum
- 1268 wird Bochum oppidum genannt.
- 1298 überläßt Graf Everhard v. d. Mark Bochumer Bürgern die zu seinem daselbst gelegenen Hof gehörigen Wortstätten und Häuser als Erbzinsgut.
Freistuhl
- 1081-1105 wird Freistuhl in Bochum erwähnt:
Kirche
Die Kirche in Bochum gehörte zum St. Georgsstift in Köln.
Familienname
1200 Everh von Bochum.
Landschaftslage
Stand 1954: Bochum liegt in etwa 70-130 m Höhe (Altstadt 100 m) auf dem flachhügeligen Bochumer Landrücken zwischen Ruhr und Emscher, zwischen Essen und Dortmund, in einer regellos bebauten Industrielandschaft an der Grenze zwischen südlicher und nördlicher Ruhrkohlenzone. Die Streusiedlungen im südlichen Stadtgebiet erreichen das steil eingeschnittene Sohlental der Ruhr bei Hattingen, Blankenstein und Herbede (Erholungsgebiet). Daneben erreichen die Grenzen des Stadtgebiets im Westen die Stadt Wattenscheid, im Norden Wanne-Eickel und Herne sowie im 0sten mit dem Ortsteil Bochum-Langendreer das Stadtgebiet von Dortmund (Lütgendortmund).
Geografische Position
1895: Geogr. Position bei (N 51° 29' | O 7° 13')
Ortsursprung
Bochum ist eine der ältesten Städte der Grafschaft Mark. Neben der Bauerschaft Aldanbochem (9. Jh.) hob sich bei einem karolingischen Oberhof (Reichshof villa publica Cofbuockheim 1041) ein Dorf ab, Markt 1298 bezeugt. Oppidum 1321.
Stadt als Siedlung
Stadtbezeichnung
Mit der Urkunde vom 08.06.1321 des Grafen Engelbert II. von der Mark (1308-28) Entwicklung zur Stadt im wesentlichen abgeschlossen. Gelegentlich spätere Bezeichnung als Wigbold 1432 und 1467 neben Stadt 1437 bedeutet keine Rückbildung. Bestätigung der Privilegien durch Herzog Johann II. von Kleve 1506, durch den Großen Kurfürsten 1666, durch König Friedrich Wilhelm I. 1713.
Gerichtsstätten
Auf dem Marktplatz in Bochum alljährlich auf Montag nach Margarethä für das Amt Bochum durch den Amtsrichter das Stoppelgericht. Bochumer Land- oder Stoppelrecht mit 56 Festsetzungen. Vielgenannter Freistuhl vorm Bongardtor.
Stadt als Siedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954, Kern: auf einem Hügel die Kirche, daneben der „Reichshof", früh für sich umwehrt teils mit Wasser, teils mit Planken und Mauer. Grundfläche etwa 1 ha 10 a. Ein älterer Ring umfaßt den Ort vom Reichshof im Nordosten aus im Zuge Weilenbrink, Schützenbahn, alte Grabenstraße, Spitzberg, Katthagen zum Reichshof, etwa 8 ha. Bis 1321 ist westlich beiderseits der Bongardstraße und südlich bis zur Grabenstraße von 1954 ein Bogenstück vorgeschoben. Grundriß ein Langrund, etwa 12 ½ ha. Der kleine Alte Markt beim Katthagen von unregelmäßiger Form um 1350 verlegt nach dem rechteckigen Marktplatz von 1954, der räumlich den Mittelpunkt bildet. Um 1340 Wall und Graben, nur bei den Toren Ansätze einer Stadtmauer. 5 Tore : Beck- ( = Bach-), Buddenberg- (= Außenberg-), Hellweg-, Bongard( = Baumgarten-) und Brücktor. Entfernung vom Becktor im Nordosten zum Hellwegtor im Süden etwa 450 m, zum Bongardtor im Westen 300 m, vorn Brücktor im Norswesten zum Hellwegtor 460 m, zum Buddenbergtor im Südosten 500 m; vomBongardtor zum Buddenbergtor 380 m, zum Hellwegtor 340m. Wall und Graben seit dem 17. Jhdt. vernachlässigt und teilweise bebaut, 1750 stückweise verkauft. Tore um 1810 abgebrochen. Vor dem Hellwegtor schon um 1350 eine kleine Außenstadt von dreieckigem Umriß. Hin und Her jahrhundertelanger Fehden und strittige Besitzverhältnisse verhinderten eine stärkere Befestigung der Stadt. Bergbau und Industrie vor den Toren der Ackerstadt bewirkten seit etwa 1850 eine rasche Weitung vornehmlich nach Westen. Südlich und östlich des Bochumer Vereins (Grundfläche 1854: 0,6 ha, 1865: 48 ha, 1905: 274 ha, 1926: 454 ha), 1854 aus der Gußstahlfabrik von Mayer & Kühne (1843) erwachsen, entstehen planmäßig Wohnbezirke für Werktätige. Gitterform. Arbeiterkolonie Stahlhausen 1866. Moltkeplatz 1871, 1954 Springerplatz. Von der Altstadt schieben sich Wohn- und Geschäftsstraßen südwestlich vor zum Bahnhof (1860). Wilhelmsplatz 1854, 1954 Husemannplatz. Nach Nordwesten zunächst Wohnviertel, dann weiter mit Industrie durchsetzt. Kaiser-Friedrich-Platz (1871), 1954 Imbuschplatz. Zwischen Stadtpark auf der ehemaligen Vöde (1876) und Altstadt seit etwa 1900 ein Villenviertel. Knapper dehnt sich die Stadt nach 0sten. Vororte sind 1954: Linden, Dahlhausen, Langendreer, Riemke, Sundern, Weitmar, Laer, Wiemelhausen, Werne. Um 1900 etwa ist die ganze ehemalige Stadtfeldmark bis auf belanglose Reste im 0sten bebaut. Grundriß der Stadt 1954 ein unregelmäßig geformtes Mehreck, das sich einem westöstlich gelagerten Langrund nähert. Grundfläche 623 ha.
