Karkeln

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Wappen der Elchniederung

K a r k e l n

Fischereiort am Kurischen Haff
Kreis Elchniederung, O s t p r e u ß e n
__________________________________________________

Am südlichen Ufer des Karkel-Flusses in Karkeln


Hierarchie
Diese Seite gehört zum Portal Elchniederung


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Ein Fischerhaus in Karkeln am Kurischen Haff
Karkeln am Karkel-Strom

Einleitung

Karkeln,die Wagenfähre über den Karkel-Strom [1]

Karkeln, Kreis Heydekrug, später (um 1921) Kreis Elchniederung, Ostpreußen.
Karkeln (russ. Mysovka / Мысовка) war mit 25 grossen und 30 kleinen Betrieben der bedeutendste Fischereiort am Kurischen Haff. Die Ortschaft liegt an der Mündung des Karkel-Stroms in das Kurische Haff und war Endstation der Niederungsbahn.

Name

Ansichtskarte von Karkeln [2]

Andere Namen und Schreibweisen

Namensdeutung

Der Name weist auf Weidenbäume.

  • prußisch „karklas, karkls, karklis“ = Wasserweide

Allgemeine Information

Ansichtskarte von Karkeln
  • 1719: Karkel, ein cöllmisches Dorf und Krüge im Cammerambte Russe gelegen, hat nachstehende Besitzer: die verwittwete Pfarrerin Sperber (deren Huben werden "Graasten" genannt), Jacob Schultz (ein Krug), Reichard Schornig (ein Krug). Christian Kosling (ein Krug). Quelle:[8]
  • Karkeln war ein 1785 meliertes Dorf, 1919 Landgemeinde[9]
  • Es lag am Ausfluss der Karkel in das Kurische Haff, 21 km Luftlinie von Heydekrug entfernt.
  • Fischerdorf mit Kirche, am Ostufer des Kurischen Haff, 18 km westlich von Kuckerneese, mit Försterei und Bahnstation, gegründet vor 1540, 1939: 885 Einwohner[10]

Angrenzende Orte

An das Fischerdorf Karkel angrenzende Orte
Im Osten: mit Chatul Landt
Im Süden: mit Chatul Landt
Im Westen: mit dem Curischen Haffe
Im Norden: mit Chatul Landt

Quelle:[11]

Politische Einteilung

1785 gehörte Karkeln zum Amt Russ.[12]
1885[13] und 1905[14] gehörte Karkeln zum Amtsbezirk Karkeln.
1939 gehörte der Ort Parungaln zur Gemeinde Karkeln.[15]

Försterei Karkeln

Zur Oberförsterei Ibenhorst gehörig
Post: Karkeln
Ringhardt, königl. Hegemeister [16]

Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit

Die ev. Pfarrkirche in Karkeln

Evangelische Kirche

Kirchengebäude

Die erste Kirche in Karkeln wurde 1680 aus Holz und Lehm gebaut und mit einem Rohrdach versehen. Als diese Kirche niederbrannte, wurde 1760 ein Gotteshaus aus Stein errichtet. Karkelner Fischer und Wirte holten die Steine von einer verfallenen Burg aus der Ordensritterzeit an der „Windenburger Ecke" - im Winter mit Schlitten, im Sommer mit Kähnen. Sogar ein Teil der Kirchenkanzel wurde gerettet und fand in der neuen Karkelner Kirche Platz, die 1772 eingeweiht wurde.

1900 ist die Kirche durch den Anbau eines Altarraumes und eines Glockenturmes erweitert worden. Weithin grüßte noch der Glockenturm, als die Zivilbevölkerung am 13. Oktober 1944 Karkeln verlassen mußte. Heute steht an dieser Stelle ein Volkshaus, und der Friedhof ist eingeebnet.

