Kamswyken: Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Kaukas (Diskussion • Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Kaukas (Diskussion • Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 13: | Zeile 13: | ||
== Allgemeine Informationen == | == Allgemeine Informationen == | ||
'''{{PAGENAME}},''' oder [[Kamswiken]] liegt im [[Prußen|prußischen]] Stammesgebiet [[Nadrauen]], Ostpreußen. | '''{{PAGENAME}},''' oder [[Kamswiken]] liegt im [[Prußen|prußischen]] Stammesgebiet [[Nadrauen]], Ostpreußen. Der Ort liegt 2,9 km östlich von [[Insterburg]] und gehört zu zum Amt [[Erdmannsruh]]. | ||
Nadrauen wurde von den Ordensrittern von [[Wehlau]] aus erobert. 1275 wird die Nadarauerfeste [[Kamswykus]] oder [[Kameniswike]]/ [[Cameniswika]] an der [[Angerapp (Fluss)|Angerapp]] erobert. Durch die Einnahme von Kamswykus und Nadrauens erschloss sich der Deutsche Orden die "Große Wildnis" und damit den Zugang zu den feindlichen Litauern. | Nadrauen wurde von den Ordensrittern von [[Wehlau]] aus erobert. 1275 wird die Nadarauerfeste [[Kamswykus]] oder [[Kameniswike]]/ [[Cameniswika]] an der [[Angerapp (Fluss)|Angerapp]] erobert. Durch die Einnahme von Kamswykus und Nadrauens erschloss sich der Deutsche Orden die "Große Wildnis" und damit den Zugang zu den feindlichen Litauern. | ||
Zeile 22: | Zeile 22: | ||
*[[Komschwig]] (1539) | *[[Komschwig]] (1539) | ||
*[[Comswigk]]/ [[Camswigk]] (1540) | *[[Comswigk]]/ [[Camswigk]] (1540) | ||
*[[Kamsvigken]] | *[[Kamswieken]] (1554) | ||
*[[Kamsvigken]] (1677 Insterburger Kirchenbücher) | |||
*[[Kamswicken]] | *[[Kamswicken]] | ||
*[[Kamswiecken]] (1785) | *[[Kamswiecken]] (1785) | ||
Zeile 34: | Zeile 35: | ||
== Politische Einteilung/Zugehörigkeit== | == Politische Einteilung/Zugehörigkeit== | ||
*1785 königliches Bauerndorf an der Angerapp. 9 Feuerstellen (Haushalte). Landrätlicher Kreis [[Insterburg]], Justizkreis Insterburg, Amtsbezirk Insterburg. Patron: der König. | *1785 königliches Bauerndorf an der Angerapp. 9 Feuerstellen (Haushalte). Landrätlicher Kreis [[Insterburg]], Justizkreis Insterburg, Amtsbezirk Insterburg. Patron: der König. Ortsgrundfläche 197,5 Hektar, Grundsteuer-Reinertrag 10,69 je Hektar. | ||
Zeile 40: | Zeile 41: | ||
*Eingepfarrt zu Insterburg | *Eingepfarrt zu Insterburg | ||
== Kirchliche Zugehörigkeit == | == Kirchliche Zugehörigkeit == | ||
*Kirchspiel Insterburg Land | |||
== Kirchhöfe/Friedhöfe== | == Kirchhöfe/Friedhöfe== | ||
Zeile 46: | Zeile 47: | ||
[[Bild:Kamswyken-Tammowo-klein.jpg|thumb|500 px|Prußenfeste Cameniswike-Tammowo. Quelle: Zeitschrift der Altertumsgeschichte Heft VI, Insterburg 1899]] | [[Bild:Kamswyken-Tammowo-klein.jpg|thumb|500 px|Prußenfeste Cameniswike-Tammowo. Quelle: Zeitschrift der Altertumsgeschichte Heft VI, Insterburg 1899]] | ||
[[Bild:Kamswyken-Tammowischken-bunt.jpg|thumb|700 px|Garsowe, Kamswyken, Tammowischken, Romowe ([[Nadrauen]]) Königlich Preußische Landesaufnahmen 1900]] | [[Bild:Kamswyken-Tammowischken-bunt.jpg|thumb|700 px|Garsowe, Kamswyken, Tammowischken, Romowe ([[Nadrauen]]) Königlich Preußische Landesaufnahmen 1900]] | ||
===Zur Vorgeschichte=== | |||
