Herzogtum Lüneburg
Kurfürstentümer, Herzogtümer, Grafschaften, große und kleinen Herrschaften, Erzstifte, Hochstifte, Abteien, Reichsstädte und Reichsdörfer, Reichsfürsten und Reichsritter — unübersehbar verwickelte territorialen Verhältnisse im weit über die heutigen Grenzen Deutschlands ausgreifenden HRR. Sie verwalteten Land und Untertanen durch jeweils entsprechend strukturierte Einrichtungen. Dazu gehörte auch das Herzogtum Oldenburg.
Lüneburg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Lüneburg (Begriffsklärung). |
Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation > Niedersächsischer Reichskreis > Herzogtum Lüneburg
Einleitung
- Herzogtum Lüneburg (Fürstentum).
Früherwähnung
795 wird erstmals der Ort Hliuni ander Ilmenau genannt. Lüneburg ist bei einer Billungerburg auf dem Kalkberg (um 950/1) entstanden und erhielt vermutlich durch Heinrich den Löwen Stadtrecht.
Entwicklungen
1267/9 entband durch Erbieilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg das FürstentumLüneburg, welches seine Residenz bis 1371 in Lüneburg hatte, welches bis 1639 eine einer freien Reichsstadt ähnliche Sonderstellung innerhalb des Fürstentums einnahm.
Das Herzogtum bildete bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ein geschlossenes Herrschaftsgebiet zwischen Elbe, Weser, Altmark und den Hochstiften Hildesheim und Verden aus (Burg Hallermund 1282, Grafschaft Wölpe 1302, Grafschaft Dannenberg 1303, Grafschaft Lüchow 1320, halbe Grafschaft Hallermunt 1366). 1369 erlosch die Linie im Mannesstamm.
Im Lüneburger Erbfolgekrieg konnte sich 1388 die Göttinger Linie des alten Hauses Braunschweig gegen die von Kaiser Karl IV. belehnten Herzöge von Sachsen-Wittenberg durchsetzen, mußte jedoch die Residenz nach Celle verlegen, nachdem die Stadt Lüneburg 137! in einem Aufstand den Herzögen die Burg auf dem Kalkberg entrissen hatte.
1400-1409 war Lüneburg bei der Braunschweiger Haupilinie. 1409/28 entstand durch deren Teilung das mittlere Haus Lüneburg, dem das Fürstentum Lüneburg zugeordnet wurde. Es verlor 1443 einen angefalleneu Teil der Grafschaften Everstein und Homburg als Pfand an das Hochslift Hildesheim. Von den Söhnen Herzog Heinrichs des Mittleren, der 1520 abdankte, begründeten Otto die Nebenlinie Harburg (1527-1642) und Franz die Nebenlinie Gifhorn (bis 1549). während Ernst der Bekenner die Hauptlinie fortführte. Von ihr spaltete sich 1569 unter Ernsts drittem Sohn Heinrich die Nebenlinie Dannenberg ab, die das neue Haus Braunschweig begründete und 1635 das Fürsten-tum Braunschweig-Wolfenbüttel erhielt. Die seit 1569 als neues Haus Lüneburg, welches zum niedersächsischen Reichskreis zählende Fürstentum Lüneburg (-Celle) beherrschende Hauptlinie erwarb 1582 die Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft Diepholz als erledigtes Lehen. 1617 fiel durch Gerichtsentscheid das zunächst von Braunschweig-Wolfenbüttel in Besitz genommene Fürstentum Braunschweig-Grubenhagen an Lüneburg, 1635 (Braunschweig-)Calenberg, 1643 Harburg, das seit 1527 Sitz einer Seitenlinie des mittleren Hauses Lüneburg gewesen war. Hiervon erhielt 1635 die Hauptlinie die Fürstentümer Lüneburg und Calenberg-Göttingen. die Nebenlinie Dannenberg das Fürstentum Wolfenbüttel. 1639 zwang der Landesherr die Stadt Lüneburg zur Aufnahme von Soldaten. Aus dem Reichsfürstentum Calenberg (seit 1636) ging 1692 das Kurfürstentum Hannover hervor.
Das Fürstentum Lüneburg mit einem Umfang von 200 Quadratmeilen endete 1705 mit dem Tode Georg Wilhelms, nach dem es als Folge der Verheiratung der Erbtochter Sophie Dorothea mit dem Neffen Georg des Herzogs mit Hannover vereinigt wurde. 1866 kam Hannover an Preußen. 1946 das preußische Gebiet an Niedersachsen.
Quellen
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
- Wilberg, Max: Regenten Tabellen, Beholz Verlag (1906)
Literatur
- Krieg, M.: Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehem. Fürstentum Lüneburg (1922)
- Büttner F.: Geschichte Niedersachsens (1931)
- Reinecke, W.: Geschichte der Stadt Lüneburg Bd. 1-2 (1933)
- Busch, F.: Biographie der niedersächsischen Geschichte (1938 ff.)
- Schnath, G.: Geschichtlicher Handatlas Niedersachsebs (1939)
- Friedland, K.: Der Kampf der Stadt Lüneburg mit ihrem Landesherrn (1953)
- Franz, G.: Verwaltungsgeschichte des Regierungsbezirks Lüneburg (1955)
- Behr, H.J.: Die Pfandschloßpolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jhdt. (Dissert., Hamburg 1964)
- Arnswaldt, C. von: Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter...(1969)
Digitalisat
- Manecke, Urban Friedrich Christoph: Beschreibungen der Städte, Aemter und adelichen Gerichte im Fürstenthum Lüneburg. Celle 1858.