Bürgermeister Michael Mainus aus Karkeln schreibt in Band I „Der Kreis Elchniederung": „Am 20. Januar 1945 verließen Wehrmacht und Volkssturm Karkeln. Die Pioniere brachten die im Ort lagernden Wasserminen zur Explosion, wobei unser schönes Dorf schrecklich verwüstet wurde, indem 25 Wohnhäuser abbrannten und die anderen schwer beschädigt wurden." [17]

Beschreibung der Kirche aus dem Jahr 1895

Altar und Kanzel von 1673
Holzkronleuchter von 1857

Anfangs war die Kirche eine Tochterkirche von Ruß, 1644 wurde Karkeln von Ruß losgelöst und wurde eigenständiges Kirchspiel. Seit 1711 war Karkeln mit Schakuhnen als Mater vereinigt.

"Die ev. Pfarrkirche, königl. Patronats, ist ein Bau aus Granitsteinen, mit vier Strebepfeilern an den Ecken und ohne Turm, welcher schon 1799 abgetragen werden mußte. Je drei Fensterachsen im Stichbogen. Wetterfahne um 1772 auf der Westseite. Decke flach von Brettern. Altar und Kanzel von 1673 sind vereint, doch nicht mehr in ursprünglicher Anlage. Die beiden gewundenen, korinthischen Säulen, welche jetzt die Holzgestalten des Apostel Petrus r. und Paulus l. tragen, haben jedenfalls höher gestanden und das Gebälk über der Kanzel getragen, dann folgte wohl eine ähnliche Säulenstellung darüber; vgl. die Kanzel zu Nemmersdorf, welche auch im Rankenwerk dieser Kanzel sehr ähnlich ist.

L. unten steht eine Holzstatuette der Mutter Gottes mit dem Kinde, r. vermutlich die des Heilandes. Die Umänderung hat vermutlich 1772 stattgefunden: hinten an der Kanzel steht: Mahler Rohde hir gearbeit an den Altar.

Ein geschnitzter Holzengel hängt vor dem Altar von der Decke. Außer einem Kronleuchter von Glas ist ein origineller Kronleuchter von Holz vom J. 1857. An Altargeräten wäre zu nennen ein glatter Kelch, innen vergoldet: Der Karckelschen Kirchen 1688. Königsberger Arbeit. Jahresbuchstabe B, vom Meister MB/ ßs (?) - Großer Kelch; Tilsiter Arbeit, P.K." [18]

Zugehörige Ortschaften

Zum Kirchspiel Karkeln gehörten 1912 folgende Ortschaften:

Kirchspielgrenze in der Witzleben Kreiskarte Heidekrug 1846 [19]
Ortsplan von Karkeln

Kirchenbücher

Mündung des Karkel-Stroms in das Kurische Haff
Die Fischräucherei in Karkeln-Süd


Verfilmungen sind bei den "Mormonen" vorhanden.

  • Taufen: 1702-1710, 1754-1766, 1767-1803, 1804-1829, 1829-1874
  • Heiraten: 1687-1710, 1754-1766, 1834-1874
  • Sterbefälle: 1696-1710, 1754-1766, 1767-1803, 1804-1829, 1829-1875
  • Statistiken 1767-1788


Eine vollständige Abschrift sämtlicher Kirchenbücher des Kirchspiels Karkeln findet sich bei http://www.maryke-bruiszate.de/#kark
Teilweise finden sich auch die Eintragungen in den Kirchenbücher von Kallningken und Schakuhnen

Als Sekundärquellen gibt es Tabellen der Konfirmanden in den Kirchenvisitationberichte, die auf das Portal www.epaveldas.lt digitalisiert sind.

"Seelenregister sämtlicher Kinder aus der Kirchschulsozietät Karkeln, welche noch nicht confirmiert sind", ausgefertigt von dem Präcentor J.H. Lehmann, 1841. [[1]] Das Register enthält die Namen der Kinder aus den Dörfern Karkeln, Augsteglien, Eisenberg, Parungalen, Tramischen, Akminge und Grasten.

Friedhof

Der Friedhof von Karkeln lag an der Kirche (siehe unten im Messtischblatt).