Gebäude
Stand 1954: An der Brüderstraße eine schon 1350 bestehende, 1609 verfallene Sakramentskapelle mit einer Terminei der Dortmunder Dominikaner. Rathaus am Marktplatz um 1528 nach dem Stadtbrand neu gebaut; Erdgeschoß mit Bogenhalle auf 5 Pfeilern ; 1696 als dreigeschossiger Bau erneuert, teilweise Fachwerkbau ; 1815-33 auch Sitz des Gerichts, 1862 abgebrochen. Die zweigeschossige landesherrliche Rentei bei der Peter- und-Paul-Kirche beherbergte 1738-45 und 1815-33 das Märkische Bergamt, 1833-64 das Gericht; 1864-86 war sie Rathaus, 1898 abgebrochen. Die romanische Peterskirche nach dem Stadtbrand von 1517 als dreischiffige Hallenkirche neu gebaut und nun Peter- und-Paul-Kirche genannt; nach der Pfarrteilung von 1889 zu einer Propsteikirche erhoben; 1873-75 durch Querschiff und Chor erweitert, Turmhelm und Dach 1920 abgebrannt. Die luth. Pauluskirche von 1655, die ref. Johanniskirche von 1698, beide einschiffig, Renaissance. Im Katthagen von 1438-1794 ein kleines Gasthaus für Arme und Kranke. Redemptoristenkloster 1869. Am Husemannplatz: Amtsgericht 1864, gotische Marienkirche (Ziegelbau, 1871). - Im Norswesten: Bergamt mit alterBergschule 1833. Hauptpostamt 1879, Neubau 1925-32. Rathaus (Hotelumbau) 1886, Neubau 1926-31 (Prof. Roth, Darmstadt). Frühgot. Christuskirche 1879. Romanische Josephskirche 1890. Kaiser-FriedrichPlatz 1891. Stadtparkviertel: Goethe-Oberrealschule 1898. Landesfrauenklinik 1906. Im 0sten: Elisabethhospital (an der Stelle des Schultheißenhofes) 1867. - Landgericht 1892, Strafge fängnis 1898, Finanzamt 1925, Polizeipräsidium 1929, Ruhr-Knappschaft 1815, Kohlenwertstoff AG.1898, Sparkasse 1924 (1954 städt.), Straßenbahn-Verwaltung 1928, Stadttheater 1915, Lueghaus 1925. Friedhöfe bei den 3 alten Kirchen 1819 aufgegeben, dafür Friedhof (Alter Friedhof) am Lohberg im 0sten. Neuer Friedhof auf der Krümede 1884. Hauptfriedhof in Bochum-Altenbochum 1935.
Brände
1517 brannte die Stadt ganz, 1581 brannten 110 Häuser ab. Begradigung einzelner Straßenzüge beim Wiederaufbau.
Zerstörung 2. Weltkrieg
- Zerstört wurden 5.000 Wohnhäuser, 18 Kirchen, 39 Schulen, 5 öffentl. Gebäude, 1 Krankenhaus; beschädigt: 12.500 Wohnhäuser, 32 Kirchen, 41 Schulen, 18 öffentl. Gebäude, 3 Krankenhäuser.
- Zerstört: Heimatmuseum, Haus Rechen, Stadttheater, Parkhotel Haus Rechen, Ruhr-Knappschaft, Marienkirche. Teilzerstört: Christuskirche.
- Vor der Zerstörung waren vorhanden: 23.000 Wohnhäuser, 56 Kirchen, 122 Schulen, 23 öffentl. Gebäude, 9 Krankenhäuser.
- Bis 1950 wurden 12.136 Wohnungseinheiten instandgesetzt oder neu gebaut.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1500 um 1.000 Einwohner (E.), 1650 um 1.400 E., 1722: 1.663 E., 1725: 1.397 E., 1736: 1.425 E., 1750: 1.449 E., 1756: 1.585 E., 1763: 1.432 E., 1771: 1.440 E., 1780: 1.487 E., 1790: 1.526 E.; Geschlecht: 1725: 709 m., 688 w. Neubürger 1560 bis 1600 jährlich durchschnittlich 6, 1601-1700: 7, 1701-1800: 6. Herkunft: bis 1800 98% NW-Deutschland, Rest Mittel- und S-Deutschland, 1871 33,8% Bochum, 41 % N-Deutschland, 12,5 % Rheinland, 8,6% Hessen und Waldeck, 2,1% Sachsen und Thüringen, 1 % Brandenburg und Schlesien, 0,6% Posen und Provinz Preußen, 0,4% S-Deutschl. 1880 (1900): Bochum 39,97% (40,91 %), Preußen 96,3°,ö (95,58%), andere dt. Staaten 3,07% (3,52 %°), außer dem Reich 0,62% (0,90 %); von den in Preußen geborenen waren Westfalen 74,93 % (68,26%), Ostpreußen 0,89 % (9,32%), Westpreußen 0,53% (1,98 %), Posen 0,98% (2,05 %), Rheinland 11,66% (8,54 %).
Seuchen
Pest 1544, 1579, 1599, 1623, 1635; Englischer Schweiß 1529; Cholera 1849, 1866 (86); Pocken 1866 (143), 1871 (333); Typhus 1900 (Wasserleitung, 89).
Bevölkerungsverzeichnisse
- Im Bürgerbuch Bürgeraufnahmen 1533 bis 1802.
- Einwohnerverzeichnisse 1736-63.
- Personenstandsaufnahmen 1840, 1843, 1846, 1852,1855, 1861 1864.
- Adreßbücher für Bochum 1874, 1876, 1880, 1882, 1888, 1890, 1895, 1896, 1897, 1899, 1903, 1904, 1905, 1907, 1908, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1916, 1920, 1924, 1926, 1928, 1930, 1932, 1934, 1936, 1950, 1952.
- Telefon-Register Bochum 1931
- Kirchenbücher: Ev. Gemeinde seit 1675,
- Bochum-Linden seit 1665,
- Bochum -Weitmar seit 1680,
- Bochum -Laer seit 1681,
- Bochum -Harpen seit 1688,
- Bochum -Stiepel seit 1725,
- Bochum Langendreer seit 1727.
- Kirchenbücher: Ref. Gem. seit 1732.
- Kirchenbücher: Kath. Peter- und Paul-Gemeinde seit 1690.
