Schlesisches Namenbuch/024
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zweiten Silbe!), polemisiert Gburek, und die Hübener, an die Einteilung der Ackerflur in Hufen erinnernd. Im Gebirgsschlesischen erinnert der Exner (Öchsner) als mit Ochsen pflügender Bauer an seine süddeutsche Herkunft. Auf Hilfsarbeiten beim Bauern waren angewiesen der Gärtner und der Heusler, denn sie besaßen nur Häuschen und Garten. Der Tagelöhner, der zur Miete wohnt, lebt in Mittmann fort, der Saisonarbeiter in Drescher, der Hirte in Schafhirt und Ziegert (dem Ziegenhirt). – Für den Vorsteher der Dorfgemeinde, der zugleich das Richteramt innehatte, ist neben allg. schles. Scholz (mhd. schultheiß) landschaftlich Richter verbreitet: Südoberschlesien, Nordmähren, Lausitz, Sachsen, – man denke an Ludwig Richter und Jean Paul (Friedrich Richter). Inhaber eines Lehngutes, besonders in der Lausitz, war der Lehmann, Verwalter eines Landgutes der Hoffmann (nächst Scholz und Müller der häufigste Berufsname in Schlesien), dem im Westen und Süden der Meyer (Maier) entspricht. Der Name Müller hat (ähnlich wie Schmidt) durch das Aufkommen städtischer Mühlen starken Zuwachs erhalten (siehe unten). Dem Kretschmer, dem Dorfgastwirt, begegnen wir bald auch als städtischem Neubürger: Nitsche schuworcht der kretschemer gewest ist czum Neuwendorff (1387 Liegnitz). Seltener ist der deutsche Ausdruck Wirth, während das norddeutsche Synonym Krüger, der Krugwirt, aus der Niederlausitz und der Mark in die Grünberger und Saganer Gegend herüberreicht.
Der Kretschmer – in Alt-Breslau sind um 1375 rund 50 bezeugt – leitet zu den städtischen Gewerben über. Mit ihm vertreten Breuer und Melzer das schlesische Braugewerbe, dem der Höpfner (Heppner) als Hopfenbauer oder -händler sein Erzeugnis ins Hopfenhaus lieferte; auch mit Hoppe und Hopfstock ist er gemeint. Die Bier- und Weinfässer (bütten) lieferte der Büttner (entrundet Bittner, so entlang der böhmischen Grenze). Ergiebige Tonvorkommen waren schon früh der Töpferei förderlich, wovon noch heute die Bunzlauer Tonwaren und Topfmärkte zeugen; der md. Töpfer oder Tepper (daher zerteppern = zerschlagen) hat den obd. Hafner nicht aufkommen lassen, in Böhmen sogar nach Süden zurückgedrängt. Es würde den Rahmen dieser Übersicht sprengen, wollte man auch alle bürgerlichen Familiennamen dieser Art systematisch zu einer Gesamtschau mittelalterlichen Gewerbelebens gruppieren; sind es doch ihrer noch über hundert. Auch würden trotzdem noch zahlreiche Spezialgewerbe fehlen (wie noldenvesseler = Drechsler von Nadelbüchsen), die mit den Wandlungen des Wirtschaftslebens verschwunden sind, aber anschauliche Zeugen der weitgehenden Arbeitsteilung wären, ganz zu schweigen von den „mittelbaren“ Berufsnamen oder Berufsübernamen (auch in Satzform), die dem Bilde erst recht Farbe und Plastik verleihen würden. Darum nur ein paar Streiflichter auf die kulturellen Verhältnisse jener Zeit.
Begegnen wir dem Trippmacher oder Trippner, so tauchen vor uns die ungepflasterten Straßen auf, die oft nur mit hölzernen Stelzschuhen (trippen) passierbar waren; feste Straßendecken (brücken) und Steinwege, für die der Brückner oder Steinbesetzer zu sorgen hatte, waren selten (in Breslau noch bis in die Gegenwart Schuh- und Schmiedebrücke). Auch Dachziegel kannte man nur bei öffentlichen Gebäuden und Patrizierhäusern; der Schindler war also wegen der hölzernen Schindeln noch unentbehrlich. Das gleiche gilt von Ziegelbauten; das Normale waren Fachwerkhäuser aus Lehm, wovon der Leymvürer und der (heute obd.) Kleiber zeugen, während die Arbeit in der Ziegelei anschaulich wird durch Czigelstricher und Czigelczeler, heute nur noch Ziegler und Zähler! Auch die Seltenheit des Gläser erinnert an die Frühzeit des Glases und die in Privathäusern noch wenig gebräuchlichen Glasfenster.