Katholische Kirche

Die katholische Kirche (für alle Orte, die im evangelischen Kirchspiel Karkeln lagen) war Schillgallen (Kr.Heydekrug).
Die Ausarbeitung dieser Kirchenbücher von Herrn Peuster finden sie hier


Standesamt

  • 1874 gehörte Karkeln zum Standesamt Tramischen. Ab 1875 wurde aus dem Standesamt Tramischen das Standesamt Karkeln.
  • Zum Standesamt Karkeln gehörten 1885 folgende Ortschaften:

Ackelningken, Antonischken, Augsteglienen, Baltschin, Derwehlischken, Eglesgirren, Eisenberg, Graschten, Kallningken), Karkeln, Karschen, Kuppern, Lukischken, Pallujehl, Parungalen, Peterischken, Pustutten, Tramischen, Wirballen (Kr.Heydekrug), Wirschup et Lujehl und Wittken[20]

  • Zum Standesamt Karkeln gehörten 1905 (viele Orte wurden inzwischen eingemeindet):

Ackelningken, Derwehlischken, Kallningken, Karkeln, Lukischken, Parungaln, Pustutten, Tramischen, Wirballen (Kr.Heydekrug) und Wittken[21]


Eine vollständige Abschrift der Register des Standesamts Karkeln findet sich bei http://www.maryke-bruiszate.de/#kark

Geschichte

Ein Salzburger Haus in der Elchniederung
  • Der älteste Krugort ist hier, von Ruß abgesehen, Karkel. So heißt dieses Dorf in in allen Urkunden und auch noch in Goldbeck's Topographie 1785 und Rhesa's Presbyterorolgie 1834; ... Hiernun bestand ein Krug bereits 1548 geraume Zeit, da in diesem Jahre der Inhaber ihn nebst Wiesen seinem Adoptivsohne vermachte, dessen Sohn dann 15. Febr. 1595 endlich eine Verschreibung zu kölm. Rechten erhielt. Unterdessen hatte auch Fischmeister Hans Otto einen kölm. Krug in Karkel verliehen erhalten, und 28. Septbr. 1656 erhielt Kersten Otto, da angeblich die anderen beiden Krüge ganz verfallen und zur Aufnahme von Reisenden ungeeignet waren, die Erlaubnis zur Erbauung eines dritten Kruges zu kölm. Rechten auf zwei unbesetzten Bauergründen nebst "Krautgärtlein" und wenigen Wiesen, sowie die Fischerei im Winkel genannt die Rügel, doch nur zur Tisches Nothdurft und zu Bewirthung der Gäste. ... Einer der Krüge gehörte später Friedrich Ehrenteich v. Goetzen, ein anderer Martin Schorningk jun., dann der verwittweten Frau Pfarrer Anna Dorothea Boenke, geb. Schornick, die ihn ... 1721 an Gabriel Engel verkaufte, der dritte Krug 1684 Chrn. Löthöfels Erben. ...[22]
  • Auf dringende Vorstellungen der Dorfschaft Karkel, daß sie im Frühjahr und Herbst bei Eisgang und großem Sturm nicht nach Ruß zum Gottesdienst kommen könne, fand die Königsberger Regierung für nöthig, daß dort ein Kirchlein oder "facellum" (Kapelle) gebaut werde, ebenso eine Schule nebst Stübchen und Kammer zum Aufenthalt für den Pfarrer, wenn er von Ruß herüberkomme. Das Bauholz sollte den Karklern geliefert, die Baukosten sollten von ihnen selbst getragen und zusammengelegt werden. Der Pfarrer von Ruß sollte jeden dritten Sonntag nach Karkel kommen, um zu predigen, zu taufen, das Abendmahl zu reichen, auch vierteljährlich einmal die Jugend zu "verhören", d. h. ihre Religionskenntnisse zu prüfen. ...
    Über die Beschaffenheit der ersten Karkler Kirche widersprechen sich die Angaben. Urkundlich (siehe oben) war den Karklern die Lieferung freien Bauholzes zugesichert, und man sollte daher annehmen, daß die Kirche aus Holz gewesen sei; Boetticher gibt 1895 (pg. 65) an, sie sei aus Weidengeflecht und Lehm erbaut gewesen, was sehr unwahrscheinlich klingt, Gregor endlich sagt (Gemeindebote für Ruß, Novbr. 1911) aufgrund eines Visitationsberichts von 1644 im Staats-Archiv zu Königsberg, der also unbedingt glaubwürdig ist, daß "die Hälfte massiv und mit Ziegeln gedeckt war, die andere Hälfte wurde, als das Geld ausging, eilig aus altem, schwarzen, verräuchertem Holze gebaut und mit Rohr gedeckt. Eine Dielung war gar nicht darin, als Altar diente ein alter Tisch, und die Kirchenthür, die von einer alten szamaitisch-polnischen Kirche erbettelt war, paßte und schloß nicht". Die Schule war ohne Schornstein und hatte nur eine Stube. Diese älteste Kirche brannte 1670 ab, und nun wurde eine bessere von Holz errichtet, deren Altar und Kanzel von 1678 sich noch in der heutigen, 1768-1771 von aus dem Haff gehobenen Granitsteinen erbauten, befinden und der 1688 (von einer Frau Lölhöffel) ein glatter silberner, innen vergoldeter Kelch nebst Patena gestiftet wurde.[23]
  • Hier findet man noch weiteres Interessante zur Geschichte von Karkeln: [2] [3]