*"Im dreyzehnten Jahrhundert bewohnte dieses Schloß ein preußischer Herr und ... KriegsMann '''Kaminswißkis''', dessen Tochter '''Gersowin''' das Schloß [[Garsowe]], jetzt [[Georgenburg]], welches vom '''Kamswykusberge''' zu sehen ist. Im Jahre 1276 verheerte der Landmeister Conrad von Tierberg das Land [[Nadrauen]] mit einem großen Heer, griff auch den Kaminswißkis in seiner Burg an und belagerte ihn lange vergebens, obgleich in der Burg nur 200 streitbare Männer waren. Endlich wurde es durch einen nächtlichen Überfall erobert, die darin befindlichen Männer niedergemacht.Weiber und Kinder aber gefangen, fortgeführt und das Schloß abgebrandt." | *"Im dreyzehnten Jahrhundert bewohnte dieses Schloß ein preußischer Herr und ... KriegsMann '''Kaminswißkis''', dessen Tochter '''Gersowin''' das Schloß [[Garsowe]], jetzt [[Georgenburg]], welches vom '''Kamswykusberge''' zu sehen ist. Im Jahre 1276 verheerte der Landmeister Conrad von Tierberg das Land [[Nadrauen]] mit einem großen Heer, griff auch den Kaminswißkis in seiner Burg an und belagerte ihn lange vergebens, obgleich in der Burg nur 200 streitbare Männer waren. Endlich wurde es durch einen nächtlichen Überfall erobert, die darin befindlichen Männer niedergemacht.Weiber und Kinder aber gefangen, fortgeführt und das Schloß abgebrandt." | ||
*"In den Jahren 1790 bis 1795 habe ich auf Verlangen der Königl. Deutschen Gesellschft in [[Königsberg in Preußen|Koenigsberg]] diesen Schloßberg in seinen Ruinen untersucht, und die in seiner Umgebung nach aufgefundenen Alterthümer der gedachten Gesellschaft von Zeit zu Zeit eingesandt. Sie bestanden aus einer Menge Pfeilspitzen von verschiedener Form und Größe, zweyschneidige mit Wiederhaken, vierschneidige, theils kleine, theils auch faustgroße. Ein Messer, an dem ein steinerer schwarzer Wegstein an einer Kette hing. Viele Ringe von besonderer Form, daß sie auf jeden Finger getragen werden konnten. Auch vier in einander hängende Ringe und ein Theil von einer Todtenkrone, die wahrscheinlich aus einem Begräbniß ausgepflügt worden. Viele Hemdeschnallen oder sogenannte Prözchen, zwey durch einen Halbring an einander befestigte Knöpfe. Eine kleine sehr feine Schnalle. Eine über eine Elle lange und vier Finger breite messingne Kette, welche mir eine Panzerkette gewesen zu seyn schien. Ein ungeheuer großes Hufeisen, welches doch gebraucht seyn muß, weil sich noch in einem Loch ein krummgebogener Nagel befand. Ein alter Sporn, der statt des Rädchens bloß einen scharfen Stachel hatte. Ein Musketen Feuer Schloß von ungewöhnlicher Größe und von der Zeit, wie die Muskete noch mit der Lunte abgefeuert wurden. Drey kupferne Münzen, wie man sie den römischen Soldaten zum Solde gab, und zwar zwey Antoninenstükke und eines von Gordian dem dritten, und mehrere unbedeutende Stükke von Armatur. Daß diese Stükke nicht zu einer und derselben Zeit in die Erde und den Schloßberg gekommen sind, ist wohl anzunehmen. Der Schloßberg scheint viellmehr auch nach der Zerstörung gebraucht zu seyn. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts soll darauf auch eine Haubizze mit dem [[Elbing|Elbingschen]] Stadtwappen gefunden und daraus die [[Gumbinnen|Gumbinnische]] Rathaus Glocke gegossen seyn. Des Kaminiswißkis findet man übrigens auch in den folgenden preußischen Geschichtsschreiber erwehnt: v.Dusburg Chron:p.263, Leo.p.110, Lucanus p.473, Werner S.203, FOL.Pr.I.2.p.272 und mehreren anderen." | *"In den Jahren 1790 bis 1795 habe ich auf Verlangen der Königl. Deutschen Gesellschft in [[Königsberg in Preußen|Koenigsberg]] diesen Schloßberg in seinen Ruinen untersucht, und die in seiner Umgebung nach aufgefundenen Alterthümer der gedachten Gesellschaft von Zeit zu Zeit eingesandt. Sie bestanden