Schulhaus (Elementarschule)
Elementarschulen oder Volksschulen im Fürstbistum Münster dienten dem Zweck, den Kindern nur soviel an Kulturtechniken zu vermitteln, dass sie über den Status gläubiger und gehorsamer Untertanen nicht hinauskamen. Mädchen und Frauen aus niedrigen Gesellschaftsschichten standen als einzige Bildungsmöglichkeit der Besuch der Volksschule offen. Die mangelhafte Durchlässigkeit in höhere Bildungsebenen hält lokal und regional noch bis heute an.
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Dicke Luft im Klassenraum
Zum Ende des 18. Jhdts. bestanden in Haltern am See eine Doppelschule mit einem Raum für die Unterrichtung der Knaben- und einer für Mädchen, welche durch einen Flur mit Treppenhaus getrennt in einem Gebäude untergebracht waren.
Die Schulverhältnisse innerhalb der Stadt stellten sich in diesem Gebäude dem Pfarrer Johann Heinrich Besseling am 13.08.1803 wie folgt dar: An der Stadt-Mädchenschule ist nichts Erhebliches auszusetzen, die Stadt-Knabenschule hingegen ist bei weitem nicht so, wie sie sein sollte. Für erst ist sie gar zu klein für die große Zahl Kinder; diese müssen äußerst gedrängt aufeinander und die Schreibschüler, wofür keine hinlänglichen Tische angebracht werden können, so sehr geschlossen sitzen, daß sie keine freie Hand zum Schreiben haben.
Dann ist die (Raum-)Erhöhung, die kaum 7 Fuß (ca. 2,10 m) haben mag, auch viel zu niedrig. Die Luft, die hier keinen Raum sich auszudehnen hat, verdicket sich so sehr darin, daß es oft für Schüler und Lehrer nicht auszuhalten ist. Es ist deswegen eine bessere Knabenschule dahier höchst notwendig.
Kleidung wie Erwachsene
Spezielle Kinderkleidung war im 18,/ 19. Jahrhundert noch nicht bekannt, man trug die gleiche zweckmäßige Alltags- und Sonntagskleidung (wer konnte und hatte) wie Erwachsene. In Haltern trug man so auch noch im 19. Jahrhundert zum Kirch- oder Schulgang durchweg keine Lederschuhe, sondern Holzschuhe und zur Schonung der Kleidung Arbeits- oder Sonntagsschürzen.
1797 Schulbauinitiative des Landesherrn
Als der zuständige kölnische Landesherr und Schulreformer nach einer Schulvisitation im Vest Recklinghausen erhebliche Mängel im Schulsystem festgestellt hatte, beschloss er im Jahre 1797 den Neubau eines Vikar- und Schulhaus in Massivbauweise "auf dem Hassel" am Puppendahl in Hamm-Bossendorf. Im gleichen Jahr erfolgte die Kollation der Schulvikarie. Die Huldigungserinnerung, zum üblichen Gedenken an den Landesherrn, wurde als Inschrift am Türsturz des damaligen Neubaus angebracht und lautete: "Max Franz, Kurfürst von Köln (1784-1801) stiftete und bauete dieses Vic. u. Schulhaus. MIAR 1797".
Als die Elementarschule schließlich dann im Jahre 1802 ihren Betrieb aufnahm, war der Stifter schon verstorben. Wegen der steigenden Schülerzahl wird im Jahre 1869 das viel zu kleine "Schullokal" von 36 qm auf nun mehr 72 qm vergrößert, die Deckenhöhe blieb aber mit rund 2,10 m gleich. Weiterhin kamen 10 neue eichene Schulbänke dazu. Dies Gebäude wurde bis 1930 als Volksschule mit einem Lehrer betrieben.
Der Baumeister auch dieser Schule war der mit dem Landesherrn befreundete Werdener Abteibaumeister Engelbert Kleinhanz (1758-1834). Er war der letzte Baumeister der Abtei Werden und baute Kirchen, Klostergebäude, Schulen, Adelssitze, Brücken, Schleusen, ein Schlachthaus, ein Krankenhaus und andere Gebäude.
Lehrer in der Einwohnerliste
1811 Bevölkerungstabelle Municipalität Marl, Hamm Nr. 45:
- Einwohner Schullehrer Pater Romanus Planckermann 60 Jahre alt
- Josepha Planckermann, 18 Jahre alt, Haushälterin [1]
Schule im Brandkataster
1899 Schulbau gleichen Typs
Die hohe Schülerzahl in der Hammer Zentralschule führt schließlich durch eine Regierungsverfügung vom 30.05.1899 zum Bau der ersten Tochterschule in Sickingmühle nach ähnlichem Bautyp der Mutterschule in Hamm-Bossendorf. Für Sickingmühle und Herne wurde ein neuer Schulbezirk festgelegt. Wegen der Lage der Schule besuchte nun ein Teil der Kinder der Bauerschaft Herne die Volksschule in Sickingmühle, während der größte Teil der Kinder weiterhin in Hamm zur Volksschule ging.
Zum Bau der ersten öffentlichen Volksschule in Sickingmühle, wurden die Ziegelsteine mit Fuhrwerken von der Ziegelei in Haltern an die Lippe gebracht und in Lastkähnen verladen. Von dort ging es die Lippe abwärts bis zur Fähre Stegemann / Haus Ostendorf, hier wurden die Ziegelsteine dann wiederum auf Fuhrwerken des Bauern Amerkamp verladen und zur neu eingerichteten Baustelle an der Grenze zwischen den Bauerschaften Herne und Sickingmühle gebracht.
Da die Verbindungsstraße (Marler Straße) zwischen Datteln und Haltern erst 1902 / 1904 ausgebaut wurde, bestand bei der Menge und der Schwere der Lasten Gefahr für die alte Landstraße und die Achsen der Fuhrwerke, sie war eine Mördergrube für Mann und Pferd. Schließlich wurden 1905 die letzten Fuhren an Steinen und Bauholz für den Dachstuhl auf der Lippe befördert. Danach konnte die Schule 1906 ihren Betrieb zunächst mit einem Klassenraum aufnehmen. Die Toiletten lagen bis zur Schließung der Schule außerhalb des Schulgebäudes.
In der Schule war, wie auch in Hamm, die Lehrerdienstwohnung untergebracht.
1929 Umzug in ein neues Schulgebäude
Am 25.10.1929 erfolgte die Grundsteinlegung zur neuen Schule in Hamm am Puppendahl, welche am Berghang "auf dem Hassel", oberhalb der alten Vikarienschule errichtet wurde. Die Toiletten lagen bis zur Schließung der Schule außerhalb des Schulgebäudes. Schon am 15.05.1930 erfolgte die Einweihung. Lehrer Fritz Damberg in Hamm war schließlich auch als Dirigent und Chorleiter engagiert. Beim Einzug des des Kaplans Heele in die neue Kirche zu Sickingmühle am 20.08.1927 sang der Hammer Kirchenchor unter seiner Leitung. Als er während des 2. Weltkrieges 1940 wiederum eingezogen wird, werden seine Schüler auf Sickingmühle und Bossendorf aufgeteilt, bis schließlich auch das Bossendorfer Gebäude 1945 im ausgehenden Krieg abbrennt. Ab November 1945 werden 184 Kinder von 2 Lehrern in 1 Raum unterrichtet, bis 1946 in einer Soldatenbaracke in Bossendorf der Unterricht wieder aufgenommen wird. Der Unterricht in Bossendorf und Hamm wird bis 1949 teilweise auch Nachmittags erteilt.
Zweigeschossiger Bautyp zu Bossendorf
Früherer Unterricht
Unterricht in Hamm - Bossendorf erteilte 1782 der in Bossendorf wohnhafte Schulmeister Johann Gerhard Quickstert sive Knepper, welcher mit Anna Elisabeth Overhues verheiratet war. Es waren arme Leute, welche auf ihrer kleinen Kottenstelle nur eine Kuh halten konnten. Ihm wird es oblegen gewesen sein, "die Kinder zu underweysen in der christlichen Lere und den Gebotten". Darüber hinaus wird er seine Unterweisung auf die Anfangsgründe im Lesen und Schreiben ausgedehnt haben, wie einige Ergebnisse zeigen. Ab 1798 mußte aber die neuerbaute zentrale Vikariatsschule in Hamm besucht werden.
1909 zweistöckig in Bossendorf
Nach Bau einer Schule in Sickingmühle konnte in der Gemeide Hamm (Marl) aber auch im Jahre 1909 in der Bauerschaft Bossendorf eine öffentliche Schule mit einem Klassenraum und einer darüber liegenden Lehrerwohnung am 14. 10. 1909 eröffnet werden. Das damalige Schulgebäude eines hier neuen Bautyps lag an derselben Stelle wie die später folgende „neue“ Schule nach dem II. Weltkrieg oder dem späteren Vereinshaus. Wegen seiner unpassenden und einzigartigen Zweistöckigkeit in der Gemeinde und seiner exponierten Lage auf dem „Knapp“ überragte es mit der benachbarten Windmühle die gesamte Umgebung. Die Toiletten lagen bis zur Schließung der Schule außerhalb des Schulgebäudes.
Die Schule in Hamm überwies an sie 89 Kinder. Das war eine Verkürzung des Schulwegs für die kleineren Kinder, den zunächst waren davon die Jahrgänge 1 bis 6 der Kinder aus Bossendorf betroffen, während der 7. und 8. Jahrgang weiterhin die zentral gelegene Schule in Hamm am Puppendahl besuchte.
Schon 1912 mußte der zweite Klassenraum in Betrieb gehen, da die Schülerzahl auf 117 expandiert war. Nachdem sich der Sickingmühler Lehrer Arns bei Kriegsbeginn 1914 zu den Fahnen gemeldet hatte und damit für den Schuldienst ausgefallen war, eilte auch der gerade erst 1913 zum Schulvorstand berufene Bossendorfer Lehrer Vollmer zu den Fahnen und fiel im Jahre 1916 auf dem Schlachtfeld.