Ortsbeschreibung

Ein altes Fischerhaus in Karkeln
Alte Ansichtskarte von Karkeln

Lage, Größe

Im Volksmund nannte man Karkeln „das Kurische Venedig". Etwa 900 Einwohner zählte der Ort, die überwiegend vom Fischfang, der Landwirtschaft, vom Handel, Gewerbe und Handwerk lebten. Der Karkelstrom, der aus dem Labb und Graßderfluß entstanden ist, war wasserreich, tief und mündete ins Kurische Haff. Zu beiden Seiten des Stromes standen die Häuser, davor die im Sommer üppig blühenden Blumengärten. Die erhöhte Dorfstraße, gleichzeitig als Schutzdamm gebaut, bewahrte die Häuser und Gärten im Frühjahr und Herbst vor Hochwasser. Das Vorland am Strom (es wurde „Damm" genannt) war am Ufer mit Faschinengeflecht und Eichenpfählen befestigt. Dort ankerten die vielen Fischerkähne des Ortes, deren holzgeschnitzte Kurenwimpel am hohen Mast das Karkelner Emblem zeigten: zwei weiße Rechtecke auf rotem Grund.

Auf den Dämmen standen „Ricken" (hohe, lange Pfahlgestelle), auf welchen die Fischer ihre Netze nach dem Fang zum Trocknen und Ausbessern aufzogen. Nach der Heuernte wurden aus Platzmangel in Stall und Scheune viele hohe Heuhaufen auf das Vorland gesetzt.

Karkeln bestand aus zwei Ortsteilen, Karkeln-Nord und Karkeln-Süd, die durch eine Wagenfähre miteinander verbunden waren. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Damm. Die Eindeichung der Gemeinde Karkeln erfolgte in den Jahren 1905/06. Die eingedeichte Fläche von Karkeln/Süd betrug etwa 500 ha und die von Karkeln/Nord 250 ha. Mit der Eindeichung blieb auch die Überflutung der Ländereien aus, und der Getreideanbau sowie die Viehhaltung wurden rentabel. Die Gemeinde Karkeln grenzte auf einer Lnge von fast 25 km an das Kurische Haff und hatte eine nutzbare Gesamtfläche von rund 2.000 ha.