aus einer Menge Pfeilspitzen von verschiedener Form und Größe, zweyschneidige mit Wiederhaken, vierschneidige, theils kleine, theils auch faustgroße. Ein Messer, an dem ein steinerer schwarzer Wegstein an einer Kette hing. Viele Ringe von besonderer Form, daß sie auf jeden Finger getragen werden konnten. Auch vier in einander hängende Ringe und ein Theil von einer Todtenkrone, die wahrscheinlich aus einem Begräbniß ausgepflügt worden. Viele Hemdeschnallen oder sogenannte Prözchen, zwey durch einen Halbring an einander befestigte Knöpfe. Eine kleine sehr feine Schnalle. Eine über eine Elle lange und vier Finger breite messingne Kette, welche mir eine Panzerkette gewesen zu seyn schien. Ein ungeheuer großes Hufeisen, welches doch gebraucht seyn muß, weil sich noch in einem Loch ein krummgebogener Nagel befand. Ein alter Sporn, der statt des Rädchens bloß einen scharfen Stachel hatte. Ein Musketen Feuer Schloß von ungewöhnlicher Größe und von der Zeit, wie die Muskete noch mit der Lunte abgefeuert wurden. Drey kupferne Münzen, wie man sie den römischen Soldaten zum Solde gab, und zwar zwey Antoninenstükke und eines von Gordian dem dritten, und mehrere unbedeutende Stükke von Armatur. Daß diese Stükke nicht zu einer und derselben Zeit in die Erde und den Schloßberg gekommen sind, ist wohl anzunehmen. Der Schloßberg scheint viellmehr auch nach der Zerstörung gebraucht zu seyn. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts soll darauf auch eine Haubizze mit dem [[Elbing|Elbingschen]] Stadtwappen gefunden und daraus die [[Gumbinnen|Gumbinnische]] Rathaus Glocke gegossen seyn. Des Kaminiswißkis findet man übrigens auch in den folgenden preußischen Geschichtsschreiber erwehnt: v.Dusburg Chron:p.263, Leo.p.110, Lucanus p.473, Werner S.203, FOL.Pr.I.2.p.272 und mehreren anderen." | ||
*"Einige Kilometer oberhalb [[Insterburg|Insterburgs]] liegt auf dem rechten Ufer der Angerapp der sagenreiche Kamswikusberg. Er besteht aus fast felsenhartem Erdreich, das von niedrigem Gestrüpp bedeckt ist. Hier zeigen sich Überbleibsel ehemaliger Befestigungsanlagen. Man hat die Reste von Fundamenten, auch Urnengräber gefunden. Vor Ankunft des Ordens hat hier höchstwahrscheinlich die alte Nadrauer Burg Kameniswike gestanden. Sie wurde vom Orden zerstört. An ihre Stelle trat dann vielleicht das "Wildhaus" [[Tammowo]], das 1376 von den Litauern unter '''Swerdeyke''' eingenommen und verbrannt worden ist. Im Jahre 1824 wurde auf dem Kamswikusberge zum Andenken an die Schalcht bei Waterloo ein 4,3 m hohes eisernes Kreuz auf einer 20 m hohen Säule errichtet. Ringsherum legte man Terrassen und Rasenbänke an. Schon nach wenigen Jahren war davon alles verschwunden." <ref> Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S. 122f </ref> | *"Einige Kilometer oberhalb [[Insterburg|Insterburgs]] liegt auf dem rechten Ufer der Angerapp der sagenreiche Kamswikusberg. Er besteht aus fast felsenhartem Erdreich, das von niedrigem Gestrüpp bedeckt ist. Hier zeigen sich Überbleibsel ehemaliger Befestigungsanlagen. Man hat die Reste von Fundamenten, auch Urnengräber gefunden. Vor Ankunft des Ordens hat hier höchstwahrscheinlich die alte Nadrauer Burg Kameniswike gestanden. Sie wurde vom Orden zerstört. An ihre Stelle trat dann vielleicht das "Wildhaus" [[Tammowo]], das 1376 von den Litauern unter '''Swerdeyke''' eingenommen und verbrannt worden ist. Im Jahre 1824 wurde auf dem Kamswikusberge zum Andenken an die Schalcht bei Waterloo ein 4,3 m hohes eisernes Kreuz auf einer 20 m hohen Säule errichtet. Ringsherum legte man Terrassen und Rasenbänke an. Schon nach wenigen Jahren war davon alles verschwunden." <ref> Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S. 122f </ref> | ||