- Häuser- und Personenstatistik von 1787
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1810-1812 (Zivil) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1826 (luth. Stadt u. Land) Heiraten, Tote
- 1827-1874 (luth. Stadt u. Land) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (ref.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (r.k. Stadt u. Land) Geburten, Heiraten, Tote
- 1822-1846 (Juden, Stadt) Geburten, Heiraten, Tote
- 1822-1847 (Juden, Landrat) Geburten, Heiraten, Tote
- 1827-1847 (Juden, Landrat, Gerichtsbezirk Hattingen) Geburten, Heiraten, Tote
- 1847-1874 (Juden, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote
- 1850-1874 (Dissidenten, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote
Berühmte Personen
- Geburtsort des Industriellen u. Staatsmannes von Grolmann (+ 1840).
Jüngere Einwohnerzahlen
1800: 1.636 Einwohner (E.), 1810: 2.168 E., 1818: 2.107 E., 1820: 2.099 E., 1831: 3.022 E., 1843: 4.282 E., 1858: 8.797 E., 1861: 9.840 E., 1871: 21.192 E., 1885: 40.767 E., 1895: 53.842 E., 1900: 65.551 E., 1905: 112.443 E., 1910: 136.931 E., 1920: 150.630 E., 1926: 213.462 E., 1929: 322.514 E., 1933: 314.546 E., 1939: 305.485 E., 1946: 246.477 E., 1950: 289.804 E. - Geschlecht : 1800: 761 m., 875 w., 1871: 12.330 m., 8.862 w., 1900: 34.688 m., 30.863 w., 1910: 70.894 m., 66.037 w., 1930: 160.957 m., 159.896 w., 1946: 114.949 m., 131.268 weiblich.
Sprache
Die niederdeutsche Mundart war Umgangssprache bis um 1870. Urkundensprache bis um Mitte 14. Jh. lateinisch, bis etwa 1550 niederdeutsch, nach einer Übergangszeit von etwa 1610 ab hochdeutsch. 1954 war die Mundart nur noch in wenigen alteingesessenen Bauern- und Arbeiterfamilien heimisch. Sie gehörte einmal in das Dortmunder ink(`euch')-Gebiet des Westfälischen, sprach: 'da Fäite daut mi wäik', ek sin 'ich bin', ink 'euch', jit 'ihr', bauen 'bauen', Kauken 'Kuchen', Piäpper `Pfeffer'.
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Bis zum Aufkommen der Industrie, Mitte 19. Jh., hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht. Stadtfeldmark etwa 610 ha groß; der nördliche und östliche Teil Vöde (=Viehweide), die abwechselnd 6 Jahre lang halb als Weidebrache und halb als Ackerland benutzt wurde. Auf durchweg schwerem Boden vorwiegend Roggenbau. Eigenes Kornmaß 1372-1829. Für den Kornhandel jahrhundertelang der Hattinger Markt wichtig. Um 1800 war Bochum Getreidehandelsplatz. Martinijahrmarkt schon 1321, seit 1324 dazu Markt zu Petri Stuhlfeier und zu Pfingsten. Tuchmacher, Wollspinner, Strumpf- und Leinweber, lieferten bis ins 19. Jhdt. hauptsächlich ins Rheinland. Im 17. und 18. Jh. vertraten die Grolman den Tuch- und Eisenhandel, die Bordelius den Seidenhandel, letztere auch nach Lübeck verzweigt. Die Kaffeemühlenfabrik Kampmann, von 1760 ab 50 Jahre lang die bedeutendste der Grafschaft Mark, lieferte fast nur für die Messen in Frankfurt, Braunschweig, Leipzig und nach Holland und Amerika.
Erste Erwähnung des Steinkohlenbergbaues vor den Toren Bochumss um 1520. Zur Förderung des Bergbaues an der Ruhr errichtete der Staat 1738 in Bochum das Märkische Bergamt, das, mehrfach verlegt, von 1815 bis zur Auflösung 1861 in Bochum verblieb. 1767 der Gahlen'sche Kohlenweg zur Lippe gebaut. 1780 Mitbeteiligung des Bochumer Bergbaus an der Schiffbarmachung der Ruhr (1827 erste Pferdebahn dorthin). 1799 erste Dampfmaschine auf der Zeche Vollmond. Ofenkoks seit 1837, Brikettfabrik 1880, 1. Fördermaschine im Schachtturm 1888, 1. Kunstsalpeter- und Salpetersäurewerk. Die meisten Bochumer Zechen (nach 1918: 19 Großbetriebe mit zusammen 45 Schachtanlagen und 46.000 Arbeitern, 1954 etwa 70 Schachtanlagen) kamen allmählich in den Besitz von Konzernen: Friedrich Krupp AG., Gelsenkirchener Bergwerks AG., Bergbau AG., Lothringen, Harpener Bergbau AG., Bochums Anteil an der Fördermenge des Ruhrgebiets betrug 1954 etwa 1/8. Als zechenreichste Stadt des Ruhrgebiets 1954 führendes Bergbauzentrum Deutschlands mit Schwerindustrie in Kohle, Eisen, Stahl (Hochöfen, 1954 größte Walzwerke Deutschlands) und Chemie, Eisenverarbeitungs-, Maschinenbau-, Elektro- und Fahrzeugindustrie, ferner Bau-, Brauerei- und Tabakindustrie. Für den Absatz der Nebenprodukte der Kohle sehr bedeutsam die ABCD-Verkaufsverbände (1954: Kohlenwertstoff AG. in Bochum): Dt. Ammoniakverkaufsvereinigung (1895), Benzolverband (1898), Cumaronharzverband (1919), Derop, Vertriebsgesellschaft für russische Ölprodukte (1935). Das 1890 in Bochum gegründete Westfälische Kokssyndikat 1903 mit dem Kohlensyndikat in Essen vereinigt. Außerdem Rheinisch-Westfälisches Cementsyndikat GmbH. (Anfänge 1903).