Gemeindeleben

Die Schule in Karkeln

An jedem Freitag war in Karkeln Wochenmarkt, zu dem sich auch viele Nehrungsfischer einfanden. Die Karkelner Geschäfte hatten einen guten Absatz. Für die Herstellung ihres ausgezeichneten „Tilsiter Käse" war die moderne Molkerei in Karkeln besonders bekannt. Die gute Verbindung von Karkeln nach Groß Brittanien mit der Kleinbahn, die 1906 gebaut wurde, später auch mit dem Bus und Lastwagen nach Tilsit und Königsberg, ermöglichten einen schnellen Absatz der Waren, insbesondere der Fische.

In den dreißiger Jahren wurde Karkeln zum Musterdorf ernannt. Durch den Bau der schönen und großzügigen Jugendherberge, die den Namen „Elchniederung" erhielt, fanden viele Feriengäste den Weg in unseren Ort. Durch Fahrlässigkeit brannte die Jugendherberge 1942 nieder.

Die täglichen Dampferfahrten zur Kurischen Nehrung, oft auch mit Schulklassen aus der Umgebung und Tilsit, brachten fröhliches Leben ins Dorf. Der Fremdenverkehr blühte! Ganz besonders beliebt war bei den Einheimischen und Gästen in den Sommermonaten „der Weinberg", eine Badeinsel im Haff, kurz vor der Stromeinfahrt von Karkeln. Sie war umgeben von Rohr, Schilf und Binsen. Mit Motor- und Ruderbooten zog man vorbei an abertausenden von gelben Mummeln und Seerosen. Die dem Haff zugewandte Seite der Insel bot durch größere Sandablagerungen einen herrlichen Badestrand.

Schule

Das erste Schulgebäude in Karkeln wurde aus Riegelwerk und Holz erstellt und beherbergte auch den Pfarrer aus Ruß, der in Karkeln Gottesdienst hielt. 1880 wurde das dreiklassige Schulgebäude in rotem Ziegelbau am Kirchendamm in Karkeln-Süd gebaut, welches auch Platz für drei Lehrerwohnungen bot (die Schule ist auch heute noch in einem gutem Zustand und wird als Kindergarten genutzt). [24]

Bahnhof

Der ehemalige Bahnhof von Karkeln, 1995

1911 hat Karkeln einen Bahnanschluß bekommen.
Die Elchniederungsbahn war ein Kleinbahnbetrieb im Landkreis Elchniederung .
Entsprechend dem ursprünglichen Namen des Kreises hieß sie bis 1938 Niederungsbahn.

Das Gebiet des Landkreises Elchniederung erstreckte sich im Mündungsdelta des Memelflusses vom westlichen Stadtrand Tilsits bis zum Kurischen Haff. Nach dem Ersten Weltkrieg war auch noch der auf dem linken Flussufer liegende Teil des Kreises Heydekrug hinzugekommen. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz war erst 1891 durch die Staatsbahnstrecke TilsitLabiau Königsberg erfolgt, an der auch die Kreisstadt Heinrichswalde lag.

Danach erhielt das Land bis zum Haff einen Schienenweg durch die Niederungsbahn. Die Insterburger Kleinbahn-AG nahm den ersten Abschnitt am 7. Juli 1902 in Betrieb; er begann am Bahnhof der Ortschaft Groß Brittanien und führte in nordwestlicher Richtung über Budelischken (Hoheneiche) zu dem früheren Sitz des Landratsamtes in Kaukehmen (später: Kuckerneese) mit 2.200 Einwohnern. Erst im Februar 1911 erreichte die 37 Kilometer lange Bahn das Haff bei dem Ort Karkeln; im selben Jahr wurde am 20. November eine Zweigbahn von Budelischken nach Seckenburg (17 km) eröffnet. Damit war das in der Schmalspur von 750 mm angelegte Kleinbahnnetz insgesamt 53 Kilometer lang. * Der Streckenverlauf der Elchniederungsbahn wird hier beschrieben.