===Sehenswürdigkeiten=== | |||
*Gaststätte "Zum hungrigen Wolf", Das älteste Haus im Kreis Insterburg, Blick auf die Angerapp, Angerappsteg nach [[Pieragienen]] (Angerlinde), Dorf und Angerapptal | |||
== Archive, Bibliotheken == | == Archive, Bibliotheken == | ||
Zeile 56: | Zeile 60: | ||
== Kirchenbücher == | == Kirchenbücher == | ||
== Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges== | == Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges== | ||
==Bevölkerung== | |||
*'''1536''': 6 Zinszahler; der Schulz '''Greger''' vom Georgischen oder Gregerschen Schulzenamt wohnt hier. | |||
*'''1785''': Bauerdorf an der Angerapp, 9 Feuerstellen, Landräthlicher Kreis Insterburg, Amt Insterburg, Patron der König | |||
*'''1815''': Alt-Kamswicken, meliertes Dorf, Amt Althof, 12 Feuerstellen, 69 Bewohner | |||
*'''1871''': zusammen mit [[Ernstfelde (Kamswyken)]] 15 Wohngebäude, 226 Einwohner, davon 93 männlich. Alle Beowhner prußisch und evangelisch, 103 ortsgebürtig, 66 unter 10 Jahren, 73 können lesen und schreiben, 7 ohne Angaben darüber, 80 Analphabeten, 1 blind | |||
*'''1905''': 20 Wohngebäude, 177 Einwohner, davon 85 männlich; 174 evangelisch, 3 katholisch, 176 geben deutsch als Muttersprache an, 1 andere | |||
*'''1925''': 16 Haushalte, 121 Einwohner, davon 62 männlich; 115 evangelisch, 6 katholisch | |||
*'''1933''': 119 Einwohner | |||
*'''1939''': 43 Haushalte, 149 Bewohner, 72 männlich, 24 unter 6 Jahren, 18 zwischen 6-14, 94 zwischen 14-65, 13 über 65; es waren tätig 56 in der Land- und Forstwirtschaft, 36 in Handwerk u. Industrie, 16 in Handel und Verkehr; mit angehörigen ohne eigenen Beruf waren 21 selbständig, 16 mithelfende Familienmitglieder, 14 Beamte und Angestellte, 72 Arbeiter; Anzahl und Größe der landwirtschaftlichen Betriebe: 5 zwischen 0,5-5 ha, 2 zwischen 5-10 ha, 1 zwischen 10-20 ha, 1 zwischen 20-100 ha, 1 über 100 ha. | |||
== Persönlichkeiten == | == Persönlichkeiten == | ||
*'''Dide Camschwicke''' (1540), ein hochgestellter Nadrauer | *'''Dide Camschwicke''' (1540), ein hochgestellter Nadrauer | ||
*"De Bur '''Lepinski''' ut Kamseed" und Berta '''Kuklinski''' | |||
== Vereine== | == Vereine== | ||
Version vom 28. März 2013, 09:32 Uhr
Hierarchie
- Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast > Kamswyken
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Insterburg > Kamswyken
Allgemeine Informationen
Kamswyken, oder Kamswiken liegt im prußischen Stammesgebiet Nadrauen, Ostpreußen. Der Ort liegt 2,9 km östlich von Insterburg und gehört zu zum Amt Erdmannsruh.
Nadrauen wurde von den Ordensrittern von Wehlau aus erobert. 1275 wird die Nadarauerfeste Kamswykus oder Kameniswike/ Cameniswika an der Angerapp erobert. Durch die Einnahme von Kamswykus und Nadrauens erschloss sich der Deutsche Orden die "Große Wildnis" und damit den Zugang zu den feindlichen Litauern.
Urkundliche Erwähnungen:
- Kaminswißkis (ein prußischer Krieger im 13.Jahrh.)
- Cameniswike
- Komschwig (1539)
- Comswigk/ Camswigk (1540)
- Kamswieken (1554)
- Kamsvigken (1677 Insterburger Kirchenbücher)
- Kamswicken
- Kamswiecken (1785)
- Kamswiken
Name
Der Name weist auf die Lage am Fluss.