Jüngere Firmen
Stand 1954: Aus mehreren seit 1800, 1860 und 1872 bestehenden Firmen ging die Westfalia-Dinnendahl -Gröpel AG. 1954 Wedag) für Aufbereitungsanlagen, Brikettfabriken usw. hervor. Gußstahlfabrik Mayer & Kühne, gegr. 1843, seit 1854 Bochumer Verein, dazu 1889 die Gesellschaft für Stahlindustrie (gegr. 1869), 1926 Westfälische Stahlwerke (gegr. 1889) und ein 1928 erbautes Röhrenwalzwerk, bedeutendste Firma der Bochumer Schwereisenindustrie für Stahlguß, Schmiedestücke, Schienen und Weichen, Radsätze und Federn, Qualitätsstähle und Gußstahlglocken. Seit 1851 Heintzmann & Dreyer, 1954 Bochumer Eisenhütte Heintzmann & Co. Maschinenfabrik G. Wolff jr. GmbH. 1854. Die älteste deutsche Grubenlampenfabrik Wilhelm Seippel in Bochum (seit 1858) lieferte Grubensicherheitslampen in alle Bergbaugebiete der Welt. Bergwerkmaschinenfabrik Gebrüder Eickhoff 1860. Kokerei Gust. Schulz, gegr. 1870, seit 1908 Chemische Industrie AG. Industriebahnfabrik A. Koppel, gegr. 1887,1954 Orenstein & Koppel AG. Fahrzeugfabrik E. H. von Lienen 1904. Chemische Werke Lothringen 1908. Zahnräderfabrik Bochum, Alfred Jahnel 1910. Eisen- und Hüttenwerke AG., 1954 Stahlwerke Bochum, seit 1918. - Textilfirma M. Baltz 1827. Schürzenfabrik Aron Meyer 1885, 1954 Abteilung von Pongs & Zahn AG. Schuhfabrik Ferd. Drenhaus 1899. -Älteste noch 1954 bestehende Brauerei: Moritz Fiege, seit 1749. Tabakfabrik Carl und F. D. Cramer, seit 1725.
Verkehr
Stand 1954: In Bochum kreuzen sich Hellweg (Niederrhein-Weser) und alte Nordsüd- Straße (vom Lippeübergang bei Haltern am See zum Ruhrübergang bei Hattingen (Ruhr)). Diesen Strecken folgte auch die spätere Verkehrsentwicklung: 1737 Postcomptoir in Bochum 1790 erste feste „Chaussee" nach (Essen-)Steele und Witten. Seit 1803 Fahrpost nach Essen. 1954 Bundesstraßen Aachen-Essen -Dortmund- Hildesheim und Trier -Wuppertal- Recklinghausen - Bremen und diagonal von Bochum nach Hagen (zum Sauerland und Siegerland). Weitere Verbindungen nach Stiepel (Ruhr), Essen-Kray, Gelsenkirchen, Castrop-Rauxel und Lütgendortmund. Die Autobahn Köln-Berlin ist 12 km entfernt (seit 1938). Wasserstraßen sind zu erreichen am Rhein-Herne-Kanal (in Wanne und Herne). Seit 1860 Bahn nach Witten zur Bergisch-Märkischen Bahn (Elberfeld-Dortmund). Seit 1862 (Berlin-) Hamm -Bochum- Mühlheim/Ruhr (-Köln), seit 1874 „Rheinische Bahn" (Osterrath bei Krefeld -Bochum- Dortmund), seit 1887 Verbindung nach Wanne-Eickel zur Strecke Essen-Hamburg, später Bahn nach Recklinghausen. Bochum hat 8 1954 Bahnhöfe : Hauptbahnhof, Langendreer, Laer, Nord, Präsident, Riemke, Weitmar und Dahlhausen/Ruhr. Straßenbahn seit 1896.
Umgebungsbedeutung
Stand 1954: Bochum ist neben seiner hervorragenden bergbaulichen, industriellen und handelswirtschaftlichen Bedeutung 1954 geistiger Mittelpunkt des Ruhrbergbaus und Sitz vieler Behörden und Spitzenverbände von Industrie und Arbeitnehmerschaft.
Verwaltung
Stadtrat
Erste Erwähnung eines Rates (consilium oppidanorum) 1321. Zum Rat gehörten 2 Bürgermeister und 6 Ratsmänner (Ratsfreunde). Wahl der beiden Bürgermeister auf Petri Stuhlfeier durch 8 Kurgenossen des Rates und 16 aus der gemeinen Bürgerschaft. An Stelle von 2 Ratsherren seit etwa 1527 ein Stadtsekretär und ein Stadtrentmeister. Unter dem Großen Kurfürsten mußte ein Bürgermeister und ein Ratsherr aus den Ref. gewählt werden. Jährliche Bürgermeisterwahl 1714 aufgehoben. Nach Kgl. Verordnung von 1731: 1. oder worthaltender Bürgermeister Gesamtaufsicht und -leitung, 2. Bürgermeister Einquartierung, Polizeisachen und Marktwesen, 1. Senator Bau- und Wegewesen, 2. Senator Feuerwesen, 3. Senator Kämmerei. 1714-65 ernannte die Regierung den Rat. 1765 wurde das Wahlrecht zurückgegeben.
Gericht
Nach der Urkunde von 1321 gräflicher Stadtschultheiß mit dem Rat für hofesrechtliche und öffentlich-rechtliche Angelegenheiten zuständig. Rechtszug schon vor 1346 bis etwa 1530 nach Dortmund, dann bis 1719 nach Hamm, dann nach dem Hofgericht in Kleve. Für schwere Vergehen der landesherrliche Richter desAmtes Bochum zuständig. Zusammenfassung der Stadtgesetze in den Statuten der Stadt, seit dem 16. Jh. ergänzt und vermehrt auf 46 Paragraphen. Stadtgericht bestand bis zur Errichtung des französischen Friedensgerichtes 1812. Ab 1815 Kgl. Land- und Stadtgericht, ab 1849 durch Zusammenlegung der Land- und Stadtgerichte Bochum und Hattingen Kreisgericht Bochum. Nach 1879 behielt Bochum nur ein Amtsgericht. Landgericht 1892.
Vertretung der Bürgerschaft
Von den 8 Gemeinheitsmännern gingen alljährlich 4 ab; die verbleibenden wählten mit dem Rat 4 neue beerbte Personen. 1714 war hergebracht, daß alljährlich 3 oder 5 abgingen und die verbleibenden Gemeinheitsmänner je 1 oder 2 ihrer Konfession vorschlugen. Nach Annahme durch den Rat wählten die 8 der Gemeinheit aus den 3 Religionsgemeinschaften 16 Kurgenossen, die mit ihnen die Bürgermeister erkoren; dabei hatte jeder Gemeinheitsmann 2 Stimmen. Damit war das Amt eines Kurgenossen erloschen. Gemeinheitsmänner wurden bei Rechnungsabnahme, Verpachtungen und sonstigen wichtigeren Angelegenheiten zugezogen. 1809-13 französische Verwaltungsordnung; die Munizipalität Bochum faßt Stadt- und umliegende Landgemeinden unter einem Maire mit einem Vertreter und 16 Munizipalräten zusammen. 1843 Landgemeinden wieder abgetrennt und Einführung der Revidierten Städteordnung von 1831 für Bochum.
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Bochum (Stadt 1321): Bürgerbuch (Ratsprotokollbuch) 1533-1802 (Stadtarchiv Bochum).
- Darpe, Franz: Geschichte der Stadt Bochum. Bochum 1888, S. 74-107: Das mittelalterliche Bürgertum Bochums, ab S. 198: Bürgerverzeichnis des 16. Jahrhunderts, S. 288-302: Die Bürgerschaft 1609-1740, S. 401-410: Neu aufgenommene Bürger (1741-1802).
- Quelle: Beiträge zur westfälischen Familienforschung Bd. 36-37
- Darpe, Franz: Geschichte der Stadt Bochum. Bochum 1888, S. 74-107: Das mittelalterliche Bürgertum Bochums, ab S. 198: Bürgerverzeichnis des 16. Jahrhunderts, S. 288-302: Die Bürgerschaft 1609-1740, S. 401-410: Neu aufgenommene Bürger (1741-1802).
Landesherrschaft
Landesherren/Kriege
Zu Anfang 13. Jhdts. war Bochum in Lehnsbesitz des Grafen von Isenberg; nach Ächtung Friedrichs von Isenberg (1225) mit dem größten Teile des Isenbergschen Besitzes als kölnisches Lehen an Grafschaft Mark Graf Adolf I. von der Mark. Die Streitigkeiten dieses Grafen mit den Verwandten des Geächteten endeten für Bochum 1243 damit, daß der Graf von der Mark und Dietrich von Isenberg „Grafschaft, Gericht und Hof Bochum, neben dem Patronat der Kirche daselbst" gleichmäßig teilen sollten. Diese Regelung war 1272 beendet, indem Köln die Isenberger Hälfte übernahm. Köln suchte das kirchlich zu ihm gehörende Bochum auch politisch zurückzugewinnen. Nach einem Vergleich von 1347 sollte Bochum bis zu endgültiger Erledigung im Besitz von Mark bleiben. Die Streitigkeiten zwischen Köln und Mark, in denen eine märkische und eine kölnische Hälfte des Gerichts (Amtes) Bochum eine besondere Rolle spielten, endeten 1392 damit, daß Köln seine Hälfte an Mark verpfändete; zur Einlösung ist es nicht gekommen. Im Bruderstreit des Grafen Adolf (1417 zum Herzog von Kleve erhoben) und des Grafen Gerhard wurde Bochum 1429 in Brand geschossen. Nach Gerhards Tod kam Bochum 1461 mit der ganzen Mark zu Kleve.
Der Hanse gehörte Bochum als Beitragsstadt unter den märkischen Vororten Hamm und Unna an. 1426 trat Bochum dem märkischen Städtebund bei. 1508 war Bochum in dem Verband der klevischen und märkischen Städte, die Herzog Johann II. zu einer besseren Regierung veranlassen wollten. Bis ins 18. Jhdt. galt Bochum als Vorort der 7 kleineren Städte und der 6 Freiheiten der Mark. Nach der gemeinschaftlichen Herrschaft von Brandenburg und Pfalz-Neuburg (1609-14) kam Bochum 1616 vorläufig, 1666 endgültig mit der Grafschaft Mark an Brandenburg. 1753 kam Bochum zum Städtekreis nordwärts der Ruhr und unterstand zunächst der Kriegs- und Domänenkammer Kleve, von 1766 der zu Hamm.
Bis 1753 war Bochum Amtssitz des Drosten (Amtmanns) und des Richters des Amtes Bochum. Die landesherrliche Rentei Bochum (Domänenverwaltung) wurde 1822 mit dem Rentamt Dortmund vereinigt.
- 1609 – 1806 Brandenburg (Preußen), Grafschaft Mark u. Herzogtum Kleve, Amt Bochum (historisch)
- 1807 -1813 Kaiserreich Frankreich, Großherzogtum Berg, Ruhrdepartement , Arrondissement Dortmund, Kanton Bochum
- 1813 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1815 Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Bochum (1817), seit 1876 kreisfrei
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen
- 15.01.1923 bis 21.07.1925 Ruhrbesetzung, Bochum stand unter französischer Gewalt.
Zeitzeichen 1895
- Bochum, Stadt / Stadtkreis in Deutschland, Königreich Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, 108 m ü.d.M,
- Gesamtfläche: 622,7 ha, (1895) 1 Wohnplatz, 2.993 Gebäude,
- Einwohner: 53.842 (23.549 Ev., 29.270 Kath., 214 andere Christen, 803 Juden., 6 Unbestimmt),
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Bochum, Amtsgericht Bochum, ev. Kspl. Bochum, kath. Kspl. Bochum, 2 ev. Kirchen (darunter die Christuskirche) u. 3 kath. Kirchen, Synagoge, Postbezirk, Telegrafenanstalt u. steht in telefonischer Verbindung mit Dortmund, Essen u. 6 andern Städten; Eisenbahnstation Linie Holzwickede <> Ruhrort, Hochfeld <> Langendreer u. Essen <> Herne u. Bochum-Weitmar der Preuss. Staatsbahn (Bhf, Eisenbahn -Knotenpunkt). Militär: Bz.-Kommando. 3 Gefängnisse, 3 Krankenhäuser; Theater. Die St. ist Sitz einer Hdl-Kammer, eines Bergreviers, einer Reichsbank-Nbn-Stelle (Umsatz 1891: 208 Mill. Mk.) u. einer Knappschaftskasse (1891 mit 9,7 Mill. Mk Einnahme u. 8,3 Mill. Mk. Ausgabe).
- Von Unterrichtsanstalten bestehen ein simultanes Gymnasium, eine Ob.-Realschule, die Rhein.-Westfäl. Hüttenschule u. eine Bergschule mit chem. Versuchs-Station, 5 Schulen.
- Der Magistrat zählt 7, die Stadt-Verordnetenversammlung 24 Mitglieder.