Bewohner.png Bewohner

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Karkeln, der Fischer Richard Dangeleit auf dem Kurischen Haff [25]

Heutige Situation

Landschaft in der Elchniederung
Spendable Touristin in Karkeln
Karkeln, das Brotauto ist gekommen

Von Bernhard Waldmann

Erster Besuch

Am 28. August 1993 bin ich mit einer Reisegruppe zum ersten Mal in das Fischerdorf Karkeln gefahren. Mit von der Partie waren meine 82jährige Tante, meine Schwester, meine Cousine und ein Freund. Nur die Tante kannte Ostpreußen aus der Vorkriegszeit. Wir waren voller Spannung, wie das oft beschriebene Land zwischen Wiesen, Weiden, Dämmen, Haffufer und den Mündungsarmen der Memel heute aussieht.

Damals gab es in der Oblast noch keine Grenzsperrbezirke, man konnte sich frei bewegen, wie man wollte. Für alle aus unserer Gruppe war es die erste Besuchsreise in das Königsberger Gebiet. Den ersten Schock hatten wir bereits in Preußisch Eylau erlebt. Nach einer Übernachtung in Allenstein und der Fahrt durch das tütelig aufgeräumte polnische Ostpreußen, wurde es im Bus ganz still, als wir nach Bagrationovsk hineinfuhren. So verkommen hatten wir uns “unser” Ostpreußen nicht vorgestellt. Dazu regnete es auch noch. Auch die Ankunft in Ragnit war ernüchternd. Keiner von uns hatte vorher eine derart ramponierte Stadt gesehen. Die Enttäuschung war groß.

Nach zwei Tagen hatten wir uns ein wenig an den Anblick des allgegenwärtigen Verfalls gewöhnt und die Freundlichkeit der Menschen trug zur Besserung der Stimmungslage bei. Auf der Ausflugsfahrt in die Elchniederung waren wir wieder frohgemut und guter Dinge. Zuerst Kaukehmen. Das gewohnte Bild: bröckelnder Putz, leere Fensterhöhlen, mitten im Ort Wildwuchs von Büschen und Gestrüpp. Geschäfte konnten wir keine erkennen, trotzdem, am Straßenrand: Hausfrauen mit Einkaufstaschen.

Hinter Kaukehmen, meist Brachland, nur wenige bestellte Felder, viele Schwalben. Auf weite Strecken kann man immer noch direkt neben der Straße nach so langer Zeit den Verlauf der ehemaligen Kleinbahntrasse erkennen. Kurz vor Karkeln kommen wir in Trammen an den großen Gebäuden des Elektrizitätswerks vorbei, das die sieben Schöpfwerke rund um Karkeln einst mit Strom versorgte. Unsere russische Reiseleiterin ist eine bildhübsche und liebenswerte junge Frau. Sie erklärt uns alles.

Dann Einfahrt nach Karkeln. Gleich rechts der Bahnhof. Er ist bewohnt. Das Dorf macht einen freundlichen Eindruck. Vor dem Damm über den Karkel-Strom hält unser Bus. Wir steigen aus und sind sofort von Kindern umringt, lauter goldige Dreckspatzen. Wir spazieren auf der Südseite des Flusses an Holzhäusern vorbei zur Fischräucherei und werden dort schon erwartet. Die Fischer reichen uns geräucherte Aale und Flundern - und das zum Frühstück. Köstlich.

Leider werden wir nicht zum ehemaligen Standort der Kirche auf dem Kirchendamm in Karkeln-Süd gebracht. Dort soll heute ein Volkshaus stehen. Auch vom Friedhof gleich nebenan sollen noch Reste vorhanden sein. Ich wäre gern über den Karkel-Damm in den nördlichen Teil des Ortes gelaufen. Aber es bleibt keine Zeit. Wir wollen noch weiter nach Peterswalde. Als wir wieder in den Bus einsteigen, ist die trübe Stimmung wie weggeblasen. Ostpreußen-Stimmung hat sich eingestellt.

Zweiter Besuch

Im Sommer 1995 war ich noch einmal in eigener Regie in Karkeln. Vorher mußte ein Berechtigungsschein für die Fahrt in das Grenzsperrgebiet besorgt werden. Den habe ich in Tilsit im Hotel “Tilsiter Hof” für 20,- DM gekauft. Ich war 1995 mit meiner Schwester Hildegard, meinem Bruder Theodor und seiner Frau Rosel unterwegs.