- prußisch "kamps, kampas, kampe" = kleine mit Gesträuch bewachsene Insel in einer Flussmündung, Werder, Ecke, Winkel
- "wyka, wikt" = biegen, krümmen (prußisches Wasserwort, dass auch in anderen Ortsnamen vorkommt)
Politische Einteilung/Zugehörigkeit
- 1785 königliches Bauerndorf an der Angerapp. 9 Feuerstellen (Haushalte). Landrätlicher Kreis Insterburg, Justizkreis Insterburg, Amtsbezirk Insterburg. Patron: der König. Ortsgrundfläche 197,5 Hektar, Grundsteuer-Reinertrag 10,69 je Hektar.
Kirchen
- Eingepfarrt zu Insterburg
Kirchliche Zugehörigkeit
- Kirchspiel Insterburg Land
Kirchhöfe/Friedhöfe
Geschichte
Zur Vorgeschichte
- "Im dreyzehnten Jahrhundert bewohnte dieses Schloß ein preußischer Herr und ... KriegsMann Kaminswißkis, dessen Tochter Gersowin das Schloß Garsowe, jetzt Georgenburg, welches vom Kamswykusberge zu sehen ist. Im Jahre 1276 verheerte der Landmeister Conrad von Tierberg das Land Nadrauen mit einem großen Heer, griff auch den Kaminswißkis in seiner Burg an und belagerte ihn lange vergebens, obgleich in der Burg nur 200 streitbare Männer waren. Endlich wurde es durch einen nächtlichen Überfall erobert, die darin befindlichen Männer niedergemacht.Weiber und Kinder aber gefangen, fortgeführt und das Schloß abgebrandt."
- "In den Jahren 1790 bis 1795 habe ich auf Verlangen der Königl. Deutschen Gesellschft in Koenigsberg diesen Schloßberg in seinen Ruinen untersucht, und die in seiner Umgebung nach aufgefundenen Alterthümer der gedachten Gesellschaft von Zeit zu Zeit eingesandt. Sie bestanden aus einer Menge Pfeilspitzen von verschiedener Form und Größe, zweyschneidige mit Wiederhaken, vierschneidige, theils kleine, theils auch faustgroße. Ein Messer, an dem ein steinerer schwarzer Wegstein an einer Kette hing. Viele Ringe von besonderer Form, daß sie auf jeden Finger getragen werden konnten. Auch vier in einander hängende Ringe und ein Theil von einer Todtenkrone, die wahrscheinlich aus einem Begräbniß ausgepflügt worden. Viele Hemdeschnallen oder sogenannte Prözchen, zwey durch einen Halbring an einander befestigte Knöpfe. Eine kleine sehr feine Schnalle. Eine über eine Elle lange und vier Finger breite messingne Kette, welche mir eine Panzerkette gewesen zu seyn schien. Ein ungeheuer großes Hufeisen, welches doch gebraucht seyn muß, weil sich noch in einem Loch ein krummgebogener Nagel befand. Ein alter Sporn, der statt des Rädchens bloß einen scharfen Stachel hatte. Ein Musketen Feuer Schloß von ungewöhnlicher Größe und von der Zeit, wie die Muskete noch mit der Lunte abgefeuert wurden. Drey kupferne Münzen, wie man sie den römischen Soldaten zum Solde gab, und zwar zwey Antoninenstükke und eines von Gordian dem dritten, und mehrere unbedeutende Stükke von Armatur. Daß diese Stükke nicht zu einer und derselben Zeit in die Erde und den Schloßberg gekommen sind, ist wohl anzunehmen. Der Schloßberg scheint viellmehr auch nach der Zerstörung gebraucht zu seyn. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts soll darauf auch eine Haubizze mit dem Elbingschen Stadtwappen gefunden und daraus die Gumbinnische Rathaus Glocke gegossen seyn. Des Kaminiswißkis findet man übrigens auch in den folgenden preußischen Geschichtsschreiber erwehnt: v.Dusburg Chron:p.263, Leo.p.110, Lucanus p.473, Werner S.203, FOL.Pr.I.2.p.272 und mehreren anderen."
- "Einige Kilometer oberhalb Insterburgs liegt auf dem rechten Ufer der Angerapp der sagenreiche Kamswikusberg. Er besteht aus fast felsenhartem Erdreich, das von niedrigem Gestrüpp bedeckt ist. Hier zeigen sich Überbleibsel ehemaliger Befestigungsanlagen. Man hat die Reste von Fundamenten, auch Urnengräber gefunden. Vor Ankunft des Ordens hat hier höchstwahrscheinlich die alte Nadrauer Burg Kameniswike gestanden. Sie wurde vom Orden zerstört. An ihre Stelle trat dann vielleicht das "Wildhaus" Tammowo, das 1376 von den Litauern unter Swerdeyke eingenommen und verbrannt worden ist. Im Jahre 1824 wurde auf dem Kamswikusberge zum Andenken an die Schalcht bei Waterloo ein 4,3 m hohes eisernes Kreuz auf einer 20 m hohen Säule errichtet. Ringsherum legte man Terrassen und Rasenbänke an. Schon nach wenigen Jahren war davon alles verschwunden." [1]
Sehenswürdigkeiten
- Gaststätte "Zum hungrigen Wolf", Das älteste Haus im Kreis Insterburg, Blick auf die Angerapp, Angerappsteg nach Pieragienen (Angerlinde), Dorf und Angerapptal
Archive, Bibliotheken
Genealogische und historische Quellen
Kirchenbücher
Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges
Bevölkerung
- 1536: 6 Zinszahler; der Schulz Greger vom Georgischen oder Gregerschen Schulzenamt wohnt hier.
- 1785: Bauerdorf an der Angerapp, 9 Feuerstellen, Landräthlicher Kreis Insterburg, Amt Insterburg, Patron der König
- 1815: Alt-Kamswicken, meliertes Dorf, Amt Althof, 12 Feuerstellen, 69 Bewohner
- 1871: zusammen mit Ernstfelde (Kamswyken) 15 Wohngebäude, 226 Einwohner, davon 93 männlich. Alle Beowhner prußisch und evangelisch, 103 ortsgebürtig, 66 unter 10 Jahren, 73 können lesen und schreiben, 7 ohne Angaben darüber, 80 Analphabeten, 1 blind
- 1905: 20 Wohngebäude, 177 Einwohner, davon 85 männlich; 174 evangelisch, 3 katholisch, 176 geben deutsch als Muttersprache an, 1 andere
- 1925: 16 Haushalte, 121 Einwohner, davon 62 männlich; 115 evangelisch, 6 katholisch
- 1933: 119 Einwohner
- 1939: 43 Haushalte, 149 Bewohner, 72 männlich, 24 unter 6 Jahren, 18 zwischen 6-14, 94 zwischen 14-65, 13 über 65; es waren tätig 56 in der Land- und Forstwirtschaft, 36 in Handwerk u. Industrie, 16 in Handel und Verkehr; mit angehörigen ohne eigenen Beruf waren 21 selbständig, 16 mithelfende Familienmitglieder, 14 Beamte und Angestellte, 72 Arbeiter; Anzahl und Größe der landwirtschaftlichen Betriebe: 5 zwischen 0,5-5 ha, 2 zwischen 5-10 ha, 1 zwischen 10-20 ha, 1 zwischen 20-100 ha, 1 über 100 ha.
Persönlichkeiten
- Dide Camschwicke (1540), ein hochgestellter Nadrauer
- "De Bur Lepinski ut Kamseed" und Berta Kuklinski
Vereine
Zufallsfunde
- Franz Forstreuter, *18.11.1924, + 01.08.2010 in Lünne/ Emsland, (Traueranzeige "Lingener Tagespost" Anfang August 2010 (Beerdigung 5.8.2010, evangelisch-reformierte Kirche Lünne)
Literatur
- Henning, Kurt und Charlotte: Der Landkreis Insterburg Ostpreußen, ein Ortsnamen-Lexikon, Grasdorf-Laatzen 1981, S. 506 ff
- Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S.167
- Preußische Chronik, Regierungsbibliothek Gumbinnen, Bd.5
- Dusburg, Peter von, Lucanus, Werner, Pancritlus (Insterburger Justitiar) und mehrere Folianten des Deutschen Ordens (Fo.Pr.I.2,p.272)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ambrassat, August: Die Provinz Ostpreußen, ein Handbuch der Heimatkunde, 1912, Nachdruck Weidlich, Frankfurt a.M. 1978, S. 122f
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>KAMKENKO04WP</gov>