- Bochum hat eine Wasserleitung, Kanalisation, Schlachthaus, 2 Gartenhäuser, 1 Menage,
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Wehrhoheit
Wehrhoheit beim Landesherrn. Gelegentlich hatte Bochum geworbene Fußgänger zu stellen, im 15. Jhdt. z. B. 10. Bürgerwehr in 12, später in 15 Rotten unter Rottmeistern eingeteilt. Zur Rüstkammer im Rathaus hatten Neubürger lange eine Hakenbüchse oder eine Muskete zu liefern. Während der preußischen Kantonseinrichtung war Bochum von etwa 1748-69 werbefrei. 1808-13 Stadtnationalgarde. 1848 eine Bürgerwehr von 530 Mann in 4 Kompanien.
Schützengilden
Schützen „alter Herkunft" erstmals 1540 erwähnt. Für Schießübungen eine Schüttebahn. Schützenmeister hatten Aufsicht über Wall und Graben. 1704 nach Kgl. Verordnung eine Schützenkompanie (Miliz) mit Reglement von 1705. Fortführung der Schützenüberlieferung durch Junggesellenkompanie und Bürgerschützenverein, neu begründet 1829, verdient um die Erhaltung des uralten Maiabendfestes noch 1954.
Garnison
1878
Der Kreis Bochum bildete seit 1868 einen Landwehr-Bataillons-Bezirk, welcher dem 7. Armee-Corps (Münster) VII._Armeekorps_(Alte_Armee), der 27._Infanterie-Brigade (Düsseldorf) angehörte und aus der 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Kompagnie des 7. Westfälischen Landwehr-Regiments Nr. 56 (LIR_56) bestand. Das Bataillons-Stabsquartier war die Stadt Bochum, wo sich das Dienstgebäude des Landwehr-Bezirks-Kommandos mit "Wohnung für den Bezirks-Commandeur, Bureaulokalien und Casernements für die Mannschaften" befanden.
1881
1940-45
Siegel, Wappen, Fahne
Finanzwesen
Münzwesen
- Gräflich märkische Münzstätte z. Zt. des Grafen Engelbert II. (1308-28) : Pfennige mit Bildnis des Grafen.
- Notgeld; ausschließlich Papier.
- Stadt. 1914: 1,50, 2, 3, 5 M. 1917-18: 10, 25, 50 Pfg. 1918-22 (zusammen mit Ldkr. und anderen Ruhrstädten): 20, 50, 1000 M. 1923: 14 Werte von 100 Ts. bis 5 Bill.
- Kreis. 1914: 1; 1,50; 2; 3; 5 M. 1917-21: 10, 25, 50, 75 Pfg., 1 M. 1923: 15 Werte von 5 Mill. bis 5 Bill.
Steuern
Einnahmen aus der Braugerechtigkeit schon 1321. Wegegeld seit 1424, Weinakzise seit 1426. Alle Einnahmen meist verpachtet. Städt. Akzise 1716 aufgehoben (ausgenommen Kesselgeld), Zuschub aus der staatlicher Akzise. Ergebnisse aus Verpachtung städtischer Liegenschaften, Weidegeld vorn Griesenbruch, Bürgeraufnahmen, Judenjahrgeld, Servisgeld von auswärtigen Bauern, Wortstättengeld und Brüchten. In Notzeiten Schatzungen (30jähriger Krieg) und Kopfsteuer (7jähriger Krieg), auch Darlehnswirtschaft unter Verpfändung städt. Besitzes, der oft nicht wieder eingelöst wurde. Schuldenbereinigung unter staatl. Beihilfe ab 1720.
Stadtgebiet
Stadtgebietsgrenze durch Fohrgänge (Grenzumgänge, Schnade) festgehalten. Bei der Katasteraufnahme 1822 eine Menge Grundstücke am Gebietsrande benachbarten Gemeinden zugeschlagen, die alte durch Fohrgang von 1809 festgestellte Grenze nicht wiederhergestellt. Bei der Verwaltungstrennung 1843 der Bereich der ehemals landesherrlichen Bulksmühle (Mahlzwang für Bochum) nach Hofstede. Gesamtgebiet bis zur ersten Eingemeindung 607 ha, nach der ersten Eingemeindung 1904: 2.727 ha, nach der zweiten Eingemeindung 1926: 5.067 ha, nach der dritten Eingemeindung 1929: 12.133 ha, 1951: 12.136 ha.
Eingemeindungen
- Eingemeindungen 1904: Grumme (453 ha, 3289 E.), Ramme (604 ha, 13 488 E.), Hofstede (320 ha, 7513 E.) und Wiemelhausen (821 ha, 12 925 E.);
- 1926: Altenbochum (438 ha, 10 710 E.), Bergen (138 ha, 1881 E.) und Weitmar (1031 ha, 24 893 E.). Ferner Teile von Hordel (324 ha, 7434 E.), Riemke (342 ha, 7552 E.), Eppendorf (133 ha, 865 E.), Höntrop (59 ha, 519 E.) und Westenfeld (24 ha, 16 E.), dazu durch Grenzberichtigung von Eickel (9 ha, 100 E.) und Verlust an Wattenscheid (6 ha, ohne E.); Eingemeindung eines Teils von Laer 1926.
- 1929 Eingemeindung des Rests von Laer (insgesamt 556 ha, 1926: 378 E., 1929: 6.834 E.); weitere Eingemeindungen 1929: Werne (555 ha, 19 197 E.), Linden-Dahlhausen (955 ha, 22 190 E.), Stiepel (1257 ha, 6332 E.); ferner Teile von Gerthe (1520 ha, 21 634 E.), Langendreer (1121 ha, 25 089 Ei), Querenburg (797 ha, 2464 E.), Somborn (78 ha, 612 E.) und Winz (Ortsteil Sundern mit 147 ha und 648 E.), dazu durch Grenzberichtigung von Castrop-Rauxel (19 ha, 73 E.) und Dortmund (25 ha, 1925: 210 E.).