In Heinrichswalde besuchen wir unsere Freundin Edith Knoll. Sie stammt ursprünglich aus Pogegen, lebt aber jetzt in Heinrichswalde. Frau Knoll hat sich sehr für den Erhalt der Heinrichswalder Kirche eingesetzt. Da 1995 immer noch nicht geklärt ist, ob die Kirche zurückgegeben oder der orthodoxen Kirche übereignet wird, ist Frau Knoll dabei, ein altes Backsteingebäude als evangelisches Gemeindezentrum herzurichten. “Erbarmung, was für eine Arbeit.” Der Keller ist voll Wasser gelaufen. Auch die abblätternde Farbe auf dem Ziegelmauerwerk soll entfernt werden. Der Eisenzaun wird gerade gestrichen. Mein Bruder, ein Hoch- und Tiefbauingenieur, berät die gute Frau bei den Instandsetzungsarbeiten.

Vor Karkeln die Straßenkontrolle. Zwei junge Burschen, die sich vermutlich schrecklich gelangweilt haben, treten an unser Auto heran. Einer guckt unseren Berechtigungsschein an und grinst, der andere sagt: “Gjute Fahrt.” Dafür schenke ich ihm eine Schachtel Marlboro. Dann Einfahrt nach Karkeln. Schön. Wieder zuerst der Bahnhof. Wir halten vor dem Damm, wo gerade das Brotauto angekommen ist. Die russischen Hausfrauen stehen Schlange, schwatzen, und beachten uns kaum. Hildegard kauft fuer 40 Pfennig ein Brot, das wie ein Kommißbrot aussieht und ausgezeichnet schmeckt. Am Ufer des Karkel-Flusses jede Menge Gänse. Wie vor zwei Jahren spazieren wir am Fluß entlang zum Anlegesteg. Keine Kinder. Die Fischräucherei wirkt wie ausgestorben. Kein Mensch.

Wir sind vorbereitet und haben einen Picknick-Korb dabei. Wir setzen uns auf den Steg, lassen die Füße über dem Wasser baumeln, verzehren unsere Mahlzeit und schauen auf die Mündung des Karkel-Stroms in das Kurische Haff. Noch nie haben uns Kekse, Limonade und saure Gurken so gut geschmeckt. Dummerweise denken wir nicht daran, zum Standort der ehemaligen Kirche zu fahren. Auch die Wanderung über den Damm nach Karkeln-Nord unterbleibt, weil es so warm ist.
Abschließend würde ich sagen, daß Karkeln zu den Orten gehört, wo noch viel an das alte Ostpreußen erinnert. [26]

Bibliografie

Ortsfamilienbuch

Ortsfamilienbuch Karkeln,

Zeitungsmeldungen

Memeler Dampfboot

Datum Meldung
04.02.1873 Mein bei Karkeln unmittelbar am kurischen Haff gelegenes, mit Kanälen durchzogenes und aus 185 Morgen Preuß. Maaß bestehendes erbfrei und zu keinem Kommunalverbande gehöriges Wiesen-Grundstück, genannt „Wittgirris“, welches durchweg aus zweischnittigen Wiesen besteht und theilweise auch Pferdefutter liefert, bin ich Willens sofort im Ganzen zu verkaufen. Selbstkäufer belieben sich wegen der näheren Bedingungen zu wenden an den Gutsbesitzer Friedrich Kirchnert in Catriningkeiten per Schakuhnen.


