Schlesisches Namenbuch/113

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Von der Wohlhabenheit der Mühlenbetriebe zeugt auch der Umstand, daß sie sich Buchführer halten konnten: Peter Raster gen. Mölschriber 1420 Breslau. Da die Mühlen selber nach Lage, Sonderart oder Besitzer genannt wurden, ergaben sich Bezeichnungen wie Mortmolner, Plankenmolner, Scherfmolner, Statmolner, Newmolner usw., die teilweise zu Familiennamen wurden. Vgl. das Verzeichnis der Liegnitzer Mühlen in Bitschens Geschoßbuch v. J. 1451). - Belege: Peter molner 1339/48 Liegnitz; Nicclos Badeschild der molner 1388 Liegnitz; Menlyn der molner 1386 Liegnitz (wohl = Nitsche Menlyn, erwirbt Anteil an der mortmöl 1383); Hensil d. m. in der plankenmöl 1386 Liegnitz; der molner in der Jostmöl 1388 Liegnitz; Nicchos m. in der statmöl 1384 Liegnitz; Vgl. auch Nitsche Jocob ... des herczogen molner 1389 Liegnitz. Vererbung des Berufs: Nickel Wyse der m., Sohn: Nicclos molner 1388 Liegnitz, zus. genannt mit Nicclos m., Sohn des Hentschil m. Familienname: Hensil mölner (der) ölsleher 1380 Liegnitz; Nicol. Steinmölner carnifex 1380 Breslau; Hensil Gassenmölner 1372 Liegnitz; Hannos mölner tabernator 1371 Breslau.


Neldner (Liegnitz Öls), Nellner (Schweidnitz). entrundet aus Nöldner (Schweidnitz).

Altschlesisch ohne Umlaut: noldener, Mundartform von mhd. naldener = nadeler „Nadelmacher“; ll = ld wie in Gellner neben Geldner (= Göldner). Vgl. Bahlow, Studien S. 138. - Belege: Ula der noldener 1389 Liegnitz; Peter muldener noldener 1385 Breslau; Familienname Noldener: Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 131). Petir Noldener 1372 Liegnitz, zus. mit Nickel Noldenvesser (Hersteller von Nadelbüchsen, vgl. in Alt-Breslau: Familienname Noldinvessil u. Noldinvesschin, Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 131). Familienname Nolde in Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 131). Thomas heer ein Noldner 1566 Liegnitz = Th. höer ein nadler 1569 ebd.; Donat Eger noldener 1558 Görlitz.


Peucker(t) (Liegnitz [17] Görlitz [13] Sagan [4] Öls [5] Ratibor Oppeln), entrundet Pei(c)kert (Ratibor [11] Neisse Görlitz [3] Liegnitz [2]).

Umgelautet (mit sekundärem t) u. diphthongiert aus mhd. pukaere, „Paukenschläger, Trommler“. Die Pauker gehörten mit den Pfeifern und Fiedlern zur Zunft der Spielleute, der Stadtmusiker. - Belege: Nickil pwker der stocmeister 1346 Breslau; Hensil pewker 1380 Liegnitz; Michel Peucker 1513 Görlitz. Seltsamerweise gibt es auch ein Dorf Peucker, Kr. Habelschwerdt, und ein Dorf Peuke, Kr. Öls (alt Pewke, Peyke); ob hier der slaw. Taufname Bojslav mit der Kurz- od. Koseform Boyko, Poyko hineinspielt, bleibe dahingestellt. Vgl. Peukendorf (Boikendorf) i. Thüringen.


Pfeiffer (Görlitz [55] Liegnitz [20] Sagan [8] Öls [9] Neustadt [5] Ratibor [10] Oppeln [9]).

Zur Erklärung vgl. Peucker(t)! - Belege: Petir pfyfer... Meyenwaldis des pfyferis eydem 1387 Liegnitz; Hokenburn der phifer 1405 Görlitz; Nickel pfyfer 1372 Liegnitz; Vincent Schön, Stadtpfeifer in Görlitz = V. Pfeiffer (N.-Laus. Mag. 112, S. 117).


Pfender (Görlitz Hirschberg), Pfänder (Grünberg [6] Breslau), Fender (Schweidnitz).

Ein obrigkeitlicher Beamter, der den Gläubigern zu ihrem Recht verhalf, indem er durch Gerichtsdiener von den Schuldnern Pfänder einziehen ließ, und diese nach einer bestimmten Frist zu verkaufen berechtigt war. Als Verdienst standen ihm z. B. in Nürnberg 2 Heller pro Pfand zu. Vgl. Bahlow, Studien S. 153. Belege: Hensil pfender 1385 Liegnitz; Hanns der pfender 1456 Tschechnitz (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4,162); Anthonius der pfender 1546 Liegnitz.


Renner (Liegnitz [34] Görlitz [26] Sagan [6] Oppeln [5]), Rinnert (Grünberg [11]).

Mhd. rennaere ist der Reitknecht, der reitende Bote. Zur Erläuterung einige Belege aus Görlitz: den knechten und den rinnern, die mit den weppnern geritten haben... und gleven (Lanzen) geführt haben (a. 1399). Ferner: der stat diner gemeinlichen mit andern zulauffenden rinnern unde marstellern in den herfarten zu nuwem gewande 10 sch. 3 gr. (a. 1419); renner 1369 Liegnitz; Konrad Rennert 1328 Schweidnitz; Ysac renner, rinner, ein Jude 1409 Görlitz; Cristof Renner 1595 Görlitz.