- 1975 Kommunale Neuordnung, Eingemeindung der Stadt Wattenscheid
Politische Einteilung
Stadtteile:
- Stadtbezirk Mitte: 10 Grumme, 11 Gleisdreieck, 13 Altenbochum, 14 Südinnenstadt, 15 Kruppwerke, 16 Hamme, 17 Hordel, 18 Hofstede, 19 Riemke
- Stadtbezirk Wattenscheid: 24 Günnigfeld, 25 Wattenscheid-Mitte, 26 Leithe, 27 Westenfeld, 28 Höntrop, 29 Eppendorf
- Stadtbezirk Nord: 36 Bergen/Hiltrop, 37 Gerthe, 38 Harpen/Rosenberg, 39 Kornharpen/Voede-Abzweig
- Stadtbezirk Ost:
- 46 Laer,
- 47 Werne
- 48 Langendreer,
- 49 Langendreer-Alter Bahnhof
- Stadtbezirk Süd: 53 Wiemelhausen/Brenschede, 54 Stiepel, 55 Querenburg
- Stadtbezirk Südwest: 63 Weitmar-Mitte, 64 Weitmar-Mark, 65 Linden, 66 Dahlhausen
Kirchenwesen
Bistümer ab Mittelalter
Bis 1821 zur Erzbistum Köln (seit 1331 unter dem Kölner Dompropst als Archidiakon), seit 1821 zur Erzbistum Paderborn, Dekanat Bochum. Im Liber Valoris um 1313 wird das Einkommen der Pfarrkirche in Bochum im Dekanat Wattenscheid auf 25 Mark geschätzt. Pfarrstelle landesherrlichen Patronats.
Reformation
Anfänge der Reform. (Abendmahl unter 2 Gestalten, luth. Gesänge) um 1570. Formelle Abzweigung der luth. Gem. von der kath. 1613. Entstehung der ref. Gemeinde um 1634. Teilung des Kirchenvermögens erst 1682 abgeschlossen. 1874 Vereinigung der beiden ev. Gemeinden.
Bekenntnisse
Bochum war um 1612 überwiegend luth. und blieb es bis um 1800. 1816: 1.109 Kath. (54%), 737 Luth. (35 %), 182 Ref. (9 %) ; 1840: 2.076 Kath. (54%), 1.639 Prot. (42%); 1871: 13.013 Kath. (61 %), 7.809 Prot. (37 %); 1900: 33.882 Kath. (52%), 30.646 Prot. (47 %); 1920: 73.581 Kath. (50%), 71.851 Prot. (48%), 1.028 Diss. (0,7 %), 784 Sonstige (0,52 %); 1937: 126.834 Kath. (41 %), 160.552 Ev. (51%), 179 Altkath. (0,06%), 1.744 Altluth. (0,6%), 893 ev. Gemeinschaft (0,3%), 1.168 Baptisten (0,4%), 9.091 Gottgläubige (3 %), 5.014 Sonstige (1,6%), 6.489 Glaubenslose (2%); 1950: 112.923 Kath. (39 %), 154.171 Ev. (53%), 4.969 andere christliche Gemeinschaften (1,7 %), 17.495 Glaubenslose (6%).
Juden
Juden zuerst erwähnt 1349. 1633: 4, 1660: 6, 1737 : 10, 1766: 11 Familien. 1774:62 Personen = 4,1% der Bevölkerung, 1800: 27 = 1,6%, 1840: 144 = 3,7 %. Synagoge seit 1594. Judengeleit beim Landesherrn; später (1633-60) befindet die Stadt selbst über Judenaufnahme und erhebt jährliches Schutzgeld von 1-5 Talern. Neuregelung durch den Großen Kurfürsten 1656 für die gesamte märkische Judenschaft. Neue Geleite 1675, 1692, 1714, 1730, 1750. Grund- und Hauskauf bis 1730 verboten. In leichteren Fällen der Gerichtsbarkeit des Stadtschultheißen, in schweren des landesherrlichen Amtsrichters unterstellt. Von Militärdienst frei, aber seit 1792 bei Hausbesitz kantonpflichtig. Meist Pfandleiher, Viehhändler und Schlächter, selten Handwerk (Glaser).
- Stolpersteine, Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Gasthaus für Arme und Kranke 1438-1794, Rettungsanstalt Overdyk 1819, St.-ElisabethHospital 1848, Augusta-Krankenanstalten 1864, städt. Männerheim 1879, St.-Josephs-Hospital in B.-Linden 1884, St.-Vinzenz-Kinderheim 1887, unfallchirurgisches Krankenhaue "Bergmannsheil" 1890, ev. Krankenhaus in B.-Linden 1897, Knappschaftskrankenhaus in B.-Langendreer und Landesfrauenklinik 1906, St.-JosephsHospital 1909, Kinder- und Jugendwohnheim in B.-Hamme 1913, Kindererholungsheim in Westherbede 1814, St.-Maria-Hilf-Hospital in B.- Gerthe 1922, Säuglingsklinik 1925, ev. Zufluchtsstätte „Fliednerheim" 1926, Jugendwohnheim 1945, St.-Agnes-Stift 1946, Nahrungsmitteluntersuchungsamt 1893, chem. Untersuchungsamt, Bakteriologisches Institut, Silikose-Forschungsinstitut 1936. Schlachthof 1876. Hallenbad. Gaswerk seit 1856 mit Ferngasbezug von den Zechen Hannover und Hannibal. Kanalisation seit 1866. Elektrizitätswerk seit 1892, ab 1906 fortschreitender Übergang zum Fremdstrombezug, schwere Schäden 1940 bis 1945, nur teilweise beseitigt.
Bildungswesen
Schulen
Erste Erwähnung eines Schulmeisters 1435. Im 16. Jhdt. an der Stadtschule ein geistlicher Rektor für die Latein-, ein Küsterlehrer für die deutsche Schule. Um 1609 dazu eine luth. deutsche Schule, deren Rektor auch Latein lehrt; von dieser Schule zweigt 1701 eine luth. Lateinschule ab. Kath. Rektoratschule bis 1876, luth. bis 1864. Eine ref. dt. Schule seit 1645. Aus der Städtischen höheren Bürgerschule von 1860 ging 1872 ein Gymnasium, aus der Provinzialgewerbeschule von 1S51 eine Oberrealschule hervor (1892). 2 Privattöchterschulen von 1860 und 1865 wurden städt. 1937: 114, 1939: 93 Volksschulen; 1950: 92 Volksschulen, 6 höhere Knabenschulen aller Typen, 3 höhere Mädchenschulen, 4 Mittelschulen. Seit 1816 zur Ausbildung technischer Grubenbeamter die 1954 größte Bergschule der Welt. 1882 rheinisch-westfäl. Hüttenschule, 1891 nach Duisburg verlegt. 1878 gewerbliche Fortbildungsschule. 1888 kaufmännische Schulen der Handelskammer. 1925 Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, Abteilung Industriebeziehung. 1925 Landwirtschaftsschule. 1926 Reichsbäckerfachschule. Gewerkschaftsschule und MärkischeVerwaltungsschule.