Königsberger Hartungschen Zeitung

Datum Schlagwort Meldung
10.10.1912 Auf dem Haff ertrunken Am Freitag wollte der Veteran Nebel von Skirwitell mit seiner Frau in einem Handkahn Kartoffeln zum Markt nach hier bringen. Auf dem Kurischen Haff wurde er von einem Orkan überrascht. Der Kahn kam zum Kentern, die beiden alten Leute konnten sich nicht retten und ertranken. Ihre Leichen wurden Sonnabend geborgen.[27]

Verschiedenes

Fotos zu Karkeln im Bildarchiv Ostpreußen: [4]

Karten

Karkel ist abgebrant auf der Carte des terres devant le Curis H [affe] [de] cote du Memmel, ca. 1670, 1:55 000, Sign. N 11999/50
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Krug zu Karkel auf der Carte des terres devant le Curis H [affe] [de] cote du Memmel, ca. 1670, 1:55 000, Sign. N 11999/50
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz


Karkelln auf der Schroetterkarte (1796-1802) 1:50 000
© Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Siehe oben Karkelln auf der Schroetter Karte 1802, Maßstab 1: 160000
Karkeln im Preußischen Urmesstischblatt 1860
© Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Das lettische Sprachgebiet in Ostpreußen. 1649 heißt es:
"Es halten sich auch ein gut Theil derselben in Preussen auff/ denn dieselben so am Curischen Habe von der Memel und ferner biß fast an Dantzig/ am Wasser wohnen/ sind Letten und gebrauchen sich der Lettischen Sprache"
Karkeln in den Messtischblättern 0793 Skirwiet, 0794 Ruß, 0893 Kallningken und 0894 Stucken (1910-1940)
© Bundesamt für Kartographie und Geodäsie


Weblinks

  • [5] Kurisches Haff
  • [6] Kurische Nehrung
  • [7] Die Kuren
  • [8] Die Prußen
  • [9] Die Sudauer
  • [10] Bildkarte rund um das Kurische Haff, R. Pietsch
  • [11] Schematischer Aufbau der Kurenwimpel (AdM, Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise e.V.)
  • [12] Kurenwimpel
  • [13] Kurische Ortsnamen
  • [14] Kreisgemeinschaft Fischhausen
  • [15] Geschichte Karkeln


Zufallsfunde

Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden. Bitte beim Erfassen der Seite mit den Zufallsfunden ggf. gleich die richtigen Kategorien zuordnen (z.B. über die Vorlage:Hinweis zu Zufallsfund).


Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>KARELNKO05PE</gov>

Quellen

  1. An dieser Stelle befindet sich heute ein Damm (vgl. vorhergehendes Foto).
  2. Auf der Ansichtskarte sieht man die für das Kurische Haff typischen Keitelkähne, Aufnahme 1920er Jahre
  3. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  4. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  5. Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
  6. Toeppen, Dr. M.: Historisch-comparative Geographie von Preussen, Gotha, 1858
  7. GOV: http://gov.genealogy.net/
  8. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Special Protocoll 1719, Buch Nr. 2, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  9. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  10. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  11. Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
  12. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920
  13. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1888
  14. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1908
  15. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
  16. Adressbuch Heydekrug 1912
  17. Ruth Beck-Kelch Kirchspielvertreterin, entnommen aus dem Bildband „Die Kirchengemeinde Karkeln Kreis Elchniederung“ , Seite 386, herausgegeben von der Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.
  18. Bötticher, Adolf: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen, Heft V. Litauen, Königsberg 1895, S. 65
  19. © Martin-Opitz-Bibliothek, Herne, (www.martin-opitz-bibliothek.de)
  20. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1888
  21. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Berlin 1908
  22. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 69
  23. Sembritzki, Johannes u. Bittens, Arthur: Geschichte des Kreises Heydekrug, Memel 1920, S. 73, 75, 76
  24. Ruth Beck-Kelch Kirchspielvertreterin, entnommen aus dem Bildband „Die Kirchengemeinde Karkeln Kreis Elchniederung“, herausgegeben von der Kreisgemeinschaft Elchniederung e.V.
  25. Foto aus der Sammlung von Helli Aumann, vermutl 1930er Jahre
  26. Text: Bernhard Waldmann
  27. Verfasser: * (unbekannt), Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 10.10.1912, Nr. 477, Abend-Ausgabe, S. 10, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz