Tappensches Familienbuch (1889)/047

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Tappensches Familienbuch (1889)
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14. Octobris aus sonderbarer verspürter providentz und vorher gepflogenen reiffen Raht ihrer lieben Eltern und nahen Anverwandten in den Eheorden begeben, und mit dem WolEhrenvesten, Grossachtbarn und Wolweisen Herrn Hansen Storren, Seniore und wol verdienten Riedemeistern, anitzo hochbetrübten Herrn Widwer, am vorbemelten Tage öffentlich trauen lassen.

      Mit demselben hat sie nun eine erwünschte Ehe in das 48. Jahr geführet, und in hertzlicher Liebe und Einigkeit gelebet, desswegen auch der unverhoffte tödliche Hintrit demselben in seinem hohen Alter desto schmertzlicher vorkomt und grosse Hertzens Betrübniss bei ihm verursachet; in wehrender Ehe hat sie mit demselben durch Gottes Segen 14 Kinder gezeuget, von welchen aber 10 albereit zu dem lieben Gott vorhin geschicket, die andern aber, als 3 Söhne und eine Tochter, sind durch Gottes Gnade annoch im Leben -. Ihr Christenthum belangend, so können wir derselben mit gutem Grunde das Zeugniss geben, dass sie eine rechte fromme und gottesfürchtige Matron gewesen, - sie ist in den Geboten des Herrn, soviel in dieser Schwachheit geschehen kan, untadelich einhergegangen, — wissentlich hat sie warlich niemand unrecht gethan, sondern allemal die Warheit und Gerechtigkeit geliebet, auch nichts liebers gesehen und gehört, als dass es in ihrer Haushaltung, ihrer bekandten Sorgfalt nach, wol zugehen möchte; — mit ihrem Eheherrn und sonsten mit jedermann hat sie gerne im Frieden gelebet, menniglich der ihres Rahts und Hülffe begeret, hat sie ihrem Vermögen nach gerne gedienet, insonderheit auch gegen die Armen und Notleidenden sich mitleident bezeiget, und keinen armen Menschen, der sie um Gottes willen angesprochen, von ihrer Thür unbegabet weggehen lassen. Gleich wie auch kein frommer Christ ohne Creutz und Widerwertigkeit, also hat auch unsere seel. Frau Riedemeisterin bey ihrem wol geführten Wandel viel Saures und Bitters erfahren und ausstehen müssen, sintemal dieselbe nebst ihren EheHerrn und damals noch kleinen Kindern Anno 1632 bey Papenheimischer occupation ins Elend vertrieben und alle ihre Haabseligkeit, womit sie von dem allgütigen Gott gesegnet, gleichsam mit dem Rücken ansehen müssen. Anno 1627 und 57 hat sie zwo gefährliche Pesten erlebet, da sie auch einmal selbsten inficirt. doch durch Gottes Gnade beym Leben erhalten worden; sonsten ist sie bey wehrender Ehe vielen Schwach- und Krankheiten unterworffen gewesen, ein unsägliches EheCreutz hat sie empfunden, indem sie Vater und Mutter, Bruder und Schwester überlebet, auch 10 Kindern zu Grabe folgen müssen -. Was ihre letzte Krankheit anlanget, hat sie etzliche Tage vor ihrem plötzlichen, doch seligen Hintrit einen Husten und Engbrüstigkeit gespüret, doch dabey umhergangen und der Haushaltung abgewartet, es hat aber der Husten so sehr zugenommen. dass verschienen Montags Nacht ein Catarrhus suffocativus unvermutlicher Weise sie übereilet, und ob gleich allerhand dienliche Medicamenta, welche in geschwinder Eile bey später Nacht haben können herbeygeschaffet werden, adhibiret, haben sie doch nichts verfangen wollen, und weil sie aus der grossen Hertzens Angst gemerket, dass Gott mit ihr aus diesem bösen Leben eilen würde, hat sie im Beysein ihres liebsten EheHerrn und aller ihrer Kinder über grosse Hertzens Angst geklaget und, ihrer bekandten Gottseligkeit nach, instendlich zu Gott geseuffzet: ach HErr hilff, HErr hilff mir ans dieser Noht!, und den bekandten Psalm "HErr Jesu Christ, wahr Mensch und Gott, der du leidst Marter, Angst und Spott" völlig ausgesprochen, und dem lieben Gott ihre Seele zu treuen Händen anbefohlen; bald darauff ist sie unter dem andächtigen Gebet der Anwesenden bey gutem vollem Verstande sonder eintziges Zücken oder rücken oder Anzeigung