- Jahresbericht über das Gymnasium zu Bochum : für das Schuljahr ... Bochum, 1872 - 1878, Digitalisat der ULB Düsseldorf 1872-1875
- 1964.2. Jan.. Grundsteinlegung für die Ruhr-Universität.
- 1965.30. Juni. Eröffnung der Ruhr-Universität. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident spricht von einem "denkwürdigen Tag in der Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalens". Es ist die erste Hochschule, die in der Bundesrepublik Deutschland neu gebaut wurde.
Theater
- 1915 Stadttheater. Bis 1925 privates Operettentheater. 1919 städt. Orchester.
- Freilichttheater. Jährlich Gertrudispreis für Kultur- und Heimatpflege.
Druckereien/Zeitungen
Druckereien: Wilh. Stumpf KG. (1829), Märkische Vereinsdruckerei Schürmann & Klagges (1872), Laupenmühlen & Dierichs (1893), Ferd. Kamp (1909), H. Pöppinghaus, B.-Langendreer (1892).
Wochenbl. für den Kr. Bochum seit 1829, seit 1842 Bochumerer Kreisbl., 1848-1930 Märkischer Sprecher (gemäßigt freisinnig, national-liberal). Der deutsche Redner 1849-50 (demokratisch). Öffentlicher Anz. für den Kr. Bochum 1850 (demokratisch). Bochumer Ztg. seit 1859 (parteilos), 1909 mit Märkischem Sprecher vereinigt. Bochumer Generalanz. 1878, 1885, 1893 (parteilos). RheinischWestfäl. Tagebl. seit 1887 (nationalliberal), 1906 mit Märkischem Sprecher vereinigt. Wiarus Polski 1890-1921. Bochumer Volksstimme 1891-92 (sozialdemokratisch). Volkswille 1892 (sozialdemokratisch). Volksbl. 1898-1933 (sozialdemokratisch). Neue Bochumer Volksztg. seit 1903 (Zentrum), 1911 mit Westfäl. Volksztg. vereinigt. Der Bürger 1924-33 (Wirtschaftspartei). Westdt. Morgenpost 1928 (dt.-national). Westfäl. Volkstg. seit 1872, seit 1934 Volksztg. (früher Zentrum). Bochumer Anz. seit 1893 (früher parteilos). Langendreerer Ztg. seit 1893. Bochumer Tagebl. seit 1907. Westfalenwacht 1930 (nationalsozialistisch), 1931 Rote Erde, 1933 mit dem Dortmunder Generalanz. vereinigt, seit 1934 Westfäl. Landesztg. Hör mit mir (1930). Bochumer Amtsbl. 1945-49. Westdt. Allg. Ztg. (parteilos). Westfäl. Rundschau 1946 (SPD). Bochumer Ztg. 1946 (CDU). Bochumer Tagebl. 1949 (parteilos). Neue Volksztg. 1946 (KPD).
Archive
- Bochum/Stadtarchiv, Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
- Universitätsarchiv Bochum
Artikel-Quellen
- Deutsches Städtebuch, Handbuch städtischer Geschichte, Bd. III. Nordwest-Deutschland, II. Westfalen (1954) W. Kohlhammer Verlag Stuttgart
- Adreßbücher, Stadtarchiv
Bibliografie
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Bochum in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Periodika
- Bochumer Zeitpunkte. Beiträge zur Stadtgeschichte, Heimatkunde und Denkmalpflege. Hrsg.: Dr. Dietmar Bleidick, Yorckstraße 16, 44789 Bochum, Tel. 0234/335406, E-Mail [1], für die Kortum-Gesellschaft Bochum e.V., Vereinigung für Heimatkunde, Stadtgeschichte und Denkmalschutz, Graf-Engelbert-Straße 18, 44791 Bochum, Tel. 0234/581480, E-Mail [2] 19/2007.
- Bochumer Kreisblatt - Wochenblatt für den Kreis Bochum, Bochum, Fassbender, 1842 - 1874, Online
- Verwaltungs-Bericht des Kreisausschusses des Landkreises Bochum für das Jahr ... Bochum, 1891 - 1901, Online
- Bericht des Kreisausschusses über die Verwaltung und den Stand der Kreis-Kommunal-Angelegenheiten des Landkreises Bochum, Bochum, 1902, Online
- Verwaltungsbericht des Kreisausschusses über die Verwaltung und den Stand der Kreis-Kommunal-Angelegenheiten des Landkreises Bochum, Bochum, 1902 - 1912, Online
Bibliotheken
- Bibliothek des Ruhrgebiets im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17-19, 44789 Bochum, Tel.: 0234 / 32 22 415
Karten
- Bochum und Umland in Westfalenkarte von 1805-1813
- Übersichtskarte des Stadt- und Landkreises Bochum um 1878
- Situationsplan zur Gußstahlfabrik und Kohlenzeche des Bochumer Vereins 1883
- Meßtischblatt Bochum 1899
- Stadtkarte Bochum 1903
- Stadtplan Bochum 1903
- Shell Stadtkarte Bochum 1934
- Shell Innenstadtkarte Bochum 1934
- Luftbilder u. a. Bochum 1926, 1952, 1969, 1990, 1998, 2006, 2009, ...
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
- Stadtverwaltung Bochum www.bochum.de
Genealogische Webseiten
Genealogische und historische Quellen
Genealogische Quellen
Grabsteine
- Ev. Friedhof Bochum-Langendreer im Grabstein-Projekt des Vereins für Computergenealogie e.V.
Historische Webseiten
- Internetportal "Westfälische Geschichte"
- Fotostudios in Bochum
- Gefallene des Kreies Bochum in den Kriegen 1864, 1866, 1870/71
- Gefallenendenkmäler in Bochum
- Liste der jüdischen Kriegsteilnehmer Bochums im deutsch-französischen Krieg von 1870-71
Heimatvereine, Volkskunde
Zufallsfunde
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>BOCHUMJO31OL</gov>